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Seite 4 Kitzbuheler Anzeiger Samstag, 2. Dezember 1972 fand überall, für Städter, Bauer ung Ar- beiter den gerechten Ausgleich, die not- wendige Hilfe und das rechte Verständ- nis. Der Anschluß an Deutschland erfüll- te in dem Schönerianer Josef Herold ein altes Sehnen. Nicht lange war es ihm gegönnt, den Aufbau mitzuerleben. Für die Stadtge- meinde Kitzbühel hat Herold als letzte Tat noch den 20jährigen Pachtvertrag über das Jochberger Elektrizitätswerk eingebracht, wodurch Kitzbühel die Selb- ständigkeit in der Stromversorgung ge- sichert wurde. Das Lebenswerk überhaupt von Josef Herold aber war die Hahnenkammbahn. Es war im Jahre 1925, als die Pläne, in Kitzbühel eine Seilschwebebahn zu erbauen, greifbare Formen annahmen. Mit sicherem Blick wählte Josef Herold für seine Bahn den Hahnenkamm als Ziel. Es ist sein unstreitbares Verdienst, daß die Seilbahnanlage bezüglich der Tal- und Bergstation vom ersten Tage an richtig projektiert wurde. Mit dem Pro- jekte war jedoch die Sache noch nicht getan, nun hieß es, das Geld für die Ausführung zu beschaffen. Wo ein Wille, da ist auch ein Weg, und so gelang es Herold durch überzeu- gende Beredsamkeit, die verantwortli- chen Herren der Gemeinde für sein Pro- jekt zu gewinnen. Nach langwierigen Aus- einandersetzungen übernahm die Stadt- gemeinde Kitzbühel die Hauptlast der Finanzierung gemeinsam mit dem Freun- de Herolds, dem Berliner Großindustriel- len Doktor Julius Bueb. Ueber den Bau der Bahn waltete an- fangs kein guter Stern. Fast schien es, als sollte das stolze Werk nie zur end- gültigen Verwirklichung kommen, aber ein Mann von Tatkraft und von der Zähig- keit Josef Herolds überwand alle auf- tauchenden Schwierigkeiten und stellte durch den ungeahnten Aufstieg des Bahnunternehmens und damit des Or- tes Kitzbühel sinnfällig unter Beweis, daß seine Idee richtig war und im besten Sinne des Wortes dem Wohle der Ge- meinde diente. Die Bahn, welche von Josef Herold für eine Leistungsfähigkeit von 30.000 Personen im Jahr gebaut wur- de, eine Zahl, die im Jahre 1925 wohl von allen Kitzbüheler Bürgern als phan- tastisch angesehen wurde, führte im letz- ten Jahre (1937) trotz der Krisenzeit, 62.000 Personen. Wenn Kitzbühel in den Jahren 1933 bis 1937 als Insel der Seli- gen im österreichischen Wirtschaftschaos gepriesen wurde, so war dies einzig und allein dem Bestande der Hahnenkamm- bahn und damit dem Werke Herolds zu- zuschreiben. Bürgermeister Josef Herold war nicht der Mann, der auf seinen Lorbeeren aus- zuruhen pflegte. Als die ungeahnte Ent- wicklung des Wintersports in Kitzbühel die von ihm erbaute Seilbahn zu klein werden ließ, schritt er mit unermüdlicher Energie daran, Kitzbühel eine Bahn zu bauen, die auch den modernen Anforde- rungen Genüge zu leisten imstande war. Es war für Josef Herold sicherlich kein leichter Entschluß, sein eigenes Werk nahezu zur Gänze abreißen zu lassen, damit einer neuen, besseren Anlage Platz gemacht wird. Herold faßte diesen Entschluß und führte ihn trotz aller Schwierigkeiten und trotzdem es auch diesmal nahezu unmöglich schien, das nötige Kapital aufzubringen, durch. Im Frühjahr 1938 wurden die Bauarbei- ten zur neuen Bahn begonnen. Es liegt eine besondere Tragik im Schicksal von Josef Herold, daß er die Vollendung die- ses seines Werkes nicht mehr erleben durfte. An einem herrlich schönen Herbsttag haben wir unseren Bürgermeister der heimatlichen Erde übergeben. Mit ihm ist ein Mann von uns geschieden, der über Freundschaft und Feindschaft hin- weg für Kitzbühel von überragender Be- deutung bleiben wird. Er war eine Per- sönlichkeit, die über dem Alltage stand. Mit ihm ist ein Stück Kitzbühel zu Grabe getragen worden. Sein Leben umspannte ein Kaiserreich, eine Republik und das neue Deutschland. Sein