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Seite 16 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 16. Dezember 1972 Hohes Niveau und erstklassiger Besuch bei der Jahresvollver- sammlung 1972 des Fremdenverkehsverbandes Kirchdorf Unter aem vorsitz ues FVV-Ooman- nes il woi.Igaiig liagsteiner wurae cue oruentncne v ouversamnuung am l. IN ovxxioer um ZU Uni, im (astflof liarjacn, j.ircnuort, orunuxigsernai erounet. - racn der .begruiuiig cier kIncnLnntguecter, insbesondere des Bgm. Iv.ucnaei Nothegger mit seinem (emeinuevorstanU una Gemeinderaten sowie cter zanireicn erscmenenen ob- manner und Vorstancte aller Körper- schalten und Vereine ging der Vor- sitzencie in aie Tagesordnung ein. AUS ciem .berlcflt des Obmannes war zu entrieninen, daß nacna.em am 19. Juil ci. j. oereits eine aujerordent1iche Vollversammlung abgehalten wurde (für Urunwauf der 1reizeitanlage-Er- weiterungs-.uariehensaufnahme über 1 Million SctuIimg, die auch genehmigt wurde), die heutige VVS grundsätzlich allen J.viitgneaern und anwesenden Per- sonen die Situation im Fremdtenver- kerirsverbancl und die konkrete Vor- stellung der Zukunft deutlich und klar vorgelegt wird, wobei nur einige Punk- te aus dem über 1 Stunde dauernden freien Referat des Obmannes Hagstei- ner aufgezeigt sind. Das grunasätzliche Vertrauen der Mitglieder in den Vorstand und Aus- schuß seit 1967 haben bewirkt, daß ein großes Projekt (Freizeitanlage) in Angriff genommen und in relativ kur- zer Zeit fertiggestellt wurde. Daß dieses Projekt jedem in Kirch- dorf ansässigen Einwohner sein Ei- gentum um ein vielfaches aufwertete, stellte der Vorsitzende klar heraus. Weiters hat dieses Vertrauen auch be- wirkt, daß durch Leistungen und Ein- satzfreudigkeit aller es in kurzer Zeit zu echten Einnahmen gebracht wurde Dank der vielen öffentlichen Unter- stützungen aller Aemter und Institu- tionen war auch die Finanzierung der gesamten Freizeitanlage von ca. 7 Mb Schilling total gesichert. Dieses Pro- jekt war die Grundfundamentation der Qualitätsverbesserung und sprung- haften Ansteigens des Fremdenver- kehrs in Kirchdorf in Tirol. Die üblichen Arbeiten in der Wer- bung wurden klar und deutlich vor- getragen und man konnte sich über die Variationen und Umfänge ein gu- tes Bild machen, wobei besonders die Zeitungswerbung auch im Inland, die Luftbildwanderkarte, der neue Som- merprospekt, die Gästekarte, der in.. ternationale Wandertag am 6. August 1972 sowie 25 Gästeehrungen, 12 Platz- konzerte, 12 Begrüßungsabende und 20 Tiroler Heimatabende hervorgeho- ben wurden. Der Vorstand und Ausschuß hat 50 Sitzungen und Besprechungen abge- halten. Ein deutlicher Beweis, daß der Fremdenverkehr in Kirchdorf ernst- genommen wird. Eine klare Absage für die Zukunft erteilte der Obmann, Hagsteiner, der spekulativen Apparternentwelle, dem provisorischen Ausbau und Anbau von Stadeln und Scheunen im landschaft- lich schönen Kaisergebirge und dessen echter Bergweltumgebung. In diesem Zusammenhang dankte er dem Bgm. Nothegger für eine durchgeführte Kon- trollfahrt, welche einen ganzen Tag be- anspruchte, aber nicht ohne Erfolg blieb, da manche Unordentlichkeiten zu Tage traten, denen man nur auf Grund dieser Kontrolle entgegentre- ten konnte. Durch fortschrittliches Denken in Kirchdorf, einem Tiroler Dorf im Blu- menschmuck, mit freundlich grüßen- den Schulkindern und einer echten Fremdenverkehrs-Gesinnung entspre- chend angenehmen Art den Gästen ge- genüber sowie der Zeit angepaßte Ein- stellung und unbedingte Qualitätsver- besserung auf gesunder Basis und der Wunsch nach mehr gewerblichen Bet- ten mit höherem Niveau und einer richtigen Umschau an Privat- und Bau- ernhofbetten konnte man einen deut- lichen Aufschwung feststellen. Ueber die Komfortzimmeraktion, die Landesrat Dr. Bassetti auch auf die Privatzimmervermieter ausdehnte, so- wie