Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 19. August 1972 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 sämtliche Seilbahnen und Lifte von Kirchberg über Kitzbühel zum Paß Thurn zusammen, welche mit einer Karte, dem Skipaß, befahren werden können. Weiters wurde ein Skipaß ge- schaffen, der in der Zeit der sogen. Jännerlücke sehr ermäßigt ist und für die Skifahrer einen großen Anreiz be- deutet. Dr. Kolneder: Woher kommen die Gäste? Hans Zwerger: Die Gäste kommen zum Großteil aus Deutschland. Mün- chen ist ein beachtliches Reservoir für uns, speziell für die Gäste des ver- längerten Wochenendes. Dr. Kolneder: Was ist nun für den Sommergast so reizvoll? Hans Zwerger: Ich bilde mir ein, daß die Suche des Großstädters nach ei- nem Erholungsraum für den großen Besuch im Sommer entscheidend ist. Kirchberg liegt nicht nur an der Stra ße, an der Bahn. Wir haben in der Nä- he des Dorfes, bzw. direkt im Ort ein Erholungszentrum. Es besteht ein Ba- desee mit einer Tennisanlage, umgeben von Wald und Liegewiesen, zahlreichen Wanderwegen, einem Tierpark - vom Bürgermeister geschaffen - und vie- les andere, was dem Großstädter zur Erholung dient. Dr. Kolneder: Wie sehen die Zukunfts- pläne aus? Hans Zwerger: Der Ausschuß des FVV ist der Meinung, daß etwas geschaffen werden muß, um die Auslastung der Betten zu verbessern. Es muß ein Hal- lenbad gebaut werden, aber nicht nur ein Hallenbad allein, sondern kombi- niert mit Kurmöglichkeiten. Dr. Kolneder: Sind die Pläne schon ausgereift? Hans Zwerger: Wir sind noch nicht einmal in der Planung, sondern erst bei der Idee. Dr. Kolneder: Aber Sie werden das verwirklichen? Hans Zwerger: Wir werden es! (Ländler) Kirchberger Sportler trägt olympisches Feuer Sprecher: Aus dem Fremdenverkehr heraus entwickelte sich auch die Ski- schule, sie wird von Pepi Schoder- böck geleitet. Als vor wenigen Jahren durch Zufall eine russische Delegation in Kirchberg Winterurlaub machte, konnte niemand ahnen, welch weit- tragende Folgen dieser Besuch haben sollte. Die Russen waren von Kirch- berg und seinen Skilehrern dermaßen begeistert, daß sie im nächsten Winter wiederkamen und Kirchberger Skileh- rer zu sich in den Kaukasus einluden. So kam es, daß Schoderböck und seine Kameraden im Mai 1967 in die So- wjetunion flogen und schließlich am Fuß des Elbros eintrafen. Darüber nun Pepi Schoderböck. Das war eine einmalige Sache für uns! Dr. Kolneder: Sie waren schon mehr- mals dort? Schoderböck: Wir waren bereits 5 mal in Rußland. Dr. Kolneder: Sie werden das fort- setzen? Schoderböck: Das weiß ich nicht ge- nau, weil wir gewisse Schwierigkeiten mit der Finanzierung haben und des- halb ist heuer auch die Fahrt nach Rußland nicht zustandegekommen: Dr. Kolneder: Wieviel Skilehrer ha- ben Sie? Schoderböck: Wir haben einen Stand von 105-110 Skilehrern. Dr. Kolneder: Sie unterrichten neuer dings auch Skibob? Schoderböck: Die Nachfrage nach Skiboblehrern ist nicht sehr groß. Dr. Kolneder: Kirchberg hat nicht nur für den Wintersport Bedeutung, sondern auch in anderen Sportzweigen. Es wird Fußball gespielt. Schoderböck: Der Sportklub Kirch- berg spielt in der Gebietsliga Ost und plaziert sich im Mittelfeld. Dr. Kolneder: Gibt es andere sport- liche Erfolge? Schoderböck: In den fünfziger Jah- ren war Kirchberg eine Springerhoch- burg. Franz Schlömmer, heute Ski- lehrer in meinen Reihen, war der be- ste Skispringer; aber auch Max Papp und andere haben zwischen 1950 und 1960 im Skisprunglauf große Erfolge errungen. Brigitte Schroll ist letztes Jahr österreichische Meisterin gewor- den im Riesentorlauf und in der