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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 27. Mai 1972 Landeshauptversammluflg des Vereins „Tiroler Landesmuseum Ferdunandeum Rückblick auf ein Jahr fruchtbarer Arbeit - Bereicherung des Tiroler Kulturlebens Der Verein „Tiroler Landesmuseum Ferainanaeum', der gegenwärtig über 1U00 iviitgneaer zahlt, darunter auch die StacngemeiflcLe Kitzbühel, hielt kürzlicn seine Jahreshauptversamm- lung ab, die vom Vorstand Dr. Hans Graf Trapp geleitet wurde. Zentrales Thema war cter Tätigkeitsbericht, den der Direktor des Museums Hofrat Dr. Erich Egg vortrug. Durch das Museumspersonal konnte wiederum ein Teil der umfangreichen Bestande katalogisiert und inventari- siert werden, darunter die große kar- tographische Sammlung und die tech- nische Sammlung. Die ur- und früh- geschichtliche Abteilung führte ar- chäologische Grabungen durch in St. Michael in Münster (frühmittelalterli- che Eigenkirche) und in Karrösten (urnenfelderzeitlicheS Gräberfeld). Das Tiroler Landesmuseum unterstützte auch im vergangenen Jahr mehrere Heimatmuseen durch Beratung mu- seumstechnischer Art. So z. B. hat es das Falgermuseum in Elbigenalp völ- lig neu aufgestellt. Viel Arbeit leistete auch die eigene Restaurierungswerk- stätte, die u. a. einen großen Teil der Exponate der Ausstellung „Barock in Kitzbühel" restaurierte. Die Arbeiten im Landeskundlichen Museum, das im Zeughaus unterge- bracht ist, wurden weitergeführt und die Abteilungen Tiroler Landesvertei- digung, Historischer Bergbau und Ma- nufakturen (Bronzeguß, Eisenguß, Ei- senwaren, Glasbütten, Majolika), Bran- denberger Holztrift und Holzarbeit, Kartographie, Mineralogie proviso- risch aufgestellt. Mit der geordneten Unterbringung der naturwissenschaft- lichen Sammlungen im Zeughaus kön- nen auch jene Fachsammlungen (z. B. Käfer-, Schmetterling-, Flechtensanim- lung), die nicht für eine Schaustellung in Frage kommen, durch Mitarbeit an- erkannter Systematiker und Fachleute wieder richtig gewartet werden. Ein Schwerpunkt der Tätigkeit des Museums lag auf dem Bereich des Aus- stellungswesens. Im Jahr 1971 fanden folgende Ausstellungen statt: „Fried- rich Holl" war einem eigenwilligen, aber bedeutenden Tiroler Künstler aus dem Zillertal gewidmet, der von 1869 —1957 lebte. „Krieger und Salzherren" vermittelte ein klares kulturhistori- sches Bild der Hallstattzeit. Exponate erstklassiger Qualität aus Hallstatt, Niederösterreich, Steiermark, Mähren, Nord-Ungarn, Slowenien, Venezien aus den Sammlungen des Naturhistori- sehen Museums in Wien wurden um wesentliche Funde aus dem Bereich Gesamttirols bereichert. „Barock in Kitzbühel" wurde aus Anlaß der 700- Jahr-Feier der Stadt Kitzbühel veran- staltet. Dabei wurde erstmals der Ver- such unternommen, den Begriff des Tiroler Barock am Beispiel des Rau- mes Kitzbühel darzustellen. Die Aus- stellung „Eduardo Paolozzi" wurde ge- meinsam mit dem British Coundil in Wien durchgeführt, wodurch erstmals Werke jenes großen Meisters der zeit- genössischen Plastik in Innsbruck ge- zeigt werden konnten. Sehr erfolgreich war das vergangene Jahr auch in bezug auf Neuerwerbun- gen. Die naturhistorischen, prähistori- schen, musikkundlichen, numismati- sehen, kunstgewerblichen, technischen Sammlungen konnten bereichert wer- den. Die Bibliothek erhielt einen Zu- wachs von rund 1500 Büchern, vielen Handschriften, Zeitungen, Noten, Fil- men, Fotos, Schallplatten usw. Die be- deutendsten Neuerwerbungen aber hat ten die Kunstsammlungen zu verzeich- Wer als Gast des schönen Achen- tales den Kitzbüheler Anzeiger vorn 6. Mai zur Hand nimmt und dort von der „Mutlosigkeit des Bauern" liest, kann das zunächst nicht glauben. Es müßte wohl eher von einer „Orten- tierungsarmut" der Bauernschaft ge- sprochen werden. Warum? Direktor