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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 15. April 197 Pockenkrankheit im Nachbarland Jugoslawien bedankte sich Obmann Nothdurfter bei allen Mitgliedern. Der Kassabericht wurde vom Kassier Hans Golser vorgetragen, die Kasse wurde von den Rechnungsprüfern Pe- ter Nöckler und Michael Edenhauser für richtig befunden. Als besonders heißes Eisen galt der Voranschlag zur Erhöhung der Betten- abgabe von derzeit S 1.50 bzw. 5 2.— auf einheitlich S 3.— und die Erhö- hung des Promillesatzes von derzeit 6 + 1 Prozent auf 10 + 1 Prozent. Nach aufklärenden Worten des Obmannes und heftigen Diskussionen kam es zur Abstimmung, die folgendes Ergebnis brachte: 249 Ja-Stimmen zu 33-Nein- Stimmen. Somit beträgt die Betten- abgabe ab 1. Mai 1972 einheitlich 5 3.— und der Promillesatz ab 1. Jänner 1973 10 Prozent. (Ohne Beitrag zum Tiroler Fremdenverkdhrsförderungsfonds) Nach den Neuwahlen, dessen Vor- sitz Bgm. Franz Höck übernahm, gra- tulierte der Bürgermeister dem wieder- gewählten Obmann und dankte den ausgeschiedenen Ausschußmitgliedern für die geleistete Arbeit. Das Abschlußwort sprach der wieder- gewählte Obmann Alois Nothdurfter und schloß sich den Dankesworten des Bürgermeisters Franz Höck an. Beson- ders bedankte er sich bei allen schei- denden Ausschußmitgliedern, mit de- nen er jahrelang bestens zusammen- gearbeitet hat. An die Mitglieder rich- tete er nochmals die Bitte um eine noch bessere Zusammenarbeit. Ein besonderer Dank galt noch den Grund- besitzern für das ständige Entgegen- kommen für den Fremdenverkehr und den Skiabfahrten. KIRCHBERG - Cafe Beil jeden Samstag Tanz. KELCHSAU - FPOe-Ortsgruppenabende. Am Freitag, 7. April veranstaltete die jun- ge FPOe-Ortsgruppe Kelchsau im Ca- fe Geisler unter dem Vorsitz des Ob- mannes Jakob Kirchmair einen gut besuchten Ortsgruppenabend, bei dem der freiheitliche Bezirksparteiobmann LA Dr. Wendling zu den derzeit aktuel- len Bundes- und Landesproblemen Stellung nahm. Die daran anschließen- de rege Diskussion befaßte sich ins- besondere mit Problemen der Raum- ordnung, bezogen auf die Landwirt- schaft. Der nächste Ortsgruppenabend fin- det als reine gesellschaftliche Veran- staltung am Samstag, 3. Juni statt. Einladungen hiezu ergehen rechtzeitig. - Einsatzfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr haben Vorrang! Wer diesen Vorrang mißachtet und sich mut- willig den Einsatzorten nähert, muß mit einem Strafmandat durch die Ver- waltungsbehörde rechnen. 2. Teil Obwohl Sie aus den verschiedenen Massenmedien reichlich Informationen und wichtige Belehrungen bezüglich der ansteckenden Erkrankung an Pok- ken ständig erfahren, so gibt es doch genug Familien, die vom Impfarzt et- was darüber wissen wollen. Die Ge- schichte über die Pockenkrankheit und über die Einführung der Impfungen in allen Staaten der Welt ist uns nicht mehr bekannt. Daher in Kürze einige geschichtliche Bemerkungen, die ich aus einigen Schriften entnommen ha- be. Die Anfangsstadien der Ausbreitung der „schwarzen Blattern", wie die Pockenkrankheit vor Jahrhunderten und Jahrzehnten in deutschen Landen genannt wurde, sind in Dunkel ge- hüllt. Ziemlich allgemein ist die An- sicht verbreitet, daß die Urheimat die- ser Krankheit in Asien liegt; der Eng- länder Moore beschreibt im Jahre 1815, daß die Krankheit im Jahre 1122 vor Chrsitus nach China gekom- men sei; Hessler aus Erlangen be- richtet 1844, daß die Erkrankung be- reits um 1500 vor Christus in Indien bekannt gewesen sei. Bischof Marius von Avenches berichtet im Jahre 570 nach Christus erstmalig von dieser schweren Seuche in Südfrankreich (Hunnenfeldzüge!). Im 10. Jahrhundert nach Christus fand die Erkrankung Verbreitung durch die Kreuzzüge (in