Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 14. Oktober 1972 Maler", war vor allem Freskomaler, wo bei er häufig mit dem Baumeister Andre Hueber zusammenarbeitete. Erhalten ha- ben sich vor allem die Fresken in der Kirchen Kirchanger (um 1768, Kuppelbild Gottvater gebietet über das Paradies, im Chor Anbetung der Hirten). Kirchner war im Augsburger Rokoko ausgebildet und von Matthäus Günter, dem großen Freskomaler dieser Schule, beeinflußt. (Fresken von Günter weist die Johannes-Nepomuk-Kapelle in Fieber- brunn, 1762, auf). Die Fresken Kirchners sind duftig und hell in den Farben, lok- ker aufgebaut, wobei die Figuren in Zweiergruppen am Rand der Bilder ste- hen oder lagern, während in der Mitte der Himmel herrscht. Landschaftsstücke (Baumgruppen oder Gebäude) betonen in sparsamer Verwendung die Perspek- tive. Kirchner war für lange Zeit der letzte namhafte Maler in Kitzbühel. Er wirkte in den Figuren stark volkstüm- lich, untersetzt und ohne besondere Charakterisierung, die allein von der Far- be ausgeht. In den Altar- und Tafel bildern ist er wesentlich kompakter, in den Farben satter, so wie es auch andere augsburgisch geschulte Maler sind. Das Altarbild, darstellend Joachim und Anna und darunter als Gnadenbild eine kleine Abbildung der Gnadenmutter vom Har- laß-Anger, sind ebenfalls von Mathias Kirchner. Der Hochaltar und die Hochaltarfigu- ren sind von Josef Martin Lengauer, Kitz- bühel (1768). Dieser Meister hatte eine gute Ausbildung in Bayern erhalten, denn seine Figuren zeigen den Stil der Früh- werke des Münchner Rokokobildhauers Johann Baptist Straub. Es sind schlanke, von klaren Faltenzügen umflossene Ge- stalten mit strengem Umriß und be- herrschter Gebärde. Lengauer gehörte zu den bedeutendsten Bildhauern des Tiroler Spätbarocks und festigte den Ruf, den Kitzbühel als Stadt der Bildhauer schon ein Jahrhundert lang genoß. versehen, in die lenge mit Einschluß deren Thurn auf 147 und in die Breite 50 Münchner schuech erbauet und würde daher . . . noch so ville leuth, als die alte khürchen fassen". Der Grund hätte sich besser gezeigt, als man befürchtet, das bei einigen Stellen sich zeigende Wasser sei gleich verses- sen, doch zu „einer mehreren precau- tion (Vorsicht) wurde das Fundament tieffer gegraben und die Mauer auch breither, als wie bey dem alten Gottes- haus angetroffen worden. Die Tiefe bei einer gemeinen (gewönlichen) Mau- er 9, bei denen Thurnen biß 12, die breithen auch bis 9, bei denen Thur- nen ebenfalls widrum bis 12 schuech austraget . . ." „Daß man aber ein solches (Gebäu) auf ein andres orth zu erbauen resol- viert (entschlossen) ist der Ursachen halber beschehen, alldieweileri der grundt daselbst besser.. ." auch hät- te man bei der alten Kirche „beim Dr. Hans Hochenegg: „Die Kirchen Tirols". Ein viel aufgesuchtes Heiligtum der Gottesmutter liegt am Kirchanger. Die Wände sind mit zahllosen Votivbil- dern des 18. und 20. Jahrhunderts be- deckt. Auffällig sind die vielen Darstel- lungen, wie Eltern ihre neugeborenen Kinder der Himmelsmutter zu Füßen le- gen. Der Historiker Dr. Klaus Kogler (Mit- arbeiter im Kitzbüheler Stadtbuch), Inns- bruck, hat 1959 den gesamten Votivbil- derbestand im östlichen Nordtirol kata- logisiert. In der Kirche Kirchanger fand Dr. Kogler 162 Votivbilder vor. Es war dies der drittgrößte Bestand im ganzen östlichen Nordtirol und was Alter und Aussagewert der Tafeln betrifft, einer der bedeutendsten. Die Votivtafeln wur den in den vergangenen Jahren durch das Denkmalamt Innsbruck restauriert 146 davon - ein kleiner Teil wurde nicht restauriert - schmücken heute wieder die restaurierte Kirche. Alfons Petzold zum Gedenken Ein notwendiger Nachtrag Der „Kitzbüheler Anzeiger" berichtet in der Nummer 40 vom 7. Oktober 1972 über die Feier zum 90. Geburtstag Al- fons Petzolds und die Ausstellung im Bezirksmuseum Simmering. In dan- kenswerter Weise wurde hier