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Samstag, 24. Juni 1972 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 der Jahrzehnte geführt hat, mit dem, Karl Koller: was Maria Hofer aus diesem Volks- lied macht, so kann man der Komponi- Kitzbuhel quo vadis? Wohin gehst du? stin nur gratulieren. Wie unaufdring- 2. Folge Wozu und für wen also soll ich „Phra- lich eingebaut in das musikalisch-kon- trapunktische Geschehen manifestiert Der heutige Artikel ist dem Kern sen dreschen"? Ich glaube, wir blei- sich immer wieder das Thema - oft seres Problems, der Struktur des Or- ben lieber auf dem Boden der Wirk. sich ganzen, oft nur motivisch in Bruch- tes, gewidmet. Unsere Zukunft im lichkeit und wenden uns den gegebe- stücken aufleuchtend. Der Hörer wird Fremdenverkehr ist weitgehend davon nen Möglichkeiten zu. hier Zeuge einer äußeren wie auch abhängig. Der Gast reagiert auf diese Für die Entwicklung eines Ortes ist inneren Verarbeitung nicht nur eines „Einheit" sehr empfindlich. Dies zeigt in erster Linie die Politik und Pla- musikalischen Gedankens, sondern ei- uns unter anderen ein Fall wie Gar- nung der Gemeinde ausschlaggebend. ner Idee, einer Weltanschauung. Ge- misch-Partenkirchen. Auch die Zukunft Kitzbühels ist, wie rade in diesem Stück offenbarte sich die ganze reife Integrität, die seeli- sche Breite Maria Hofers. Bleibt nur das Bedauern, daß solche Konzerte viel zu selten stattfinden. Es wäre Sache des Verkehrsverbandes, aber auch des Kulturreferats der Stadt, daß auch Kitzbühel mehr und mehr in den Sog künstlerischer Ambition käme. Das Publikumsinteresse ist da! Das bewies dieses Konzert, das gut besucht war - freilich mehr von Gä- sten als von Einheimischen. Wir dan- ken unserer verehrten Maria Hofer und der Sopranistin Josefine Maier, aber auch dem Fremdenverkehrsver- band für seine Initiative. H. Bonatti Die Zivilblinden Tirols erbitten die Mithilfe aller! Am 24. und 25. Juni wird in der Lan- deshauptstadt und in allen größeren Gemeinden Tirols im Rahmen der Lan- desblindensammlung 1972 eine Stra- ßensammlung veranstaltet. Sie durchzuführen ist nur möglich, weil sich wieder ein Teil der Schul- jugend der höheren Klassen bereiter- klärt hat, die Mühe des Sammelns in selbstloser Weise auf sich zu nehmen. Belohnen wir die Hilfsbereitschaft und den selbstlosen Einsatz der Jugend, indem wir den Sammlern freundlich begegnen. Bedenken wir: sie sammelt nicht für sich, sondern sie bittet um eine Spende für jene unserer Mitbür- ger, welche das schwere Schicksal der Blindheit tragen müssen und zudem nicht selten in dürftigen Verhältnissen leben. So sehr die allgemeinen An- strengungen, den Hunger und die Not in der Welt zu lindern, zu begrüßen und zu fördern sind, so muß doch darauf verwiesen werden, daß darüber die Be- dürftigen und von einem harten Ge- schick Betroffenen im eigenen Lande nicht vergessen werden sollten. Darum wollen wir bei der Straßensammlung am 24. und 25. Juni unsere Anteilnah- me am Los der Zivilblinden durch ei- ne hochherzige Spende bekunden. - Einsatzfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr haben Vorrang! Wer diesen Vorrang mißachtet und sich mut- willig den Einsatzorten nähert, muß mit einem Strafmandat durch die Ver- waltungsbehörde rechnen, Wer diesen oberbayerischen Doppel- ort vor dem Krieg kannte, wird meine Ansicht bestätigen, daß es ein gemüt- liches Platzerl war, in dem sich der Gast gerne aufhielt. Durch die Winter- olympiade wurde er berühmt und da- mit begann sein „Aufstieg". Inzwischen hat Garmisch-Partenkirchen an die 30.000 Einwohner und etwa elftausend Fremdenbetten. Im Winter 1970-71 war ich als Mit- g lied der österreichischen Delegation beim „Interski" in Garmisch zu Gast. Daß ich den Ort nach zwanzigjähriger Abwesenheit kaum wiedererkannte, hat