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Seite 4 Kitzbüheier Anzeiger Samstag, 6. Mai 1972 darin „F J", auf der Rückseite 1849, am roten Bande. Franz-Joseph-Orden, rotes Tatzen- kreuz (ohne Krone), rundes Mittel- stück, darin „F J", auf der Rückseite „1849", am roten Bande. Medaille, darstellend den Kopf von Franz Joseph I. Kaiser von Oester- reich; Rückseite J. Dezember 1873", am schwarz-gelb-gestreiften Bande. Medaille, darstellend den Kopf von Kaiser Franz Joseph 1., Rückseite „For- titudini Virtuti et Perseverantiae XXV am gelben Bande. Am 22. April fand beim Hallerwirt die 43. Generalversammlung der Mol- kereigenossenschaft Kitzbühel statt. - (ibm. Bgm. Hermann Reisch konnte bei der Eröffnung als Ehrengäste Dir. Norbert Mantl vom Genossenschafts- verband, Dir. Dipl.-Ing. Karl Bergham- mer von der „Alpi" Salzburg, Oberlanct- wirtschaftsrat Dipl.-Ing. Egon Schuler von der Landes-Landwirtschaftskam- mer, Dipl.-Ing. E. Baldauf vom Milch- wirtschaftsfonds Landesstellenleiter Ti- rol, den Bezirksobmann der Landes- Landwirtschaftskammer LAbg. Ök.-Rat Leonhard Manzl und die Bürgermei- ster Josef Aufschnaiter, Aurach, und Franz Höck, Oberndorf, begrüßen. Laut Statuten wurden zu Stimmen- zählern Peter Lechner, Reith, und der Waitringerbauer von Aurach, zum Pro- tokollmitfertiger Martin Brandstätter, Reith, und zum Schriftführer Josef Hechenberger, Molkereibuchhalter, be- stimmt. In seinem Tätigkeitsbericht wies der Obmann darauf hin, daß nach erfolgter Mitgliederwerbung der Mitgliederstand um 81 mit 480 Anteilen auf 353 mit insgesamt 2552 Anteilen gehoben wer- den konnte. Der bisherige Geschäfts- führer Thomas Hausberger wurde auf Grund seiner Verdienste zum Direktor ernannt. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates Josef Aufschnaiter, Kirchberg, berich- tete, daß der Vorstand und Aufsichts- rat fünf Sitzungen absolvierten und eine weitere Aufsichtsratsitzung sich mit der Inventur und der Betriebsfüh- rung befaßte. Ein kleiner Ausschuß mit dem Obmann, seinem Stellvertreter Se- bastian Foidl und dem Aufsichtsrats- Vorsitzenden habe im abgelaufenen Jahr an die fünfzigmal getagt, da die Einführung, jeden Samstag zusammen- zukommen, sich gut bewährt habe. -- Dem Direktor und dem Personal ist für die gute Arbeitsleistung der Dank auszusprechen. Dir. Hausberger gab bekannt, daß die Qualitätssteigerung sprunghaft in die Höhe gekommen ist; allein in der Emment,alerkäseerzeugung konnten Medaille „Franc. Jos. 1. D. G. Imp. Austr.", Rückseite „MDCCCXLVIII - MDCCCXCVIII (1848-1898) Signum Memoriae" am roten Bande. Medaille „Franz Joseph I. Kaiser von Oesterreich", Rückseite „Meinem treuen Volke von Tirol 1866", am weiß- roten Bande. Medaille „Franc. Jos. I. D. G. Imp. Austr.", Rückseite „MDCCCXLVIII - MDCCCXCVIII Signum Memoriae" (ebenfalls 1848 - 1898), jedoch am weiß-roten Bande. 94,5 Prozent 1. Klasse registriert wer- den. Die Bilanz mit der Gewinn- und Ver- lustrechnung wurde von Dir. lVlantl vorgetragen. seinem Bericht ist zu ent- nehmen, aaß der Umsatz auf 32 Millio- nen angestiegen ist. Einstimmig wurde der Jahresabschluß genehmigt und der Beschluß gefaßt, den ausgewiesenen Verlust auf neue Rechnung vorzutra- gen. Den Funktionären wurde von der versammlung einstimmig die Entla- stung erteilt. Die nach den Statuten auszuschei- denden Vorstands- und Aufsichtsrats- mitglieder wurden einstimmig wieder- gewählt. Es sind dies die Vorstands- mitglieder Josef Auberger, Jochberg, und Johann Werlberger, Brixen, und die Aufsichtsratsmitglieder Peter He- chenberger, Kitzbühel, und Egid Jöchl, Reith. Direktor Mant!: Mehr denn eh und je erhebt sich die Frage, ob unsere landwirtschaftlichen Genossenschaften überhaupt noch zeitgemäß sind und nicht tatsächlich durch private Unter- nehmungen ersetzt werden könnten. Dazu