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Samstag, 4. November 1972 Kitzbüheler Anzeiger seite Das Stadtgesprach zum Appartementhausb au Schilling. Er wies auf die Nutzung der gesamten Infrastruktur und ihre be- deutende Belastung hin, für die es kei- Guter Besuch - rege Diskussion - Fehler und Möglichkeiten. ne Beiträge gibt, so daß die Kosten nur auf die Einheimischen (und im Am Freitag, 20. Oktober fand beim zwischen 1961 und 1971 nur unwesent- besonderen auf jene, die aus dem Frem- Eggerwirt ein von der rStadtparteilei- lich (7749-7995) an. Die Gästefrequen- denverkehr keinen direkten Nutzen tung der Oesterreichischen Volkspartei zen beweisen, daß in Jahren der Stag- ziehen) aufgeteilt werden müssen. einberufenes „Stadtgespräch" zum The- nation durch Wirtschaftsentwicklungen GR Capellari wies an zwei Beispie. ma „Appartementhausbau" statt. Es im Ausland die österreichischen Gäste len nach, daß in fortschreitendem Maß war gut besucht und wies rege Betei- die sichersten sind. Ihr Stand schwankt bei den Bauvorhaben auswärtige und ligung auf. Diskussionsleiter DipiL.-Vwt. zwischen 9 und 20 Prozent. Die Zahl ausländische Firmen beschäftigt wer- Michael Horn begrüßte als Gäste Bgm. der seit 1966 entstandenen Wo'hnun- den, in manchen Fällen bis zu 80 Pro- Reisch, LAbg. Dr. Wendung, mehrere gen für Inländer (Dauerwohnungen) zent. Das Argument der Förderung Gemeinderäte und Ausschußmitglieder schwankt zwischen 39 (1970) und 107 der heimischen Gesamtwirtschaft des Fremdenverkehrsverbandes sowie (1966). Sie beträgt einschließlich 1972 stimmt nicht oder nicht mehr. Die von Interessenten aus allen Geseilschafts- 564 Wohnungen. Die Zahl der von Aus- der Stadtgemeinde aufgestellte Roch- schichten. ländern errichteten Dauerwohnungen nung nach den Wasser- und Kanal. Leider fiel der Referent des Abends, ist gering. gebühren zeigten, daß ein il-WE-Ap- LAbg. Hans Berttauer, infolge Seit 1966 werden in Kitzbiihel Ap- partenient pro Jahr etwa 3800 S be- Erkrankung kurzfristig aus - er ist in- partements errichtet, die Gesamtzahl Zahlt, für ein Wohnhaus mit 4 Fami. zwischen aus dem Krankenhaus heim- betrug damals 132. Für Inländer wur- lien 3500 5 anfallen, eine vergleichbare gekehrt -‚ so daß es GR Fried.helm den seither 226, für Ausländer (ohne Wohnungszahl 9000 5 zu berappen hat. Capellari als Aufgabe zufiel, das ge- Möglichkeit der Grundbuchseintragung GR Dr. Wendling wies auf eine ge- samte Einleitungsreferat zu halten. Er oder Abschlusses eines echten Kauf- wisse Wohnungsmarktentlastung hin. hatte dazu wertvolles statistischen Ma- vertrages) 238 Wohnungen in Apparte- wenn als Besitzer Kitzbüheler einge- terial zusammengetragen und in über- ments errichtet, tragen werden, dies wurde von ande- sichtlicher Form von Schaubildern dar- ren Rednern konkret widerlegt. Hin- zustellen sich bemüht. gewiesen wurde auf dienicht rfR. Sehr geringe gesetzliche Handhaben der örtlichen Baubehörden steilen für die Baugesellschaften und Privaten, die Appartementwohnungen errichten wol- len, geringe Schwierigkeiten dar. Die Baubehörde 1. Instanz (Bürgermei- ster) kann nur über die Verordnung zum Schutz des Orts-, Straßen- und Landschaftsbildes vor Verunstaltung oder über einen „Gummiparagraphen" der Landesbauordnung vorgehen. Den Begriff der Appartements gilt es in den Tiroler Gesetzen nicht, wohl aber in teils guten Vorbildern in Nachbar- ländern. - In Bad Kleinkirchheim in Kärnten, einem aufstrebenden und in seiner Struktur geschlossenen Ort,wur- de der Bau von derartigen Wohnungen, Bungalows und Ferienhäusern so lange durch Gemeinderatsbeschluß verhin- dert, bis ein Landesgesetz in die Bre- sche sprang, das möglicherweise vor dem obersten Gerichtshof fällt, aber bis dorthin Wesentliches