Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 30. September 1972 KitzbüheleiAflZeir Seite 5 Zur Wasserkunde des Schwarzsees Dem Algenreichtum auf jeden Fall zu Leibe rücken Prof. Dr. Ingo Findenegg Vortrag im Rathaussaal Kitzbühel am 12. September 1972 Anwesende: Vzbgm. Geb:hart Härting, Stadtrat Peter Sieberer, Stadtrat Wal- ter Hirnsberger, die Gemeinderäte Ger- hard Resch, Alfred Gebetsberger, Bla- sius Salvenmoser, Josef Reiter und Friedhelm Capellari. Vorn Fremdenver- kehrsverband: Dir. Dipl.-Kfm. Dr. Josef Ziepi, Ferdinand Maier. Stadtbaumei- ster Ing. Norbert Cufer mit seinen Technikern Ing. Gfeller und Ing.Viertl. Anstelle des Bürgermeisters, der zum gleichen Zeitpunkt die Sitzung des Krankenhausausschusses zu leiten hat- te, eröffnete Vzbgm. Härting die Sit- zung, begrüßte alle Erschienenen, ins- besondere Prof. Dr. Findenegg und ba; diesen um das Referat. Prof. Dr. Findenegg (freie Rede) Meine Herren! Bevor ich auf den Schwarzsee als solchen eingehe, möch- te ich Ihnen eine Vorstellung geben, was sich im Laufe eines Jahres in ei- nem See abspielt. Ein See läßt sich vergleichen mit einem Einfamilien- haus, wo es eine ober der Erde be- findliche Wohnung gibt und einem un- ter der Erde befindlichen Keller. In die Wohnung scheint die Sonne hinein, da ist es warm und heil, und im Kel- ler ist es finster und relativ kalt. Der See hat auch zwei solche Stock- werke. Das obere Stockwerk, das beim Schwarzsee 3 bis 4 m dick ist, da scheint wie in der Wohnung die Sonne Wer zählt all' die herrlichen Aus- sichtspunkte des Tiroler Landes? Dür- fen wir unter diesen allen der Hohen Salve die Palme reichen? Welches sind ihre Vorzüge, daß wir die Frage mit „Ja" beantworten können? Vor allen- ist llem ist es ihre auffallend schöne, sanft ge- rundete Form, die sie auszeichnet. - Schon vom fernen bayrischen Flach- land herein erkennt man die grüne Kuppe und ruft ihr und den übrigen Tiroler Bergen ein Salve entgegen. Sie bietet ferner eine Rundschau, die sich den Panoramen der Hochgipfel unse- rer Alpenwelt würdig an die Seite stel- len darf, und ist dabei von allen Seiten ungemein leicht zugänglich; südlich vor, der Giselabahn, nördlich von der Reichsstraße umzogen. Der breite, überall grün bewachsene Gipfel trägt ein uraltes Kirchlein und ein beliebtes Unterkunftshaus mit Restauration. Je- denfalls gebührt auch unserer Salve vorn Stancounkt der Touristik ein be- sonderer Ehrenvorzug der Priorität, hinein, das Wasser erwärmt sich und es ist hell. Und dort wo es hell ist, da wachsen Pflanzen. Nun sind es aber nicht Pflanzen, wie man sich Wasser- pflanzen vorstellt, mit einem langen Stengel und mit Wurzeln in dem Bo- den, mit Blättern und Blüten. Die ei- gentliche Vegetation eines Sees besteht aus sogenannten Algen. Das sind ganz primitive Pflanzen, die nur aus einer einzigen Zelle bestehen. Diese Algen haben einen Durchmesser von einem Zehntausendstel Millimeter oder von einem 50.000. Millimeter und sind mit freiem Auge nicht sichtbar. Aller- dings, wenn sie in großen Massen bei- sammen sind, dann können sie sicht- bar werden. Es gibt z. B. Algen, die die Eigenschaft haben, aneinander kleben zu bleiben. Also wenn da 100 oder 1000 Algen zusammenkleben, dann bildet das einen kleinen Klumpen und dieser ist sichtbar. So war das heuer im Mai im Schwarz- see mit dieser sogenannten Seeblüte oder Wasserblüte. Algen mit einem Durchmesser von einem fünftausend- stel Millimeter haben sich zusammen- geschlossen zu sogenannten Kolonien und weil diese Algen den Nachteil ha. ben, daß sie ein bißchen leichter sind als Wasser, so sammelten sie sich bei windstillem. Wetter an der Oberfläche und bilden dort eine Haut, wie wir