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Samstag, 24. Juni 1972 Kitzbüheler Anzeiger Seite 15 Bezirkssch 00 ützenfest 1972 in Hopfgarten Von der Jahreshauptversammlung des Wintersteller Schützenbataillons Auf der Jahreshauptversammlung des Wintersteller Schützenbataillons Kitz- bühel am 11. Juni 1972 im Gasthof Eggerwirt hielt Bataillons-Kmdt. Mj. Adolf N a g i 1 e r einen umfangrei- chen Tätigkeitsbericht, dem wir folgen- des entnehmen: Dem Wintersteller Schützenbaon ge- hören 14 Kompanien mit insgesamt 550 aktiven Schützen, 164 Jungschüt- zen, 34 Marketenderinnen, 358 unter- stützende Mitglieder und 10 Ehren- mitglieder an. Das Bataillon verzeichnete drei große Ausrückangen. Am 13. Juni beim Grün- dungsfest der Panzl-Schützen in Mühl- bach-Bamberg im Pinzgau (Kitzbühel, Hopfgarten, Jochberg, Viertel Reith und Waidring), am 11. Juli beim Ost- tiroler Schützentag in Lienz (Kitzbü- hel, Brixen, Hopfgarten, Kössen, Kirch- berg und Viertel Reith). Der Höhepunkt im abgelaufenen Schützenjahr war am 5. September das Bezirksschützenfest in der Jubiläums- stadt Kitzbühel. Im festlichen Rahmen- programm „Kitzbühel 1971 siebenhun- dert Jahre Stadt" und der Verschwi- sterung der Städte Sterzing und Kitz- bühel. Ein wolkenloser Tag und ein glanzvoller Festzug mit zehn Musik- kapellen und zehn Marschblöcken ga- ben diesem Bezirksschützenfest den eindrucksvollen Rahmen. Südtirol war mit der Stadtmusikkapelle Sterzing, mit der Bundesfahne der Südtiroler Schützenkompanien und mit a c h t Schützenkompanien vertreten. - Der Schützenkompanie Kitzbühel gebührt Dank und Anerkennung für die Ab- wicklung des Bezirksschützenfestes 1971. In den Tätigkeitsberichten der Kom- panien des Bataillons wurden insge- samt 54 Aus rückungen verzeichnet. (1. Fortsetzung) Nach den „Gauglern" folgte die große Epoche der düsteren Kutten und Ka- puzen, der Geißelübungen bis aufs Blut - es war die katholische Gegen- reformation mit dem bis heute strah- lenden Glanz der Barockkultur. 1680 - die Türken drohten damals Oesterreich zu überrennen - veran- staltete die Bruderschaft im Dekanat St. Johann das Passionsspiel am Kar- freitag. Ein „Gaugler", der Komödiant, muß- te sich sein Geld irgendwo anders ver- dienen als „aufm Rathaus" zu Kitzbü- Sechs Schützenkompanien sind au- ßerhalb des Bezirks ausgerückt. Zum Oktoberfest nach München, zum Schüt- zenfest nach Neubeuern, nach Großarl und nach Zams bei Landeck. In 62 Fällen wurden Abordnungen gestellt. Unvergeßlich bleiben die ein- drucksvollen Trauerkundgebungen für den verstorbenen Landeskommandan- ten Hofrat Dr. Josef Schumacher in Innsbruck und für den Ehrenkomman- danten Thomas P e n d 1, Kirchberg. Der Pflege des Schießsportes wurde von den Kompanien Brixen, Fieber- brunn, Jochberg, Kirchberg, Kössen und Westendorf besonderes Augen- merk zugewandt. Schützenschnurschie- ßen fanden weiters in Brixen, Fieber- brunn, Kirchdorf, Kitzbühel. Kössen und Waidring statt. In den Kompagnien wurden auch interne Sportveranstaltungen durchge- führt (Fußball, Skilauf, Eisstockschie- ßen) und Baliveranstaltungen abgehal- ten. Zur Festigung der Kameradschaft fanden Weihnachts- und Geburtstags- feiern statt. Bei einzelnen Kompanien wurden im Fasching sogar die demo- kratischen Regeln der Gemeindeord- nung und die gesellschaftlichen Um- gangsformen der Modeschöpfungen ge- waltsam reformiert. Aktive und zeitaufgeschlossene Schüt- zenkompanien wirkten bei Musik- und Feuerwehrfesten, bei Sommernachtsfe- sten, bei Jungbürgerfeiern und Helden- ehrungen und beim Jahrmarkt der