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Seite 14 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 2. September 1972 die in Kitzbühel geregelten Musik unterricht erteilten. Aus ihrer Vorar- Klaus Zz u m Gedenken beit vor allem erwuchs später die Einer der ersten Skibergführer - der Erfinder des Zinsberges Gründung der Kitzbüheler Musikschu- le, der sie als Lehrkraft allerdings Am 1 . August 1972 starD im Alter „Dank der so ausgezeichneten Fiih- nicht mehr angehörte, von E8 jahren de-- Fischer unc. Berg- rung Zwicknagls habe ich von Ende skifuhre: in Ruhe Nikolaus Zwicknagl Gabriele Teichmann stammte aus im Alte:sheim von Zell am ?iller. Bei Dezember 1937 bis 29. Jänner 1938 ' täglich die abwechslungsreichsten der schlesischen Stadt Bielitz, wo sie seiner Beerdigung in Kitz :ühel ga- schönsten Skitouren gemacht. Ich ken- 1903 geboren wurde. Ihr Vater, k. u. k ben im die Freiwillige Feuerwehr Kitz- ne keinen besseren Ski- und Bergfüh- Zollbeamter, zeigte Verständnis für ih- bühel nut Fahne sowie eine Abord- rer wie Zwicknagl, dem man sich auch re musikalischen Neigungen und sorg- .. ... für die schwierigsten Touren anver- trauen kann Ich verdanke ihm dem absolvierte Gabriele Teichmann -. eine wunderschöne Zeit in Kitzbuhel vorerst die kath Privat-Lehrerinnen- Sophie, Gräfin von Toerring 29 bildungsanstalt in Bielitz und erwarb Janner 1938 11 sich so die nötigen pädagogischen -. -......................... -; „Hoffe nächstes Jahr wieder unter der Kenntnisse. - Nach kurzer Dienstlei- .iusgezeichneten Führung von Zwick. stung als Volksschullehrerin widmet. ag1 Touren machen zu können. , sie sich ganz dem Musikstudium (Prag Elenore Herzogin von Bayern 29 Wien) und legte 1927 die Staatsprüfung . anner 1938." aus Musik für den Unterricht an Mit . . Die Königin Mutter von Belgien telschulen und Lehrerbildungsanstal t hrieb nur drei Wörter in sein Buch ten mit auseezeiehnetem Erfole . Ich auch Elisabeth \ Lid U.IJ .LC4&.ii .LJ.d V ii. J ci LJ. .LVII i 11 glänzenden Abschluß gab sie sich je- doch nicht zufrieden. Sie setzte ihre Studien fort und gab eine Reihe von kleineren Klavierkonzerten, vor allem Trio-Abenden. Weiters erteilte sie in Klavierspiel und Musiktheorie Unter- richt. Auch war sie eine geschätzte Liedbegleiterin. (Studium bei Prof. Ed mund Eysler!) Daß sie über entspre- chendes Können und Initiative ver- fügte, geht aus einer Reihe von er- haltenen Kritiken hervor und aus der Tatsache, daß sie das „Bielitzer-Trio", welches in der Folge oftmals im Kon- zertsaal und im Rundfunk zu hören war, begründet hatte. Ihre große Liebe - dies zeigen zahlreiche Programm- zettel und Zeitungsnotizen - galt dem Genius Mozart, dessen Werk ihr Le- ben geradezu erfüllte. Nach dem Zusammenbruch des 2. Weltkriegs flüchtete Gabriele Teich- mann nach Oesterreich und baute sch in Kitzbühel, wo sie einige frühere Freunde hatte, mühsam eine neue Exi- senz auf. Hier erteilte sie, wie schon angedeutet, Musikunterricht; hier er- lebte sie auch die großen Enttäuschun- gen, die schließlich zur Unheilbarkeit eines alten Nervenleidens führten. Wie viele andere von den durch die politi- schen Ereignisse Entwurzelten und hei- matlos Gewordenen, wurde auch sie mit der Vergangenheit nie fertig - bei ihrer sensiblen Musikernatur kein Wunder. So geriet sie in immer grö.. ßere Verbitterung und Vereinsamung. „Musik verschönt das Leben" - das war das Motto, mit welchem Gabriele Teichmann für ihren Unterricht warb; Musik eines endgültigen Abschieds, ge- reinigt