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Samstag, 30. Dezember 1972 Kitzbttheler Anzeiger Seite 9 Kitzböhel: auch nur ca. die Hälfte des Grundes Die Westumfahrung von Pioniertat oder? abzulösen. Obwohl die Petrovic-Tras Ein kritischer Beitrag zur jüngsten Entwicklung in unserer Verkehrsplanung zu bauenden Schnellstraße Going-Au- se ursprünglich nicht als ein Teil der Als vor 100 Jahren der damalige Kitz- chen Stellen als ein konstruktiver Bei- rach gedacht war und daher nur in büheler Bürgermeister Joseph Pirchl trag zum Thema Westumfahrung, das der Breite einer normalen Bundesstra- und Graf Lamberg in einer Audienz uns alle angeht, gewertet werden. ße projektiert ist, wird sie, wie noch bei Kaiser Franz Joseph erreichten, Grundsätzlich standen drei Varian- ausgeführt wird, trotzdem auf lange daß die abseits von Kitzbühel geplante ten zur Auswahl: Zeit den Verkehr der Schnellstraße 5 Eisenbahntrasse doch noch verlegt 1. Ein 3,3 km langer Tunnel von 42 aufnehmen müssen. Da alle kreu- wurde und die Stadt dadurch Anschluß Gundhabing unter dem Hahnenkamm zenden Straßen und Wege niveau- an das Eisenbahnnetz fand, hatten sie durch bis zum Hausstattfeld unter der frei über- oder unterführt werden, durch ihren Weitblick und ihre Tat- Sprungschanze als Teil der Schnell- kann sie auch kaum der Entlastung kraft den Grundstein für die Entwick- verkehrsstraße, die vom Stangiwirt des Ortsverkehrs dienen. lung unserer Stadt zu einem Fremden- über Reith kommend, an Kitzbühel 4. Unabhängig von der Realisierung verkehrszentrum ersten Ranges gelegt vorbei nach Aurach führen und dort einer dieser drei Varianten wird die und damit eine Pionierleistung voll- in die Paß-Thurn-Bundesstraße ein- Ortszufahrt Kitzbühel-West im Bereich bracht, der Kitzbühel einen guten Teil münden soll. Die Schnellstraße scheint der schienengleichen Bahnkreuzung seines wirtschaftlichen Aufschwungs bereits im Bundesstraßengesetz 1971 Ecking durch ein Brückenbauwerk er- in der ersten Hälfte unseres Jahrhun- als S 42 auf und ist mit der Dring.. setzt. Die Planung für dieses Projekt derts zu danken hat. Die stürmische lichkedtsstufe 2 bewertet. Diese Va- ist beinahe abgeschlossen, das Grund- Entwicklung der Verkehrstechnik hat riante ist wegen der zu hohen Tunnel- einlösungsverfahren beendet und der aber in den letzten Jahrzehnten so baukosten wohl von vorherein auszu- Baubeginn für das Jahr 1973 vorgese- gewaltige Veränderungen gebracht, schließen. hen. - daß unsere Probleme mit denen unse- 2. Ein 1,6 km langer Tunnel (,‚kurze Von den drei beschriebenen Umfah- rer Vorfahren kaum mehr etwas g- Tunnellösung"), beginnend in der Nä- rungsvarianten muß die der Petrovic- meinsam haben. Während es für Ufl he des Pulverturms oberhalb des Burg- Trasse als eine ungünstige bezeichnet sere Urgroßväter von größter Wichtig- stalihofes und endend am Hausstatt- werden. Sie kann in Wirklichkeit nicht keit war, durch den Bau von Ver- feld unterhalb der Sprungschanze. - „Umfahrung", sondern bestenfalls kehrswegen Anschluß an die Außen- Auch dieser Tunnel wäre Teil der zu- „Westdurchfahrung Kitzbühels" ge- welt zu erhalten, so werden wir heute künftigen Schnellstraße. Er könnte nannt werden. Ihre Verwirklichung von einer beispiellosen Verkehrslawi- aus Gründen der Kostenersparnis zu- würde zweifelsohne einen Riesenschcitt ne überrollt, vor der wir uns kaum zu nächst nur in einer Röhre ausgeführt zur Zerstörung des Erholungscharak- wehren vermögen. In unserem dicht- werden. Das westliche Anschlußstück ters von Kitzbühel für alle Zukunft besiedelten mitteleuropäischen Raum könnte zunächst bei der Kurve 300 m bedeuten und neben der Eisenbahn- ist die Erreichbarkeit nur mehr von westlich des Burgstallhofes in die be- linie und der „Ortsumfahrung" einen sekundärer Bedeutung, ja fast Selbst- stehende Schwarzseestraße eingehun- dritten extrem frequentierten Ver- verständlichkeit geworden, Erholungs- den werden und würde