über die Mehrwertsteuer und im besonderen die Vorstellung eines Ap- partementes auf dem Bauernhof, in- dem hier keinerlei Gefahr besteht, ja sogar der Bauer seine Produkte zu ei- nem echten Preis auf dem eigenen Hofe verwerten kann, berichtete der Vorsitzende besonders mit Nachdruck. Es waren keine alltäglichen Dankes- worte, die der Obmann allen Bauern, Grundbesitzern und Nachbarn, Ge- meindevertretern, an der Spitze Bgm. Nothegger, allen Behörden und Aem- tern sowie der Exekutive und Verei- nen. von der Musikkapelle bis zum Kirchenchor (ein Dorf ohne Vereins- leben ist nach Meinung des Obmanns ein totes Dorf ohne Kultur und Ni- veau). sondern überzeugter Dank für ihr Verständnis und ihren Weitblick, ja sogar größter Opferbereitschaft für die FV-Interessen unseres Ortes. Ein herzlicher Dank für die Treue und ehrliche Mitarbeit allen Vor- stands- und Ausschußmitgliedern und besonders allen Mitarbeitern, an der Spitze Geschäftsführer Hannes Marte, ließ erkennen, daß der Obmann seine engste Umgebung zu schätzen weiß. Eine äußerst präzise und genaue 3echnungsiegung beginnend mit dem Mit.gliederstand,Gruppenzugehörigkeit, Bettenaufteilung und Verteilung, Näch- tigungsziffern, Saisonvergleiche, Frei- zeitaniage Einnahmen-Ausgaben, Schul- denstand, Rückzahlungstermine, Sub- ventionen außerordentl. Art und Zu- weisungen aus Gemeinde, Land und Bund sowie nicht zuletzt die Global- zahl und der Promillesatz, welcher sich aus dem Haushaltsplan ergab, runde- ten das Bild einer angenehmen, ge- sunden und von den Rechnungsprü- fern bestätigten Zusammenarbeit ei- ner kleinen aufstrebenden FV-Gemein- de ab. Mit viel Applaus und anerkennen- den Worten von seiten des Bgm. Noth- egger und Obm..Stv. GR Ernst Gründ- 1er endete eine gute Vollversammlung. H. M. Stellungnahme zu: Die Zukunft gestalten und nicht erleiden Der Anteil der Bergbauern am Frem- denverkehr besteht nicht nur in der Ver- mietung von Ferienwohnungen und Gäste- zimmern, zu deren Errichtung und Ein- richtung den meisten Bergbauern, da ih- nen der Verkauf von Grund und Boden als Baugründe verwehrt ist, keine Eigen- mittel zur Verfügung stehen, sondern auch in einer Abgeltung der landschafts- pflegerischen Arbeiten, die die Bauern zur Erhaltung der von ihnen gestalteten Kulturlandschaft als Erholungslandschaft für die Ruhe und Entspannung suchen- den Städter zu leisten hat. Die Gestaltung der Naturlandschaft un- serer Heimat in einer Kulturlandschaft im 11. bis 13. Jhdt. geschah nicht -- wie in einem kürzlich in einer Auflagenstärke von 250.000 Stück erscheinenden Frem- denverkehrsprospekt zu lesen war - „aus Vergnügen', sondern um den weichenden Bauernsöhnen aus dem Haupttale, die sich zu Rodungsgemeinschaften zusam- mengetan hatten, eine neue Heimat zu schaffen. Nutznießer der von 1074-1325 mau- ernden Rodungswerkes - im letztge- nannten Jahr wurden die letzten Ro- dungsgüter, nachdem sie eine Reihe von Jahren abgabenfrei waren, erstmalig mit einem Geldzins belegt wurden, - die Grundherren, in meinem Forschungsge- biet die Aebte von Admont, die Burg- grafen von Werfen und die Erzbischöfe von Salzburg, als Empfänger der Käse-, Getreide- und Geldstifte und die Kirche als Empfänger der Getreidezehente (den zehnten Teil der geernteten Getreide). Heute sind die Fremdenverkehrswirt- schaft und die Erholung und Sport su- chenden Gäste Nutznießer dieser Ro- dungslandschaft. Den Nachfahren dieser Rodungsbauern gegenüber ist man aber vielfach nicht einmal zu einer Abgeltung der durch Skipisten verursachten Er- schwernisse in der Bewirtschaftung der Land- und Forstwirtschaft bereit. Von ei- ner Abgeltung der landschaftspflegeri- schen Arbeiten ganz zu schweigen. Der Bauer ist kein Landschaftsgärt- ner. Aber er ist - wie seit eh und je - Landschaftspfleger. Anton Flecksberger
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