muß zunächst festgestellt wer- den, was unsere Genossenschaften überhaupt bezwecken. Genossenschaf- ten sind Wirtschaften, die mittels ge- meinsamen Geschäftsbetriebes der För derung oder Ergänzung der Haus- und Erwerbswirtschaft ihrer Mitglieder dienen sollen. Die Genossenschaft be- ruht auf dem einfachen Prinzip, daß wir Menschen einer des anderen be- dürfen. Oberster Grundsatz genossen- schaftlicher Tätigkeit ist, daß die Ge- nossenschaften nicht zu verdienen, son- dern zu dienen haben. Dieser Grund- satz setzt eine ganz bestimmte Wirt- schaftsgesinnung voraus, die zutreffen- derweise als Solidarismus bezeichnet wird und diese Grundhaltung ist es, die die Genossenschaften eindeutig von allen anderen Wirtschaftsrichtungen abhebt. In der Genossenschaft moder- ner Prägung kommt die selbstgewollte Bindung zur Sicherheit der eigenen und der Existenz der Mitglieder im Rahmen einer auf Freiheit ausgerichte- ten Wirtschafts- und Gesellschaftsord- nung zum Ausdruck. er .Bauer nat im Wandel der Zeiten immer wieder scnwere ScrncKsals- schlage hinnenmen mussen, aoer kaum jemals war es so rnutios wie heute. .s gibt mehrere Grunae, warum die Lanctwirtscnait nicht nur in Tirol, son- dern in auen hocnentwic1elten Indu- striegebieten, in eine zunachst aus- sichtslose Situation geraten ist. Das Auseinanderkiatten der Erzeugerprei- se zu den Verbraucherpreisen hat in der heutigen Konsumgesellschaft un- geahnte Ausmaße angenommen. Wäh- rend sich in den letzten 20 Jahren etwa der Brotpreis für den Verbraucher un- gefähr verdoppelt hat, ist der Getreide- preis gleichgeblieben, zum Teil sogar gesunken. Dieselbe Situation muß auf dem Milchsektor, auf dem Fleischsek- tor und auf den autonomen landwirt- schaftlichen Sektoren, vor allem für das Oberinntal so wichtigen Kartoffel- sektor, festgestellt werden. Die Unkosten der Landwirtschaft steigen dagegen von Jahr zu Jahr. Es steigen die Löhne, es steigen die Bau- kosten, die Maschinen werden teurer, selbstverständlich auch deren Repara- turen. Zum anderen ist aber die Land- wirtschaft Urproduktion, die sich nicht von heute auf morgen umstellen kann. Der Bauer kann nicht das eine Jahr Vieh halten und Milch produzieren, im nächsten Jahr das Vieh schlachten und Getreide oder Gemüse bauen, um im darauffolgenden Jahr wieder Milch zu produzieren. Die Natur läßt sich nun einmal nicht in betriebswirtschaft- liche und marktwirtschaftliche Er- kenntnisse zwingen, deren Richtigkeit im übrigen bisher noch nicht bewiesen werden konnte. So lange ein Drittel der Menschheit hungert, so lange täg- lich tausende Menschen verhungern, solang ist es eine Sünde wider die Menschheit von Ueberproduktion in der Landwirtschaft zu reden. Daß es bisher nicht gelungen ist, die Produkte der Landwirtschaft richtig zu vertei- len, ist nicht Schuld der Bauern und zeigt letztlich nur, wie wenig Verlaß auf die eben erwähnten betriebs- und marktwirtschaftlichen Erkenntnisse tatsächlich ist. Der Bauer hätte schon allein aus diesen Gründen keine Ver- anlassung, sich von seinem Beruf ab- bringen zu lassen oder gar an der Zukunft zu verzweifeln. Der Bauer kann auf sich allein gestellt leben, alle übrigen Berufsstände können das nicht. So wie sich in den letzten Jahrzehn- ten die Verdienstmöglichkeiten geän- dert haben, haben sich auch die Markt- gewohnheiten geändert. Wenn der Bau- er die Erzeugnisse seiner Landwirt schaft auf den Markt bringen will, ist er gezwungen, seine Produktion den Bedürfnissen und Wünschen des Ab- nehmers entsprechend anzupassen. Er muß in der Lage sein, die für seine Wirtschaft nötigen Bedarfsartikel in Der Bauer war kaum jemals so mutlos wie heute Von der Generalversammlung der Molkerei Kitzbühel - Ehrenurkunde für Obmann Bgm. Hermann Reisch
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