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V. 1. n. r.: Josef Feiler, Rudi Eettenwander, Johann Hinterholzer, Andre Fel- 1er, vorne sitzend: Johann Hechenberger. Foto: Dir. Peter Brandstätter Samstag, 20. Mai 1972 uzuLJ1eIeI Aflze1ei Seite 3 Zwanzig Tischlermeister des Bezirks Kitzbühel, unter Führung von Bezirks- Innungsmeister Ferdinand M a i e r, be- suchten kürzlich die Landes-Berufs- shu1e in Absam, um sich von Werk- stätten, Internatsräumlichkeiten, Lehr- methoden und Lehrmitteln - ganz e:nfach davon zu überzeugen, wie gut ihre Lehrlinge dort aufgehoben sind. Sie wurden von Direktor Arch herzlich willkommen geheißen und zu einer ausgiebigen Exkursion durch den gan- zen Komplex gebeten. Bald waren die Gäste aus Kitzbühel überzeugt, welch Schmuckstück hier für das Tischler- handwerk geschaffen wurde: Lehr- werkstatt, Handwerkstatt, Maschinen- raum, Lackier- und Spritzräume für T:schler, Modelltischler, Wagner und Drechsler. Das Internat mit Turnhalle, herrlichem Speisesaal, Unterkünfte für 4 Lehrlinge pro Zimmer mit Aufent- haltsraum bestätigte den überdurch- Am 18. März fand in der Doppel- hauptschule Kitzbühel die zweite Vor- stellung der Musikgruppe „Die Mitter- högl-Hausmusik" unter der Leitung von Andre Feiler statt. Eine Veranstal- tung, an der über 500 Zuhörer teilge- nommen hatten und die erstmals im Friihjhr 1971, dem großen Kitzbühe- 1er Jubiläumsjahr, stattgefunden hat- te. Das Motto „Volkslied und Volks- musik aus Tirol und Bayern" kenn- zeichnete den Lieder- und Musikabend. Von der Mitterhögl-Hausmusik wurde u. a. auch das „Wurzengraberlied" vor- getragen, das die Gebrüder Feiler von ihrem heuer am 12. Jänner verstorbe- nen Vater Josef Feiler, der in seiner Jugend viel und gerne sang und musi- zierte, überliefert erhalten. Es ist ein Lied des Dichterkomponisten Christian Blattl. Christian Blattl war ein einfacher Bauer. Der Scharfschützenhauptmann vom Pillersee gleichen Namens war sein Vater. In den Geburtenbüchern der Pfarre Kirchdorf scheint Christian Blattl d. Ae. als geborener Kirchdorfer auf, da damals Wilheimstätt im heu- tigen St. Johanner Winkl noch zu Kirhdorf gehörte und erst kurz nach Blatls Geburt (1. November 1776) un- ter Josef II. durch das sogenannte „Pfarreinrihtungsgeschäft" zu St. Jo- hann geschlagen wurde. Unser Chri- stian Blattl d. J. wurde 1805 beim Roanerbauern in Fieberbrunn im Haus seines Vaters geboren. Er wurde schon in jungen Jahren Eigentümer des Ho- fes Wilhelmstätt, das schon sein Vater besessen,verkauft und nach dem Krieg von 1809 wieder erworben hatte. Nach 1iesm Hof hat man ihn den „Wilhelm- schnittlich humanen Charkter dieser „Tischlerzentrale" Tirols, die in Tur- nussen zu je acht Wochen ihre Lehr- linge ausbildet. Eine etwa zweistün- dige Diskussion mit der Direktion er- brachte viel Aufschlußreiches und Kon- struktives über die Notwendigkeit des Tischlers gerade in unserer Zeit. Ein gemeinsames Mittagessen gab eben- falls Gelegenheit zu längeren fach- lichen Gesprächen. Es war ein Tag bester Information, ein Tag, der den Meistern unseres Be- zirks die heutigen ausgezeichneten Aus- bildungsmöglichkeiten ihres Handwer- kes näherbrachte. Bleibt also zu wün- schen, daß unsere Jugend zum Tisch- lerhandwerk findet und den guten Schulungsstand bzw. die günstige Kon- junkturlage im Baugewerbe zu nützen weiß. „Greift zum Hobel" - es lohnt sich, heute mehr denn je. stätter" genannt. Er lebte später in Fieberbrunn und kehrte von dort 1823 wieder nach St. Johann zurück. Dort ist er, auf Wi1helmsti, am 20. Dezem- ber 1865 gestorben. Auf seinem Sterbe- andenken steht der Spruch: „Ein gutes Mundstück, klare Stimm' und wer ihn kannte, liebte ihn." Dichterisch und musikalisch reich be- gabt, hat er viele Lieder erdacht. Da- von sind 58 in Druck erschienen, be- arbeitet von Prof. Dr. Josef Pommer (erschienen 1910 im Verlag des Sohnes Georg Bla;tl, Saalfelden). Christian Blattl hatte zehn Kinder. Das sechste, Elisabeth, geboren 1856, gestorben 1931, war blind. In der Familie wurde Elisabeth „'s blind Lisei" genannt. Sie hat mit der bekannten Gedächtnistreue der Blinden die Lieder ihres Vaters aus ihrer Kindheit nach Wort und Ton in frischer Erinnerung bewahrt und sie 1909 Prof. Pommer vorgesungen. Fast alle Chöre im Tiroler Unterland und im Pinzgau haben bis zum Be- ginn des zweiten Weltkrieges „Blattl- Lieder" gesungen. Wie wir erfuhren, hat die Sängerrunde St. Johann vor einiger Zeit Das „Oberndorfer Weih- nachtslied" einstudiert und vorgetra- gen. Ein Blattl-Lied! Nun hat dankens- werterweise auch die Mitterhögl-Haus- musik sich des Christian Blattl erin- nert. Er verdient es, daß seine Lieder (meist vierstimmige) wieder im Volks- gesang Aufnahme finden. Der lustige Wurzengraber Bald da Frühling ankimmt Und daß d' Amsl schön singt Und der Kuckuck hell schreit, Is a lustigö Zeit. Munta werd's gar alls, Mein Herzal an Leib; Ja, bals obn auf da Hech A greans Abal ogeit, Nimm i's Kerbal auf d' Axi Und 's Pickal a d' Händ und schleich grad schö stad Nach dö Grad auffö auf d' Wänd. Fang an, Wurzen z'sam z'doan, Koanö z'groß, koanö z'kloan, Koanö z'grean, koanö z'blab. Daß i 's nid außa grab, Fast gar all' sends z'brauchen Zua eppas gwiß guat. Ja i keim allö Wurzen Und Kräuter so guat. Draus brenn mar an Brandwein Und ge(b)m ihm an Num, Toan an Spruch zu sein G'ruch, Daß 's recht gneddig werscht drum. Tischlerfachschule in Absam — ein „Schmuckstück" 20 Meister unseres Bezirks auf Besuch in der Landes - Berufsschule Die Mitterhögl-Hausmus'ik und „Das Blattl-Lied&&'
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