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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 7. Oktober 1972 Juni 1914, Carl Egger, Geistl. Rat und Pfarrer." (Siegel) 2. Urkunde „Im Monat Juni des Jahres Eintau- send Neunhundertvierzehn und dem zweitausendsiebenundzwanzigsten Jah- re (2027) seit dem ersten Auftreten der Germanen in der Weltgeschichte, wurde der Frauenturm an der röm. kath. Pfarrkirche zu Kitzbühel durch den Zimmermeister Mathias Höck ei- ner Neueindeckung unterzogen und bei dieser Gelegenheit von einer im Jahre 1830 herrührenden Urkunde, lei- der nur mehr ein ganz kleiner unleser- licher Teil vorgefunden, weil die Ur- kunde nur in einer Holzkapsel ver- wahrt war. Die Stadt Kitzbühel zählt dermalen nach dem Stand der letzten Volkszäh- lung vom Jahr 1910, 2465 und die Landgemeinde 1556 Einwohner. Der ehemalige blühende Bergbau wurde im Jahre 1908 gänzlich einge stellt und die Bergverwaltung nach Kirchbichl verlegt. Mittlerweile hat sich Kitzbühel und zwar hauptsächlich durch die tatkräfti- gen und umsichtigen Bestrebungen ihres Mitbürgers Franz Reisch, der auch durch fast 9 Jahre der Stadt als Bürgermeister vorstand, zu einem Sommerkurort und größten Winter, sportplatz Oesterreichs ausgeschwun- gen. Als Pioniere des Fremdenverkehrs und Wintersports in Kitzbühel gelten die heute noch lebenden Josef He- rold, Fotograph, und Franz Reisch. Im Jahre 1902 wurde der Grundstein zum Bau des Grandhotels gelegt, wel- ches im Jahre 1911 durch einen Zubau vergrößert wurde. Im Jahre 1908-09 hat die Stadt- gemeinde unter ihrem Bürgermeistei Franz Reisch das Warmbad gebaut. Das Schulhaus wurde 1906 mit 10 Klassen, die städtische Hochdruckwas serleitung im Jahre 1902 und das Elek trizitätswerk im Jahre 1895 eröffnet. Das vor dem Grandhotel stehende Denkmal zur Erinnerung an die Frei- heitskämpfe vom Jahre 1809 1813, vom heimischen Bildhauer Franz Er- 1er, welcher im Jahre 1910 zu Wien verstorben ist, wurde im Jahre 1909 enthüllt. Am Sonntag, 28. Juni 1914 wurde in Sarajewo der österreichische Thronfol- ger Erzherzog Ferdinand d'Este mit seiner Gemahlin Herzogin Sophie zu Hohenberg erschossen. Die politischen Verhältnisse in Öster- reich sind zur Zeit sehr verworren; die Deutschen führen einen schweren Kampf gegen die Siawisierung. Amtsvorstände: Pfarrer geistl. Rat Karl Egger, Bezirkshauptmann Dr. Al- fred von Lill-Rastern, Gerichtsvorste- her Bezirksrichter Dr. Hans Haslwan ter, Steueramtsverwalter Otto Schörgi, Bürgermeister Anton Werner, Eisen- handlung, Vizebürgermeister Dr. Hans Thaler, 2. Rat Hans Hirnsberger, Bichi- wirt, 3. Rat Matthias Bachmann, K i- minfegermeister, 4. Rat Franz Reisch, Hotelier. Das Kapuziner Konvent zählte 7 Prie- ster und 4 Frater. Guardian ist Pate Adalbero Weilbuchner. Die Lebensmittelpreise sind sehr hoch und hat die Bevölkerung unter der Teuerung sehr zu leiden. Es ko- sten 100 kg Korn 28 Kronen, 100 kg Weizen 34 K, Hafer 21.60 K. Ein Kilo Ochsenfleisch 2 K, Rindfleisch 1.80 K. Kalbfleisch 1,70-2 K, Schweinefleisch 2 K, Schaffleisch 1.40 K, Taglöhne: Zimmermann 4-4.20 K, Maurer 4.80- 5 K, Handlanger 3-3.20 K. Kitzbühel, 1. Juli 1914 Anton Werner e. h., Bürgermeister Karl Egger, e. h., Stadtpfarrer Ausfertiger dieser Urkunde Alois Weg- leiter, dzt. Magistratsverwalter." „Ergänzend wird noch der dermali- ge Gemeindeausschuß der Land- gemeinde Kitzbühel hinzugefügt: Pe- ter Rettenwander, Neuhausen, Vorste- her; Martin Koidl, Gründberg, 1. Rat; Egid Moser, Badwirt, 2. Rat; Wolfgang Filzer, Waldhof, 3. Rat. Ausschußmän- ner: Nikolaus Gasteiger, Pöllern, Andrä Reiter, Höglern, Martin Vötter, Lin- denhof, Martin Haller, Unterberg, Josef Maier, Kirchbichlhof, Sebastian Waltl, Urbal, Peter Hechenberger, Unterbr., Georg Laucher, Exenweider. 