nur 500 m Län- kehrsstrang quer durch das Herz un- raum wird es in Zukunft nur mehr ge aufweisen. Der Anschluß an die spä- serer Stadt legen (wobei die Bahn- dort geben, wo es gelingt, abseits oder ter entstehende Schnellstraße könnte linie wegen der nur zeitweisen Lärm- am Rande der großen Verkehrsadern so leicht vorgenommen werden. Das belästigung und des sauberen Elektro- zu liegen, die durch Lärm und giftige östliche Anschlußstück würde in einer betriebs als das mit Abstand kleinste Abgase die Lebensqualität in weitem Länge von 1,4 km über das Högl-Pla- Uebel anzusehen ist). Zu viele Wohn- Umkreis verpesten. teau in die Kapser Langau geführt häuser und Fremdenverkehrsbetriebe, Kitzbühel ist von diesen Problemen und dort in die bestehende Paß-Thurn- deren Bettenzahl an die 1000 heran- unserer Zeit nicht verschont geblieben. Bundesstraße eingebunden werden, reicht, liegen im unmittelbaren Nah- Die Verkehrsdichte in unserer Stadt Die Gesamtlänge dieser Variante be- bereich dieser Trasse und werden zwingt uns, nach neuen Lösungen zu trägt 3,5 km. durch den rapide zunehmenden Ver- suchen, die unseren Lebensraum wie- 3. Die sogenannte Petrovic-Trasse, kehr, die Vergiftung der Luft durch der verbessern und vor allem auch un- wie sie im Kitzbüheler Anzeiger vom Abgase und den Lärm 24 Stunden täg- seren Gästen den Charakter unseres 9. Dezember ausführlich beschrieben lich schwerstens geschädigt werden. Städtchens erhalten sollen, der bisher wurde. Sie beginnt In der Nähe des Die herbeigeführte Verstädterung ihr Wohlbefinden und die Erholung Bahnhofes Schwarzsee und führt we:st- wird durch eine Glocke von Dunst vom hektischen Alltagsgetriebe ver- lieh entlang der Eisenbahntrasse, der und Smog auch in unserer Stadt ihren bürgt hat. Dazu ist langfristige Pla- Skiwiese entlang direkt durch das Niederschlag finden. Einbußen in den nung nötig, denn eine Lösung solch Stadtgebiet Kftzbtihels (250 m vom Nächtigungszahlen, besonders in der schwerwiegender Probleme ist nur Stadtzentrum entfernt), ist vom Kur- verkehrsreichen Sommersaison, müs- dann gut genug, wenn sie auf längste park nur durch die Bahntrasse ge- sen die logische Folge sein. Der Erho- Sicht annehmbare Ergebnisse bringt, trennt, unterführt die Hahnenkamm. lungsuchende der Zukunft wird mehr KitzbUhels Stadtväter haben sich für straße sowie die Talstation der Hab- denn je den Urlaubsort bevorzugen, eine „Westumfahrung" der Stadt ent- nenkammbalm in einer Länge von 94 der ihm abseits von Trubel und hek- lang der Bahnstrecke, der sogenann- Metern und führt dann zum Plateau tischem Verkehrslärm neben allen ten Petrovic-Trasse" entschieden. Alle Högl, an dessen Kante sie dann bis fremdenverkehrstechnischen Einrich- drei politischen Fraktionen des Ge- zur Uebersetzung der Kitzbüheler Ache tungen und einer schönen Umgebung meinderates haben sich einmütig für und der Einbindung in die Paß-Thurn- vor allem Ruhe und Sauberkeit bieten diese Variante der Umfahrung ausge. Bundesstraße im Bereich der Kapser kann. Reine Luft wird mehr und mehr sprochen und ihre Verwirklichung Langau verläuft, Die Gesamtlänge die- ein Faktor im Bewußtsein des Ur- beim Bautenminister und beim Lan. ser Varainte ist 3,8 km, erfordert den laubsgastes werden, deshauptmann durchgesetzt. Darüber Kauf und den Abbruch von sieben ge- Es darf hier nicht übersehen wer- hinaus existieren bisher nur Pläne und mauerten und drei Holzhäusern und den, daß selbst nach dem Bau der die bisher aufgelaufenen Kosten hai- die Ablöse von ca. 100.000 Quadrat- Schnellstraße mit einer an Sicherheit ten sich in bescheidenem Rahmen. Die metern Grund. Demgegenüber ist bei grenzenden Wahrscheinlichkeit nicht nun folgende Stellungnahme möge da, der oben beschriebenen „kurzen Tun- nur der Brixentaler Verkehr, sondern her vom Leser und den verantwortli- nellösung" kein Haus abzutragen und darüber hinaus der gesamte Fernver-
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