Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 3. Juni 1972 KitzOuneler Anzelger Seite 5 itiativen privater Organisationen geför- dert. Derzeit wird in Innsbruck die Ausstellung „Unsere Umwelt" des Oesterr. Naturschutzbundes und des Wirtschaftsförderungsinstituts präsen- tiert. Darin werden die Zusammenhän- ge des Umweltschutzes dargelegt. Von Innsbruck aus wird diese Ausstellung durch ganz Oesterreich wandern. Im Rahmen des Umweltschutzes für Erholungsgebiete einschließlich Kuror- ten spielt neben der Reinhaltung der Luft und dem Schutz vor Lärm die Reinhaltung der Gewässer eine beson- dere Rolle. Zunächst erwartet der Er- holungssuchende, daß er nicht nur nicht von stinkender oder gesundheits- störender Luft umgeben und von Lärm geplagt wird, daß er also Ruhe und ei- ne gesunde Atmosphäre vorfindet, son dern auch, was den Wasserhaushalt be- trifft, vor günstige Verhältnisse ge- stellt wird. Er liebt es nicht, ein lau- warmes Wasser genießen zu müssen das nach Chlor riecht. Aber die Lö- sung, ein zwar nicht nach Chlor ne- ehendes, aber anderweitig aufbereitetes Wasser vorgesetzt zu bekommen, kann keine ehrliche Lösung darstellen. Daher gilt dem Schutz der vorhan- denen, jetzt bezogenen Wässer vor Ver unreinigung in jeder Hinsicht der Vor- zug. Es muß daher für die Wasserge- winnungsanlagen die nötige Schutzzo- ne freigehalten werden vor Verbauung, von Industrien, von Aufbrüchen des Bodens zur Schottergewinnung, von Müllablagerung und vielen anderen Dingen. Dies muß auch durchgesetzt werden, selbst wenn andere Nutzungs- arten wirtschaftlich für viele von Vor- teil wären. Der zunehmende Wasserbedarf zwingt aber außerdem dazu, auch an die Zu- kunft zu denken und heute schon für jede solche Siedlung eine den maxima len jahreszeitlichen Anforderungen ge- recht werdende Wassermenge zur Ver- fügung zu stellen. Das bedeutet, daß sich jede solche Siedlung heute schon vor der Erweiterung um zusätzliche Wasservorkommen bemühen muß und sie heute schon einem Schutz unter- stellen muß, damit nicht später einer Gewinnung reinen Wassers die gleichen Umstände, die oben genannt worden, wie Verbauung, Müllbeseitigung etc. im Wege stehen. Diese ganze Frage kann heute wahr- scheinlich nicht mehr von jeder Ge- meinde und jeder Ortschaft für sich allein gelöst werden, dazu ist es not wendig, daß die Ermittlung des Was- serschatzes der ganzen Gegend eine der dringlichsten Aufgaben der Landes- und Bezirksverwaltung sein muß und daß von dieser Seite her auch in die Von der Oesterr. Naturschutzjugend in Innsbruck wird derzeit in Zusam- menarbeit mit bedeutenden Jugend- organisationen Oesterreichs der Um- weltschutzbewerb „Selbst handeln" in i Bundesländern durchgeführt, in dem die Jugend eingeladen wird, einen eige- nen Beitrag zur Lösung des Umwelt- problems zu leisten. LandeG- und Gemeindepianung einge- griffen werden muß, um störenden Ein flüssen vorzubeugen. In dieselbe Frage muß unbedingt auch einbezogen werden die Frage des Bäderwesens. Ein Erholungsort muß heute über eine entsprechende Anzahl von Bademöglichkeiten verfügen. So- weit es sich um künstliche Badeanla- gen wie Freibadeanlagen und Hallen- bäder handelt, können diese Dinge leichter eingehalten werden. Wenn es sich um einen Badeort an einem gro- Der Umweltschutz stellt ein sehr um- fangreiches Aufgabengebiet dar, wobei Untersichungen und Maßnahmen zum Schutz vor Gesundheitsgefähr- dungen durchzuführen sind. Vorsorge für ein menschenwürdiges Dasein zu treffen ist. Schutz der Natur und Landschaft vor Nebenwirkungen durch Zivilisa- tion und Eingriffe durch den Men- schen