Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Seite 14 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 8. Jänner 1972 St. Johann und Bgm. Mitterer. Going. Eine weihnachtliche Stimmung zauber- ten der Schülerchor unter der Leitung des Fachlehrers Schöllenberger in den Saal. Aufmerksam lauschten die Zuhö- rer der Geschichte vom gestohlenen Christkind, die Frau Schöllenberger vortrug, und in dem Rahmen fügte sich das Spiel mit Geige, Flöte und Klarinette, das die Kinder entgegen- brachten. Mit Charme und Humor lei- tete Stadtrat Kam. Plattner aus Wörgl die Feier über die Runde. Dekan Dialer mit dem Trio trug zwei Adventlieder vor und in kurzen Worten brachte er uns die Gedanken der bevorstehenden Der Gastwirt Thomas Pendl aus Kirch- berg erlitt hei der Arbeit beim Schnee- schaufeln bei seinem Haus einen Schlaganfall, verlor das Bewußtsein, wurde in das Krankenhaus nach Kitz- bühel eingeliefert und starb dort nach kurzem schwerem Leiden im Alter von 50 Jahren. Er wurde allzufrüh seiner Familie und seinem hart erbauten Gastbetrieb entrissen. Der weit- und straffgespannte Le- bensbogen des verstorbenen Trauben- wirtes aus Kirchberg, Thomas Pendl, war ausgefüllt und gekennzeichnet durch harte Arbeit und arteigener Tat- kraft, vorbildliche Pflichterfüllung im Familien- und Geschäftsleben, durch Frohsinn und Sangeslust, aber auch vom komplexen und körperlichen Schmerz seiner schweren Kriegsverlet- zung. Seine Wiege stand in der Stube eines Bergbauernhofes im Zillertal. - Ganz oben am Stummerberg verbrachteTho- mas mit seinen 15 Geschwistern unter harten Lebensbedingungen der damali- gen Zeit, auf hartem Gebirgsboden und ebenso mit wenig und hartem Bauern- brot seine Kinder- und Jugendjahre. Der lebensfrohe und kerngesunde Zil- lertaler-Bursche Thomas Pendl wurde 1941 zu den Waffen gerufen und hat in Norwegen (Kirckenes), im Osten und an der Westfront tapfer und treu seine Soldatenpflicht erfüllt. Sein Mut und seine Tapferkeit sind aus den vie- len Kriegsauszeichnungen (EK 1 und II, Silberne Nahkampfspange, Infante- rie- und Pioniersturmabzeichen und Ostmedaille) zu erkennen. Aber auch die wahre Kriegskameradschaft hat den Oberfeldwebel der 136er Gebirgs- jäger, Thomas Pendl, besonders ausge- zeichnet. Bei den Rückzugskämpfen über den Rhein wurde Thomas Pendl bei Trier durch einen Granatsplitter schwerver- wundet. Es mußte ihm das rechte Bein amputiert werden. Nach längerm Laza- rettaufenthalt in Westdeutschland wur- de er am 28. Oktober 1946 aus dem Kriegsgefangenenlager Ochsenfurt in die Heimat entlassen. Der schwer- Weihnachtszeit nahe. So wie die Zeit überall eilt, hatten es auch die Her- ren Bürgermeister und Dr. Weihler eilig; mit kleinen Ansprachen und ei- nem Dank verabschiedeten sie sich von den Zuhörern, die ihnen kräftigen Ap- plaus zollten. Zum Abschluß sprach Obmann Schwendter den Dank den Gemeinden für die gute Zusammen- arbeit aus. So endete der Abend sinn- voll und wir werden ihn in Erinnerung behalten. Für beschwingte Melodien sorgte die Kapelle Wurzenrainer. So- mit sei allen herzlich gedankt für die freiwillige Mithilfe, den Abend zu ge- stalten. kriegsversehrte Heimkehrer stand auch mit einem Bein auf festem Boden und hat mit eiserner Willensenergie seine Lebensexistenz aufgebaut. Er wollte nach außenhin kein mitleiderregender Kriegsrentner, sondern ein arbeitswil- liger und vollwertiger Staatsbürger sein und im Wirtschafts- und Gesell- schaftsleben mitarbeiten und mitge- stalten. Mit seiner Gattin Rosmarie, wohl der wertvollste Baustein seines Lebens, entstand mit harter Gemein- schaftsarbeit aus einer Bruchbude an der Kitzbüheler Straße der heutige Gasthof „Zur Traube" mit einem mo- dernen Zubau. Neben seinem mit Arbeit ausgefüll- ten Alltag war Pendl auch im Vereins- und Sportleben aktiv tätig. Er war Gründungsmitglied des Alpenvereins, Sektion Kirchberg, und ein begeister- ter Bergsteiger. Im Gipfelbuch des „Großen Rettenstein" ist der Name Pendl nahezu hundertmal vermerkt. Mit unwahrscheinlicher Willenskraft nahm der beinamputierte Thomas Pendl bei staats- und landesverbands- offenen Versehrten-Skiwettkämpfen teil. Seine vielen Siegesurkunden zei- gen, mit welcher Energie er den sport- lichen Leistungsnachweis erbrachte. Aber auch als Idealist der Traditions- vereine und des Tiroler Brauchtums war Pendl ein großer Gönner und För- derer. Er war aktives Mitglied des Ka- meradschaftsbundes der Heimkehrer und des Kirchberger Trachtenvereins. Aus dem Trachtenverband kam vor 6 Jahren der Gründungsgedanke einer Schützenkompanie in Kirchberg. Tho- mas Pendl war mit Bartl Aufschnaiter der Gründer der Schroll-Schützenkom- panie Kirchberg und der Hauptmann dieses jungen Traditionskörpers bis zur Jahreshauptversammlung am 8. De- zember 1971. In Würdigung seiner Ver- dienste bei der Gründung und Führung der Schroll-Schützen wurde Thomas Pendl zum Ehrenhauptmann ernannt. Thomas Pendl war im freudigen Be- wußtsein dieser Ehre nur einen Tag Ehrenhauptmann. Die grausame Macht des Schicksals vergönnte ihm diese Ehrung nicht und versetzte ihm den todbringenden Schlag. Sein scharfes Denken und hartes Wollen wurde au- ßer Kraft gesetzt, sein gutes Vater-, Soldaten-, Sport- und Schützenherz ver- sagte; sein Rundgang mit all den Hö- hen und Tiefen auf dieser Welt war beendet. Sein letzter Gang durch sein Heimat- dorf Kirchberg war eine große Trau- erkundgebung. Pfarrherr Geistl. Rat Sterr nahm vor dem Trauerhause die Einsegnung vor. Dann bewegte sich der Kondukt unter den Klängen der Bun- desmusikkapelle Kirchberg zur Dorf- kirche. Im Trauerzug sah man Persön- lichkeiten des politischen und wirt- schaftlichen Lebens, die Gemeindever- tretung mit den Ortsvereinen, dem Alpen- und Trachtenverein, den Heim- kehrern, Kaiserjäger- und Heimkehrer- kameradschaften des Bezirkes, eine starke Abordnung der Versehrten-Ski- läufer des Landes die Fahnenabord- nungen des Wintersteller Schützen-Ba- taillons, die Trauerkompanie Kirchberg Thomas Pendl, Traubenwirt in 'Kirchber 4'Li - Gedenken
< Page 14 | Page 16 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen