Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 19. August 1972 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 schlossen ist, hat fünfzig Seilbahn- anlagen. Davon sind 13 in Kirchberg. K.ircnberg hat eine Bergbahnleistung von ca. 26 Prozent. Die jährliche Beför- derungsziffer aller Anlagen beträgt 8,200.000. Die Bergbahn AG Kitzbühel hat in Kirchberg sehr viele Pisten- bereinigungen durchgeführt. Wir habe in Kirchberg mindestens 16 Hektar Almen und Wiesen mit Raupen pla- niert und begrünt. Zu den Anziehungspunkten des Dor- fes zählt neben den Skiliften und den künstlich geschaffenen Badesee auch ein neben dem Badesee gelegenes Ge- hege mit Damhirschen. Der kleine Zoo in Kirchberg .erfreut jung und alt. - Kirchberg lt.- Kirchberg liegt in einer alten Kultur- landschaft. Funde erinnern an die Be- siedlung um 1000 vor Christus. Der Na- me Kirchberg wird aber erst im 14. Jahrhundert geläufig. Der Heimatfor- scher Anton Flecksberger hat die Ge- schichte seiner engeren Heimat stu- diert und Herbert Jordan, der von sich gesagt hat „Am liabstn möcht i a Kirchberga sei!" führt Sie an der Hand von Flecksbergers Aufzeichnungen in zügigem Schritt durch die Zeit: TJeber die Frühgeschichte Kirchbergs sind wir nur wenig unterrichtet. Sicher wird aber schon in vorgeschichtlicher Zeit diese Gegend besiedelt gewesen sein. So fand man 1923 bei der Ent- wässerung des Seefeldes eine Lappen- axt (Stadtbuch Kitzbühel, Dr. Liselott€ Plank) und 1924 beim Bau der Brük- kenwaage im Dorf eine Vasenknopf- nadel, beide aus Bronze. Illirisch-kel- tisch dürfte auch der Name Sperter. - wie Kirchberg früher hieß - seir und soviel wie „Ort am Tannenbach" bedeuten. Um die Mitte des 6. Jahrhunderts begann die Landnahme durch die Bayern. Einer dieser Landsucher war Wezo, der Hüter an der Dienggrenze gegen das Leukental, der Wetzing baute. Der folgende Landausbau durch Rodungen zog sich durch Jahrhunder- te hin. In diese Zeit reichen auch die Anfänge des Hofer Landtading, eine Versammlung der Markgenossen - die Mark reichte vom Klausenbach bei Kirchberg bis zum Nasenbach bei Itter - zurück. In Hof war die Land- schranne - der Dingstuhl - für das Brixental. Mönche der St. Martinszelle bei Kuf- stein lehrten - schon vor 738 -auch bei uns den christlichen Glauben und 788 gab es bei der St. Martinskirche in Brixen schon einen eigenen Leut- priester für das Tal. Erst 1451 erhielt Kirchberg eine ewige oder „tägliche" Messe und 1492 auch einen eigenen hier wohnenden Geistlichen. Die end- gültige Trennung Kirchbergs von der Altpfarre Brixen - die von 1215 bis 1807 den Bischöfen von Chiemsee un- terstand - erfolgte erst 1891. 902 schenkte der königliche Ministe- riale Radolt das „Prichsental" mit Sperten oder Kirchberg den Bischöfen von Regensburg, die es durch Vögte verwalten ließen. Der letzte Vogt Pfalz- graf Rapoto von Sponheim-Ortenburg, der auch die Burg Itter - wohin spä- ter von Hof das Landgericht verlegt wurde - teils als Eigen, teils als Le- hen, besaß, dürfte auch die Burg Sperten, von dem nur das 1693 abge- brannte Grafenhaus und das heute noch bestehende Heroldhaus erhalten blieb, erbaut haben. 1241 mußte Ra- poto nach einer Fehde mit dem Bischof die Vogtei abgeben. 1272 wurde Gebhart von Velben und seine Söhne Otto und Eckart - die späteren berüchtigten Raubritter - mit dem Brixental belehnt, nachdem es schon früher an den gleichnamigen Vater Gebharts (von Velben) verpfän- det war. Die von den beiden Raubrit- tern Otto und Eckart von Velben er- bauten Burgen Vorchenstein (heute Ruine Falkenstein innerhalb Aschau bei Kirchberg) und Neuhaus (heute Ruine Regensburg oberhalb Klausen bei Kirchberg) wurden 1316 und 1320 niedergebrochen und der regensburgi- sehe Hauptmann im Kriege gegen die Velber, Thomas von Frundsberg als Pfleger in Itter eingesetzt. 1332 wurde die erhalten gebliebene Burgkapelle der Burg Sperten als St.- Michaels-Kirche auf dem Kirchberg er- wähnt. Sie erschien den Bewohnern als Kirche auf dem Berg und hat zu- erst dem Kirchhügel und im weiteren Verlauf dem Dorf am Fuß des Kirch- hügels und der ganzen Gemarkung den Namen Kirchberg gegeben. Bisher hat es, wie schon erwähnt, Sperten gehei- ßen, welchen Namen heute noch die Ache, das Tal und das ursprüngliche Dorf führen. Die heutige, dem heiligen Bischof Ulrich von Augsburg geweihte Kirche wurde vor 1492 erbaut und 1737 und 1796 erweitert. 1377 verpfändet Bischof Konrad von Regensburg das Brixental mit Kirch- berg an den Bischof Friedrich von Chiemsee und 1380 verkaufte er es gegen eine Zahlung von 18.000 unga- rische Gulden mit dem Vorbehalt ei- nes Rückkaufes und 1384 gegen eine Zahlung von weiteren 8000 ungarischen Gulden für immer an den Erzbischof Prilgrim von Salzburg. Die Vereini- gung des Brixentales und Kirchbergs mit Tirol erfolgte erst 1816. 1416 wurde am Jufen (Brunnalmen) schon Bergbau betrieben und 1447 standen 5 Gruben mit 70 Knappen in Betrieb. Um 1460 stand diese Indu- strie in ungeahnter Blüte und brach- te der Gemeinde reichen materiellen Segen und wirtschaftliche Entwicklung - wie heute der Fremdenverkehr. 1602 waren in Kirchberg ein Bergrichter, 2 Verweser und rund 400 Arbeiter als Belegschaft. Bis Ende des 18. Jahrhun- derts war es auch Sitz einer Bergknap- penbruderschaft (seit 1472) und ei- nes Berggerichts (seit 1477). Die Bru- derschaft war ursprünglich eine reli- giöse, später für kranke und alte Knappen mit einer Bruderlade und einem Bruderhaus. Die Gruben waren größtenteils im Besitz des sogenannten Kirchberger Handels, zu welcher Gesellschaft - nach dem Ableben der Gebrüder Si- gismund und Andr. Stöckl - Münch- ner Bürger, die Grafen Fugger und die Brüder Rosenberger jeweilig ge- hörten. Später wechselten die Besit- zer öfter, bis 1723-24 die salzburgische Regierung zu drei Viertel und die österreichische Regierung zu ein Vier- tel den gewerkschaftlichen Besitz kauften. 1760 brannte die Schmelz- hütte in Kirchberg nieder und wurde nicht mehr aufgebaut. 1805 löste sich die Gesellschaft oder Gewerkschaft endgültig auf. 1456 wurde das Aufgebot des zehn- ten Mannes, die Landfahne oder Land- wehr, neu formiert, das Gericht Itter, zu dem auch Kirchberg gehörte, hatte von 770 wehrfähigen Männern 77 zu stellen. Auf den Antlaßritt gegen die Schwedengefahr in den Jahren 1632 und 1648 des Anführers Kaspar Spert- ner, geht auch der historische Brixen- taler Antlaßritt zur Schwedenkapelle in Kirchberg, an der alljährlich Reiter aus den Gemeinden Kirchberg, Brixen und Westendorf mit den Ortsgeistli- chen teilnehmen, zurück. Und nach dem Schützenhauptmann von 1809 Jo- hann Schroll wurde die im Jahre 1966 wiedergegründete Schützenkom- panie Kirchberg benannt. Das Revolutionsjahr 1848 brachte auch für die Kirchberger Bauern, die in den Jahren 1458, 14629 1525, 1526 und 1645 zur bewaffneten Selbsthilfe gegriffen haben, unter dem Bauern- führer und Landtagsabgeordneten Jo- hann Aschaber, die Aufhebung und Ablösung der alten Grundlasten, wie dem Getreidezehent an die Zehenther- ren und dem Grundzins an die Grund- herren. 1866 gründete der Bauernfüh- rer und Landtagsabgeordnete Josef Hölzlsauer den ersten landwirtschaftli- chen Verein und 1888 der Bauernfüh- rer und Landtagsabgeordnete Anton Flecksberger in Kirchberg die erste Raiffeisenkasse Tirols. Sprecher: Aus all dem, was Ihnen Herbert Jordan erzählt hatte, können Sie, liebe Zuhörer ersehen, daß Kirch- berg in einer Kulturlandschaft von größter Bedeutung liegt. Das kulturelle Leben unserer Tage wird von mehreren Vereinigungen ge- tragen und von der Gemeinde verant- wortungsbewußt gefördert, Herbert Jordan: lieber das kulturelle Leben in Kirchberg Mit zu den wesentlichen Aufgaben ei- ner Gemeindeverwaltung gehört auch die Errichtung und Erhaltung kultu-
< Page 11 | Page 13 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen