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Samstag, 15. Jänner 1972 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 0 „Strom mit Lautstärke" Zur Frage des Umweltschutzes in Kitzbühel Die Erfordernisse des Umweltschut- zes, dem in unseren Tagen immer größere Bedeutung zukommt, richten sich darauf, die elementaren Lebens- rechte des Menschen in seinem un- mittelbaren Lebensbereich zu schüt- zen. Denn welchen Sinn hätte auch kultureller Fortschritt, Wirtschafts- wachstum und soziale Sicherheit, wenn der einzelne Mensch sich ihrer nicht ungestört und gesund bedienen kann. Die Gefährdung des Menschen durch rücksichtslose und unerträgliche Um- weltverschmutzung und Lärmentwick- lung ist heute vielfach in ein Stadium getreten, welches das Ausmaß fried- lichen Zusammenlebens zu überfor- dern droht. Aus der Vielfalt der Fälle der Um- weltstörung jeglicher Art und Gefähr- dung in Kitzbühel, denen die Verant- wortlichen freilich schon vorausschau- end vorsorglich ihre volle Aufmerksam. samkeit zu schenken verpflichtet wä- ren, seien hier nur zwei herausge- griffen: Die neue Umspannstation an der Ache unterhalb des Bahnhofs und die Molkerei am Rennfeld. So erfreulich und dankenswert die Sicherstellung der elektrischen Ener- gie auf lange Sicht hinaus bei sich stän- dig erhöhendem Verbrauch ist, be- ginnt schon bei der Planung, d. h. Situierung der Betriebe die mangelnde Rücksichtsnahme auf die betroffene Wohnbevölkerung, sowohl bei der Transformatorenstation wie übrigens auch bei der Sennerei. Beide Betriebe, die achenabwärts unschwer geeigne- ten Platz gefunden hätten, sind mit- ten in einem Wohngebiet, in dem meh- rere 100 Menschen leben, welche An- spruch auf Umweltschutz vor Lärm- und Rauchplage erheben. Der in Frage stehende Bereich, amtlich als gemisch- tes Gebiet, d. h. für gewerbliche Be- triebe, kleine Industrie und als Wohn- gebiet deklariert, hat dieses Gleichge. gewicht zu ungunsten der Wohnbe- völkerung verloren. Die Sennereigenossenschaft hat über Einschreiten der betroffenen Be- völkerung nach Begutachtung durch die Sanitätsbehörde über Weisung der Bezirkshauptmannschaft den die Nachtruhe störenden Außenbetrieb mit den scheppernden, vor allem leeren Milchkannen von vier Uhr auf sechs Uhr früh verschoben und es bleibt ihr noch die Aufgabe, die zeitweilige Rauchplage abzustellen, wenn aus dem großen Kamin die qualmende Rauch- säule sich wälzt und auf die Häuser verbreitet. Seit die Umspannstation in Betrieb ist, hat sich für die zahlreiche Wohn- bevölkerung eine nicht erwartete und untragbare Begleiterscheinung erge- ben. Der derzeitige Regelumspanner 15 MVA, dem später weitere Transfor- matoren bis zu 50 MVA zugestellt werden, ist ein Unikum, da er „Strom mit Lautstärke" von sich gibt, die mit dem bekannten leisen Summen derar- tiger Anlagen nichts gemein hat. Viel- mehr ist der unaufhörliche monotone die dichtbewohnte Umgebung durch- dringende Ton derart lästig, daß auf die Dauer eine bohrende, dann auf- reizende und schließlich einfach uner- trägliche Wirkung über das Gehör auf Nerven und die Psyche nicht etwa nur von sehr empfindsamen Menschen, sondern in sonst stiller Nachtstunde dem hilflos ausgelieferten Menschen zur verzweifelten Resignation zwingt, wo er besonders als Berufstätiger die Nachtruhe so nötig hätte. Die von der Tiwag veranlaßten Lautstärkemessun- gen können die tatsächliche Wirkung dieses monotonen Bohrgeräusches auf die Psyche der darunter leidenden Menschen keineswegs entkräften. Der jetzt in Betrieb genommene Transfor- mator soll übrigens in Kufstein un- erwünscht und untragbar gewesen