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Seite 18 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 27. Mai 1972 sorgung gesichert ist und daß die West- ropa in großzügigster Weise die Ge- meinde von allen finanziellen Belastun- gen freistellt und dem Fremdenver- kehrsverband die ortsüblichen Kur- taxeneinnahmen für das Feriendort durch eine Bankgarantie absichert und das auch für alle Rechtsnachfolger. Dir. Senger verlas dann den Vertrag, der zwischen der Gemeinde, dem FVV und der Westropa abgeschlossen wur- de. Danach werden z. B. für 7 Monate im Jahr 70 Prozent der in Feriendorf erstellten Betten für den Fremdenver- kehr zur Verfügung gestellt und u. a. auch von der Lufthansa mit Gästen belegt. Die Errichtung von vier Tennisplät- zen, eines Minigolfplatzes, dreier auto- matischer Kegelbahnen und der Aus- bau und Erweiterung des Reitstalles sind ebenfalls vertragsabgesichert. Lieber die einwandfreie Rechtsgültig- keit dieses Vertrages konnte Herr RA Dr. Zanier von der Kanzlei Dr. Glaser, Kitzbühel, erschöpfend Auskunft ge- ben. Alles in allem ein Vertrag, zu dem man Bgm. Larcher und der Gemeinde, wie einer der Jochberger Bürger sagte, nur herzlich gratulieren kann und der für ähnliche Vorhaben in ganz Oester- reich beispielgebend sein könnte, da er Erfolgreiche Meister- jodlerin Greti Lovett Jochbergerin wirbt in Kanada für Oesterreich Kürzlich erhielten wir aus Kanada folgenden Bericht, der aus einer Zei- tung (deutschsprachig) von Edmonton stammt. „Erfrischend wie ein Alpenblumen- strauß wirkte sich Frau Gretl Lovetts Besuch auf mein Gemüt aus. Wenn sich zwei Jodlerinnen dazu noch an einen Tisch setzen, bricht der Gesprächs- faden nicht ab, nur die Zeit verrinnt zu schnell und zaubert andere Bilder. Aus dem schönen Städtchen Kitzbü- hei in Tirol stammt neben den bekann- ten Olympiaskikanonen auch unsere fe- sche Meisterjodlerin Gretl Lovett. Das Singen bereitete ihr schon in frühester Jugend Freude und als vierjähriges Dirndl begeisterte sie mit dem Tiroler Volkslied „Die Gamsin schwarz und braun" jung und alt auf einem Unter- haltungsabend im heimatlichen Kitz- bühel. Die kunstvollen Tonfolgen beherrsch- te Frau Lovett schon in denVolksschul- jahren mit einer kräftigen und reinen Stimme und mit einer Leichtigkeit meisterte sie schon damals das hohe C. Das Jodlertalent wurde ihr in die Wie- ge gelegt und dazu erlernte sie noch das Zitherspielen. Frau Gretl Lovett wanderte 1965 mit ihrer Familie nach Kanada aus und verbrachte ein Jahr in Vancouver. In Edmonton wurde Frau Lovett den gesetzlosen Zustand der Gemein- den in dieser Hinsicht beenden hilft. Das vor 7 Wochen erstellte Muster- haus erlebte einen wahren Besucher- strom und der moderne, in die Land- schaft passende Baustil fand bei allen Besuchern begeisternde Zustimmung. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, daß über 50 Prozent der bisher einge- tragenen Interessenten österreichische Staatsbürger sind. Einer der Jochber- ger Bürger erklärte in dieser Ver sammlung, daß diese Häuser (viel Holz und Glas) ausgezeichnet in die Gegend passen, kann man doch durch die gro- ßen Fenster auch im Haus die Schön- heit der Landschaft genießen. Eine ent- sprechende Frage von Dir. Senger an alle Anwesenden ergab eine absolute Zustimmung, die auch noch durch den Applaus unterstrichen wurde. Zusammenfassend sei festgestellt, daß hier ein Beispiel gegeben wurde, wie man den Bürgern einer Gemeinde zukünftige Vorhaben vorstellen und er- klären kann. Die Zustimmung der an- wesenden Bürger, der Saal war rest- los besetzt, hat bewiesen, wie groß das Interesse der Bevölkerung an solchen Veranstaltungen ist. Bravo Jochberg, Bravo Herr Bürger- meister Larcher! mit Herrn Erwin Witzke, dem Kapell- meister von „Erwin's Alpine Band" und „Melotons" bekannt, ebenso mit Herrn Rudy Kirrmair, dem Leiter der Edmontoner Schuhplattlergruppe. - Seither trat Gretl Lovett mit Erwins Alpine Band und der Edmontoner (Fortsetzung von Nr. 18) Raber: „Dieß Spil hab ich Vigil Raber zu Sterzingen abgeschrieben in der Fa- sten und solichs zu Bozen dem Rat fortragen". Der Stadtrat schenkt Ge- hör. Und das Ergebnis? 