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Samstag, 7. Oktober 1972 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 AIfons-Petzold- Witan Feier un in einer vertraulichen Sitzung in An- erkennung Seiner literarischen Tätig- keit einen Ehrensold von jährlich 1 .500 Zum 90. Geburtstag und zum 50. Todestag. Kronen. Schon zu dieser Zeit gehörte Petzold zur literarischen und geistigen Am 24. September 1972 fand im Alfons Petzold 1882-1923 Elite Oesterreichs. F. E. Gruber, Wien, Festsaal der ßezlrksvorstehuflg Sim- Alfons Petzold wurde am 24. Sep- schrieb im „Kitzbüheier Anzeiger" vom mering, Wien XI., eine Feier aus An- tember 1822 in einem hölzernen Gar- 21. September 1957 u. a.: „Nach vor- laß der Wiederkehr des 90. Geburtstags tenpavillon, der zu einem uralten Wie- übergehendem Aufenthalt in Südtirol und des 50. Todestages des Volksdich- ner Haus gehörte, in der Stationgasse und in Wien läßt sich der Dichter mit ters Alfons P t 01 d, Kitzbühel, statt. (etzt Robert-Hammerling-Gasse) in seiner Familie in Kitzbühel nieder. Aus Kitzbühel nahmen an dieser Feier Wien-Fünfhaus geboren. „Es war zwölf Das gesicherte Familienleben, die Frl. Amalia Maria R a 1 n e r sowie im Uhr mittags und Sonntag, da me:n Da- prachtvolle Gebirgslandschaft regen Auftrag des amtsführenden Vizebür- seine Schaffenskraft ungemein an. - germeisters Gebhart Härting der Mu- Fast täglich entsteht ein Gedicht, alle seumsleiter und Redakteur Martin namhaften österreichischen und deut- W ö r g ö t t e r teil. Am Vortage wurde schen Zeitungen veröffentlichten seine von der Stadtgemeinde Kitzbühel auf Verse, seine gehaltvollen Prosadichtun- das Grab von Alfons Petzold im Ma gen. Anstrengende Vortragsreisen ja- rienfriedhof ein Kranz niedergelegt. gen den Dichter durch die Alpenstädte, I •- ...:-;. durch Deutschland, vermehren seinen Ruhm bringen neue Freunde und (ver- mutlich) auch Geld." Der Festsaal in Wien war gut be- sucht. Die Feier wurde vom Bezirks- vorsteher Wilhelm Weber eröffnet. - Unter röffnet.- Unter den Ehrengästen befanden sich die Töchter des Dichters Frau Chri- stine Esders (Wien) und Frau Chri- stine Hopfensberger (Kitzbühel-Obern- dorf) mit ihren Familien sowie die Wiener Vizebürgermeisterin Frau Ger- trude Fröhlich-Sandner. Der Chor des Arbeiter-Sängerbundes Wien unter der Leitung von Prof. Michael Res (ge- mischter Chor mit ca. 100 Personen) führte sechs Petzoldlieder auf, und zwar: „Werkleute laßt uns sein", vierstim- mig, von dem Komponisten Robert Schollum. - „Ein bißchen Sonne je- den Tag" von Georg Schramek. - „0 Strom, was du mir rauschst und singst" von Walter Furrer (österrei- chische Erstaufführung). - „Wir sind die große Garde" von Viktor Bermei- ster. - „Es ist ein Spiel gegangen". Männerchor von Jakob Philipp For- mann. - „Fühlt es, ihr Brüder und Schwestern" von Karl Graf; am Kla- vier Franz Gmeiner. Die Festrede wurde von Prof. Dr. Karl Z i a k, der das Alfons-Petzold- Buch „Ein Bruder so wie du" geschrie- ben hat (Forum-Verlag Wien-Frank. furt 1958) gehalten. Als Rezitator wirk- te der Burgschauspieler Prof. Otto Kerry und für die Stadt Wien bzw. die Sozialistische Bildungszentrale als Ver- anstalter sprach Frau Vzbgm. Gertrude Fröhlich-Sandner, welche nach der