Kom- bination. Brigitte ist ein hoffnungsfro- hes Talent und war halten ihr den Daumen, daß sie auch weiterhin Er- folge für Kirchberg erzielen kann. Wir haben aber auch einen sehr re- gen Tennisklub. Vor wenigen Wochen hat der TC Kirchberg das erstmal ein großes internat. Tennisturnier durchgeführt und zwar die Ausschei- dungskämpfe für den Head-Cup in Kitzbühel. Auch dieser Club ist be- strebt, auch in den kommenden Jah- ren größere Turniere nach Kirchberg zu bekommen. Ich will nun aber auf einen ganz jungen Kirchberger zurückkommen, auf Ernst Stöckl. Er ist 2facher Ti- roler Meister im Halbschwergewicht im Boxen. Auf Grund seiner Erfolge wird er einer der Träger des olympischen Feuers sein. Sprachlabor und Physiksaal für Kirch- bergs Schulen Sprecher: Während die 110 Kirchber- ger Skilehrer im Sommer einem ande- ren Beruf nachgehen, bemühen sich 23 Volks- und Hauptschullehrer vorbild- lich die heranwachsende Jugend zu bil- den. Peter Gwirl macht Sie nun mit den nicht alltäglichen Schulverhältnis- sen von Kirchberg vertraut. Dr. Kolneder: Während unserer Auf- nahme sind wir Gäste in einem großen Schulgebäude, das Volks-. und Haupt- schule umfaßt. Eine sehr große Anla ge, sehr modern, erst vor drei Jahren errichtet. Herr Direktor Gwirl, war es denn notwendig, ein neues Gebäude zu bauen? Dir. Gwirl: Die Errichtung eines neu- en Schulgebäudes war sehr dringend, denn wir mußten vorher in vier ver- schiedenen Häusern unterrichten, was die Unterrichtsarbeit sehr, sehr er- schwert hatte. Dr. Kolneder: Sie sind kein Schul- sprengel, was die Hauptschule betrifft, sondern Sie unterrichten nur Kinder aus Kirchberg? Dir. Gwirl: Ja, eingesprengelt in die Hauptschule ist jedoch unsere Fraktion Aschau. Dr. Kolneder: Sie haben als Volks- und Hauptschule und dazu noch den Polytechn. Lehrgang. Diese Dreiheit hat sicher auch gewisse Vorteile beim Un- terricht? Dir. Gwirl: Sicher hat sie das. Es war sehr angenehm, daß wir die Bau- lichkeiten so erstellen konnten. Es sind alle drei Schulen unter einem Dach, allerdings genau nach den ein- zelnen Schularten getrennt, so daß je- de Schule selbständig arbeiten kann. Dr. Kolneder: Können Sie auch Turn- unterricht erteilen? Dir. Gwirl: Ja. Es ist besonders an- genehm, daß wir in unserer Schule nicht nur einen Turnsaal, sondern auch einen Gymnastikraum besitzen. Dr. Kolneder: Auch sonst sind die Schulen ganz modern eingerichtet? Dir. Gwirl: Das kann man wohl sa- gen. Die Gemeinde war hier sehr auf- geschlossen. Ich darf Ihnen einige Bei- spiele nennen. Wir haben in unserer Hauptschule in allen Klassen Projek- toren mit den dazugehörigen Spezial- karten. Dann darf ich noch erwähnen, daß ein Sprachlabor in Aussicht ge- stellt ist, dann ein sehr moderner Physiksaal entstehen wird, so daß in jeder Beziehung in unserer Schule Ar- beiten möglich sind, die von der heu- tigen Schule verlangt werden. Dr. Kolneder: Wieviel Kinder werden unterrichtet? Dir. Gwirl: Insgesamt werden 550 Kinder unterrichtet, 310 von der Volks- schule, 190 von der Hauptschule und 50 vom Polytechn. Lehrgang. Dr. Kolneder: Wieviel Lehrer sind notwendig? Dir. Gwirl: Bei uns unterrichten 23 Lehrkräfte. Die Landwirtschaft in Kirchberg Sprecher: Ehe sich Kirchberg zum beliebten Fremdenverkehrsort entwik- kelte, war es ein bäuerliches Dorf. Wie überall in Tirol hat sich die Struktur der Siedlung im Brixental grundle- gend geändert. Josef Aufschnaiter, in Kirchberg der Peternbauer genannt, führt nun mit unserem Reporter ein Gespräch über die Landwirtschaft. Dr. Kolneder: Herr Auf scimaiter!
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