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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 3. Juni 1972 Aus dem K Ratha In solchen Zeiten wirkt die starke Er- wärmung der oberen Wasserschichten Erklärung von Stadtrat Sieberer - Aktion „Sauberes Kitzbühel" überaus und die günstigen Lichtverhältnisse erfreulich - Wasserkundhicher Zustand des Schwarzsees verbessert, sich fordernd für das Wachstum der Stadtrat Iiirnsberger zum Ausbau der Paß .Thurn - Straße, im Wasser schwimmenden Algen aus wozu noch kommt, daß die Hitze eine Am 24. Mai 1972 wurde unter dem Vorsitz von Bgm. Hermann Reisch der 2. Teil der 64. ordentlichen Ge- meinderatsitzung abgehalten. Anstelle des abwesenden Gemeinderates Toni Kahlbacher wurde Anton Oberacher angelobt. Zu Beginn der Sitzung sprach der Bürgermeister dem „Kitzbüheler An- zeiger" für sein Entgegenkommen, sämtliche Veröffentlichungen der Ge- meinden des Bezirks in Sachen Flä- chenwidmungsplafl bzw. Bebauungs- plan unentgeltlich zu veröffentlichen. den Dank aus. Die Tagesordnung wurde mit dem Straßenreferat begonnen. Stadtrat Pe 4. ter S i e b e r e r gab am Beginn seines Referats folgende Erklärung ab: „Ich habe es bei der Sitzung vom 18. Mai 1972 sehr bedauert, daß ein Großteil der Gemeinderäte anschei- nend so wenig Verständnis für die Sauberhaltung des Lebenberggebiets aufbrachte. Nachdem ich jedoch vom Beschluß des Gemeinderates in der Angelegenheit „Umweltschutz und Kunsteisbahn" und vom Schreiben des Herrn Bürgermeisters an den Kunsteisbahnverein Kenntnis erhielt, ist diese Angelegenheit für mich er- ledigt, da sie schließlich in meinem Sinne bearbeitet wurde." Zur Gründung der Weginteressent- schaft B o c k b e r g berichtete sodann Stadtrat Sieberer, daß die TAL freiwil- lig zur Erhaltung des Weges einen Beitrag von 20,000 Schilling leiste. - Sieherers Antrag, die Gemeinde soll mit fünf Prozentanteilen der Interes- sentschaft beitreten, wurde einstim- mig beschlossen. Ebenso beschlossen wurde die Asphaltierung des unteren Teiles des Weges mit der Einmündung in die Brixentaler Straße. Ebenso beschlossen wurde die As- phaltierung des Platzes zwischen dem Bauhof in der St.-Johanner Straße und dem Maschinenbauunternehmen Kahl- bacher, wobei die Hälfte der Kosten von diesem Unternehmen zu bezahlen sind. Als überaus erfreulich bezeichnete Stadtrat Sieberer das Anlaufen der Aktion „Sauberes Kitzbühel". - Die Schulen und Vereine haben vorbildlich gearbeitet (siehe unser Bericht in der Ausgabe vom 27. Mai 1972). Die Räu- mung des Gebietes Kitzbüheler Horn wird nun von der Sektion Kitzbühel des OeAV vorgenommen und das Hah- nenkammgebiet von den Schützen. - Zur Reinerhaltung der Landschaft ver- langte Stadtrat Sieberer erneut drako- nische Strafen für Umweltve.rschmut zer. Von Gemeinderat LAbg. Dr. Otto W e n d 1 n g wurde in diesem Zusam- menhang darauf verwiesen, daß das kürzlich vom Tiroler Landtag beschlos- sene „Abfallheseitigungsgesetz" den Ge- meinden eine willkommene Handhabe gegen Gesetzwidrigkeiten bieten werde. Zu dem Artikel in der „Tiroler Tages- zeitung" vom 20. Mai 1972 mit der Ueberschrift „Tiroler Badeseen liegen in Agonie", gez. von Albert Eizinger, in welchem Dozent Dr. Roland Pechla- ner vom Zoologischen Institut der Uni- versität Innsbruck u. a. behauptet ha- ben soll .....Auch der Schwarzsee bei Kitzbühel gibt zu ernster Besorgnis An- laß. Als Gemeindevater von Kitzbühel könnte ich nicht ruhig schlafen" ent wickelte sich eine rege Debatte. Vor weiteren Schritten soll aber das Er- gebnis der Untersuchungen vorn 15. Mai 1972 durch Prof. Dr. Ingo Finden- egg, Klagenfurt, das in den nächsten Tagen vorliegen wird, abgewartet wer- den. Bekanntlich wird der Schwarzsee laufend von Wissenschaftlern unter- sucht. Nach dem Beitrag von Kustos Dr. Otto Kostenzer vom Landesmuse- um Ferdinandeum im 4. Band des Kitzbüheler Stadtbuches „Gesundheits- wesen in Kitzbühel" war