verhindert hat. In Vorarlberg ist man nicht grund- sätzlich gegen Appartements, man ver- spricht sich dort eine Starthilfe für aufbauwillige Orte im Fremdenverkehr und befürwortet von Einheimischen geführte Appartementhotels. Untersu- chungen zweifeln den Erholungswert eines Urlaubs im Appartementhaus mit 250 bis 400 Wohnungen längst an, vor allem sind die Raumverhältnisse nicht für Familien mit Kindern. Dies stellte GR Friedhelm Capellari einleitend klar. Er gab dann die ersten authentischen Zahlen über die Ent- wicklung dieses Problems bekannt. In Kitzbühel stieg die Wohnbevölkerung Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Kitzbüheler Anzeiger Gesellschaft mbH, Kltzbühel. Vorderstadt 18; Verwaltung: Kltzbühel. Schwarzseestra8e 2, Tal. 2576; verantwortlicher Schriftleiter: Martin Wörgötter. KItz- bOhei, Hinterstadt 17, Tel. 2236: Druck: Grobstimm & Helnlngor KG. Kltzbühel, Wehraasse 8. Telefon 2515 bare Zahl der „Strohmann-Apparte- ------- ---- ments". in denen 10 bis 12 Personen logieren, obwohl es für maximal 4 gebaut wurde. Stadtrat Hirnsberger gab zu, daß die Gemeinde an der Entwicklung zum Teil selbst die Schuld treffe, aber man habe erkannt, daß der Rest der Erho- lungslandschaft erhalten werden muß und reine Spekulation im Gange sei. Mn si -nii ti P r Wr4ilr iihv rki' In der Debatte ergriff zuerst Bgm. Reisch das Wort, der „im Namen aller Kitzbüheler"zu den Appartements nein sagte. Angriffspunkte gegen diese Häu- ser bieten nach seiner Auffassung die Nichteinbeziehungen ins Bauland oder die Zweckbestimmung von Gründen. Die Professoren, die Untersuchungen über den Erholungswert machen, sol- len die echten Waffen gegen die Ent- wicklung klarlegen. Dr. Wendling er- innerte an eine Demonstrationsver- sammlung von betroffenen Unterneh- mern der Fremdenverkehrswirtschaft und erinnerte an den von allen Parteien eingebrachten Initiativantrag im Tiro- ler Landtag. Möglichkeiten sieht er im Boden-, Abgaben- und Baurecht, doch kann die Bewegung nicht einfach abgestoppt werden. Das verhindern Niederlassungsverträge und die Bemü- hungen um die wirtschaftliche Ein!- gung Europas. Die bedeutendste Mög- lichkeit sieht er im Baurecht. Das Raumordnungsgesetz muß novelliert werden und zwar so, daß Appartement- häuser nur dort möglich werden, wo sie der Flächenwidmungsplan aus- drücklich ausweist. Die Gesetzesnovel- le soll noch heuer beschlossen werden. Ausschußmitglied Ferdinand Maier vom Fremdenverkehrsverband bezif ferte den jährlichen Ausfall an Einnah- men bei diesem Verband auf 400.000 europäischen Erholungslandschaft, die die Alpen darstellen. Für viele Gemein- den seien die Appartements kein Pro- blem, aber man müsse verhindern, daß es für sie noch eines werde. Man muß in Zukunft härter sein. Verwiesen wurde auf Beispiele an- derer führender Fremdenverkehrs- gemeinden, in denen Einigkeit in der Auffassung zwischen Grundbesitzern, Gesamtwirtschaft und Gemeinde gege- ben sei. Direktor Langer bewies an Hand von Zahlen, daß durch den Bau von Appar- tements den benachbarten Hotels Gä- ste entzogen werden, die nach wie vor den Service der Gewerbebetriebe be- anspruchen e anspruchen wollen. Verloren geht vor- nehmlich zahlungskräftiges Publikum, denn die Wohnungen kosten per qm bis zu 16.000 S. Es hat, wie behauptet wurde, ein schwungvoller, gewinn- trächtiger Handel mit Appartements begonnen. Auch der stellvertretende Obmann des FVV, Kammerrat Hagsteiner, gab zu, daß Fehler gemacht wurden, er stellte klar, daß es genügend leistungs- fähige und modernisierte Betriebe gibt. Kein Hotelbau wurde verhindert. Ein deutscher Gast, Anton Graf Serenyl- Ringhoffer (App. Lebenberg), seit lan- gem Appartementbesitzer, sprach sich
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