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Seite 4 Kltzbüheler Anzeiger Samstag, 30. September 1972 Die Stadtmusik Kitzbühel in Paris Als Abschluß eines Sommers, in wel- chem die Stadtmusik Kitzbühel eine bisher noch nie - selbst im Jubiläums- jahr 1971 nicht - erreichte Anzahl von Ausrückungen zu verzeichnen hatte, folgte sie einer Einladung nach Paris. In Bagneux, einem südlichen Stadt- teil der französischen Metropole, ver- anstaltet die Gemeinde seit 13 Jahren im Rahmen des sogenannten „Fete des Vendanges" (Weiniesefest ) den „Car- neval d'Automne". Dieser entspricht in etwa dem berühmten Karneval von Nizza, welcher jedoch nicht eine der- artige Vielzahl von teilnehmenden Gruppen und Kapellen etc. aufzuwei- sen hat. Als einzigen österreichischen Teilnehmer, neben zahlreichen anderen ausländischen, erging die Einladung an die Stadtmusik Kitzbühel. Am 15. Sept. um 20 Uhr begaben sich 43 Mann samt 2 Marketenderinnen auf die Rei- se. Erfreulicherweise hatte sich Frl. Hanni Hochfilzer, die Tochter des Ob- mannes, als Dolmetscherin zur Verfü- gung gestellt, was sich später als bei- nahe lebensnotwendig erweisen sollte. Der phantastische Bus des Tiroler Lan- desreisebüros ließ die Kilometer kür- zer werden, dies besonders für einige Schlafsäcke, die den Boden als Ruhe- stätte zu benützen müssen glaubten. Am Samstag, 16. Sept. gegen 10 Uhr endlich wurde Paris erreicht. Nach ei- nem ausgiebigen Mittagessen wirkte die Stadtmusik gleich bei einem klei neren Umzug mit und gab anschlie- ßend ein Standkonzert. Am Abend folg- te dann noch eine Parade im Stadion von Bagneux, welche von den Zusehern begeistert aufgenommen wurde. In net- ter Weise hatten sich eine in Paris le- bende Wienerin sowie ein Mitglied des Organisationskomitees zur Verfügung gestellt, welche sich sehr bemühten, al- len den Aufenthalt in Paris so ange- nehm wie möglich zu machen. Diese beiden lotsten die Stadtmusik dann auch in einer eindrucksvollen Fahrt durch das nächtliche Paris zu den Quartieren, welche sich im Westen der Stadt, in Neuiliy-Nanterre befanden. Ein unvergeßliches Erlebnis für jeden der Anblick der im Lichterglanz sich zeigenden Prachtstraße von Paris, der Champs-Elises mit dem Arc de Triom- phe. Kurz war die Nacht, denn schon früh- morgens jagte Andre Feiler mit Tril- lerpfeife und einem gellenden „Tag- wache" auch die größten Faulpelze aus dem Schlaf. Der freie Sonntagvor- mittag wurde zu einer Stadtrundfahrt mit kurzen Unterbrechungen an den sehenswertesten Plätzen genützt, wel- che von „Denfert Rochreau" über den Boulevard St. Michel durch das Quar- tier Latin, über die Seine zur Ile de la Cite, an Notre Dame vorbei zum Louvre führte. Von hier ging es weiter zum Place de la Concorde und anschließend zum Eiffelturm, auf weichen jedoch am Sonntag noch nicht gefahren werden konnte. Nachmittags fand dann der große Festzug statt, an dem sich über 90 Grup- pen und Kapellen beteiligten, wobei erstere teilweise gigantische Puppen und Phantasiewagen mitführten. Die etwa vier Kilometer lange Straße war von Zehntausenden Menschen gesäumt, welche in nie gesehener Menge Kon- fetti verstreuten. Hiebei konnte man leicht feststellen, daß die Stadtmusik Kitzbühel allen anderen musikalisch turmhoch überlegen war und auch als Gruppe einen hervorragenden Ein- druck hinterließ. Dies auch, als nach beinahe dreistündiger Marschdauer und ca. 40 gespielten Märschen das Defilee an der Ehrentribüne erfolgte. Anläßlich des folgenden Empfanges von Kapellmeister Sepp Gasteiger und Obmann Paul Hochfilzer beim Bürger- meister von Bagneux strich dieser die- se Tatsache besonders hervor. Der Sonntagabend stand wieder zur freien Verfügung. Ein Teil der Musikanten nützte ihn zu einem Spa- ziergang auf den Montmartre, um von Sacre Coeur aus den herrlichen Blick über Paris zu genießen. Es wollen aber auch die Gerüchte nicht verstummen, daß sich manch einer ins Nachtleben stürzte bzw. zu stürzen versuchte. Je- denfalls konnte „Wecker" Andre Feiler am nächsten Morgen melden: Alle Mann zurück! Am Montag konnte dann endlich die ersehnte Fahrt auf den Eiffelturm, das 320 m hohe Wahrzei- chen von Paris, durchgeführt werden. Sie wurde im wahrsten Sinne des Wor- tes zum Höhepunkt der Reise, die si cherlich die bisher schönste und ein- drucksvollste war, welche die Stadt- musik je von Ritz wegführte. Am Nachmittag wurde dann die Heimreise angetreten, wobei es in dem Straßengewirr gar nicht so einfach war, die richtige Ausfahrtsstraße aus der Riesenstadt zu finden. Schließlich gelangte der Bus wohlbehalten auf die Nationalstraße 4, weiche über Nancy nach Straßburg führt. Auf der deut- schen Seite des Rheins wurde spät- abends noch eine Rast in einer Auto- bahngaststätte eingeschaltet. Von hier ging es dann endgültig heimwärts. Am Dienstag um halb fünf Uhr früh langte eine ziemlich müde Stadtmusik wie- der in der Heimat ein. Gedankt sei hier noch den beiden Chauffeuren des Tiroler Landesreise- büros, welche trotz des ungeheuren Verkehrs in Paris nie die Uebersicht verloren und die Stadtmusik wieder sicher nach Hause brachten. vg In der letzten Ausgabe der „Sonn- tagspost" erschien im Lokalteil für den Bezirk Kitzbühel ein kurzer Bericht über die oben geschilderte Reise der Stadtmusik, welcher in keiner Weise der Wahrheit entspricht. Woher der Berichterstatter der Sonnagspost über die Programmgestaltung sowie über den - tatsächlich nie stattgefundenen - Abstecher nach Versailles etwas wis- sen will, ist unerklärlich. Jedenfalls teile ich ihm freundlichst mit, daß er sich eine genaue Information bei mir besorgen kann, um weitere derartige Falschmeldungen besser zu vermeiden. Eine Gruppe der Stadtmusik am Fuße des Eiffelturms vor der Auffahrt am Dr. Vitus Grünwald, Mitglied der 18. September 1972. Photo: Andre Feiler Stadtmusik Kitzbühel
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