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Samstag, 30. Jänner 1971 Kitzbüheler Anzeiger seite i Gerhard Resch: Starkes Wachstum *0 wird für die nachste Der 20. Kongreß der AIEST (Inter- nationale Vereinigung wissenschaft- licher Fremdenverkehrsexperten), wel- cher vom 6.-12. September 1970 in Den Haag stattfand, befaßte sich mit den aktuellen Fragen des Kongreß- tourismus. Eine Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse ergab folgen- de Situation: Der Kongreßtourismus hatte in den sechziger Jahren ein starkes Wachs- tum zu verzeichnen, ausgelöst vor al- lem durch folgende Faktoren: Zunahme der internationalen Organi- sationen, der Notwendigkeit nach mehr persönlichen Kontakten und Erfah- rungs- und WissenaiÄ tausch, die Zu- nahme des Fremdenverkehrs und die Fortschritte in der Verkehrstechnik. Die Zahl der internat. Kongresse er- höhte sich von 1758 im Jahre 1959 auf rund 4000 im Jahre 1969. Diese 4000 internat. Kongresse dürften nach Prof. Alkjaer etwa 2 Millionen Teilnehmer angezogen haben, die auf Grund der statistischen Durchschnittswerte zirka 10-12 Millionen Kongreßtage ergeben. Diese Zahl stellt zwar nur 1-2 Pro- zent des Welttourismus dar, das wirt- schaftliche Moment ist jedoch bedeu- tend größer. 70 Prozent aller Internat. Kongresse werden in Europa durchgeführt. Was den Marktanteil einzelner Kongreß- städte anlangt, so erreichen allein 9 Weltstädte einen Anteil von 25 Prozent aller Kongresse. Der Reihenfolge nach der Zahl der internat. Kongresse ge- gliedert sind dies Paris, Genf, London, Brüssel, Straßbourg, Wien, Rom, New York, Mexico City. Insgesamt dürften jedoch die internat. Kongresse in zir- ka 1000 verschiedenen Kongreßorte ab- gehalten werden. Diese zeichnen sich durch eine Reihe spezifischer Stand- ortfaktoren aus: Sitz Internat. Organisationen und multinationaler Firmen, besondere Kongreßeinrichtungen, Hotelkapazität, zentrale, gut erreichbare Lage, Frem- denverkehrsattraktionen. Von besonderem Interesse ist die saisonale Struktur des Kongreß- geschäftes! Diesbezügliche Untersu- chungen haben ergeben, daß der Kon- greßtourismus einen echten Beitrag zur Saisonverlängerung zu leisten in der Lage ist, entfallen doch rund 25 Prozent auf Mai—Juni und weitere rund 28 Prozent auf September—Ok- tober. April, Mai, Juni, September und Oktober zusammen weisen nicht ganz drei Viertel aller Kongreßveranstaltun. gen auf. Zur günstigen Saisonaistruktur ge- sellt sich der hohe wirtschaftliche Nutzeffekt und die Zukunftsträchtig- keit dieser Fremdenverkehrsart. Es Jes Kongreßtourismus Zukunft prognostiziert gibt kaum eine andere Art des Frem- denverkehrs, der Wachstumschancen höher einzuschätzen sind, weil nicht durch die eigentlichen Kongresse, son- dern auch die Firmenmeetings und Trainingszentren von Großunterneh- mungen in Zukunft stark zunehmen werden. Prof. Alkj aer, Kopenhagen, gibt diesbezüglich drei Prognosen, ei- ne mit steigenden, eine mit gleichblei- benden und eine mit fallenden Zu- wachsraten. Danach würde die Zahl der internat. Kongresse bis 1980 auf 32.000 mit 16 Millionen Teilnehmern bzw. auf 19.000 mit 10 Millionen Teil- nehmern bzw. auf ca. 10.000 mit acht Millionen Teilnehmern ansteigen. Auf die wirtschaftliche Bedeutung des Kongreßtourismus wies Dr. Tide- mann, Niederlande, in seinem Referat hin. Die besondere Bedeutung ergäbe sich vor allem aus der Tatsache einer zwei- bis dreifach höheren Tagesaus- gabenrate der Kongreßteilnehmer im Vergleich zu einem normalen Touri- sten. Derzeit kann man mit ca. 750.