Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 3. Februar 1973 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Zur Diskussion: 4 AVSektionstour Sonntag, 4. Feber. Feldalpenhorn Westumfahrung Kitzbühel - Pioniertat oder? Die veranstaltet am Sonntag, Von Professor Dr. Gottfried Theuer, Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre, Wien 4. Feber eine Skitour aufs Feldalpen- horn. Auseansniinkt ist. das Mark. Der Autor ist Mitglied des Rotaryclubs Kitzbühel und Proponent und Gründungs- mitglied des Vereins zur Gründung des 1. Tiroler Bauernmuseums in Kitzbühel. Er wurde kürzlich von einer führenden Tageszeitung um einen Beitrag in Sa- chen „Westumfahrung Kitzbühel" er- sucht Motiviert von der Aktualität und vor, den zahlreichen Beiträgen im „Kitz- büheler Anzeiger" entschloß sich der Au- tor. den Beitrag, um diese so heikle Sa- che nicht schon auf zu breiter Basis aus- zus&lachten, dem „Kitzbüheler Anzei- ger" zur Veröffentlichung freizugeben „Bei meinem jüngsten Aufenthalt in Kitzbühel in den ersten Tagen dieses neuei Jahres wurde man immer wieder zu den genannten Fragen angespro- chen. Als begeisterter Gast dieses Al- penkeinods war man ob der extremen Standpunkte betroffen. Das persönliche Engagement soll jedoch keine weiteren Emotonen zubauen, sondern einen Bei- trag zur Versachlichung liefern. Das viel- fält ge Problem soll als Entscheidungs- hilfe in F r a g e n gekleidet werden, weil der Autor dieses Beitrages den beunru- higerden Eindruck nicht los wird, daß solche Existenzprobleme noch zu wenig durhdiskutiert wurden. Vorweg: Natürlich muß Kitzbühel um- fahei werden. Daß Herr Karl Koller (verg. „Kitzbühel - quo vadis?", Kitz- büheler Anzeiger vom 16. September 1972, Seite 3) und gewiß auch einige andere zukunftsbesorgte Streiter seit mehr als einem Jahrzehnt für die ver- kehrsfreie Innenstadt umsonst kämpfen, ist eine Planungsdifferenz, die heute schwer genug auf den Gemeindevätern lastet, jedoch noch lange nicht zu über- eilten Lösungen berechtigt, weil dadurch - au Zeit gesehen - die Differenz nur noci vergrößert werden würde. Ist aber nicht gerade die gegenwärtig angestrebte Pefrovic-Lösung eine Fehl- entscheidung, die an die Stelle einer echei Umfahrung nur eine tödliche Durhfahrtsstraße bringen würde? Wieso diese harten Vorwürfe? Welche Wege der Versachlichung gilt es anzustreben? Eine umfassende Regionalplanung L eB Kitzbühel nicht verwirklichbare Planuigsschritte ungenutzt? Warum wer- den Planungsleistungen von „Universi- tätseams oder Experten" bagatellisiert? (vergl. den einschlägigen Beitrag im „Kitzbüheler Anzeiger" vom 13. Jänner 1973, Seite 9). Gilt es nicht als unbestrit- ten, daß die punktuelle Erfahrung an Ort und Stelle vielfach sogar zu Fehlentschei- dungen führen kann? In Nachbargemein- den sind längst brauchbare Planungs- schritte einaeleitet worden! Heutzutage gibt es weltweit darüber keine Diskus- ion mehr, daß beispielsweise die Ver- kehrsplanung nur im Rahmen einer lang- fristigen Totalplanung auf Dauer verant- wortbaren Lösungen zugeführt werden kann. Wo bleibt die überfällige Raum- planung und ein ebenso langfristig wirk- samer Flächenwidmungsplan für den Raum Kitzbühel. Es wird übersehen, daß Kitzbühel von nicht beliebig vermehr- baren, dafür aber unendlich rasch zer- störbaren Naturgrundlagen lebt? (Drei interessante Expertenbeiträge aus aller- jüngster Zeit über vergleichbare Pro- blemsituationen; jeweils erschienen in der Neuen Züricher Zeitung und zwar: Wolf Linder, „Stadtverkehr und Zukunft städtischer Lebensbedingungen", Fern- ausgabe Nr. 228 vom 20. August 1972, Seite 33; zu den Thesen von Prof. Nyd- egger, „Warnung vor dem Siedlungs- krebs", Ausgabe vom 14. Dez. 1972; Dipl.