Feier auch die Alfons-Petzold-Ausstel- lung im Bezirksmuseum Simmering eröffnete. Im Museum wurden mehrere Hand- schriften, Photographien, Gedichtbän- de, Prosaschriften und verschiedene Erinnerungsgegenstände gezeigt. Be- sondere Beachtung fanden die zwei Porträts von Alfons W a 1 d e, im Be- sitz des Museums der Stadt Wien und für die Ausstellung als Leihgaben zur Verfügung gestellt. Die Führung durch das Museum besorgte der Archivar Herbert E x e n b e r g e r, aus dessen Feder auch eine kurze Biographie zur Verfügung stand, Alfons Petzold, Gipsbüste von Prof. Gustinus Ambrosi, geschaffen in der Zeit vom 20. August bis 1. Oktober 1916 - ein Geschenk von Landes. hauptmann-SteUvtr.. Franz Gruener, Schloß Itter, an die Stadtgemeinde Kitzbühel. 'meiner «muller Du lehrest mich, aus dem Geschick der Armut mich emporzurichten, und daß nur dem wird großes Glück, der auf das kleine kann verzichten. Und diese stille Lehre gab mir jenes lächelnde Bescheiden, das mir ein guter Wanderstab war auf der Straße meiner Leiden. sein begann, und mein erster Weg ging durch fallende Blätter und blühende Astern", schrieb Alfons Petzold in sei- nem autobiographischen Roman „Das rauhe Leben". 1914 wurde Alfons Petzold mit dem Bauernfeldpreis ausgezeichnet; im glei- chen Jahr erhielt er die Ehrengabe der Schillerstiftung und am 6. Feber 1917 verlieh ihm der Wiener Gemeinderat Am 6. Juni 1917 traf Petzold mit seiner Familie in Kitzbühel ein. Seine erste Wohnstätte fand er in der Villa Raß am Schattberg, heute Haus 311 liter. Von da übersiedelte er in das Haus des Maurermeisters Michael Zen- gerer im Sonnwinkel, das während des letzten Krieges in ein Fliegerheim und nach dem Krieg in das städtische Al- tersheim umgebaut wurde. Zwei Jahre wohnte Petzold dann im Hotel Reisch- hof und am 15. August 1920 übersiedel- te er in das Haus des Doktor Stephan Licht im heutigen Alfons-Petzold-Weg, das ihm bis an sein Lebensende blieb. Dieses Haus wurde 1933 von General- direktor Dr. Fritz Gamilschegg, Köch- ling-Stahiwerke im Rheinland, dem Bruder der Gattin Petzolds, gekauft. Heute ist die Villa im Besitz von Rechtsanwalt Dr. Klaus Reisch, nach- dem die Witwe Frau Hedwig Petzold 1966 zu ihrer Tochter Verena, verehe- lichte Hopfensberger, nach Oberndorf übersiedelt war. Die Kitzbüheler Jahre Petzolds wa- ren reiche Jahre, reich an dichteri- schem Schaffen, reich an Lebensglück und auch an Gesundheit. Die weit ver- breitete Meinung, Alfons Petzold wäre bis ans ein Lebensende ein kranker Mann gewesen, wurde von Dr. Fried- rich Seelig widerlegt. Er hat sich in Kitzbühel gesundgelebt, hat hier täg- lich Spaziergänge unternommen, die Wälder durchstreift und Bergwande- rungen gemacht. 1921 besuchte er den Primar des Sanatoriums Grimmen- stein und sagte zu diesem nur so ne- benbei: „Sie können mich ja einmal anschau'n". Der Primar, welcher Pet- zold schon von früher her kannte, nahm die Untersuchung besonders ge- nau und sein abschließendes Urteil war: „Petzold! Sie sind ein Phänomen, Sie sind ein gesunder Mann geworden!" Seine zweite Gattin (die erste, Maria Johanna geb. Kraml, war ihm am 29. November 1914 nach knapp vierjähri- ger Ehe kinderlos verstorben) Hedwig
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