Stadtmusik mit. Sie halfen auch bei Renovierungsarbeiten von kirchlichen bzw. kulturellen Objekten und traten bei Blutspendeaktionen auf. Die Kon- takte mit den Gemeinden und den ört- lichen Körperschaften und Vereinen wurden gefestigt. Die Aktivität einer Schützenkompa- hel. Die Geißel zu schwingen, bis das Blut spritzte und die zerfezten Kutten zu flicken, wurden in Kitzbühel ein- träglichere Geschäfte als Witze zu rei- ßen! Mit dem alten Glauben hatte man es schon lange nicht mehr allzu genau genommen. Aehniich wie heute. - Schließlich hatten Humanismus und Reformation gelehrt, den bisherigen Autoritäten kritisch gegenüberzuste- hen, ja sie als Verfälscher der ur- sprünglichen Wahrheit zu beseitigen. Sicher gab es einen Gott, aber das Leben schien auf dieser Erde auch recht schön. Die Erfüllung im „Drü- nie mit all den Höhen und Tiefen liegt heutzutage im Schußbereich traditions- feindlicher Pressepolemiken und un- terliegt den Einflüssen „moderner" Freizeitgestaltung. Der Generationsum- bruch der explosiven Zeit stellt alle verantwortungsbewußten Schützen- funktionäre vor erweiterte Aufgaben und verlangt von ihnen große Qualitä- ten einer vorbildlichen Menschenfüh- rung. Der Weg der Schützenkompa- nien ist aber auf weite Sicht im gesell- schaftlichen Nebel nicht gut markiert. Der feste Marschtritt der Schützen, die Kommando- und Diskussionsspra- che bei Ausrückungen, das Auftreten bei allen Veranstaltungen, die mut- volle Haltung jedes einzelnen bei har- ten Tischgesprächen müssen problem- bewußter und bekenntnistreuer sein. Versuchen wir, wo immer wir als Trachtenträger auftreten, im Blickfeld unserer Kritiker keine offenen An- griffspunkte zu bieten, die den Ruf der ganzen Kompanie belasten. Die Schützenoffiziere müssen sich zur pflichtbewußten und wirksamen Auf- gabe bekennen, der jungen Schützen- generation überzeugend zu sagen: Warum in unserer modernen Zeit noch bewaffnete Schützenkompanien? und warum noch Trachten und Fah- nen, wenn die alten Werte „Tradition und Treue" nur mehr Konsumgüter sind? Wir brauchen das Schützenwesen nicht „verwissenschaftlichen". Bleiben wir auf dem natürlichen Boden unse- rer Heimat und leisten wir gute Brei- tenarbeit im Schaukasten der kriti- schen Oeffentlichkeit. Vertreten wir in sachlicher Konsequenz die alten, wertvollen und heimatverbundenen Ideale, die guten Sitten und kulturel- len Volksbräuche und versuchen wir auch mit vernünftiger Wachsamkeit, das Alte mit dem Neuen zu verbinden. Ein gesundes Verhältnis zu allen Orts- ben" schien zu wenig. Doch das Barock- zeitalter duldete kein Achselzucken Ufld ‚Vielleicht" gibt es ein Jenseits. Kreuz und Geißel Ein revolutionäres Zeitalter höchster theatralischer Erregbarkeit Ein „Unsittenspiegel" In den „vom Gift des Unglaubens" nicht bloß gefährdeten, sondern bereits erfaßten Alpenländern war die Gegen- reformation keine stillschweigende Be- seitigung innerkirchlicher Mißstände, sondern ein kampferfülltes Unterneh- men von revolutionärem Geist. Die Rosenkranzbruderschaften, meist ge- lenkt von Vertretern des Dominikaner- ordens, waren die kampferfüllten Keimzellen des Widerstandes gegen je- de Art von „Ketzerey". Ihre religiöse, aber auch gesellschaftliche und politi- sche Stellung kann gar nicht über- schätzt werden. Ihre Blüte und zu- gleich ihre Aufgabe erloschen mit dem Kitzbühel im Mittelpunkt der barocken Spielgeschichte Vortrag von Theaterwissenschaftler Dr. Norbert Hölzl am 8. Juni 1972 im Festsaal der Hauptschule Kitzbühel
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