Kitzbühel die erste Stadt in Oesterreich, welche um die Jahrhundertwende den Schwarz- see als Badesee wissenschaftlich unter- suchen ließ. Das letzte Gutachten über den Gütezustand des Schwarzsees ist mit 19. Juli 1971 datiert und stammt von dem bereits genannten Prof. Dr. Ingo Findenegg und hat folgenden Wortlaut: „Ueber Anregung des Bauamtes der Stadtgemeinde Kitzbühel hat der Un- terzeichnete am 12. Juli 1971 den Schwarzsee nochmals untersucht, nach- dem er bereits im Jahre 1970 eine ähn- liche Untersuchung ausgeführt hat. - Das Ergebnis der damaligen Untersu- chung lautete dahin, daß sich der wasserkundlich.e Zustand des Schwarz- sees in der Zeit zwischen 1964 und 1970 kaum geändert, keinesfalls ver- schlechtert, in mancher Hinsicht sich eher verbessert hat. Es wurde daraus der Schluß gezogen, daß die von der Stadtgemeinde Kitzbühel in Angriff ge- nommenen Sanierungsmaßnahmen,vor allem die möglichst weitgehende Fern- haltung häuslicher Abwässer vom See, sich gut ausgewirkt haben, wenngleich darauf hingewiesen werden mußte,da (3 diese Fernhaltung noch nicht völlig ge- lungen zu sein scheint. Alle meine früheren Untersuchungen des Schwarzsees fanden bei durch- schnittlichem Frühjahrs- und Sommer- wetter statt. Erfahrungsgemäß stellt aber für die Badequalität von Seen das Einsetzen von längeren Hitzeperioden im Sommer die größte Gefahr dar. starke Zunahme der Badefrequenz zur Folge hat und dadurch die Verschmut- zung des Sees durch die Badenden selbst durch das Aufwühlen von Schlamm im Uferbereich, Einbringen von Schweiß, Hautcremen und Harn gesteigert wird. Es kann in solchen Hitzeperioden zu einem derartigen tTeberhandnehmen von Algen kommen, daß sich die Seeoberfläche mit bräun- liehen und grünlichen Schleimschich- ten bedeckt, unangenehme Gerüche auftreten und der See ein unappetit- liches Aussehen annimmt. Es war da- her schon 1970 vereinbart worden, daß meine diesjährige Untersuchung mög- lichst während einer längeren warmen Schönwetterperiode stattfinden sollte. Dies traf für den 12. Juli 1971 zu. Ei- ne mindestens zehntägige warme Gut- wetterperiode und entsprechender Ba- debetrieb waren dem Untersuchungs- termin vorhergegangen. Dementspre- chend zeigten die Untersuchungsergeb- nisse wesentlich ungünstigere Resul- tate als 1970. Die Zahl der in den obe- ren Wasserschichten (0 bis 3 Meter Tiefe) schwebenden mikroskopischen Algen war etwas mehr als doppelt so hoch als im August des Vorjahres, in den tieferen Schichten (3 bis 6 in), in denen es wegen zu schlechter Licht- verhältnisse kein Algenwachstum mehr gibt, waren die das Algenwachstum fördernden „Düngestoffe" Stickstoff- und Phosphorverbindungen in höherer Konzentration vorhanden, nur der Na- triumgehalt (als Anzeiger von Ver- schmutzung durch. Harn) war geringer als im Vorjahr. Die Sauerstoffwerte waren ebenfalls schlechter. Sie betru- gen in den nicht mehr von Algen be- siedelten Tiefenschichten 6,6 gelöster 02/mg/1 in 3 m Tiefe (Untersuchung vom 12. Juli 1971) gegenüber 7,1 (Un t.ersuchung vom 12. August 1970). Nach dem oben Gesagten ist das we- sentlich schlechtere Abschneiden des Schwarzsees im Juli 1971 nicht so auf- zufassen, als ob sich der Gütezustand des Wassers gegenüber früheren Jah- ren rapid verschlechtert hätte. Es zeigt sich aber, daß der See auf Witterungs- einflüsse und damit zusammenhängen- de Badefrequenz sehr rasch reagiert, also wenig stabile Verhältnisse auf- weist. Sein Nährstoffgehalt ist immer- hin so hoch, daß er vorübergehend, während bestimmter Witterungsperio- den, in Gefahr kommen könnte, seine bisher relativ gute Badequalität zu ver- lieren. Von Nachteil ist besonders die geringe Tiefe des Schwarzsees (größte Tiefe etwa 6,5 m), wodurch es bei starkem Wind zu einem Emporwirbeln des mit Pflanzennährstoffen angerei- cherten Tiefenwassers gegen die Ober- fläche kommen kann, worauf dann
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