Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 7. Oktober 1972 geb. Garnilschegg schenkte ihm drei Kinder. Christiane, verehelichte Esders, Verena, verehelichte Hop- fensberger, und W o 1 g a n g. Christia- ne lebt in Wien, hat aber aus Anhäng- lichkeit mit der Wahlheimat ihres gro- ßen Vaters am Astberg die ehemalige „Skihütte" erworben und sie zur Stefl- alm ausgebaut. Verena ist Agrarwirt- schaftsberaterin der Bezirksbauern- kammer Kitzbühel; beide Töchter sind glückliche Mütter und die Enkel Pet- zolds tummeln sich im Winter auf Skiabfahrten und sind im Besitze von Schüler- und Jugendpreisen bzw. Mei- stertitel im Skilauf. Der einzige Sohn Wolfgang studierte Medizin; mußte das Studium wegen Einberufung zum Kriegsdienst unterbrechen. Als Gefrei- ter wurde er am 8. Feber 1944 bei Winograd in der Ukraine schwerver- wundet und starb am 13. Feber 1944 im 22. Lebensjahre. Beim Tode seines Vaters war er kaum sieben Monate alt. Mit ihm endete der österreichische Mannesstamm der Petzold, der, im vo- rigen Jahrhundert aus Deutschland eingewandert, unserer Heimat den be- deutendsten Lyriker seiner Zeit schenk- te. Petzold kam aus dem Norden und seine geistigen Blüten leuchten heute noch aus seinen Werken und zu jeder Zeit, für alle, die zu lesen verstehen. Als Gemeinderat schien Petzold erst- mals im Protokoll der Stadtgemeinde- ausschußsitzung vom 6. November 1918 unter Bgm. Anton Werner auf. Petzold gehörte dem Gemeinderat bis zu sei- nem Tode an. Seine Tätigkeit für die Stadt Kitzbühel ist ein Stück Stadt- chronik. Damals bestand Kitzbühel noch aus zwei Gemeinden, der Stadt- und der Landgemeinde. Probleme, welche von einer Gemeinde in die andere hinüber- reichten, vor allem in Sachen Schule und Kirche, Stromversorgung, Wasser- versorgung, Fremdenverkehr, Woh- nungsprobleme, Gewerbe und Handel und Kanalisierung, mußten von beiden Gemeindeausschüssen beraten und be- schlossen werden. 1919 zählte Kitzbü- hel, einschließlich Landgemeinde, 4378 Einwohner. Heute sind es über 8000. In beiden Gemeinden wurde mit al- len zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die auch damals herrschende Wohnungsnot vorgegangen. Am 17. März 1919 verlangten Alfons Petzold und Genossen (Karl Koller, Michl Meinhart und Georg Winter) die Bildung eines Wohnungsausschusses. Dieser wurde hierauf auch gegründet und zwar mit den Gemeinderäten Dr. Josef Spielberger, Sprengelarzt, Anton Rothbacher, Kapellmeister und Photo- graph, Alfons Petzold, Dichter, Mat- thias Höck, Zimmermeister, Franz Wal- de, Schuldirektor, und Karl Koller, Briefträger. Vordringliche Probleme waren wei- ters die Stromversorgung, die Wasser- versorgung, die Errichtung der Bürger schule, die Modernisierung der Stadt- säge und die Kanalisierung; ein Stra- ßen- bzw. Verkehrsproblem gab es damals noch nicht. Dem Gemeinderat stand eine Reihe von Ausschüssen zur Seite, deren Mit- glieder sich in erster Linie aus Ge- meinderäten zusammensetzten. Alfons Petzold hatte Sitz und Stimme im Wohnungsausschuß, im Kinoausschuß, im Finanzausschuß, im Fremdenver- kehrsausschuß und im Ernährungs- ausschuß und war Mitglied des Orts- schulrates. Der Wohnungsausschuß mußte da- mals jede Woche einen sogenannten Amtstag abhalten und den Parteien Rat und Auskunft erteilen. Aus den Sitzungsprotokollen ist zu ersehen, daß Petzolds Interesse in Kitz- bühel fast in gleichem Maße allen Pro- blemen galten. Es war aber nicht zu übersehen, daß seine besondere Liebe dem Wohnungsproblem, der Not der Kriegsopfer und der Kriegsinvaliden galt und der Schlichtung aufeinander- prallender Meinungen. 