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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 27. Feber 1971 Dekan i. R., Prälat Josef Ritter t Am 5. Feber 1971 ist in seinem Pen- sionistenheim in St. Johann Dekan i. R. Josef R i t t e r nach schwerer Krank- heit im 86. Lebensjahr verschieden. Mit ihm ist eine markante Priesterper- sönlichkeit dahingegangen. Er hat nicht nur in Pfarre und Dekanat St. Johann hohes Ansehen genossen, sondern er- freute sich in der ganzen Diözese als Mensch und Seelsorger einer hohen Wertschätzung. Am 9. Feber wurde er unter großer Anteilnahme der ganzen Bevölkerung in der Dekanegruft der Antoniuskapelle zur letzten Ruhe be- stattet. Seinem Sarge folgten mit Erz- bischof Dr. Macheiner an die 100 Prie- ster, Landtagspräsident i. R. Johann Obermoser und die Bürgermeister des Dekanates. Ritter stammte aus einer kinderrei- chen Bergbauernfamilie in Reith bei Kitzbühel. Den Menschen und der Landschaft seiner Tiroler Heimat blieb er sein ganzes Leben lang herzlich ver- bunden, sie kannten ihn alle, den Lech- ner Sepp, und liebten seine frohe, offe- ne und leutselige Art. Nach dem Stu- dium im Borromäum und im Priester- seminar wurde er 1908 zum Priester geweiht. In den ersten acht Seelsorge- jahren hat er an sieben Orten als Ko- operator oder Pfarrprovisor Dienste getan: Stumm, Alpbach, Thierbach, Mittersill, St. Veit im Pongau und in Kirchbichl. Dekan Ritter hat davon oft erzählt, daß ihm gerade dieser oftmali- ge Wechsel des Arbeitsfeldes eine viel- fältige seelsorgliche Erfahrung einge- bracht hat. Von seinem langen Priesterleben ver- brachte dann Dekan Ritter 22 Jahre als Kooperator und Pfarrer in Kirch- Der Hausbesitzer Toni Rieser, Fiori- anigasse Nr. 4 (diesem Haus widmete Frau Dr. Felmayr im III. Band des Stadtbuches auf Seite 97 und 98 ein eigenes Kapitel) sandte kürzlich an das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien z. H. des Leiters Prof. Richard Pittioni mehrere Fundgegen- stände. Die Bedeutung dieser Funde geht aus dem Brief von Prof. Pittioni vom 3. Feber 1971 hervor, den Herr Rieser unserer Redaktion im Sinne der topographischen Erforschung unserer schönen Heimat freundlicherweise zur Auswertung überlassen hatte. Prof. Pit- tioni schreibt: „Lieber Herr Rieser! Nun habe ich alle Ihre Schätze, zu denen ich Ihnen herzlich gratulieren kann, vor allem zu dem schönen Schmelztiegelrest. Den haben wir eben entsintert, also die ganze Erdauflage und die Erdverkru- biehl und an die 30 Jahre als Pfarrer und Dekan in St. Johann. Vorrang ha:- te bei ihm stets die normale orden:- liche Seelsorge: Der schöne, würdige Gottesdienst; der treue Dienst im Beichtstuhl und auf der Kanzel; der solide. kindertümliche Religionsunter- rieht; die saubere Führung der Kir- chenverwaltung und der Pfarrkanzlei. Sorgsam und gewissenhaft betreute er die Kranken und die Brautleute; ein offenes Herz hatte er stets für die Ju- gend, für die Vereine und Beruss:än- de, für seine priesterhchen 1\tIiftürer, besonders aber für die Kinder, für de er im Unterricht und be: der Scl-iul- vis:tation immer das rechte Wort fand. In besonderer Dankbarkeit verbunden waren ihm die Lehrerschaft der Schu- stung weggenommen, so daß er in sei- ner ganzen Pracht sichtbar wird. Das war gerade in dem Zeitpunkt, da d:e Herren Dr. Widmoser, Brettauer und