Kitzbüheler Anzeiger

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nun der ganze Leib durcrigehens genug mit Schweiß überronnen, wurde der Mensch mit warmen Wasser abgewaschen und die Bademanipulation war zu Ende. Es kam auch oft vor, daß Leute, die ncht eiserne Naturen hatten, krank und betäubt herausgebracht werden mußten. Kitzbühel gehörte seit 1506 dem Hau- se Habsburg an und wurde noch im sel- ben Jahr dem Erzbischof von Salzburg verpfändet. Seit dieser Zeit, bis an un- sere Tage gehört der Bezirk Kitzbühe' zum Bischofssitz Salzburg und es sind daher viele parallele Entwicklungen mit dem Salzburger Land zu vermerken. Die Hofkammer in Salzburg hatte in morali- scher Hinsicht Bedenken gegen den Ge- brauch dieser Bäder „sintmalen sich Män- ner und Frauen gemeinsam dort vergnüg- ten' und es gelang ihnen sehr bald, die Sauna im Land auszurotten und damit auch bei uns. Ein solches Padhaus besteht noch in Kitzbühel und zwar in der Nähe des Golf- platzes in Unterleiten beim Bauern Ober- hauser. Dieses Haus hatte eine doppelte Funktion. Es wurde einerseits als Sauna benützt, andererseits aber auch als 400 Jahre später bitten wir unsere Gä- ste zu einem Saunazeremoniell, das ei- gentlich in der Urform nicht viel anders war. Damals war es vielleicht der einzige Weg zu einer 100prozentigen Reinigung des Körpers, heute dient es seiner Er- tüchtigung. Damals war es eine moralisch angezweifelte Einrichtung, heute ist es fast ein Muß für ein gutes Ressorthotel. Wie kam es, daß die Sauna mit allen balneologischen Abteilungen einen so großen Siegeszug in Europa angetreten hat? Im deutschsprachigen Raum wurde über die Sauna erstmals wieder während der Olympiade in Berlin 1936 gespro- chen, da man eine Großanlage im Olym- pischen Dorf in Döbertz installierte. Erst als der deutsche und österreichische Be- satzungsoldat nach Finnland kam, ent- deckte er die herrliche Annehmlichkeit des Saunabadens. Vielleicht schlummerte in den jungen Soldaten eine verdrängte Erinnerung an die Badevergnügen ihrer Ahnen, kaum, daß sie aus der Gefangen- schaft zurückgekommen waren entstan- den Saunen, die sie „finnische Sauna" Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 28. Oktober 1972 Brechlhaus, nämlich zum Rösten des Die Sauna im Fremdenverkehrsbetrieb Flachses. Im Herbst wurde jeweils darin der Flachs geröstet und in dem offenen Vortrag von Direktor Otto Langer zur Fitness-Tagung am 6. Oktober 1972 im Vorbau dieses Hauses der Flachs gebun- Schloßhotel Lebenberg den und verarbeitet. Man kann sich noch heute sehr gut vorstellen, wie dieses Pad- Meine Damen und Herren, setzen Sie in an Ferienabenden das Gesind einen haus funktioniert hat. Gleich beim Ein- sich bitte gedanklich in das Jahr 1692 gemauerten Ofen beheizte. Man stellte gang rechts befand sich der Ofen mit zurück, in dem Schloß Lebenberg ur- sich hinein, und da, sowohl durch di den Kieselsteinen rin. Es gibt in der Mit- kundlich wie folgt erwähnt wurde Hitze des Ofens, noch mehr aber durch te des Hauses einen Rauchabzug und Schloß Pfaffenberg ist ein viereggeN Aufgießen des Wassers auf die zu die- die Fenster sind mit einer Verschluß- tes Geheuß mit Rem und Tenn und ei- sem Zwecke nebenherliegenden Steine, klappe versehen. Im einen Balken dieses ner Padstubn. man aus allen Luftröhren schweißte. Wal Hauses ist die Jahreszahl 1563 eingebaut. Denken Sie sich bitte all die Fort- schritte der Zivilisation weg und seien Sei meine Gäste, die zu dem Schloß- herrn reiten, um mit ihm gemeinsam das Badezeremoniell zu zelebrieren. Stellen wir uns nun noch vor, daß der Weg rauf zum Schloß romantisch durch Fackeln beleuchtet war, und auch die Schloß- räumlichkeiten durch Kerzen beleuchtet waren, so sind wir schon in der richtigen Stimmung, um ein mittelalterliches Bade- zeremoniell mitzuerleben. Die Dienerschaft erwartet im Schloß- hof die Gäste, hält die Zügel der Pferde, damit bequem abgestiegen werden kann. Der Schloßherr Fürst Lamberg, oberster Lehensherr Kitzbühels, Rechtssprecher und Besitzer von Grund und Boden, der bis an die heutige bayerische Grenze geht und auch Eigentümer von 4 Schlös- sern im Bezirk, begrüßt seine Gäste. Nach einem kurzen Begrüßungstrunk bitte der Hausherr seine Gäste in die Padstubn zu einem Badezeremoniell. 