es beim Schwarzsee gesehen haben. Das sind also die Algen. Ich möchte sagen, die Algen sind an sich gar nichts Übles. aber unberechenbar. Jedes stehende denn sie war schon als Aussichtspunkt bekannt und genannt, als sonst von Bergbesteigungen noch kaum die Rede ging. Fürsten und Fürstinnen, hoch und nieder wanderten schon auf die Salve, als unserer modernen Touristik kaum die Kinderschuhe angemessen waren. Mit diesen begeisterten Worten lei- tete Josef Steiner in seinem Büchlein „Der Markt Hopfgarten im Brixental und seine Umgebung mit besonderer Berücksichtigung der Hohen Salve", er- schienen 1897 im Verlag des Fremden- verkehrs-Comitee Hopfgarten, gedruckt bei M. Ritzer in Kitzbühel, den Ab- schnitt über die Hohe Salve ein. Er beschreibt darin ausführlich Lage und Besteigungsmöglichkeit des Berges und das Kirchlein und wiederholt die aus- führliche „Salvenrundschau", die Josef Vogl, gew. k. k. Gerichtsadjunkt in Hopfgarten 20 Jahre vorher in dem Büchlein.. „Die hohe Salve" niedergelegt hat. Vogi schrieb vor hundert Jahren: Gewässer im Freien hat Algen. Die klaren Gebirgsseen haben auch Algen, in einem Liter Wasser vielleicht zehn- tausend. Wenn es aber ein Gewässer ist, in das Düngstoffe hineinkommen, Phosphor, Kali, Stickstoff, dann wer- den die Algen gedüngt, d. h. sie wach- sen und dann kann es passieren, daß in einem Liter Wasser bis zu 10 Millio- nen Algen sind. Wenn ein Teich viele Algen hat, so ist das nicht schlecht, sondern gut, denn diese Algen sind ja die Urnahrung für alles, was in einem See oder in einem Teich lebt. Alles, was auf der Erde herumkriecht etc., das wächst schließlich von der Vegeta- tion. Wenn man also in einem Teich Fische haben will, dann ist es kein Fehler, wenn darin Algen wachsen. In einem Badesee, der appetitlich aus- sehen soll, da sind die Algen uner- wünscht. Nun zur unteren Schicht des Sees, dem Keller, warum hab ich diesen aus- genommen von der oberen Zone, in der die Algen wachsen? Nun, da ist es er- stens einmal kühler. Die Sonnenstrah- len gehen nämlich in das Wasser nicht sehr tief hinein. Die Wärmestrahlen bleiben im oberen Teil stecken. Sie haben im Schwarzsee, im Sommer, in einer Tiefe von 7 m, das ist die größte Tiefe im Schwarzsee, auch wenn es an der Oberfläche 25 Grad hat, nur 12 oder sogar nur 10 Grad. Augenblick- lich haben sie in der Tiefe 12 Grad und an der Oberfläche hatten sie heute 16,5 Grad. Also dieser dunkle Tiefenraum, der ist vor allem finster. Es ist Ihnen ja bekannt, dort, wo kein Licht ist, wachsen auch keine grünen Pflanzen. Im großartigsten Maßstabe und voll- endeter Lieblichkeit eröffnet sich hier die Gebirgswelt dem Blick des entzück- ten Wanderers. Hunderte und Hun- derte der nahe und ferne wie aus einem unermeßlichen Meere sich er- hebenden Bergspitzen lachen dem Au- ge des Beschauers, welcher noch Glück aus Naturanschauung empfangen kann, entgegen! Dem Besucher von heute ist dieses Glück zwar durch die technische Er- schließung des herrlichen Aussichts- berges ein wenig erleichtert, angesichts der enormen Besucherzahlen freilich in der ursprünglichen Bedeutung sehr erschwert. Die Hohe Salve bietet aller- dings jedem etwas: Trubel und Rum- mel, Heiterkeit und das Erlebnis ei- nes großartigen Panoramas, Sport oder auch Besinnung. Die Fürstenwarte In der Literatur hat sich der Be- griff eingebürgert, daß die Salve der „Rigi Tirols" sei. Viele gekrönte Häup- ter, Fürsten des Geistes und des Gel- des haben sich in den Fremdenbüchern des Gasthauses auf der Salve einge- tragen. Eine Bergbesteigung auf ei- Die Hohe Solve - Furstenwarte SO und Heiligtum Zur Wiedereröffnung der Salvenkirche
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