Mantl hat in seinem Vortrag richtig gesagt, daß bei Druck der Märkte für Agrarprodukte sowie steigenden Be- triebskosten und Löhnen nur die plan- mäßige Betriebsvereinfachung, Zusam- menarbeit, jeweils mögliche Betriebs- anpassung und passender Nebener- werb die Existenzsorgen überwinden helfen. Wer seit 10 und mehr Jahren regel- mäßig die Tiroler Bauernzeitung gut liest und sich wertvolle Fachbeiträge aufhebt, um bei Zeit und Ruhe sie wieder einmal mit der heutigen Lage zu vergleichen, wird finden, daß er laufend gut informiert wurde. Eine gute Information schafft Zufriedenheit und Wege zu mehr Selbsthilfe. Wer wenig liest, wer wenig Nachbarschafts- und Genossenschaftshilfe in Anspruch nimmt, kann nicht Schritt halten. Nur eine Erklärung als Beispiel: Das Agrarprodukt und die landwirt- schaftliche Erzeugung kann wegen ih- rer Abhängigkeit von Jahreszeit, von größerer Marktabhängigkeit bei be- schränkter Konsummenge gegenüber dem Gewerbe- und Industrieprodukt nie annähernd gleiche Preise und Löh- ne erzielen. Daher haben wir seit 20 Jahren zunehmend eine soziale Markt- wirtschaft mit vielerlei Ausgleichs- und LastenverteilungssChiChten. Trotz allen anerkennenswerten öffentlichen Hil- nen, wobei es besonders dem Land Ti- rol und aer Tiroler i-iancteisKaImfler Dank abzustatten gilt. ACfl menrere private iviazene zeigten sicn als borde- rer des .1erctinanaeUmS. Der erworbe- nen Werke (k'iastlk, Malerei, (raIli) reichen von der Uotik bis zur Moderne. Die Schausanimluflgefl wuruen im Jahr 1971 von rund 34.000 iersonen besucht. Mit Sonderausstellungen er- gab sich eine Gesamtoesucflerzafll von 82.394. Wie sehr die Brnliotnek ge- schätzt und benötigt wird, läJit sich der hohen Besucherzahl (4434) ablesen. Durch den Rückblick auf ein Jahr fruchtbarer Arbeit wurde gezeigt, daß das Landesmuseum seiner Aufgabe als modernes Museum gerecht wurde, das nicht - wie im 19. Jahrhundert - le- diglich ein Aufbewahrungsort VOfl Anti- quitäten ist, sondern über seine Auf- gaben des Sammelns und des Bewah- rens hinaus zu einer Stätte wissen- schaftlicher Forschung geworden ist. Am 16. Mai 1972 wurde die Ausstel- lung „Vor- und Frühgeschichte im Inn- tal" durch LH-Stv. Prof. Dr. F. Prior eröffnet. fen bleibt aber für den Bergbauern das alte Gesetz gültig: Mehrarbeit und Unterverbrauch! Wer dieses Natur- gesetz nicht anerkennen kann oder will, kann heute unschwer einen an- deren Verdienst finden oder beruflich sich umstellen. In größeren Bauern- höfen läßt sich mit sechs Gästebetten oder,wo eine Konzession bewilligt wer- den kann, eine Fremdenpension als Nebenerwerb einrichten, wenn fachlich geschulte Kinder dafür herangezogen werden. In jedem Landbezirk sind heute gute Beispiele genug für eine neuzeitliche bäuerliche Existenzsiche- rung vorhanden. „Mutlos" braucht nur jener Bauer im Alpenland sein, welcher keine mitschaffenden Kinder hat oder gesundheitlich nicht mehr voll tätig sein kann. Auch in diesen Fällen kann das bäuerliche Eigentum mit Nachbar- schaftshilfe bewahrt werden, wenn ei- ner dem anderen helfen will. Allerdings ist bei Vollbeschäftigung die Verlockung des Barverdienstes groß! Wir wollen aber die Sinnerfül- lung eines bäuerlichen NebenerwerbS- betriebes nicht unterschätzen! Hier kommt die Familie und die Person als Träger der echten Volksgemeinschaft noch voll zur Entfaltung. Wir könnten eher die Tiroler Jungbauernschaft um ihre Werte-Ordnung, ihre Bewältigung der Gegenwartsaufgabe beneiden,weflfl wir an die Lebensnöte der Industrie- reviere und ihre Massensorgen denken. Freilich werden alle mehr und bes- ser lernen müssen, den erreichten Volkswohlstand zu erhalten. - Dazu braucht es auch mehr Mut und Kön- nen! Andreas Bauer Mehr Mut zur bäuerlichen Existenz
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