Leben wurzelte in der alten Knappenstadt und ragte hin- ein in den Winterkurort von Weltbedeu- tung. Bis zum letzten Atemzug blieb Herold ein Junger in seiner Idee, aber ein Alter in seiner Treue. Herold verschied nach einer schweren Operation in der Nacht vom 3. auf den 4. November 1938 im Sanatorium der Kreuzschwestern in Innsbruck. Als Todes- tag gilt der 4. November. Die letzte Fahrt von Josef Herold Strahlend wölbte sich der Himmel, als Kitzbühel am Sonntag, 6. November 1938 sich anschickte, seinen Bürgermeister zur letzten Ruhe zu geleiten. Hunderte folg- ten seinem mit dem Feuerwehrbahrtuche gedeckten Sarg, der von Mitgliedern der Feuerwehr getragen und von Angestell- ten der Hahnenkammbahn flankiert wur- de. Die Stadtmusik, die Feuerwehr, der Turnverein, die Schützen, alle mit Fah- nen, schritten dem Sarg voran, den Leid- tragenden folgten die Betriebsführung und die Gefolgschaft der Hahnenkamm- bahn, die Beamten und Angestellten der Stadt Kitzbühel, ferner sah man im Zuge die Bürgermeister der Kreise Kitzbühel und Kufstein, Vertreter der Aemter und Behörden und viele andere. Am Friedhof hatten uniformierte Ab- teilungen sämtlicher Parteiformationen mit ihren Fahnen Aufstellung genommen. Nach einem letzten Gruß aller angetre- tenen Fahnen klang das Lied vom guten Kameraden aLf. Sodann hielt Gauleiter- stellvertreter Christoph einen ehrenden Nachruf. Die Lieder der Nation klangen über den Friedhof, Heimaterde fiel ins Grab, der Dahingeschiedene hatte seine letzte Ruhe gefunden. Zahllose Kränze häuften sich über dem frischen Hügel von Josef Herold. Unter den anwesenden Trauergästen sah man neben Gauleiter-Stv. Christoph auch noch Landesstatthalter Dr. Knöpf- 1er, Oberbürgermeister der Hauptstadt Innsbruck Dr. Denz, Bezirkshauptmann Dr. Wersin, Vertreter der örtlichen Par- teistellen u. a. An mein Kitzbühel Josef Herold verfaßte über Kitzbühel ein Lied und ließ den Text 1934 bei der Buchdruckerei Martin Ritzer in Druck ge- ben. In dem Lied kommt die fanatische Liebe zu seinem Kitzbühel zum Ausdruck. Du schöne Stadt im Kranz der Berge, Du bist uns lieb und wohlvertraut, Wir wissen nicht, wer Deine Häuser Und Deine Straßen einst erbaut. Wir wissen nur, der Herrgott selber Hat diesen Meister einst gesandt, Damit er hier ein Schmuckstück schaffe, Wie kein's besteht im ganzen Land. - In diesem Land der schönen Berge Bist Du die schönste weit und breit: Gott schütze Dich Du liebe Heimat In guter und in schlimmer Zeit. (Ein gedrucktes Original befindet sich bei Frau Kathariana Lackner, Floriani- gasse 5; wir erhielten es über Toni Rie- ser.) Der 1942 zum Ehrenbürger der Stadt Kitzbühel ernannte Großaktionär und Mit- begründer der Hahnenkammbahn Doktor Julius Bueb stiftete Josef Herold an der Ostseite der Talstation der Hahnenkamm- bahn ein Denkmal. Ein Bronzerelief, ge- schaffen von Bildhauer Ralph Knop mit dem Porträt Herolds und der Inschrift: „Josef Herold 1872-1938 Vater der Hahnenkammbahn" D' AV-Herstwanderung! Lustige Bergleut' mit Sinn und Humor, gemeinsames Erlebn tuat jedn wohl. D' Liab zu den Bergen, zum Himmel, zu d' Leut', so hoaßt's erlebn morgen und heut. Schönheit der Wildnis, g'scha!feie Pracht, ob's hell oda dunkl, ob's Tag oda Nacht. Hell wia Mond und Stern, hell wia dö Sunn, so hoaßt's Erlebnis, aber nua dann, wenn stat Unruah, Fried - Liab is, statt Haß, wennst oamoi richtig mit da Z'frieden- heit praßt. latz schreib i kurz wo mia warn, durchs Obernberg Tal semma zeascht gfahrn, dann übers Gstrein Jöchl (2600 m), an die drei Tribulaun vorbei, Tribulaun Hüttn, Gschnitz warn dann an der Reih', Wandern u. Bergsteign bringt hungrige Magn. latz kust Du vasteh, daß min ins vatragn. Berg Heil bis zum naxtnmoi ja liabn Leut, Bergmenschn habn's leicht, sei tuat's dö Freud. Edi
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