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1. itzb 1ub ..I el 1 K und Sterzing als .. Thenterstädte Als Kirche und Wirtshaus noch kulturelle Zentren waren (Fortsetzung aus Nr. 8) Seite 24 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 29. April 1972 schwere Arbeit zu erleichtern und dem Waldungen derWaldwirtschaftsgemein- seren modernen akademischen Malern Roten Kreuz zu helfen, indem sie ih- schaft Gurk und der Bergbauernhöfe darin, daß sie Anstreicherdienste eben- nen bereitwillig das Herz und eine wie in St. Peter ob Gurk und in St. Johann so selbstverständlich übernahmen wie alle Jahre auch heuer spendefreudige ob Straßburg an. Während der Fahrt die Aufträge zu imposanten Fresken. Hand öffnen. Vielleicht, daß Sie, liebe gab der Obmann des Gurktaler Hei- Dabei entstand aber ihre handwerkli. Tiroler und Tirolerinnen, morgen matwerkes Oek.-Rat Leitgeb, dessen ehe Perfektion. schon selbst für sich oder einen lieben Bauernhof wir abschließend besichtig- Der Kitzbüheler ‚Ratsburger und Angehörigen die Hilfe des Roten Kreu- ten, Erläuterungen über die kulturel- der freyen Kunst Maler" Faistenber- zes brauchen, die zu leisten auch Sie len, sozialen und wirtschaftlichen Auf- ger strich die Teufelskutten an, schuf mit Ihrer Spende die Grundlagen gaben des Heimatwerks (Volksmusik das Heilige Grab, renovierte noch schaffen helfen. und Volkstanz, Betriebshelfer, Dorf- knapp vor seinem Tod das ganze Ko- Präsident: KR Daniel Swarovski helferin und Maschinenring, letzterer mödihaus am Friedhof und erhielt u. a. Landeshauptmann: Ed. Walinöter im Aufbau). Am Abend veranstaltete 18 Gulden „fir Mahlung des Trachen". das Gurktaler Heimatwerk für die Gä- ste (aus Tirol) im Saale des Kloster- 25 Jahre Bäuerliches Heimat- wirtes unter dem Wahlspruch „Von und Selbsthilfewerk Gurktal in Glainach über Glodnitz zur Flattnitz" einen netten und gemütlichen Heimat- Kärnten abend. Wann kommt es zur Gründung eines Brixentaler Heimat. und Selbsthilfe- werkes? Im Jahre 1947 gründete Oek.-Rat Matthias Leitgeb für die Gemeinden Gurk und Straßburg das erste bäuer- liche Heimatwerk Oesterreichs, das durch den Aufbau eines Maschinen- ringes im Jahre 1966 und durch die Einstellung eines Betriebshelfers und einer Dorfhelferin im Jahre 1968 zu ei- nem bäuerlichen Heimat- und Selbst- hilfewerk ausgebaut wurde und heute das ganze Gurktal, das Melnitz-, Glan- und Görtschitztal und das Krappfeld betreut und 300 Mitglieder zählt. Als erste Tiroler Zeitung schrieb der Kitzbüheler Anzeiger am 19. Oktober 1 .968 über das Gurktaler Heimatwerk anläßlich einer forstlichen Lehrfahrt der Landes-Landwirtschaftskammer von Tirol in das Kärntner Gurktal). An die Führung durch den Gurker Dom schloß sich eine Befahrung der Aus Kitzbühel haben sich Kostüm- listen vollständig erhalten. Da erschien Judas im Sinne einer nach außen ge- kehrten Psychologie in den Farben des Geizes und des Blutes: gelb der Ueber- wurf und der „Söckl" für das Blut- geld, blutigrot sein Talar. Die Teufel kamen in üblichen zottigen Kostümen, erschreckten aber auch akustisch, näm- lich durch hölzerne Küchenpantoffel sowie durch eine besondere optische Kostbarkeit, durch große Metallmas- ken: da berichtet ein Inventar von „extra großen blöchernen Larven", au- ßerdem von metallisch schimmernden Flügeln als Erinnerung an ihre Her- kunft, „2 Par plechene Fligen" sowie von „Händtschuech" (Handschuhen) „mit Gämps Hörndl Clauen". Sogar musikalisch waren diese Kitzbüheler Teufel! Denn sie klimperten auf einer „teuflischen Leyer". Für die Gegensei- te waren ein „dreyeggeter grosser Vor 14 Jahren hat der bayerische Agrarjurist Dr. Erich Geiersberger die Idee der Maschinenringe trotz ver- schiedener Widerstände in die Tat um- gesetzt. Der