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Photo: Emrny Giser, Kameraklub Kitz-.ii:I Bürgermeister Hermann Reisch gratulierte am 27. Dezember 1970 im Heimat- museum Schlossermeister Johann Graswander zur Vollendung seines 90. Le- bensjahres. Samstag, 30. Jänner 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Die ehemalige gewerbliche Fortbil- dungsschule, aus der sich im Laufe der Jahre die heutige Kaufmännische Berufsschule entwickelt hat, wurde im Jahr 1988 errichtet. Das einmalig In- teressante an dieser Tatsache ist aber, daß noch ein Schüler lebt, der damals im Schuljahr 1899 /1900 die neuerrich- tete Schule besucht hat. Es ist dies Schlossermeister Johann Graswander, der vor wenigen Wochen sein 90. Le- bensjahr vollendet hat und in voller körperlicher und geistiger Frische sich noch an vieles und an fast alle seiner Mitschüler erinnert. Es läßt sich heute nicht mehr ein- wandfrei nachweisen, was und wer den eigentlichen Anlaß zur Errichtung der Fortbildungsschule gegeben hat. War es eine Anregung der Lehrmeister, ein Wunsch der Eltern, das Lernbedürfnis der Lehrlinge und Gesellen oder das Vorbild in anderen Städten Tirols? Man kann es nicht sagen. Jedenfalls bestanden in Tirol schon Fortbildungs- schulen: in Innsbruck seit 1853, in Schwaz seit 1870, in Lienz seit 1890 und in Kufstein seit 1891. Der Hauptinitia- tor zur Errichtung der Fortbildungs- schule in Kitzbühel dürfte wohl der In diesen Tagen erhielt unser Jubilar aus Paris eine Glückwunschkarte fol- genden Inhalts: „Lieber Meister Hans! Aus der Kitzbüheler Zeitung, die ich hier jede Woche beziehe, konnte ich mit Freude lesen, daß Dein „80er" ge- feiert wurde. Herzlichen Glückwunsch und sollst noch recht lange leben, das Photo Toni Rotiboher, i:zbüheI damalige Vo1ksshu1direktor und spä- tere Ehrenbürger der Stadt Kitzbühel Franz W a 1 d e gewesen se--n. Jeden- falls hat er, bevor die Schule errichtet worden ist, ein halbes Jahr lang die wünscht Dir von Herzen Dein ehemali- ger Lehrling aus dem Brixental Alber: Taxer". Ueber diese Glückwünsche freite sich Graswander sehr. Albert. Taxer is: der Sohn des bekannten Kitzbitheler Skispringers Hcisl Taxer, Staatsgewerbeschule in Innsbruck be- sucht, um sich dort besonders die Kenntnisse und Fertigkeiten in Geo- metrie und Geometrischen Zeichnen sowie in Projektionslehre und Projek- tionszeichnen anzueignen. Dazu wurde er sogar vom Unterricht an der Volks- schule freigestellt. Dadurch hat er auch die Lehrbefähigung als Lehrer an der Fortbildungsschule erreicht. Seine fachlichen Kenntnisse erwarb er sich durch fleißigen Besuch der ge- werblichen und handwerklichen Be- triebe und Erkundigungen bei allen möglichen Meistern. Das erste Schuljahr der Schule im Jahre 1899/1900 umfaßte in zwei Ab- teilungen 51 Schüler (29 + 22) und nur männliche Lehrlinge und Gesellen. Un- terrichtet wurde in der alten Volks- schule und zwar an folgenden Tagen: Sonntag(!) 9.30-11.30 Uhr Montag 3--7 Uhr abends Dienstag 5-7 Uhr abends Donnerstag 5-7 Uhr abends insgesamt also 8 Stunden pro Woche. Unterrichtsgegenstände waren: Ele- mentares Freihandzeichnen, Geometrie und geometrisches Zeichnen, Geschäfts- aufsätze und Gewerbliches Rechnen. Schulleiter und einziger Lehrer war Direktor Franz Walde. Neben den Lehrlingen, die verpflichtet waren, die Schule zu besuchen, waren aber auch viele Gesellen unter den Schülern, wel- che freiwillig nach ihrer Arbeitszeit die Schule besucht haben. Auch Johann Graswander war damals schon Geselle. Er weiß manch lustige und auch ernste Begebenheit aus dem damaligen Be- rufsschulleben zu erzählen. Die Schule scheint damals einen guten Zuzug ge- habt zu haben, denn es waren auch Schüler aus den Nachbargemeinden da- bei. Unter den Schülern waren folgen- de Berufe vertreten: 10 Maurer, 6 Schlosser, 5 Schneider, 3 Bahnarbeiter, 3 Bergarbeiter, 3 Zuk- kerbäcker, je 2 Müller, Gerber, Wag- ner, Bäcker, Zimmerer, Binder, je ein Schuster, Metzger, Fotograf, Gold- schmied, Schweizer, Tischler und ein Verkäuferlehrling. Sogar 2 Schreiber, heute würde man sagen Bürolehrlinge, waren dabei: 1 Schreiber des k. k. No- tariates und 1 Schreiber des Bergamts. Aber gerade dieses Kunterbunt an Berufen wird das Leben in dieser Schu- le abwechslungsreich und interessant gestaltet haben. Davon kann heute noch Meister Graswander plaudern. K. G. - Einsatzfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr haben Vorrang! Wer diesen Vorrang nicht beachtet und sich mut- willig den Einsatzorten nähert, muß mit einem Strafmandat durch die Ver- waltungsbehörde rechnen! Schlossermeister Johann Graswander Schüler der damals neuerrichteten Gewerblichen FortbildunsschuIe Kit2bti- hei im Schuljahr 1899/1909
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