Wörgötter im Institut waren, sie konn- ten also gleich Ihre schönen Dinge be- sichtigen. Dabei meinte ich, daß der Tiegelbo- den unbedingt in das Museum gehirte, und auch die Schlacken wären dort sehr aut am Platze, da es sich um Kup- fer- und Eisenschlacke von der Hütte bei Schloß Kaps handelt. Un:er dem Scherbenmaterial befin- det sich einiges, was noch dem späten 15. und dem frühen 16. Jahrhundert angeh5rt, die Masse aber ist später, also 17. und vielleicht auch 18. Jahr- hundert. Auch bei den Kachelresten gibt es Stücke aus dem späten 15. und frühen 16. Jahrhundert (jene aus grau- em Ton mit Graphitüberzug), das mei- len und die vielen Kooperatoren, denen er stets ein verständnisvoller priester- licher Freund und Vater sein wollte. In Anerkennung seiner Verdienste erhielt er den Titel eines Konsistorial- rates, eines Ehrendomherrn von Salz- burg und eines päpstlichen Ehrenprä- laten, die Gemeinden St. Johann und Reith ernannten ihn zu ihrem Ehren- bürger, das Land Tirol verlieh ihm das Verdienstkreuz. Um noch einmal zu fragen: Was war es, das Dekan Ritter in solchem Maße die Wertschätzung der Priester und des Volkes eingebracht hat? Es war seine enge und tiefe Volksverbundenheit, sein großes Verständnis für die Nöte und Mühsale, für die Leiden und für die Freuden der Menschen in allen Le- benslagen, sein tolerantes Wesen ge- genüber allen, die fernstehen oder auf dem Wege sind, sein frohes Gemüt, das auch für Scherz, Geselligkeit und ein herzliches Lachen etwas übrig hatte, die Gelassenheit und Ruhe, die von sei- nem ganzen Wesen ausstrahlten, seine Sachlichkeit und vornehme Zurückhal- tung, die sein Urteil und seinen Rat so wertvoll erscheinen ließen, schließlich der tiefe Glaube und die innige Gott- verbundenheit, die sein Priesterbild be- stimmend geprägt haben. Kern und Mittelpunkt seiner Frömmigkeit wa- ren ihm das Meßopfer und der Rosen- kranz, die er über die Maßen liebte und bis in seine letzten Lebenstage nicht lassen wollte. „Wenn ich nicht mehr die Meß lesen kann, dann ist es nichts mehr", so bekannte er noch we- nige Tage vor seinem Heimgang. So hat ihn nun der Hohepriester heimgeholt, um ihn für alle priester- liche Treue zu belohnen. Es war ihm die Gnade verliehen, in körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische bis zum 60jährigen Priesterjubiläum als ste ist aber auch wieder barockzeitlich. Da Sie die einzelnen Fundkomplexe so schön getrennt haben, will ich sie auch wieder in dieser Art verpacken lassen, wenn ich alles noch näher angesehen habe. Eine zeitliche Aufgliederung könnte man ja einmal im Sommer ma- chen, wenn ich wieder nach Jochberg (seinem Ferienaufenthalt seit den drei- ßiger Jahren) komme. Unter den von Ihnen gesammelten Schlacken ist auch ein kleiner Teil Ei- senschlacke (die auch eingemauert wurde), die Hauptmenge aber ist Kup- ferschlacke, die ihrer Struktur nach mit der Kupferschlacke von Jochberg- hütten zu vergleichen ist. Die Eisen- schlacke hingegen dürfte dem 15.-16. Jahrhundert angehören und entspricht durchaus jener, die ich in Jochberg er- graben habe. Ich danke Ihnen sehr, daß ich alle Ihre Funde sehen konnte und freue mich ganz besonders darüber, daß Sie mit so viel Freude alles geborgen ha- ben. Ihr Pittioni" Wieder mittelalterliche Funde in KitzbL)hel
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