Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 8 - Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 23. September 1972 „Ich weise auf die besondere Bedeu- tung hin, ctal3 diese Verschwisterungs- feier sich im Rahmen eines Schützen- festes vollzieht. Und das ist kein Zu- fall. Geht es doch darum, wieder leben- dig und wirksam werden zu lassen, was in Jahrhunderten gewachsen ist, damit Kraftquellen sich erschließen, die uns tüchtig machen für die Aufga- ben unserer Zeit und der Zukunft. Ebenso wie in den alten Mauern un- serer btädte modernes Leben pulsiert und die neuen Aufgaben, die die mo- derne Entwicklung in allen Lebensbe- reichen stellt, mit Hilfe auch des Gei- stes, der in jenen Mauern weiterlebt, gemeistert werden, so stehen auch im Schützenwesen hinter den ehrwürdi- gen Bräuchen und in den farbenfro- hen Trachten Menschen vor uns, die ihr Hier und Jetzt meistern im Alltag ihres Berufes und in der Auseinander- setzung mit der modernen technischen Zeit. Sie tun es aber auch in dem Bewußtsein, daß sie Hüter zu sein ha- ben jener Werte, die hinter all dem Aeußerlichen stehen und doch fest da- mit verbunden sind: Glaube, Sitte, Heimat. Um was es in all dem geht? Es ist das Bewußtsein der Verantwor- tung und der Mitverantwortung für den anderen, für den Nachbarn im weitesten Sinne des Wortes. Dazu ge- hört auch Heimat zu erhalten für un- sere Kinder. Vor allem aber für alle jene, die in unserer so beweglich ge- wordenen Zeit anderswo und fern von ihr durch geschichtliche Umstände und aus Arbeitsgründen sich niedergelas- sen haben. Sie wollen also Bindung und Verbindung sein, damit der Kraft- quell weiterfließe, den Heimat und Glaube für alle darstellt. So mag es berechtigt sein, wenn heute und anläßlich dieses Festes noch einmal gesagt wird, daß die Schützen ihren Beitrag leisten wollen, damit die Moderne in ungestümer Ent- wicklung nicht diesen Quell verschütte und dem Menschen, in all seinem Kom- fort und seiner sozialen Sicherheit see- lisch verdurste. Sie möchten Brücken bauen zwischen dem Gestern und dem Morgen, daß die Tugenden, die unser Volk kennzeichnet und ihm Achtung eingebracht haben, erhalten bleiben als ein Kennzeichen unseres Wesens. Sie möchten ihren Beitrag leisten, daß Tirol bestehen bleibe, als einer jener Mosaiksteine, die, so hoffen wir, in nicht aJizuferner Zukunft das voll- endete Bild des neuen Europas dar- stellen werden. Dieses heutige Fest ist geschichtlich. Es ist ein Beweis unseres Geschichts- bewu.ßtseins, unserer Gesichtsverbun- denheit. Es ist aber auch ein Anlaß Ernst und Freude, Besinnung und heiteres Tun so zu erleben, wie es Ti- roler Brauch ist und wie es unserem Volkscharakter entspricht. Dazu mein bester Wunsch!" Vor dem Schlußmarsch der Stadt- musik Kitzbühel überreichte Schützen- hauptmann Scharnigg der Schützen- kompanie Sterzing ein in Kupfer ge- triebenes Wappenbild aus der Hand des Kunstschmiedes und Schützenka- meraden Klaus Wagner. Das Motiv lehnt sich an den Entwurf von Dipl.- Restaurator Hermann Mayr an, den dieser für das Plakat zur Verschwiste-. rungsfeier und zum Bezirksschützen- fest im September vorigen Jahres an- fertigte. Von der Schützenkompanie Sterzing erhielten die zwei Kitzbüheler Schützenfahnen je ein Erinnerungs- band. Schlußbericht in der nächsten Ausgabe Tiroler Handelskammer Kitzbühel: Mehrwertsteuervorträge in Kitzbühel Die Bezirksstelle gibt bekannt, daß der für die Friseure angegebene Ter- min des branchenspezifischen Mehr- wertsteuer-Vortrages geändert ist. Die- ser Vortrag findet im Rahmen der Bezirksversammlung der Friseure am Montag, 16. Oktober um 9 Uhr in Kitz- bühel, Gasthof Eggerwirt, statt. Irr- tümlich wurde die Beginnzeit mit 15 h