von der Last und Fragwürdig- keit dieses Lebens, mag auch ihren letzten Weg, ihre letzte Flucht beglei- tet haben. Wir wollen der Verstorbe- nen und ihrer Verdienste ein würdiges Andenken bewahren. Hugo Bonatti Foto Tirol - A. Angerer nung des Skiklubs mit den vielen Ver- wandten und Bekannten die Ehre des letz:-en Geleites. Am offenen Gra- be rühmten der Leiter der Skischule Kitzbühel, Karl Koller, und ier Korn- mandan: der Feuerwehr, Stefan Brun. ner, seinE Vorzüge in seinem reichen Ski- und Feuerwehrleben. Unser :-laus Zwicknagl wurde am 10. Februar 1884 in Kitzbfhel, auf dem Bauernhof Zwickerleiten, gebo- ren. Sein Vater nahm in slion mit 10 Ja.:rer zum Fischen mit und der Fischerei blieb er bis wenige Jahre vor seinem Tode treu. Im Jahre 1904 wurde Zwicknagl von dem Skipionier Franz REisch zum Bau der Schatt- bergscmnze, der Rodelbaan, der- Bob- bahn und des Eislaufplatzs einge- teilt. Die Se -ha ttbergschanze war damals die einzige künstl:che Sprungschanze Tirols. Franz Reisch autorisierte ZwickrLael zum Be-rgskiführer und in diesem schönen Beruf geriet der Verstorbene ganz in sein Element. Als dbergführer lernte Zwicknagl viele und hochgestellte Persönlichkei- ten kennen. Im Jahre 1934 kam Ihre kgl. Hoiett Gräfin Toerriiig nach Kitz- bühel. Durch die Baronin Mayer-Mein- hof, die Zwicknag] schon oft geführt hatte, wurde er auch mi: der könig- lichen Hoheit bekannt, die K5nigin Mutter Elisabeth von Belgien. Mit der Knigin Mut-,er macate Zwick- nagl To-----en auf den Hahnenarnrn und die Brunnalpe. 1938 war- Zwick- nagl m---t diesen Mitgliedern des bel- gische:: Herrscherhauses durch drei Wochen n Davos in der Schweiz. Die E:ntragungen (handschriftlich) im Ausweisbuch Zwicknagis (im Hei- matmuseim) bereichern die Ski- und Fremdenve:kehrsgeschichte Kitzbü- hels. Weitere Eintragungen: „Von Kitzbühel und seinen schönen Touren sprechend fiel eines Tages in Wien unter meinen Freunden das Wort „Zwicknagl" und ich erkundigte mich erstaunt, was oder wer das sei und bekam zur Antwort: ein unent- behrlicher Bestandteil einer Skitour Und führwar, lieber Klaus Zwicknagl! Sie sind für mich ein Begriff gewor- den, den ich von einer hiesigen Tour nicht mehr trennen möchte. Meine Skikameraden werfen mir Unsport- lichkeit vor, weil ich immer ohne Rucksack und den notwendigen In- halt fahre. Eines habe ich aber nie vergessen, Sie auf eine Tour mitzu- nehmen! Sie waren mir in der gan- zen Zeit eine treu sorgende Kinder- frau, die sogar zu einer Zeit Pulver- schnee herbeizauberte, da dieser in Kitzbühel rar geworden war und ich bedaure, daß noch viele Touren un- gefahren blieben und ich mich mit dem Horn, dem Wildseeloder, Pengelstein, Brunnalm, Stanglalm und Ihrer wun- debaren Erfindung dem Zinsberg, zufrieden geben mußte. Aber näch- stes Jahr wird alles nachgeholt und dafür merke ich mich heute bei Ihnen vor. Kitzbühel, 21. XII. 1929-6. 1. 1930 Herta Grave". „Lieber Freund Zwicknagl! Ihr Na- me wurde hier bereits zum Symbol" Ernst Karl Bundschak. „Der aufmerk- samste, umsichtigste und spurenge- wandteste Skiführer", E. Pollak. „Diesem Manne gebührt Lob und wieder Lob"! Ferdinand Pierer. „Zwick- nagl hat nur einen Fehler: Er ver- wöhnt einen so! Den „Ernst des Le- bens" lernt man erst dann kennen, wenn der gute „Zwick" nicht zu haben ist"! Martha Gerngross, 1931. „Dem Fahrer die Abfahrt zu einem wirk- lichen Genuß zu machen, machen ihn zum idealsten Führer." Margarethe Billiter, 1931.
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