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Seite 28 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 18. November 1972 Engelsturz Auf diesem Bild läßt sich eine starke Entlehnung vorwiegend Rubenscher Ty- pen nachweisen. In der Mitte schmettert der Erzengel Michael, der sich stark an sein Vorbild aus dem Brüsseler Engel- sturz von Rubens anlehnt, nur daß er hier einen antikisierten Barockhelm trägt, zwei mächtige, hellbeleuchtete und ge- drungene Gestalten gefallener Engel, de- ren einer unzweifelhaft Luzifer selbst darstellt, mit dem Blitzbündel in den Ab- grund, in dessen Tiefe die Hölle in Form eines drachenartigen Ungeheuers ihren Rachen öffnet; neben dieser Hauptgrup- pe werden noch andere Genossen Luzi- fers von Engeln mit Schwert, Lanze und Schild in wirbelndem Sturz in die Tiefe geschleudert. Das Tiroler Landesmuseum besitzt noch eine Skizze zum Engelsturz, der in der Freskenausführung allerdings etwas verändert ist. Martyrium Petri und Pauli Hier tritt der Einfluß Rubens noch deut- licher hervor. Dem Bild liegen die Kreuz- aufrichtung in der Antwerpener Kathedra- le und die Kreuzigung Petri in der Pe- terskirche in Köln zugrunde, doch ist der Vorwurf in seinen Hauptdetails größten- teils auch in der Komposition von Fai- stenberger, wenn man noch von einigen italienischen Entnehmungen absieht, selbständig behandelt. Im Mittelgrund wird soeben das Kreuz mit dem nur an- gebundenen, verkehrt hängenden Kör- per des Apostelfürsten, einer schönen Greisengestalt, aufgerichtet; muskulöse Henkers- und Kriegergestalten stemmen sich gegen das Kreuz oder ziehen es, teilweise mit Stricken, in die senkrechte Lage. Einer, mit dem nackten, musku- lösen Rücken gegen den Betrachter ge- wendet, stemmt sich mit einem Stab ge- gen einen Stein, um für den Kreuz- stamm Raum zu schaffen und denselben dann durch Nachgeben des Steines fest in die Erde zu pressen; der maurische Bogenschütze fehlt hier ebensowenig wie auf den anderen Fresken Faistenbergers mit Kriegergestalten. Rechts etwas zu- rück empfängt der hl. Paulus knieend den Todesstreich, von einem Glaubens- genossen getröstet. Links hinten ein rö- mischer Befehlshaber, wenn nicht Nero selbst, der auf einem mit purpurnem Tep- pich belegten Stufenthron unter einem gelblichgrünen Baldachin sitzt. Von oben schwebt ein Engel mit dem Lorbeerkranz herab, während Putten mit den Schüs- seln, den Insignien Petri und einem Rauchfaß kopfüber herabschweben. Im Vordergrund fallen drei Staffagefiguren stark in die Augen; links ruht eine römi- scher Liktor auf einem Stein, eine mäch- tige Gestalt mit ungeheurem Kopf. In der Mitte sitzt ein junges, aber derbes Weib mit einem kräftigem Knaben auf dem Schoß und neben ihr noch ein rö- mischer Krieger gegen einen Stein ge- lehnt. Ferner bliebe noch die für Fai- stenberger auffällig reichliche Verwen- dung von Scheinarchitektur zu erwäh- nen, welche zwar sehr flüchtig, aber in perspektivischer Hinsicht nicht unge- schickt, auch nicht regellos komponiert und gruppiert ist. Martyrium des hl. Sebastian Der hl. Sebastian, mit dem linken hoch- gebundenen Arm an einen Baum ge- fesselt, ist bereits durch zwei Pfeile ver- wundet, während links eine Anzahl Bo- genschützen, von Hauptleuten befehligt, weitere entsendet. Ganz im Hintergrund der lmerator zu Pferd, rechts zwei Frau- en vor einem etwas zerfallenen Stück Mauerwerk; von oben schweben Putten mit der Märtyrerpalme herab. Auch hier lassen sich einige Entlehnungen nach- weisen, ohne daß diese indessen Fai- stenbergers Eigenart unterdrücken; viel- mehr sind diese in seinem Sinne abge- Die Tiroler Landesregierung hat in ih- rer Sitzung vom 15. Juni 1965 der Gemein- de J o c h b e r g gemäß der Tiroler Ge- meindeordnung vom einunddreißigsten März eintausendneunhundertneunundvier- zig folgendes in der Urkunde dargestellte Wappen verliehen: Auf dreifach gewell- tem, grünen, rechten Schrägfuß ein schwarzer nach rechts schreitender Och- se in Gold. Der schräg aufwärts schrei- tende Ochse erscheint bereits im vier- ändert und der Komposition durchaus frei eingeordnet. Bei dem Heiligen selbst erinnert der tief in die Brust eingesunke- ne Unterleib- wieder sehr an den Chri- stustorso des Dreifaltigkeitsbildes aus der Kitzbüheler Spitalskapelle und des Kitzbüheler Fastenaltarblattes, desglei- chen die Behandlung des Blutes, das in dünnen Streifen herabrinnt. Der sitzende Hauptmann links im Vordergrund trägt einen Harnisch von dunkler Stahlfarbe. Der hinter dem Hauptmann befindliche Mohr hat soeben seinen Bogen abge- schossen und hält den athletischen rech- ten Arm noch in dieser Stellung. Der Im- perator im Hintergrund besitzt zweifel- los rubensschen Anklang. Von den bei- den Frauen ist die vordere faistenberge- risch mit schwachen rottmayrschen Remi- niszenzen, während die hintere venezia- nischen Ursprungs zu sein scheint und etwas an Veronese erinnert. Medaillons Im Gegensatz zu den Medaillons in St. Johann und Oberndorf sind diese hier in Jochberg polychrom gehalten und ent- sprechen auch in der Größe den Gestal- ten der Hauptgemälde. Faistenberger do- kumentiert hier besonders seine Fähig- keiten auf dem Gebiet der Porträtmale- rei. Die Kirchenväter des Presbyteriums und die zwölf Apostel des Schiffes sind durchwegs groß durchgeführte Gestalten, die mit dem übrigen Freskenschmuck ein einheitliches Ganzes bilden. Sie weisen oft bis ins Unnatürliche verrenkte Bewe- gungen und die bäuerliche Charakteri- sierung, die sie mit den anderen Joch- berger Fresken gemein haben, auf. zehnten Jahrhundert im Wappen der Fa- milie Ochsenberger zu Kitzbühel und im Brixentale und findet sich auch im Siegel- bild des Gerichtsviertels Jochberg, das freilich ein größeres Gebiet als die heu- tige Gemeinde umschloß. Die Siedlung Jochberg wird eintausenddreiundsiebzig erstmals in einer Urkunde Kaiser Hein- richs IV. erwähnt, mit welcher er dem Klo- ster Rott am Inn seinen Besitz bestätigte. Im Jahre eintausendzweihundertsechzehn Das Wappen der Gemeinde !Jochberg Ausführung sämtlicher Spengler- und Glaserarbeiten Firma Fred Neumayr Spenglerei und Glaserei 6370 Kitzbühel Im Gries 30, Tel. (05356) 2863
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