und von der Tiwag nach Kitzbühel transferiert worden sein; ob diese Ver- sion, die in der Bevölkerung kursiert, den Tatsachen entspricht, muß dahin- gestellt bleiben. Mit Rücksicht darauf, daß in der Folge noch weitere Trans' eingebaut werden sollen müssen die betroffenen Wohnparteien - eines Sinnes in dieser Angelegenheit darauf dringen, daß diese unhalt- bare Misere von der Tiwag abgestellt wird, ohne daß die Behörde mit der Herbeiführung des unerläßlichen Um- weltschutzes befaßt werden muß. Die Angelegenheit hat dazu auch eine ma- terielle Seite: Die in Mitleidenschaft- gezogenen Wohnungen und Häuser haben auch eine Wertminderung er- fahren, welche die Geschädigten kei- neswegs hinzunehmen gedenken. Dem bereits geäußerten Einwand gegen- über: „No, sie werden sich schon dar- an gewöhnen!", sei entgegengehalten, daß die Technik nur als Dienerin des Menschen ihre Aufgabe erfüllt. Bei- spiel: Die Jenbacher Werke bringen eben jetzt einen Kompressor auf den Markt, welcher nicht mehr die gefürch- tete Nervensäge auf allen Bausteflen ist, sondern dessen Gestelle, Verklei- dungen, Luftschächte und Auspuffanla- gen mit schalldämpfenden Materialien buchstäblich austapeziert sind. Diese „leisen" Kompressoren kosten nur um 20 % mehr und sind leiser als ein Per- sonenauto. Wo also der gute Wille vor- herrscht, beginnt der Ruf nach verstärk- tem Umweltschutz seine Früchte zu tragen. Auch in der Kurstadt Kitzbü- hel ist es an der Zeit, diesbezüglich wirksam nach dem Rechten zu sehen. Denn „das Maß aller Dinge ist im- mer noch der MENSCH ". F. K. Olymp Oelbrenner Kitzbühel empfängt WEVG Wien Nach dem Auswärtsspiel in Feldkirch kommt es am Samstagabend um 20.30 Uhr zu einem weiteren Heimspiel in der Bundesliga. Mit der WEVG Wien empfängt Olymp Oelbrenner Kitzbühel eine der stärksten Mannschaften dieser Saison. Die vom Kanadier Smith ge- coachten Wiener, bei denen bekannt- lich heuer der Ex-Innsbrucker Schwit- zer sehr erfolgreich spielt, stellen mannschaftlich eines der stärksten Teams, und der heimischen Mannschaft wird es sehr schwer fallen, einen Punkt zu gewinnen. Voraussetzung dafür ist eine sehr starke kämpferische Leistung und Einsatz von der ersten bis zur letzten Minute. Olymp Oelbrenner Kitzbühel hofft auf eine sehr lautstarke Unterstützung durch seine Anhänger, wodurch eine Ueberraschung durchaus möglich sein könnte. Olymp Oelbrenner steuerte klarem Sieg zu. . . doch: Glück und der Schiedsrichter Hilfe reitet Stadlau Unentschieden! Das Bundesligameisterschaftsspiel zwischen Olymp Oelbrenner Kitzbühel und WAT Stadlau hatte es in sich. Die ganze Skala der Gefühle wurde be- rührt - von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt - so mußte es bei diesem Spiel den Zuschauern er- gangen sein. Olymp Oelbrenner begann in ganz großem Stil, man sah ein hervorragen- des Forechecking, eine gediegene Mit- telfeldleistung und eine hervorragende Abwehr. Innerhalb weniger Minuten hatte Kitzbühel nicht nur mehrere gute Chancen, sondern in der 3. Minute durch Nindi auch die Führung erzielt. So blieb es das erste Drittel - Kitz- bühel überlegen, doch die größten Chancen blieben ungenützt. Im Mittel- drittel war Stadlau gefährlich, doch dann übernimmt wieder Kitzbühel das Kommando. Angriff auf Angriff rollt gegen das Tor der Wiener, doch unsere Stürmer scheitern an Klaus, der einen guten Tag hat. Erst in der 14. Minute haben die Kitzbüheler Grund zum Ju- beln. Lilyholm erzielt das 2:0 und gleich darauf das 3:0. Ein sicherer Sieg scheint sich anzubahnen. Doch dann steht das Glück auf seiten
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