1773 beschrieb man diese Padstubn und das Zeremoniell wie folgt: Vormals wurden bei den meisten Häu- sern solch Schwitzbäder unterhalten, wor- Der Kirchenbauzu St.aiohann 1723_1732 Aus der Festschrift 1932 von Dr. Mayer 2. Fortsetzung So brachte das folgende Jahr (1927) fast die Vollendung des Baues als sol- chen; man begann bereits für dessen Innenausstattung zu sorgen. Der De- chant selbst versprach 500 Gulden zu einem Tabernakel zu geben und konn- te am 12. März 1927 melden, daß „die löbl. Bergwerksgesellschaft einen Sei- tenaltar über sieh genommen". Meister Millauer war schon im März 1727 wieder zur Stelle gewesen, hatte aber laut Bericht des Dechants vom 6. April d. J. wegen Schneefalls und Kälte wieder heim müssen. Er werde, heißt es, nach Ostern (13. April) wie- der anfangen. Wirklich hat er dem Bauherrn am 16. April „den Riss der beeden Thurnen, deren Höhe mit Ein- schluß des Creuz auf 90 Schuech sich erstreckhet, behendigt". IJeber die Fra- ge, ob die Türme mit Holz oder Kupfer gedeckt werden sollten, entspann sich im Verlaufe dieses Jahres ein langer Disput zwischen dem Ordinariat und dem damaligen Pfleger Franz Ignaz Störzinger von Sigmundsried zumTurn in der Praiten. Schließlich drang der letzere mit der Kupferdachung durch. „Simon Wishofer, Kupferschmied am gagers" zu Kössen, führte sie 1728 aus. Er bekam für die kupfernen Knöpi und Dachrinnen sowie für die Kuppel- deckung im ganzen 704 Gulden 40 Kreu- zer. An Material mußten für die 2700 Wiener Quadratschuh großen Kuppeln 30 Zentner Kupferblech, je 50 Gulden, vom kaiserlichen Handel in Schwaz gekauft werden. Den Dachstuhl selbst wie alle übri- gen Zimmermannsarbeiten hatte der Meister Joachim Zaisser von Söll über- nommen. Er erhielt für ersteren in. Accord 590 Gulden und für die „abbin- dung der ridtwendt und Kuppeln' vom 21. April bis 24. Juni 1727 150 Gul- den, 43 Kreuzer, außerdem für den Glockenstuhl 118 Gulden, 15 Kreuzer. .„Nit weniger" hatte im Frühjahr De- chant Helman in seinem erwähnten Schreiben gemeldet, habe ihm „der Ma- er von Passau schriftlich darauf be- ichtet, welcher gestalten er mit sei- ner arbeith gleich um Georgi den an- fang machen wolte". Der hier nicht mit Namen genannte Maler war Simon Benedikt Faistenber- ger von Kitzbühel, der sich also da- mals dieser Nachricht zufolge in Passau wohl bei seinem Gönner, dem „hoch- fürstlich passauischen geheimen Rath, Hofkanzler und Hof cameraldirector Doktor Georg Falger aufhielt. Dieser war ja bis 1725 selbst Pfleger in Kitz- bühel gewesen und in freundschaftli- che Beziehungen mit der Familie Fai- stenberger getreten. Die Ausmalung der neuen Kirche zu St. Johann war das erste großeWerk des jungen Künst- lers. Die eine Hälfte seines Accords per 600 Gulden erhielt er am 27. Juni 1727 bezahlt, die andere später. Er hat sein Handwerk auch technisch gut ver- standen, denn die sechs großen Gemäl- de waren im Spätsommer des Jahres vollendet. Ein Bericht vom 10. August sagt: „ansonsten ist die Mallerey in completen und wie die Kunstverstän- digen aussagen, guetten Stand" der Stuccator wurdt auch in wenigen Ta- gen seine arbeith absolvieren." Das letzte, was Dechant Helman für die Kirche noch besorgte, war die neue Turmuhr mit sieben Zeigern. Der orts- ansässige Uhrmacher Carl Strobl erbot
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