Grundgedanke ist die bäu- erliche Nachbarschaftshilfe - Voll- mechanisierung der angeschlossenen Betriebe ohne Uebermechanisierung der einzelnen Betriebe. Neben einem engen Netz von Maschinenringen sind in der deutschen Bundesrepublik 310 hauptberufliche und 760 nebenberuf- liche Betriebshelfer und 490 haupt- berufliche und 330 nebenberufliche Dorfhelferinnen im Einsatz - eine Nachbarschaftshilfe, die wir in Oester- reich nur im Gurktal kennen. Voraus- setzung für einen gut funktionieren- den Maschinenring und Betriebshilfs- dienst ist ein gutausgebautes Wege- und Telephonnetz, eine Voraussetzung, die im Brixental vor allem beim Tele phonanschluß bei den Bergbauern lei- der nicht gegeben ist. Flecksberger Schein für den Himmlischen Vatter", eine „gemahlene Sonn auf Oel ge- tränckhtem Papier", veilchenblaue und „rothe Herr Gottsröckln" sowie Oell- perg" vorhanden. Nun, das klingt fast ein bißchen nach naivem Dilettantismus, wie sich ihn der Städter bei „Bauernspielen" halt so vorstellt. Und genau das gab es im barocken Kitzbühel nicht. Denn hier geschah das Einzigartige, daß bildende Kunst und Theater eine Ehe eingingen. Denn der Ausstattungschef der theatra- lischen Feste und Präfekt jener Rosen- kranzbruderschaft, die stets als Veran- stalter von Festen auftrat und der jeder angesehene Kitzbüheler angehör- te, war der größte Barockmaler, den das Nordtiroler Unterland hervor- brachte: Simon Benedikt Faistenberger Diese Künstler im Zeitalter von Go- tik und Barock, wie Raber oder Fai- stenberger, unterschieden sich von un- Damals spielten die Kitzbüheler Sankt Georg. Da brauchten sie einen „gechenden Drachen", den ein tapferer Ritter niederstechen konnte. Und des Bürgermeisters Töchterlein hatte die große Ehre, das Ungestüm als ver- schreckte St. Margaret zu begleiten. Und wenn sie viel gezittert hat, dann hat sie gut gespielt. 1759 starb der begeisterte Theater- mann und große Barockkünstler S. B. Faistenberger. Mit seinem Abgang ver- klang auch eine Epoche. Symbol dafür ist das verwaiste „Comedi"-Haus am „freithof", das bald niemand mehr er- halten wollte und das Wandertruppen nun für ein paar Groschen mieten konnten. Die Zeit wurde nüchterner und das Spielhaus zur „Comedihitten", an die noch in den dreißiger Jahren zwei Dinge erinnerten: ein stolzer Na- me und ein erbärmlicher Schupfen, der so klein war, daß die Fahnenstangen darin keinen Platz fanden. Nun, in der anderen Tiroler Theater- und Knappenstadt sind Passionsspiele sogar von 1455 bis 1798 belegt. Ob der tJrtext der „Tiroler Passion" in Hall oder in Sterzing entstand, streiten sich die Gelehrten, und da wollen wir uns auch nicht einmischen. Jedenfalls war Sterzing ein frühes Zentrum mittelal- terlicher Spielkunst, und das genügt uns vorläufig. Raber fand hier so wie Faistenberger in Kitzbühel bereits ei- ne gewaltige Tradition vor, die er wei- ter steigerte. Schon im 15. Jahrhundert wuchs die simple Sterzinger Passion in der Pfarrkirche zu einem auf drei Tage verteilten Spielzyklus. Um für die eingangs erwähnten unsittlichen Ereig- nisse nicht nur den armen Virgil Ra- ber verantwortlich zu machen, ist an dieser Stelle ausdrücklich zu betonen, daß es in Sterzing schon in diesem 15. Jahrhundert verdächtig turbulent zu- ging. Da gab's ein Sterzinger Lichtmeß- spiel: Dem Spielansager, dem Praecur- sor wird eingeschärft, ohne Maske auf- zutreten und nicht dauernd mit seiner Schweinsblase um sich zu schlagen. - Und wenn dem heiligen Josef vorge- schrieben wird, sich anständig zu klei- den, so ist daraus zu entnehmen, daß sich dieser Darsteller nicht immer ge- rade dezent aufführte und mehr den Spaß als den Heiligenschein im Kopf hatte. Fortsetzung folgt
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