1. Juli 1914" Diese Urkunden befanden sich gut erhalten in einer Kupferblechbüchse, auf deren Deckel der Name Anton Werner, Eisenhandlung, Kitzbühel, ein- graviert war. In einer weiteren Blechdose befan- den sich ein Gedenkblatt von Zimmer- meister Matthias Höck sowie die „2. Sonder-Ausgabe des Salzburger Volks- blattes" vom 29. Juni 1914 über die Er- mordung des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gemahlin. Gedenkblatt Mathias Höck, geb. am 12. April 1849 zu Aachen in Ellmau, 40 Jahre Zimmer- Der Kameraklub fuhr nach München und auch auf den Olympiaturm, jedoch ganz oben blies ein Sturm, benebelt war's mehr als wir wünschten. Dann auf der Heimfahrt waren's wir, das kam vom guten Münchner Bier. Wir knipsten viel von all dem Schönen und ließen dankbar uns verwöhnen. Dem „Tierschutz" sind wir sein Lieb- kind, obwohl wir keine Viecher sind. L. Borch meister in Kitzbühel, Hausbesitzer an der Jochberger Straße Nr. 272, voll- führte mit den wackeren Gehilfen: Jo- hann Gantschnigg aus Kitzbühel, 60 Jahre alt, und dessen Söhnen Johann Gantschnigg, 18 Jahre alt, und August Gantschnigg, 17 Jahre alt, die Neuein- deckung der Südseite der Pfarrkirche sowie die Neueindeckung des Turmes der Frauenkirche mit Gottes Dank oh ne jegliche Beschädigung von Personen oder Sachen. Fast daran gewöhnt, jüngeren, mo- dernen Meistern das Feld zu räumen, er- ging an mich, dank des hochw. Herrn Pfarrers Karl Egger, der ehrenvolle Ruf, die vorerwähnten Arbeiten auszuführen, welche ich heute glücklich vollende. Das alte Dach wurde, wie eine an gleicher Stelle vorgefundene Denkschrift lautete, im Jahre 1831 (ein Jahr nach der Geburt unseres erhabenen Monarchen Franz Josef 1.) eingedeckt. Wäre dem Bestande der Zeichen in frühen Jahren mehr Augenmerk zugewendet worden, so hätte das alte Dach zweifellos ein Al- ter von gut 100 Jahren erreichen können. Wenige Stunden und wir, die wir dem schönen, alten Kitzbühel von hier noch letzte Blicke widmen, steigen die er- klommene Höhe hinab, auf daß nach fernen Jahren ein wackerer Meister und tüchtige Zimmergesellen dieselbe gut hinauf wie wieder gut hinuntersteigen. Kitzbühel, 30. Juni 1914 Matthias Höck e. h., Zimmermeister, Magistrats-Ausschuß, gew. Unterschüt- zenmeister, 40 Jahre Feuerwehr-Mitglied, Ausschuß des kath. Vereinshauses etc., verehelicht seit 30. 6. 18753 somit heute 39 Jahre. Theresia Höck e. h., geb. Stadler, Gat- tin, geb. 4.10. 1849 in Going An Geld war ich arm An Kindern reich Das Leben war hart Und schön zugleich - Meine Kinder: Georg Höck, Zimmermeister und Haus besitzer, hier, geb. 4. 10. 1877 Viktor Höck, k. k. Telefon-Aufseher, hier, geb. 7.9. 1881 Anna Höck, k. k. Kanzlei-Offiziantin der Bezirkshaupfmannschaft, hier, geb. 27. 1. 1886 Maria Höck, verehl. Ruppitsch, k. k. Te- lefon-Aufsehersgattin, geb. 3. 5. 1887 Leni Höck, Stubenmädchen bei Herrn Bezirkshauptmann Dr. von Lill-Rastern, hier, geb. 25. 3. 1892 Hildegart Höck, Laden-Lehrmädchen, hier, geb. 6. 4. 1894 6 Kinder, 4 Knaben und 2 Mädchen ge- storben. Hans Ruppitsch, Schwiegersohn Maria Reiter, Schwiegertochter Josefa Brugger, Schwiegertochter Enkelkinder: Georg, Josefine, Emma Höck, Hedwig Höck, Hellmuth Ruppitsch. Geschrieben von Anna Höck am 30. 6. 1914.
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