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ittg, 25. November 1972 Kitzbüheler Anzeiger - Seite 9 zur Wiedereröffnung des Bergbaues. Die Inbetriebnahme erfolgte im Juli 1921. Die Gewältigung des inzwischen teilwei- se verbrochenen und mit Wasser vollge- laufenen Francisci-Stollens in 1438 m Seehöhe ermöglichte den Zugang zur Liegendkluft, die zuerst in Handarbeit, später mit Bohrhämmern nach Nordosten und Südwesten ausgerichtet wurde. Es war eine Quarz-Ankerit-Kluft mit Kupfer- kies in Butzen, Nestern, Streifen und Adern. Das Liegende der Kluft bildeten dunkle, violette, teilweise graphitische Schiefer, die auf normalen Tonschiefern lagerten. Die Begrenzung im Hangenden bildeten Grünschiefer. Vom Franzisci-Stollen aus wurde da- mals auch das Hangende und Liegende der Hauptlagerstätte mit je einem Süd- ost- und Nordwestschlag untersucht. Ein Liegendschlag bei Stollenmeter 570 er- wies sich bald als ausssichtslos. Die er- ste Hangendquerung bei 636 m durch- fuhr einen Quarz-Ankerit-Gang mit schwa- cher Erzführung, der aber bald wieder durch eine Störung abgeschnitten war. Eine weitere Hangendquerung bei Stol- lenmeter 889 kam mit der Einstellung der Grubenarbeiten am 15. Mai 1926 in einer Störungszone zum Stillstand. Ein versuchsweise aufgeführter Stollenauf- bruch bei Stollenmeter 764 erschloß im Ligenden und Hangenden der Kluft Grünschiefer. Aus dieser letzten Betriebsperiode (1921-1926) lagen beim Franzisci-Stollen 2317 Zentner Erzgefälle von 3,3 Prozent Kupfergehalt. Das entsprach 76 Zent- ner Kupfer, die der Aufbereitung harr- ten. Ingenieur Alois Plasser verfaßte 1938 im Auftrage des Ministeriums für Han- del und Verkehr in Wien ein Gutachten über den Bergbau Kelchalpe. Für das unverritzte Gebirge zwischen den beiden untersten Stollen (Franzisci-Erbstollen in 1440 m Seehöhe und Unterbau-Stol!en in 1325 m Höhe) berechnete er ein Erz- vermögen von 908 Waggon Einlöseer7. Für den Bereich zwischen den beiden Stollen kam er auf ein wahrscheinliches Erzvermögen von 747 Waggon Hütten- £rz mit rund 20 Prozent Kupfer. Das wä ren 14.950 Zentner Kupfer. Unter An- nahme einer Jahreserzeugung von 80 Waggon würde dieses Revier für neun- einhalb Jahre Erz liefern können. De,- Unterbau-Stollen, der tiefstgelegene Ein- bau, schien dem Gutachter noch zu we- nig weit und viel zu viel im Liegenden getrieben. Falls auch hier Erze angetrof- fen werden, könnte man mittels eines Blindschachtes noch tiefer vordringen und die Betriebsdauer verlängern. Ing. Plasser schlug damals folgende Aufschlußarbeiten vor: Gewältigung des Franzisci-Erbstol- lens bis vor Ort auf 1250 m Länge. Vortrieb eines Querschlages am Franzisci-Stollen bei Stollenmeter 600 gegen Südosten, anschließend einen Blindschacht gegen den Unterbau-Stollen. Desgleichen einen Querschlag ge- gen Nordwesten. Gewältigung des Unterbau-Stollens auf 460 m Länge, dann Verlängerung nach Ostnordosten rund 600 m weit bis zum Blindschacht. Diese im Interesse des Betriebes not- wendigen Aufschlußarbeiten hätten ein- einhalb bis zwei Jahre gedauert. Aus der Kraftwerkzentrale beim Berg- bau Kupferplatte in Jochberg führte eine Stromleitung bis zum Franzisci-Stollen. Ing. Plasser hatte an eine Aufberei- tungsanlage in Jochberg gedacht, wo auch die Erze des Bergbaues Kupfer- platte verarbeitet werden sollten. Im Kriegsjahr 1943 empfahl der Ge- nannte den Vortrieb eines neuen Unter- bau-Stollens zum Bergbau Kelchalpe, und zwar von Jochberg aus. Das Mund- loch sollte etwa 10 m oberhalb des Was- serschlosses der dort befindlichen Kraft- zentrale liegen. Dieser Stollen müßte 2800 m lang werden. Er würde den be- stehenden Unterbau der Kelchalpe (1325 m) um rund 400 m unterfahren und au- ßer der wichtigen Verquerung von Erz- lagerstätten auch einen großen Wasser- zufluß ergeben. Eine ähnliche Geschichte hat der Berg- bau Kupferplatte, wo nach der Wieder- aufnahme von 1915 im Jahre 1923 Höchst- leistungen erzielt wurden. Auch hier emp- fahl Hofrat Ing. Alois Plasser nach dem Anschluß Oesterreichs an das Deutsche Reich umfangreiche Aufschlußarbeiten. Zur Ausführung seiner Vorschläge kam es nicht. Im genannten Kitzbüheler Stadtbuch befindet sich auf Seite 67 ein Bild, dar- stellend 18 Bergleute vor dem Eingang zum Erbstollen des Bergbaues Kupfer- platte. In der Mitte stehend Hans Bach- 1er, unser rühriger Ehrenoberschützen- meister. Oberhalb des Tores in weißer Farbe die Worte: „Glück auf, letzte Schicht am 31. Juli 1926'.
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