1920 verfaßte Petzold für die Stadt- gemeinde ein eigenes Jugendschutz- gesetz; er erreichte bei der Tiroler Landesregierung auch eine bessere Ver- sorgung der Stadt und des Bezirks mit Lebensmitteln und errichtete eine Schuhwerkstätte für Minderbemittelte. Seiner Verhandlungskunst gelang es, die damalige „leidige" Kinofrage zu- gunsten des Invalidenverbandes zu re- geln. Er stand dabei auch im „Kreuz- feuer" der Mitglieder des Invaliden verbandes, der Landesregierung und der Gemeinderäte von Kitzbühel Stadt und Land. Er führte auch die schwie- rigen Verhandlungen mit den Fleisch- hauern zur Regelung der seinerzeitigen Fleischauflage, er war im Auftrag des Gemeinderates maßgeblich an der Er richtung der Schräbergärten beteiligt und führte in Wien und in der Schweiz Verhandlungen zur Erlangung von Kre- diten für den Erweiterungsbau des Elektrizitätswerkes. Der 6. Jänner 1921 war der zehnte Todestag des Kitzbtiheler Bildhauers Franz Christoph Erler. Als es galt, zur Ehrung dieses Mannes ein Komitee zu bilden, wurde wiederum Alfons Petzold beauftragt, mit diesem zu arbeiten. Ihm zur Seite standen Josef Herold, Anton Rothbacher und Stadtkoopera- tor Nail. Petzold setzte sich auch für die Er richtung einer Kaltwasserheilanstalt im Moorbad ein. Es sollte, dem Pro- tokoll nach, die erste dieser Art in Oesterreich gewesen sein, in Nach- ahmung der Anlage in Wörishofen, Deutschland. Dem Zeitgenossen er- scheint es jedoch verwunderlich, daß das Brausebad, und um ein solches hat es sich gehandelt, in Oesterreich erst gut 50 Jahre alt ist. An einem unfreundlichen Jännertag des Jahres 1923 machte Petzold eine Reise nach Innsbruck. In ganz Tirol wütete die Grippe. Am Bahnhof in Innsbruck ließ ihn der bestellte Ge- päcksträger im Stich. Schon am Ziel, mußte er wieder zum Bahnhof zu- rück, um seine Schreibmaschine zu holen. Auf diesem Weg erkältete sich Petzold. Die Heimreise nach Kitzbühel trat er an Grippe infisziert an und ein paar Tage darauf starb er in den Ar men seiner Gattin. Die Aufbahrung erfolgte in der Spi- taiskirche und von dort trugen ihn die Gemeinderäte auf den Friedhof. Am 25. Jänner 1923 berief Bürgermei- ster Hans Hirnsberger eine Trauer- sitzung ein, bei welcher er dem Volks- dichter und Gemeinderat Alfons Pet- zold eine Gedenkrede hielt. Schlicht habe Bgm. Hirnsberger darauf hinge- wiesen, daß Petzold kein Kampfhahn gewesen wäre, aber sein Wort habe ge- golten. Seine Intelligenz und Bered- samkeit wirkten beruhigend und aus- gleichend. Alle, auch die politischen Gegner, die scheinbaren und die wirk- lichen, achteten ihn und hörten auf seinen Rat - obwohl der als „Nicht- kitzbüheler" eigentlich auf schwerem Gemeindeboden stand. Unter Bürgermeister LAbg. Carl Planer wurde auf Antrag des Gemeinde- rates Schuldirektor Franz Gantner 1929 das Grab Petzolds zum Ehren- grab erhoben und 1930 erfolgte, eben falls unter Bgm. Planer die Benen- nung des Weges von der Franz-Reisch- Straße zur Skiwiese, an welchem die Petzoldvilla lag, als Alfons-Petzold-Weg. Im Jahre 1958, zum 35. Todestag, gedachte die Volkshochschule Kitzbü- hel unter der Leitung von Dr. Maria Hromatka-Neusser Alfons Petzold in einer großen Gedenkfeier im Kolping- saal. Am 10. August 1962 besuchten die bei den Salzburger Festspielen akkre- ditierten Journalisten der Auslands- presse das Grab Petzold in Kitzbühel und das Petzoldhaus. Am 40. Todestag, 26. Jänner 1963, fand am Friedhof eine SPOe-Trauer- kundgebung mit Kranzniederlegung statt, an welcher die LAbg. Dr. Alfred Kienesberger und Christian Hornga- cher und Vzbgm. Hans Winderl teilnah- men. Immer mehr aber warnt die lite- rarische Welt Alfons Petzold durch die Brille einer Partei zu sehen. (Gustav E. Maschke, Der Volksbote, 22. Jän- ner 1948): „Nur Bruchstücke aus sei- nem Gesamtwerk waren es, die sowohl „rot" als auch später „braun" als Ge- sinnungsbeweise dienen sollten. Mit einer solchen einseitigen Betrachtungs- weise wurde damit dem Dichter und Menschen ein schlechter Dienst erwie- sen. Es wäre die schönste Gedenkfeier wenn sich endlich das geistige Öster reich ohne Unterschied der Partei sei- nes Gesamtwerkes annehmen würde." Die Alfons-Petzold-Ausstellung im Be- zirksmuseum Simmering, Wien XI., Enkplatz 2, bleibt bis 17. Dezember jeden Sonntag von 9 bis 12 Uhr geöff- net!
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