— bis 1000.— öS täglich rechnen. Ein- schlägige Untersuchungen haben fol- gende Ausgabenstruktur ergeben: 30 Prozent für Unterkunft und Verpfle- gung, 10 Prozent für Hotelessen, 10 Prozent für Auswärtsessen, 10 Prozent für Getränke, 15 Prozent Einkauf in Geschäften, 8 Prozent Transportkosten (ohne An- und Rückreise), 10 Prozent Unterhaltung und 7 Prozent sonstige Ausgaben. Hinter der Kongreßfassade darf man aber auch die Kosten für Kongreßver- anstaltungen nicht vergessen. Es muß unbedingt eine Kosten-Nutzen-Analyse gemacht werden, wobei folgende Punk- te berücksichtigt werden sollen: direkte Kosten (Kosten für die Er- richtung und Unterhalt der Kongreß- anlagen - Zinsen, Afa, Reparaturen - Betriebskosten, Personal, Verwaltung, Raumkosten, Werbeaufwendungen usw.) indirekte Kosten (Kosten für die Infrastruktur, für Verkehrsanlagen usw.) direkte Erträge (Kongreßgebüh- ren, Hotelnächtigungen - Kurtaxen - Transporteinnahmen, Restaurantum- satz, Handelsumsätze) indirekte Erträge (Saisonverlänge- rung, Prestigewert des Ortes, Multipli- katoreffekt der Investitionen). Ueber die Organisation von Kongres- sen sprach der Verkehrsdirektor von Köln Dr. Zankl. Er stellte fest, daß von den verschiedenen Einteilungsmöglich- keiten (nach dem Kongreßthema, nach dem Stil der Veranstaltung und nach dem Einzugsbereich) ist jene nach der Zahl der Teilnehmer organisatorisch die wichtigste. Am interessantesten für die Veranstalter sind Kongresse zwi schen 300 und 500 Teilnehmern, weil sie nicht die ganze Hotelkapazität blockieren und noch überschaubar sind. Dies sind einige Ausschnitte vom 20. Kongreß der AIEST, die für uns in Kitzbühel vielleicht gerade jetzt sehr interessant sind. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß Kitzbühel nicht nur interessiert ist einen Kongreßsaal zu erhalten, sondern zwei Fliegen mit einem Schlag treffen will, nämlich ei- nen Stadtsaal für kulturelle Zwecke und einen Tagungsraum. Daß Kitzbü- hel für Kongresse und Tagungen eine gewisse Ausstrahlung hat, konnte be- reits in den letzten Jahren festgestellt werden. Wir mußten zahlreiche Tagun- gen, Konferenzen und Kongresse ab- sagen, da uns der notwendige große Raum gefehlt hat. Ein Saal mit minde- stens 450 Plätzen wäre notwendig, um unsere diesbezüglichen Erfordernisse befriedigen zu können. Am 25. Jänner fand im Kammer- gebäude eine Aussprache zwischen Ver- tretern der Stadtgemeinde und des Fremdenverkehrsverbandes mit den Vertretern der Kammer unter der Füh- rung des Herrn Präsidenten Menardi statt. Die Wünsche der Stadt Kitzbü- hel wurden vorgebracht. Wir warten auf eine hoffentlich positive Antwort der Kammer der gewerblichen Wirt- schaft in den nächsten Tagen. Zua 700 Jahr Feier Wenn i an meine Heimat denk mei, dös is woi dös größte Gschenk, da habn sich unsere liabn Eltern kenna glernt und b'schlossn daß ma do geborn wem. D Häusl wia dö Gassl kloa doch 's Glück so groß und nit nur dös aloa dö Berg, dö schön und da Wald, da See, dö Leut ja alles halt. Dö Kinder- und Jugendzeit es war halt ois a helle Freid. 'S war freilich a öfta dunkl nit nur in da Nacht im Herz und Gmüat wenn i 's betracht. Doch will i nur ans Schöne denk'n und alle meine gutn Wünsch da Heimat schenk'n. 1 frag nit lang nach Dein Erleb'n und was in de 700 Jahr ois geb'n über a halbs Jahrhundert hielt i treu zu Dia und verlass'n kunt i Di gor nia. So lang i leb in Freud und Leid hab i füa mei Kitzbühel oiwei Zeit. Edi
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