erreicht werden sollen, und 1. Verbesserung der Umweltsqualität durch Planung versucht werden soll. Die wissenschaftliche Grundlage für wesentliche Bereiche des Umweltschut- zes, die den Menschen betreffen, bildet die Umwelthygiene. Diese untersucht die Wechselwirkung zwischen der menschlichen Gesundheit und den bio logischen, chemischen, physikalischen sowie im weiteren Sinne psychosozia- len Umweltfaktoren. Der Wissenschaft obliegt es, die Aus- wirkungen von Umweltfaktoren zu un tersuchen und die Zielvorstellungen für ein menschenwürdiges Dasein un- ter Ausschaltung von Gesundheitsge- fährdungen und erheblichen Belästi- gungen zu definieren. Den Behörden obliegt es andererseits, die Erkennt- nisse der Wissenschaft in präzise Richt- linien für den Umweltschutz unter Be- rücksichtigung der wirtschaftlichen Möglichkeiten und Gegebenheiten um- zusetzen, und für eine entsprechende Ueberwachung und Kontrolle der ge- setzlichen Handhaben zu sorgen. Die Auswirkungen von Immissionen, also den See handelt, wird sich die entspre ehende Lösung leichter finden lassen. doch bedeutet das unter Umständen, daß das ganze Seegelände und auch das Zulaufgelände vor Einleitung von Abwässern radikal geschützt werden muß. Die Anlage von kleinen Badeanla- gen an kleinen Teichen oder Seen in unmittelbarer Nähe der Ortschaften wird im allgemeinen nicht empfehlens- wert sein, vor allem weil es hier so sehr darauf ankommt, daß Abwässer nicht eingelassen werden können und die Lärmbelästigung in unmittelbarer Nähe einer Siedlung von solchen klei- nen Teichen aus eine nachteilige Rolle spielt. Schließlich muß hier noch auf die Müllfrage hingewiesen werden, die sich unter Umständen als grundwasserstö- render Faktor erweist. Alle diese Fragen zielen darauf hin, daß endlich der Hygieniker in der Ge- :emtplanung und in der Detailplanung der Ortschaften, Bezirke und Länder eine entsprechende Beteiligung findet, wie dies ja in Oestereich leider zu we- nig beachtet ist. Umwelteinwirkungen, die geeignet sind Gesundheitsgefährdungen oder Belästi- gungen für die Allgemeinheit herbei- zuführen oder sich nachteilig auf Na- tur und Landschaft auswirken, können heute in Extremfällen weltweit auf- treten, sie sind auch überregional und regional feststellbar. Sie können lokali siert in bestimmten Anteilen der Bal- lungsgebiete oder der Umgebung von Betrieben auftreten, und schließlich auch individuell, z. B. durch individuel- le Luftverunreinigung bei Rauchen den einzelnen treffen. Bei den Vorsorgemaßnahmen stehen wir derzeit vor der Aufgabe, konkrete zukunftsweisende Maßnahmen zu set -en und zwar im wesentlichen in zwei- erlei Richtung: 1. muß die Umwelt dort, wo sie be- reits geschädigt, saniert werden und es muß z. B. in Belastungsgebieten Vorsorge durch Alarmpläne usw. ge- troffen werden, um ein weiteres An- steigen der Gefährdung zu vermei- den. ne. aber müssen dort, wo positive Um- weltfaktoren vorhanden sind, alle Maßnahmen getroffen werden, uni diese zu erhalten und womöglich noch zu fördern. Einen Ansatzpunkt für die Erhaltung und Förderung positiver Umweltfakto- ren gibt es vor allem bei Kur- und Er- holungsgebieten. Für diese Gebiete müssen ganz klare Richtlinien ausge- arbeitet werden, welche Reinheit der Vordringliche Aufgaben im Gewdsserschutz Von Univ.-Prof. Dr. med. Alfred Schinzel, Vorstand des Institutes für Hygie- ne und Mikrobiologie, Innsbruck Wissenschaftkhe Grundlagen des Umweltschutzes Univ.Prof. DDr. Manfred Haider, Vorstand der Lehrkanzel für Umwelthygie- ne der Universität Wien
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