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Samstag, 11. Dezember 1971 Kitzbüheler Anzeigei Seite 3 Die Barmherzigen Schwestern des Vinzenz von Paul und der Kitzbüheler Kindergarten Kaiserin Carolina spendete vor 100 Jahren 1000 Gulden Aus: Kitzbüheler Seelsorgegeschichte von Monsignore Dr. Johannes Neuhar dt im 4. Band des Stadtbuches. Ein nicht mehr wegzudenkender Mark- stein auf dem Gebiet der karitativen Pfarrarbeit in Kitzbühel wurde 1855 mit der Einführung der Barmherzi- gen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul aus Salzburg gelegt. Am 24. Jän- ner d. J. unterzeichneten Sr. Oberin Ambrosia Preisinger und Superior J. Bittersam den Vertrag mit der Stadt- gemeinde (Bgm. Sebastian Ruedorf- fer), demzufolge ab 6. Feber 1855 die Kongregation der Barmherzigen Schwe- stern den Haus- und Krankendienst im Stadtspital von Kitzbühel übernehmen. Dazu wurden drei Schwestern dorthin entsandt. Als erste Oberin wirkte Sr. Maximilla Dandler. Neben dem Kran- kendienst übernah- men die Barmher- zigen Schwestern auch Unterricht in der Volks- und Ar- beitsschule in Kitz- bühel. Mit Dekret vom 23. Dezember 1887 bewilligte der Landesschulrat von Tirol die Führung einer Privatschule der Schwestern, die jedoch 1890 wieder aufgelassen wurde. Nachdem sich fast 20 Jahre die Barm- herzig. Schwestern im Stadtspital groß- artig bewährt hat- ten, trat 1874 auch die Landgemeinde Kitzbühel an die Provinzvorstehung Die der Schwestern mit der Bitte heran, den Haus- und Kran- kendienst im Armenhaus in Ecking zu übernehmen. Generaloberin Sr. Am- brosia Preisinger und Domscholastikus Superior Augustin Embacher unter- zeichneten am 27. Juli 1874 den dies- bezüglichen Vertrag und betrauten 2 Schwestern mit diesem Dienst. Erste Oberin war Sr. Hipolyta Heugenhau- ser. Nach dem Armenhaus übernah- men die Barmherzigen Schwestern das Altersheim. Seit 16. Oktober 1966 ist die Leitung des Altersheimes (Oberin Viktoria Pilz) mit jener des Kranken- hauses vereint. Dort regiert seit 1965 Sr. Anna Manzl. Das dritte große Projekt, das die Kongregation der Barmherzigen Schwe- stern in Kitzbühel übernahm, war das Waisenhaus „Maria Hilf". Das Haupt- verdienst für das Zustandekommen dieses sozialen Werkes gebührt un- streitig den beiden Ortsgeistlichen Pf r. Karl Klee und Stadtkooperator Josef Schreyer. Beide waren unablässig um die Sicherstellung der Geldmittel für den Bau dieses Vorhabens bemüht. Durch die Vermittlung des k. k. Hof- kaplans und späteren Weihbischofs von Wien, Dr. Gottfried Marschall, der wiederholt seinen Urlaub im Pfarrhof Kitzbühel zubrachte, gelang es Pfarrer Klee, einen Großteil der Kosten des Waisenhauses durch Spenden aus dem Hochadel zu decken. So widmeten schon 1871 Kaiserin Caroline Augusta 1000 Gulden, Erzherzog Franz Carl 200, Erzherzog Albrecht 50 und Erzherzog Ludwig Viktor ebenfalls 50 Gulden. Am 6. März 1872 wurde von Frau Tscholl geb. Aufschnaiter ein Grund- stück, der sogenannte Klosteranger, um 750 Gulden erworben. Dort begann man 1874 mit dem Bau des Waisen- hauses. Dieses konnte Kooperator Schreyer am 2. Oktober 1875 seiner Bestimmung übergeben. Am 18. September bzw. 7. Oktober 1895 wurde zwischen der Kongrega- tion der Barmherzigen Schwestern ei- nerseits und Anna Lindner (Blumen- macherin) und Ursula Landmann geb. Wurzenrainer anderereits ein Vertrag abgeschlossen, demzufolge auf deren Grundstück ein Haus errichtet werden soll, das nach deren Tod als unbe- schränktes Eigentum an die Barmher- zigen Schwestern fallen soll. Die Er- ben sind dafür mit je 800 Gulden zu entschädigen. (Es ist dies das Haus Kirchgasse 5, gegenüber dem Waisen- haus.) Im Waisenhaus selbst (dessen Kinder im Volksmund nach Namen des Mitbegründers Kooperator Schrey- er die „Schreyerkinder" genannt wur- den) wurde 1909 der erste Kindergar- ten errichtet. Die Oberinnen im Waisenhaus: 1875 Sr. Agnes Sinegger, Sr. Berta Koppl, Sr. Eustachia Katerl. - 1922 Sr. Phi- liberta Gratt. In den Jahren 1926 und 1927 konnte das Haus mit einem Ko- stenaufwand von 30.000 Schilling er- weitert werden. - 1929 Fr. Aloisia Schubert, 1932 Sr. Benita Fritz. - Am 15. Dezember 1940 wurde das Haus vom Reichsarbeitsdienst besetzt. Im Mai 1945 wurde für 90 Personen ein Flüchtlingslager er- richtet. - 1951 Sr. Mathilde Drucken- bacher, 1957 Sr. Zu- 1er Consolata, 1958 Sr. Alberta Berch- tenbreiter, 1960 Sr. Consolata Ziller, 1965 Sr. Kostka Fleidl, 1971 Sr. An- gelina Kurz. Kindergartenklasse 1909-10 (die Namen der Kinder rückseitig) Im Herbst 1945 ka- men die Barmher- zigen Schwestern wieder zurück. Als erstes Werk gelang die Wiedereröff- nung des Kinder- gartens. 1946 kam die Nähschule dazu, die von Sr. Waltru- dis Rossi geleitet wurde. Nach und nach zogen die Flüchtlinge aus; da- für zog die Volks- schule ein, bis das Schulhaus bezieh- bar war. Sr. Marie Berger aus Würt- temberg, die am 3. Mai 1945 als Flücht- ling ankam, verblieb hier viele Jahre. Sie war besonders als Kinderpflegerin gesucht. Selbst von den Nachbarge- meinden brachte man Kinder zu ihr. 1953 zog die Volksschule aus und das Haus wurde von Baumeister Josef tJnterberger restauriert. 1962 wurde von der Stadtgemeinde mit einem Aufwand von 500.000 Schil- ling ein Zubau für den Kindergarten errichtet und am 19. September durch den Schwesterndirektor Geistl. Rat K. Suchomel eingeweiht. Es war dies auch ein Ehrentag für die langjährige Leiterin des Kindergartens Sr. ThaCIäa Ebenthaler.. ) Am 1. Oktober 1953 wurde die Haus- haltungsschule eröffnet und das Haus \anläßiich des Marianischen Jahres in
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