angegeben. Dr. Oskar Ganster: Ein offenes Wort zum Taubenproblem Herr Seissl beklagt sich im letzten „Kitzbüheler Anzeiger" über den Tau- bendreck im Giockenspielturm. Jeder Mitbürger wird seine Sorge verstehen. Auch der Tierfreund. Was aber nie- mand verstehen kann, ist die von ihm selbst zugegebene Tatsache, daß in all den Jahren weder Schutzgitter vor die Turmlucken angebracht wurden, noch entsprechende gründliche Reinigung der Turmstube durchgeführt worden ist. Es handelt sich also primär um eine Schlamperei, für die das Glocken- spielkomitee und die Stadtpfarre zu- ständig ist. Ob man aus Anlaß solcher Verärge- rung die Taube als Ungeziefer wie Rat- ten und Mäuse vergiften sollte, kann man zweifellos ventilieren. Auch mit Herbstlich läßt ein frischer Wind viele bunte Blätter fallen, die sich dann am Wegerand bald zu dichten Haufen ballen. Gehn wir raschelnd durch das Laub, wie wir es als Kinder taten, macht dies fast den gleichen Spaß, den wir damals dabei hatten. L. BORCH uns Tierschützern. Wir stellen dazu allerdings eine .bedingung. Wenn man uns scnon die henigen Kühe unLer- scniebt, was scnemoar zur iviocte wird, dann märze man auch die „heiligen Kühe" in den Kirchen aus. So geht es nicht, daß man in den Kirchen hölzer- ne Tauben in goldener Restaurierung als Symbole des hl. Geistes verehren läßt und draußen die lebenden Tauben als „Ungeziefer" vergiftet. So eine heuchlerische Haltung können wir Tier- freunde uns nicht leisten. Entweder sind wir Tierschützer, dann können wir uns nicht an Aktionen grausamster Vernichtung eines bisher als gutmütig und harmlos beliebten Tierchens be- teiligen. e teiligen. Wir wissen sehr wohl, daß man in Stadtverwaltungen und Kir- chenverwaltungen einerseits die lästi- gen Verschmutzer los werden möchte, aber andererseits den schwarzen Pe- ter den Tierfreunden zuspielen will. Schützen die Tierfreunde die Tauben, dann sind sie am Taubendreck schuld. Ziehen sie ihre schützende Hand zu- rück, kann man sich scheinheilig auf die eigenen Tierschützer berufen. Schwerpunkte eines zugegeben belä- stigenden Taubenüberhanges waren bisher im Gries und im Bereich der öffentlichen Bedürfnisanstalt. Durch die immense Verkehrsverdichtung der letzten zwei Jahre geht auch bei uns das Taubenzeitalter zu Ende. Durch die Luftverpestung und durch mensch- liche Eingriffe mit Giften und Ab- schüssen geht derTaubenbestand sicht- bar zurück. Wir bitten die Mitbürger um etwas Geduld. Die Ereignisse des biologischen Unterganges überstürzen sich bekanntlich. Im Gestank und Gift der Motoren ist das Ende nicht weit. Die warnenden Voraussagen eines Günther Schwab erfüllen sich bereits. Tierart nach Tierart geht zugrunde. Es gibt kaum noch Schwalben, weil sie da drunten mit modernsten Radar- geräten verfolgt wurden und bei uns durch die massiven Insektizide keine Fliegen finden. Es gibt kaum noch Schmetterlinge. Man findet nicht ein- mal Käfer am Wege. Was will der Mensch eigentlich noch an Tieren, wel- che die Gnade hätten zu überleben? Ein Zyniker sagte, es werde in kurzer Zeit nur noch Menschen, Schweine und Hühner in Legebatterien geben. Habt daher Geduld, Kitzbüheler Bür- ger, das Ende ist näher als wir glau- ben.Versuchen wir uns an den wenigen Tauben im Stadtpark zu erfreuen. - Noch leben wir in der Illusion, daß alles so weiter geht. Daß wir nur eine Umfahrungsstraße brauchen. Und daß unser Städtchen mit einem Zauberstab wieder eine Insel des Friedens wird. Ziehen wir Bilanz, was uns die Felber- tauernstraße gebracht hat. Und wie wird es aussehen, wenn diese Straße erst richtig ausgebaut ist. Wie lächer- lich wird uns einmal ein „Taubenpro- blem" erscheinen.
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