Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 29. April 1972 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Sein Begräbnis am Mittwoch, 19. April war eine Trauerkundgebung, wie sie einem der Besten, Mächtigsten und Le- bendigsten der Heimatstadt zuteil wer- den konnte. Die Traurigkeit in den Her- -en seiner Familienangehörigen um sei- nen unerwarteten Tod und die Anteil- nahme des Volkes an seinem Lebens- werk erhoben den Weg zum Elterngrab zu einer Krone des Lebens. Der Tod löschte hier nicht aus, er machte die Werke, und lagen diese schon Jahr- zehnte zurück, wieder gegenwartsnah und die Trauer um den verstorbenen Mitbürger wurde auch bei jenen sicht- bar, welche zur Lebenszeit die Ziele des Verstorbenen um die Verschöne- rung und Bereicherung der Heimat auf anderen Wegen suchten. Der Vorplatz der Leichenhalle reich- te fast nicht aus, um die Kränze mit den Trauerschleifen aufzunehmen. Die Aussegnung wurde von Stadtpfarrer C-eistl. Rat Johann Danninger vorge- nommen, nachdem die Witwe und die Kinder Hunderte mitfühlende Hände gedrückt hatten. Den Trauerzug führte die Stadtmusik an, deren Gönner der Verstorbene war und die ihm auch zu seinem Siebziger am 1. September 1963 ein Geburtstags- ständchen gebracht hatte. Es folgten im Kondukt die Bundesfahne der Ti- roler Kaiserjäger mit einer Abordnung des Landeskommandos, die Heimkeh- rerkameradschaft Kitzbühel, welcher der Verstorbene über 40 Jahre (seit der Wiedergründung im Jahr 1929) an- gehörte, die Tiroler Kaiserjäger- und Soldatenkameradschaft „Kitzbühel und Umgebung", die sich auch die Wah- rung der Tradition der Tiroler Kaiser- schützen (Werners Stammregiment) zur Aufgabe macht, die Schützengilde Kitzbühel, welcher er als Gildenbruder und Gönner anfangs der dreißiger Jah- re zum Bau des Schießstandes in der Langau verhalf, die Heimkehrerkame radschaft Kirchberg-Aschau, alle mit Fahnen und die Standarte des Kitzbü- heler Skiklubs. Den Sarg trugen Mitglieder des Be- zirks-Jägerverbandes, flankiert von den Brixentaler Jagdhornbläsern. Als der Trauerzug die Vorderstadt erreichte, erklang vom Turm der St.-Katharinen- kirche das Glockenspiellied „Ich hatt' einen Kameraden". Das Kitzbüheler Glockenspiel ist mit ein Werk von Max Werner. Er war Obmann des Komitees. das 1950 das Glockenspiel errichtete. Einer seiner treuesten Mitarbeiter an diesem Werk, der Konstrukteur des- selben Ing. Sebastian Seissl, hatte mit eigener Hand und zu Ehren des Ver- storbenen die Klöppel zum Liede ge- schlagen. Dem Sarge folgten Bürgermeister Hermann Reisch mit dem Gemeinde- rat, Abgeordnete des Bezirkes, der Ob- mann des FVV Karl Koller mit dem gesamten Ausschuß, Abordnungen der Vereine unserer Stadt, die Berufskolle- gen aus Stadt und Land und aus den Bundesländern und eine große Zahl von Trauergästen aus allen Bevölke- rungskreisen und Orten des Bezirkes. In der Stadtpfarrkirche hielt Stadt- pfarrer Danninger das Seelenamt und hielt eine tiefempfundene Ansprache; Frau Musikdirektor Prof. Maria Hofer spielte die Kirchenorgel und führte zum Oratorium das von ihr kompo- nierte Stück „Das Kitzbüheler Glocken- spiel" auf. Die Einsegnung im Familiengrab er- folgte unter Mitwirkung der Stadtmusik und der Ja.gdhornbläser und in Anwe- senheit aller Traditionsvereine, welche vom Obmann der Kaiserjägerkamerad- schaft Altbürgermeister Franz Pletzer (Aurach) kommandiert wurden. Die Stadtmusik verabschiedete sich von dem Verstorbenen mit der Intonierung des Kameradenliedes und die Jagd- hornbläser des Bezirkes Kitzbühel, Gruppe Brixental, mit der Fanfare Jagd vorbei"! Am offenen Grab wur- den nochmals die Verdienste des Ver- storbenen gewürdigt und ihm der Dank ausgesprochen. Bürgermeister Hermann Reisch wür digte seine Tätigkeit im Wintersport- verein, dem heutigen Skiklub, im Turn- verein und insbesondere in den Berufs- vertretungen, beim Bau der Hahnen- kammbahn