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Kurz vor mein Traum des Lebens. Auf diesem Camp VI 8200 m weht seit 21. Mai 1972 der Wimpel der Marktgemeinde St. Johann Samstag, 15. Juli 1972 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Stürme am Mount Everest Tatsachenbericht des St. Johannar Teilnehmers Hptm. Horst Schneider über die 1. europäische Mount-Everest-Expedition 1972 Sechs österreichische Alpinisten waren Teilnehmer an der ersten europäischen Mount-Everest-Expedition, deren Ziel es war, den höchsten Berg der Welt über die bisher unbezwungene, bereits mehrmals versuchte Südwest-Direttis- sima zu erklimmen. Unter den öster- reichischen Expeditionsteilnehmern be- fand sich Hauptmann Horst Schneider, der beim Gipfelsturm dabei war und eine Höhe von 8200 m erreicht hatte. Unobjektive und einseitige Presse- berichte österreichischer Zeitungen, die nur die Meinung der britischen Bergsteiger widergaben, trugen wesent- lich dazu bei, das Image der Expedition und die Leistungen der Österreicher herabzusetzen. Die Expedition war jedoch ei- ne freundschaftliche Zusammen- arbeit vieler Nationen (Deutsch- land, CSSR, Schweiz und Öster- reich) und es herrschte inner- halb der Mannschaft, mit Aus- nahme der Engländer, die gleich zu Beginn der Expedition mit ihren Sonderwünschen und Ar- beitsunwillen keinen Gemein- schaftsgeist zeigten, echte Ka- meradschaft und gutes Verste- hen. Am 29. Feber 1972 verließen als erste Teilnehmer vier Mann, darunter die Oesterreicher Sa- ger, Haim und Schneider, in ei- ner Jumbo Jet Frankfurt und landeten am 2. März in Kathman- du. Felix Kuen und das Groß der Expedition folgten eine Wo- che später. Am 11. März wurde ein Vor- trupp von 6 Mann und 10 Sher- pas nach Lukla, einem Flugfeld in 3000 m Höhe, eingeflogen. - Von hier aus gingen die Sher- pas in die höher gelegenen Dör- fer und heuerten 500 Träger an, die das Expeditionsgepäck von Lukla ins Basislager trugen. Für den weiteren Transport der Lasten in die Hochlager und in die Wand waren 30 Sherpas notwendig. Nach sieben Marschtagen erreichten der Vortrupp und die Trägerkolonre, diese bestehend aus Männern, Frauen und Kinder, die für uns Europäer un- vorstellbar schwere Lasten zwischen 30 und 40 kg trugen, am 21. März das Basislager (5350 m). Der Großteil der Expedition folgte eine Woche später nach. Kuen, Heim, Sager, Huber, Breiten- berger (ein Teilnehmer aus Südtirol) und Schneider begannen sofort mit der Wegerkundung und denn Versi- chern des berüchtigten Khumho-Eis- falles. In dieser Phase der Expedition lag die Hauptla:st der Arbeit auf den Schultern dieser Männer,von den Berg. steigern der anderen Nationen (mit Ausnahme der Briten), kräftigst unter- stützt. Die Engländer konnten, wie sie sel- ber sagten, auf Grund ihrer schlechten körperlichen Verfassung und noch mangelnder Akklimisation, in den er- sten drei Wochen nicht in höhere Re- gionen gehen. Riesige Gletscherspalten, Türme, je- den Augenblick zum Einsturz drohend, und unüberwindlich scheinende Seraks stellten sich den Alpinisten entgegen. Endlich - in den ersten Apriltagen - kann das Lager 1 (6100 m) errichtet werden. Felix Kuen, Werner Haim, Adi Huber und Leo Breitenberger konnten am 9. April in „Camp 1" übersiedeln; Peter Perner, Adi Sager und Horst Schneider folgten vier Tage später. In den vergangenen Tagen hatten die Teilnehmer Schwerstarbeit zu verrich- ten, da die Sherpas streikten, weil sie mit der Ausrüstung unzufrieden wa- ren. Dazu kam noch eine geringe Trä- gerleistung der Sherpas, was der Expe- dition viel Zeit kostete und einer der Gründe für den nicht erfolgreichen Ab- schluß der Expedition war. Am 10. April wuurde in 6500 m Höhe Lager II errichtet. Dieses sogenannte Akklimationslager, direkt unterhalb der SW-Wand des Everest stehend, wurde Felix Kuen und seiner Mann- schaft fast zum Verhängnis. Ein fürch- terlicher Sturm von einer Stärke, wie man ihn nur am Everest findet, zer- störte das ganze Lager und ließ die Bergsteiger, in Biwacksäcken vor eisi- ger Kälte zitternd, um ihr Leben ban- gen. Das Lager II mußte wieder aufgebaut werden. Unter unsag- baren Anstrengungen wu:'den von Sager, Perner und Schnei- der sowie Berger (ein Teilneh- mer aus der Schweiz) vom Ba- sislager zu Lager 1 und Lager II Lasten von 25 kg geschleppt. Der Engländer Whillians schaffte ge- rade eine Sauerstoffflasche, 5 kg schwer. Nach der Errichtung des La- gers III am 20. April versicher- ten die drei Oesterreicher und der Italiener den weiteren Weg in die Südwestwand. Eine 40- 50 Grad geneigte Eisflanke von 300 m im unteren Teil, die rest- lichen 200 Höhenmeter ein Fels- teil im 3. Schwierigkeitsgrad, mußten durchklettert werden. Sager und Schneider waren am 23. April ebenfalls ins Lager III (700 m) aufgestiegen, um die Kameraden beim Aufbau des Lagers IV zu unterstützen. Ende April traf nun die Expe- dition eine Serie von Pechsträ- nen, die jedoch mit großer Auf- opferung und Zähigkeit Über- wunden werden konnten. Zu- erst traf es Adi Sager, der sich am 26. April wegen einer sehr schweren Halsentzündung ins Basislager zur ärztlicher. Be- handlung begeben mußte. Er war jedoch eine Woche später wieder einsatzfähig. Leo Breitenberger erkrankte an ei- ner schweren Lungen- und Rippfell- entzündung. Werner Haim traf am 1. Mai in der Einstiegsflanke ein Stein am Knie. Es bestand Verdacht auf Wadenbeinbruch und beide Bergstei- ger wurden unter schwierigen Bedin- gungen abtransportiert und nach Kath- mandu geflogen. Der Expeditionsleiter und einzige Arzt der Expedition Dr. Herrligkoffer mußte nach einer Herzschwäche und Höhenkrankheit die Expedition verlas- sen. Schließlich bekam der Schweizer
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