mich nicht so sehr berührt als die Tatsache, daß sich diese „Entwick- lungs-Expiosion" für den Fremdenver- kehr nachteilig auswirkt. Bewußt neh- me ich den Fall Garmisch-Partenkir- chen als Beispiel, weil auch unsere Stadt mit ihrem internationalen Ruf und den gegebenen Möglichkeiten in bezug auf Verkehr und Verbauungs- möglichkeiten sehr in diese Richtung tendiert! Planung kontra Verbauung. Das Problem wurzelt tiefer als wir glauben. Denn planen heißt für viele Mitbürger verzichten. Und wer tut das schon gerne? Wir müssen die Dinge realistisch betrachten. Auf der einen Seite kämpfen wir um den Erholungs- raum, um die Existenz Kitzbühels als Fremdenverkehrsort. Auf der anderen hingegen stehen die persönlichen In- teressen, regiert die kommerzielle Re- gel von Angebot und Nachfrage. Man gab mir den Rat, ich solle die Bevölkerung über die „Gefahr des Grundverkaufs" aufmerksam machen. Denn der Grundverkauf sei das Grund- übel von allem. Ohne diese Aktion kön- ne weder gebaut noch verbaut werden. Das stimmt. Es würde mir sicher auch nicht schwer fallen, eine Kampagne für Kitzbühels Fremdenverkehr unter dem Motto „Schneide nicht den Ast ab, auf dem du sitzt" zu starten. Nur zweifle ich leider an dem Erfolg. Die Erfahrung zeigt nämlich, daß die „Idea- listen", welche immer mit guten Rat- schlägen zur Stelle sind, nicht immer das halten, was sie versprechen. Im gegebenen Falle haben sie meist selbst keinen Grund, den sie verkaufen könn- ten, und wenn, dann tun sie es nicht auf Grund seiner Wertbeständikeit. Für den verkaufswilligen Grundbesit- zer aber zählt nur das hohe Angebot. eingangs erwannt, weitgehend davon abhängig. Kommen wir also zur Sache. In einigen Artikeln dieser Zeitung wurde vom „Fluch der Appartementhäuser mit Ei- gentumswohnungen" gesprochen. Wol- len wir einmal festhalten, daß dieser „Fluch" nichts anderes als eine Zeit- erscheinung ist, dessen Ursprung im Wohlstand begründet liegt. Die Trieb- federn dieser Unternehmen sind Ge- schäftseifer und Spekulation. Die Besit- zer solcher Eigentumswohnungen wer- den nicht - wie ich manchmal höre - als „Bürger zweiter Klasse" oder gar als „Eindringlinge" angesehen. Im Ge- genteil. Viele von ihnen sind echte Freunde Kitzbühels und gerne bereit, dafür etwas zu tun. Das Problem liegt im wesentlichen auf dem Gebiet der Verbauung, der Vermietung, und den Abgaben. Dabei dürfen wir auch nicht die Mehrkosten und Aufgaben der Ge- meinde, Wasser, Straßen, Beleuchtung usw. vergessen. Ich sprach in meinem letzten Auf- satz von einem Maß. Und dieses Maß - so meine ich - ist mit Apparte- menthäusern reichlich angefüllt! Wissen sie, wieviele sich schon etabliert ha- ben? Ich nahm mir im letzten Jahr die Mühe, es zu eruieren, was gar nicht so einfach war, und kam dabei auf das Ergebnis, daß in letzter Zeit 56 Häuser mit etwa 450 Wohnungen gebaut wurden. Und bald werden es 1000 Wohnungen sein. Wenn wir pro Wohnung nur ein Auto rechnen, so sind dies eintausend Autos! Dazu braucht es keinen Kommentar. Von an- deren Nebenerscheinungen will ich gar nicht reden, denn jeder weiß um die Gefahr der Umweltverschmutzung Be- scheid. Es sei nur erwähnt, daß auch die Rechnung der Baumeister, Handwer- ker und Kaufleute, welche diese Bau- ten aus geschäftlichen Gründen meist befürworten,was verständlich ist, nicht immer aufgeht. Denn je größer der Ort wird, desto mehr Baumeister, Ge- schäfte und Handwerker werden sich ansiedeln. Und vieles wird nicht hier, sondern anderswo bestellt und in Auf- tratD g gegeben. Vielleicht bezeichnen sie mich als Schwarzmacher, wenn ich behaupte, daß der Kampf um die letzten freien Grünflächen bereits begonnen hat.Wei- lore .S1edlungen' mit etwa 20 Häusern sind bereits ausgesteckt. Ich frage nur,
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