Leben und Werk des bedeutenden Dichters in Erinnerung gerufen und auch sein Wirken in Kitzbühel dargestellt. In dem erwähnten Bericht ist abschlie- ßend eine Warnung der literarischen Welt zitiert, die es verdient, allgemein beachtet zu werden. Wieviele andere Dichter ist auch Petzold von der einen wie der anderen Seite gebraucht oder mißbraucht worden. Die geistige Hei- mat, die Petzold schließlich in der sozialdemokratischen Bewegung des Kaiserstaates gefunden hat, machte ihn Chor gar weitschichtig geschlagene Steckhen (Piloten) angetroffen, welche bereits wegen mangel des wassers an- fiengen zu faulen"; weiters hätte man wegen Platzmangel keinen bequemen Ort für die Materialien gehabt und „dieser Ursachen halber wäre weder ein Regular- noch ein ziemlich greßeres Gottshaus aufzuführen gewesen; nit weniger khommet an diesen Orth das Gotteshaus besser in das Gesicht und außer aller Feyersgefahr". Der Pfle- ger fle ger habe, wenn die Kirche an diesem Platze gebaut würde, selbst 100 Gulden zu geben versprochen und das bisher dort befindliche Mesnerhaus hätte man wegen Baufälligkeit und Feuersgefahr sowieso neu bauen müssen. Helman bittet also dieses um 1200 Gulden für die Kirche kaufen zu dürfen. Dann ent- wickelt er den Finanzierungsplan: Vom Kirchenvermögen per 15.227 Gulden könnte man 7500 Gulden hernehmen, dann bliebe noch immer ein Stand, wie zwar zu einem Parteigänger, aber nicht als solcher hat Petzold literarisch gewirkt, sondern als begnadeter Kün- der einer Zeit. Man erweist Petzold kei- nen Dienst, wenn man Parteigedenk- feiern für ihn veranstaltet, anstatt sein fir eine Epoche charakteristisches lite- rarisches Werk zum Allgemeinbesitz werden zu lassen. Eines der leider wenigen Beispiele einer solchen Haltung lieferte anläßlich der 45. Wiederkehr des Todestages von Alfons Petzold die Oesterreichische Jugendbewegung Kitzbühel. Sie ver- pflichtete Dr. Erich Schenk vom ORF, den bedeutendsten Kenner und Inter- preten des Werkes von Petzold, zu ei- nem literarischen Abend, der am 15. März 1968 stattfand. Daran wirkte auch der Kolpingchor Kitzbühel mit. Aus Anlaß der Dichterlesung wurde am Grabe Petzolds ein Blumenstrauß niedergelegt. Im Jänner 1973 werden es 50 Jahre sein, daß Alfons Petzold gestorben ist. Vielleicht wäre es möglich, die in Wien gezeigten Schaustücke aus diesem An- laß im Heimatmuseum zu zeigen und in einer vom Kulturreferat der Stadt arrangierten Feier im Verlauf des Jah- res neuerdings das Werk Petzolds zu präsentieren. W. Starke Pinzgauer Exporte nach Italien Zu der am 28. September in Maishofen abgehaltenen 337. Pinzgauer Absatzver- anstaltung waren nicht nur zahlreiche in ländische, sondern auch einige bekannte italienische Importeure persönlich er- schienen. Dank an sprechender Quali- tät der 182 zur Versteigerung zugelasse- nen Kühe und Kalbinnen und großer Kauflust ging die Versteigerung flott vonstatten. Es konnten fast alle Tiere zu sehr guten Preisen abgesetzt werden. 55 Prozent aller Kühe und Kalbinnen vor 30 Jahren. Die Rosenkranzbruder- schaft vermöge wenig oder nichts bei- zutragen, obwohl er selbst, wie der Pfleger, ursprünglich anders gehofft habe und auch „von der Gemeinde werde außer vielleicht entwelcher Oberndorffer Pauern nit viel zu be- kommen e kommen sein". Man müßte also den Rest wohl von den Kirchen zu Obern- dorf und Jochberg - doch zinslos - einstweilen entleihen. Die Kosten waren schon im Voran- schlag begreiflicherweise nicht klein. Die „Specification deren erlaulfenten Uncosten" führt folgende Posten auf: 5600 fl. Zimmerarbeith außer Kuppel und gloggenstuel - 550 fl. Schmidt- arbeith bey - 1000 fl. Glasser - 700 fl. Tischler - 300 fl. Schlosser - 50 fl. Gips bey - 150 fl. Scharschi.ndtln über dem Vorrath bey 300 fl. Nägel 250 fl. Extra Uncosten bey 550 fl. Das waren in Summa 9450 Gulden. (Fortsetzung folgt!)
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