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Samstag, 8. April 1972 Kitzbüheler Anzeiger - Seite 3 wägen, auf welchen die geborgenen Gegenstände der „Abbrändler" zu sarn- mein waren. Ursprünglich wurden zur B randbe- ämpfung vornehmlich Handwerks zünfte herangezogen. Noch in der Löschordnung von 1872 waren die Hilfsarbeiter der Siebenerlei Hand- werksinnung und die Knechte der Wir- te und Bräuer verpflichtet, die Spritze Nr. 1 zu bedienen. Zum „Drucken" der Spritze Nr. 2 wurden alle Müller, Bäcker und die Gesellen der übrigen Handwerker verpflichtet. Als „Demolierer" mußten Norbert Patsch und Josef Hochfilzer mit ihren Maurern und Zimmerleuten herhalten. Die Kaminfeger mit ihren Gesellen waren für die Dämpfung der Kaminfeuer zuständig. Am Brandplatz zu erscheinen hatten lt. dieser Feuerlöschordnung von 1872 auch der Stadtkooperator und sämt- liche Aerzte. Bei Tage hatten diese ih- ren Standplatz bei der roten Fahne und bei Nacht bei der roten Laterne einzunehmen. Die Bedienung der neuen Saugspritze war allein den Männern der Freiwilli- gen Feuerwehr vorbehalten! Die Feuerspritzen der alten Zeit wa- ren Hebelpumpwerke mit einfachen Kolben. Sie wurden auch Kastensprit- zen genannt, aus denen der Wasser- strahl mit einem Wendehals gegen den Brandherd gerichtet wurde. Durch die Erfindung der sogenann- ten Schlangenspritze (vom Holländer Van der Heyde, gest. 1712) wurde ein grundlegender Fortschritt in der Brandbekämpfung erzielt. In Kitzbü- hel wurde eine solche Spritze 1730 vom Hofglockengießer Anton Ernst in München, zusammen mit einem 100 Schuh langen ledernen Schlauch erworben. Den Namen gab der Spritze eben dieser lederne Schlauch, der einer Riesenschlange ähnlich war. Der Leder- schlauch war mit einem Stahlrohr aus- gestattet, die Spritze mit Druckhebel und Querstange. Die Kitzbühler „Le- derschlange" war vermutlich bereits mit Schraubverbindungen versehen Diese tragen heute noch, nach dem Land des Erfinders, den Namen „Hol- länder". Knapp vor seinem Tode ge- lang Van der Heyde auch die Erfin- dung des Saugschlauchs. 1883 fand in Kitzbühel eine Kom- mandantenbesprechung statt, bei wel- cher Josef Pirchl zum ersten Lösch- inspektor gewählt wurde. (Das Proto- koll befindet sich nach Angaben von Sepp Grander in St. Johann.) 1887, am 22. Mai, wurde in St. Johann im Rahmen des dortigen zehnjährigen Gründungsfestes (gegründet am 26. Ju- li 1876) der Feuerwehr-Bezirksverband „Kitzbühel-Hopfgarten" gegründet. Zum Bezirkskommandanten wurde Jo- sef Pirchl, Kitzbühel, gewählt. 1888 wurde die bisherige „Turner- Feuerwehr" vom Turnverein getrennt und selbständig. Obmann des Turn- vereins wurde Rudolf Reisch; die Lei- tung der „Freiwilligen Feuerwehr" ver- blieb in den bewährten Händen von Josef Pirchl. Er führte als Komman- dant die Bezeichnung „Feuerwehr- hauptmann". Seine Wahl bedurfte schon damals der Bestätigung durch den Gemeinderat bzw. dem Bürger- meister. Das Jahr 1902 brachte einen großen Aufschwung der Wehre. Mit der Er- richtung der Hochdruckwasserleitung wurde mit der Aufstellung der Hy- dranten begonnen. Im gleichen Jahr wurde auch das Spritzenhaus (hinter dem Rathaus) gebaut. Am 18. September 1910 fand in Kitz- bühel der 24. „deutsch-tirolische Lan- desverbandstag" statt. Im gleichen Jahr erfolgte die Gründung der Feuerwehr- Sanitätsrotte, die 1913 in die Freiwil- lige Rettungsabteilung überging. Das Kommando der Jubelwehre mi Jahre 1872: Feuerwehrhauptmann Josef Pirchl, geboren 17. Dez. 1822, gestorben 26. Juni 1906. - Stellvertreter: Sebastian Stanger (1833-1913), Stellvertreter: Anton Werner (1830-1902). - Schrift- führer: Jos. Traunsteiner (1848-1922). - Kassier: Martin Reinauer (1841--- 1887). - Zeugwart: Adolf Stamer (ge- boren 1853). - Zeugwart: Johann Mantinger (1853-1912). Nach Inkrafttreten des Deutschen Feuerwehrgesetzes 1939 wurde die Frei- willige Feuerwehr in den „Feuerschutz- Hilfspolizeitrupp" umbenannt. - Zum Wehrführer wurde Hans Hechenber- ger, der 1939 zum Kommandanten er- nannt wurde, bestimmt. Die feierliche Vereidigung der Wehrmannschaft fand am 13. Juli 1941 bei der Talstation der Hahnenkammbahn unter dem da- maligen Bgm.