Deutsch- land). Im 13. Jahrhundert breitete sich diese Seuche in Oesterreich durch die Züge der Nor,mannen aus. Im 15 Jahrhundert waren die Pocken in Eu- ropa bereits endemisch. Im 16. Jahr- hundert wurden die Pocken durch die Spanier nach Amerika eingeschleppt; zuerst nach Santo Domingo, von dort nach Cuba und von dort durch Fer- nando Cortez nach Mexiko, Zentral- Amerika. Trauriges Resultat: 3 Mio Todesopfer! Im 17. Jahrhundert erst- malig Pocken in Nord- und Südameri- ka. Im 19. Jahrhundert erstmaliges Auftreten der Pocken in Australien. Durch diese Erkrankung wurden bis zur Einführung der Pockenimpfung die Völker der Erde jährlich oder in mehrjährigen Abständen beträchtlich dezimiert. Sie war durch Jahrhunderte unbeschränkter Herrscher über alle Menschen, die mit ihr in Berührung kamen. Personen über 30 Jahren hat- ten damals, besonders aber im 18. Jahrhundert, die Krankheit bereits hin- ter sich und waren durch Narben ge- zeichnet. Edward Jenner in England empfahl eine Art der Impfung erstmalig im Herbst 1798 (Inoculation). Nach der Durchführung in mehreren europäi- schen Staaten war die Pockenkrank heit in Europa bald als Epidemie er loschen. Bereits 1816 in Schweden und Iu i7 in Oesterreicn Schutzimpfungen gegen ioclen eingeführt. Etwa zo Jah- re spater trotzuern neuerliches Auf- treten dieser Seuche. Daraus ergab sich mc iN otwendigkeit der Wiederimp- iung, da eben keine lebenslanglicne immunitat resultierte (auf die soge- nannten Inoculationen und damaligen Impfungen). lii Deutschland wurde bereits 1838 Wiederimpfung der Militär-Mannschai- ten angeordnet. In den siebziger Jah- ren des vorigen Jahrhunderts hat die Impfung und die Wiederimpfung des deutschen Militärs die Feuerprobe be- standen; während des Krieges 1870-71 hatten die Franzosen 125.000 Pocken erkrankungsfälle und 24.000 Todesfäl le beim Heer von 600.000 Mann, die Deutschen hatten nur 450 Todesfälle, weil die Soldaten doch nicht 100pr3- zentig durchgeimpft bzw. wiederge- impft waren. in Oesterreich sind in den Jahren 18u ois i1b 169.8U 1'ersonen an kocKen gestorben. In Wien ailem von herost 1811 ols rüfijahr 1873 4 ,115 To- aestaue an kocen. Das Deutsche impr- gesetz diente ais iviuster für andere taaten. Schon im vorigen Jahrhundert hat man in aer Donauxnonarcnie immer wieder verscrnectene Impferlässe ner- ausgegeoen; ich erwahne nur einen aa- von, eier lur Tirol und Vorarloerg ais Stattnaiterei-Erlaß vom 24. April 185U, LR. Bi. Nr. 79, herausgenommen ist: „Es wird neuerlich bekanntgemacht, daß herumziehenuen Dörchern und dergleichen kein Paß verabfolgt wer- den darf, wenn sie sich nicht über die Impfung ihrer Kinder gegen Blattern ausweisen können. UeberWes sind alle herumziehenden Familien genau zu be- obachten und dort, wo eine betreten wird, welche nicht für alle ihre Kinder legale Impfscheine vorweisen kann, sind dieselben ohne Aufschub von amtswegen vaccinieren zu lassen!" Sie sehen also, daß unsere Landes- väter schon vor mehr als 120 Jahren an der Wiederverlautbarung von Seu- chenbekämpfungserlässen interessiert waren, außerdem wußten sie schon damals, daß häufiger Wohnsitzwech- sel die Ansteckungsgefahr erhöht. Während des ersten Weltkrieges gab es wieder zahlreiche Erkrankungsfälle, auch bald nach dem Krieg schuf man wieder in Oesterreich neue Impferläs- se und man war auch auf die Durch- führung derselben bedacht, daher ist auch in den letzten Jahrzehnten in Oesterreich diese Seuche in Schach ge- halten worden; die Durchführung der Pockenimpfung wurde z. B. in der Schweiz im Jahre 1919 nur empfohlen, es kam daher wegen eines völlig un- genügenden Durchimpfungsgrades in den Jahren 1921 bis 1925 zu 4760 Er- krankungsfällen; 1926 waren einzelne
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