1514 entsteht unter Rabers Leitung das größte Schauspiel des gesamten deutschen Mittelalters. Die einst dreitägige Ster- zinger Passion wird ausgebaut und wächst zu einem Spielzyklus von sie- ben Tagen! Jeweils am entsprechen- den Tag wurde das entsprechende Er- eignis aufgeführt. So ließ Raber am Palmsonntag mit dem Einzug in Jeru- salem beginnen und erst am Christi- Himmelfahrtstag mit der „Auffahrt" schließen. Bereits am ersten Tag be- teiligten sich etwa hundert Spiellusti- ge. Und von diesem ersten Tag hat sich eine der berühmtesten Darstellun- gen der frühen deutschen Theater- geschichte erhalten, Rabers Bühnen- skizze. Es ist der Grundriß mit allen Spielorten in der Bozner Pfarrkirche. Aus welch revolutionär-moderner Ge- sinnung diese Inszenierung in Rein- Schuhplattlergruppe als Meisterjodle- rin mit unerhört großem Erfolg auf verschiedenen Großveranstaltungen wie der United Nation Days, Heurigen- abende des Club Austria, in Wetaski- win während der nordamerikanischen Ski-Doo-Meisterschaften, in Provost, Athabaska, Gold Lake, Lake Eden, Ke- lowna, B. C. usw. auf. Es folgen demnächst Verpflichtun- gen auf dem Bierfest im 700 Wing, das Bierfest am 3. Juni in Victoria, B. C. und die Ausstellungsmesse in Westlock. Eine Stereo-Schallplatte mit Bierfest- musik aus Edmonton, „Tiroler Holz- hackerbuam" sowie „Bayerische Länd- ler" mit Erwins Alpine Band und Jod- lereiniagen, „1 bin a fesches Dirndl" und dem „Erzherzog-Johann-Jodler", wurde kürzlich geprägt und ist bei Na- tional Musik Ltd. 10168-101. Street, er- hältlich. Wir wünschen unserer Meisterjodle- rin Frau Gretl Lovett, die uns auf so vielen Veranstaltungen dermaßen er- freute, die besten Glückwünsche und viel Erfolg in ihrer vielversprechenden Karriere. Elsa Petrikowski." Gretl Lovett geb. Friesinger stammt aus Jochberg. Schon Vater Johann Friesinger, Forstarbeiter, heute im Ruhestand in der Villa Friesinger, war ein weitum bekannter Sänger, Jodler und Schuhplattler. Gretl Lovett wohnt in „231 Greenwood Village, Sherwood Park, Alberta, Kanada" und läßt alle Bekannten herzlich grüßen. Die Hei- matzeitung gratuliert zu den bisheri- gen Erfolgen, zu denen sich sicherlich viele weitere gesellen werden. hardtschen Dimensionen erwuchs, be- weist, daß hier in Südtirol beinahe ein Jahrhundert vor jenem Shakespeare, der seine Julia in London noch von einem jungen Mann verkörpert Ro- meo entgegenseufzen ließ, die Frauen- rollen zum erstenmal im deutschen Sprachraum von Frauen und nicht mehr von Jünglingen gespielt wurden. Nur die Mutter Gottes und die armen Seelen im Fegfeuer blieben alter Tra- dition entsprechend Männern vorbe- halten. Denn daß keine Bozner Bür- gertochter Lust verspürte, ihre thea- tralische Karriere ausgerechnet als heulende arme Seele zu eröffnen, leuchtet wohl auch dem durchschnitt- lichen Kenner der weiblichen Theater- seele ein. Wenn man nun so zurückblickt: Ostern mit siebentägigem Passions- spiel, alles in der Kirche. alles ohne Fremdenverkehrsambition, dann muß man doch entzückt sein über das from- me Südtiroler Theaterjahr 1514. Das ist man auch gewöhnlich. Und vergißt darüber den skandalösen Aspekt an Kitzbüffiel und Sterzing als Theaterstädte Als Kirche und Wirtshaus noch kulturelle Zentren waren
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