-Stv. Peter Sieberer statt. Nach dem Weltkrieg wurden die Freiwilligen Feuerwehren, die Berufs- und Betriebsfeuerwehren zu einer Ar- beitsgemeinschaft zusammengefaßt - und 1948 der Oesterreichische Bundes- Feuerwehrverband gegründet. Nach dem neuen Feuerwehrgesetz sind die Freiwilligen Feuerwehren nicht mehr als Vereine organisiert. Die privat- rechtliche Grundlage wurde beseitigt und durch eine öffentlich-rechtliche Or- ganisationsform ersetzt. Die Freiwilligen Feuerwehren waren innerhalb ihrer Gemeinden, im Hin- blick auf die edlen Ziele und ihr un- eigennütziges und aufopferndes Wir- ken, das sie in Notfällen immer wie- Feuernotruf Tel. 12 2 nur für Kitzbühel Komm. Tel. 25 53 Wohnung 2161 Büro Stellv. Tel. 24 60 Wohnung 29 92 Büro Notruf Gendarmerie Tel. 133 Rettung (Rotes Kreuz) Tel. 144 der unter Beweis stellen konnten, zu großem Ansehen gekommen. Sie ste- hen im Mittelpunkt des gesellschaft- lichen Lebens ihrer Gemeinde und es gibt kaum eine offizielle Veranstal- tung, an der die Feuerwehrmänner in ihren schmucken Uniformen nicht be- teiligt wären. Die Feuerwehrmänner kommen aus allen Berufsschichten. - Die gemeinsame Aufgabe der Hilfs- bereitschaft im Dienste der Nächsten- liebe hebt alle Standesunterschiede auf und die Feuerwehrkameradschaft kann seit jeher, ob im Rahmen früherer Ver- eine oder in der öffentlich-rechtlichen Körperschaft, als ideales Vorbild für die gute Zusammenarbeit gelten. Auch das neue Feuerwehrgesetz ach- tet das Recht der freien Wählbarkeit der Vorgesetzten, das aber durch das Erfordernis der Ausbildung und Eig- nung eingeschränkt ist. Der Jubelfeuerwehr Kitzbühel gel- ten die besten Glückwünsche der Hei- matzeitung! Im Kitzbüheler. Heimatmuseum er- innern folgende Gegenstände an Jo- sef Pirchl (Spende von seiner Tochter Philomena Pirchl): Feuerwehrheim, schwarz mit heller Metallverstärkung und Verzierungen, mit eingebogenem ledernen Nacken- schutz. - Feuerwehraxt, auf Metall Gravierungen von Blumen und Blät- tern, dem Wappen der Pirchl und der Schrift: „18 Gut J P Heil 74"; Stiel aus Holz, schwarz, mit Lederschutz für Schneide und Spitze. - Feuer- wehrgürtel aus grobem Gewebe, rot und schwarz gestreift, zwei Schnallen. Feuerwehr-Signalhorn aus Metall mit roter Schnur, Fabrikationszeichen: „1 Wm Knaust Wien". - Schulterstücke seiner Feuerwehruniform, selberfarbig rot eingefaßt, aus Messing Knopf und Feuerwehrsymbolen und der Ziffer 2. Franz-Joseph-Orden, rotes Tatzenkreuz mit goldener Krone, rundes Mittel- stück, darin „F J", auf der Rückseite „1849", am roten Bande. - Franz- Joseph-Orden, rotes Tatzenkreuz, ohne Krone. - Medaille, darstellend den Kopf von Franz Joseph 1., Kaiser von Oesterreich; Rückseite: „2. December 1873", am schwarz-gelb gestreiften Bande. - Medaille, darstellend den Kopf Kaiser Franz Josephs 1., Rück- seite: „Fortitudini virtuti et perseve- rantiae XXV", am gelben Band. - Medaille Franc. Jos. I. D. G. Imp. Austr. Rückseite „1848-1898 Signum Memo- riae" am roten Bande. - Medaille Franc. Jos. I. D. G. Imp. Austr. Rücks.: „1848 -1898 Signum Memoriae" am weiß-roten Band. - Medaille „Franz - Joseph I. Kaiser von Oesterreich", Rückseite „Meinem treuen Volke von Tirol 1866" am weiß-roten Band. Das 100. Geburtsjahr der Freiwilli- gen Feuerwehr der Stadt Kitzbühel ist gleichzeitig das 150. des Gründers Jo- sef Pirchl.
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