und im Fremdenverkehrs- verband. Er bezeichnete den Verstor- benen als prominenten Bürger, der durch 50 Jahre an der Spitze stand, als Motor und Initiator vieler und nach- haltiger Vorhaben und als einen Mann, der seine Heimat sehr geliebt hat. Sei- nem rührigen Geist war es vorbehal- ten, vorausschauend zu planen, und alle von ihm vorgeschlagenen Projekte konnten, bis auf eines, dem Stadtsaal, verwirklicht werden. Ehrende Worte und Worte des Dankes sprachen so- dann der Obmann des FVV Karl Koller im Namen der Fremdenverkehrstrei- benden, LA Vizebürgermeister Hans Brettauer im Namen der Abgeordne- ten, Kaiserj ägermaj or Widmoser im Namen der Traditionsverbände, Be- zirksstellenleiter der Tiroler Handels- kammer LA Christian Huber im Na- men der Berufsvertretungen, Schützen- major Adolf Nagiller im Namen der Schützen, Stadtrat Peter Sieberer als \TC rsitzender des Aufsichtsrates der „Kitzbüheler Anzeiger GesmbH", Jo- hann Ebersberger (Kössen) im Namen der Jägerschaft des Bezirkes und Heim- kehrer-Hauptmann Franz Schuler im Namen der Kriegsteilnehmer. Es senk- ten sich die Fahnen über das offene Grab und Böllerschüsse verkündeten die Vereinigung des Toten mit der Hei- materde. Am 10. Juni 1919 schloß Max Werner mit der „rantigen" Maria Kronbichler im Gnadenort Maria Plain den Bund der Ehe. Die Brautleute wurden an diesem Ehrentag von den „Stöckl- dirndln" aus Kirchberg angenehm über- rascht. Diese scheuten den weiten Weg nicht, fuhren mit ihren Fahrrädern los und sangen beim Hochzeitsmahl das Volkslied „Die 3 Hochzeiten". Bei der „Goldenen Hochzeit", die ebenfalls in Maria Plain gefeiert wur- de, aber mir im engsten Familienkreis mit der Tochter Rikki, den beiden Söh- nen Max und Toni, mußte auf Wunsch der Jubelbrautleute jede öffentliche Feier vermieden werden. Dieser Wunsch wurde auch akzeptiert. Als aber die „Goldene Hochzeitsgesell- schaft" auf der Heimreise im Gasthor „Furth" zukehrte, waren wiederum, wie vor 50 Jahren, die „Stöckldirndln" an- wesend und trugen „die 3 Hochzeiten" vor; Stimmführerin war diesmal Ursu- la Hagsteiner; auf der Gitarre begleitet wurde das Trio von Wolfgang Hagstei. ner. Der an diesem 10. Juni 1969 aus- gesprochene Wunsch, bei der „Diaman tenen" wieder singen zu dürfen, kann nun nicht mehr in Erfüllung gehen. In der Wahl der Gattin hatte unser Verstorbene ein großes Glück. Sie schenkte ihm gesunde und arbeitsame Kinder, bereitete ihm einen in Freud und Leid gleich fürsorglichen Haus- stand und war ihm auch eine wackere Hilfe im aufblühenden Geschäft, das heute zu den größten in Kitzbühel zählt. Die Fügung Gottes war mit ihm. Zu unserer „Gedenkschrift" in der Ausgabe vom 22. April ist noch nach- zutragen, daß Max Werner 1926 als Ob- mann des Gewerbebundes die Bestre- bungen der Wiener Stellen, das Post- amt von der „Goldenen Garns" des Ho- tels Tiefenbrunner in den „Stadtgra- ben" (heute Skischule und Skiklub) zu verlegen, zu zerschlagen vermochte. Seine Reise zum damaligen (1923-29) Handelsminister Dr. Hans Schürff war von Erfolg gekrönt. Die Auf reißung der Stadtgraben-Front des Forstamts- gebäudes mit dem Heimatmuseum hät- te für dieses historische Gebäude ver- heerende Auswirkungen zur Folge ge- habt. Schon diese eine Tat, die unserer Stadtansicht zugute kommt, wäre es wert, Max Werner ein immerwährendes Gedenken zu bewahren. An Max Werner erinnert in der St- Katharinenkirche das Fenster links vom Altar, mit dem Wappenbild des Geschlechtes der Werner und der In- schrift: „Anno 1950, gestiftet von der Familie Werner". Der Verstorbene war als Obmann des Glockenspielkomitees maßgeblich auch an der Renovierung dieser gotischen Kirche beteiligt. Max Werners letzter Weg Geboren am 1. September 1893 in Kitzbühel - Gestorben am 14. April 1972 in Kitzbühel - Ein Leben für die Seinen und die Gemeinschaft
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