-Arch. B. Schnitter, „Sportbahnen als Stimulatoren toursitischer Verwüstung (Bedenkliche Bauentwicklung in Lenzer- heide-Valbella). Ausgabe vom 7. Jänner 1973, Nr. 8, Fernausgabe Nr. 5, Seite 31.) Uebrigens hat man international heut- zutage längst erkannt, daß es verderb- lich wäre, dem Individualverkehr Vor- rang zu geben. Auch für den Großraum Kitzbühel müßten zur Bedienung der weiträumigen Lift- und Bergbahnanlagen andere Transportfazilitäten (Bus-Service etc.) zum Wohle der Gäste diskutiert werden. Solche Lösungen sind bereits wirklichkeitsnahe und sowohl gäste- als auch gastronomiekonform. Hat sich nicht Prof. Petrovic von sei- nem bereits fast zehn Jahre alten Pro- jekt unter heutigen Bedingungen distan- ziert? Schon das damalige Projekt konn- te angesichts nur partieller Informatio- nen und ebenfalls nur teilweiser Ziel- und Auftragsformulierungen für den Pro- jektsleiter den Verdacht einer Symptom- kur nicht völlig abschütteln. Ein solcher Fehler liegt nicht beim Projektsleiter, sondern beim zeitlich unbefriedigenden Planungshorizont der Auftraggeber und bei der fehlenden Zielformulierung. Wie steht es mit einer sachlichen Ueberprüfung weiterer Alternativen? Gibt es Untersuchungen über das zu erwartende Verkehrsaufkommen den ge- samten Planungsraum betreffend? Wa- rum werden nur gelegentliche Stichpro- benzählungen herangezogen? Wie wird sich der Fremdenverkehr gesamthaft ent- wickeln? Welche Marktnische wird Kitz- bühel anvisieren? Was kosten Alternati- ven, etwa in Gestalt der schüchtern dis- kutierten Tunnellösungen? Wurden bei- spielsweise die Kitzbüheler Bürger über die ganze Breite der Möglichkeiten über- Bezugsgebühr bezahlt ? bachjoch (Wildschönau), welches wir mittels Sessellift erreichen.Vom Mark- bachj och zum Feldalpenhorn sind noch ca. drei Stunden Gehzeit; Ziel der Ab- fahrt ist Auffach. Abfahrt: Sonntag, 4. Feber, 7 Uhr, Landesreisebüro. Anmel- dung bis Samstag vormittags 3. Feber im Landesreisebüro. Fahrpreis: 40.—, für Jugendliche Ermäßigung. Ausrü- stung: Normale Skitourenausrttstung. Der Tourenwart: Haderer schaubar und mit dem vergleichenden Rechenstift informiert? Was kostet ein Tunnel-Kilometer? Dar- über gibt es exakte Werte. Sogar die lokale Erfahrung mit Tunnelbauten liegt vor! Die Pipeline war doch ein aussage- fähiger Test? Man kennt den Hahnen- kamm von innen! Bietet das dortige Ge- stein nicht nach Expertenmeinung aus- gezeichnete Tunnelbauvoraussetzungen? Warum werden weiters die für die bahnparallele Straße nötigen Ablösezah- lungen für die erforderlichen Grundstücke nicht wertmäßig genau bekanntgemacht? Herrscht Klarheit darüber, daß die er- wähnten Ablösebeträge fast den Gegen- wert eines Tunnelkilometers ausmachen? Ist den Petrovic-Trassen-Anhängern be- wußt, daß der angesprochene Ablöse- betrag bei den Tunnelalternativen fast auf Null reduzierbar wäre? Wurden die Kitzbüheler Bürger infor- miert, welche Umwelteinwirkungen die bahnparallele Umfahrungsstraße haben würde? Auch darüber gibt es exakte Er- fahrungswerte. Da haben Gefühl und Ver- mutungen nichts mehr zu sagen. Heute weiß man verbindlich Bescheid darüber, wie breit die Zerstörungsstreifen beid- seitig solcher Asphaltpisten sind. Inner- halb dieses Streifens würde ein großer Teil der Stadt liegen und vor allem ein wesentlicher Teil des Fremdenverkehrs- zentrums. In diese Zerstörungszone fällt dann die Uebungswiese der Kitzbüheler Skischule nächst Red Bull. In diese Ver- giftungszone (vergl. Karl Steinbuch, in „Die Presse", Wochenendausgabe vom 20-21. Jänner 1973, Wien) fällt dann der Kurbezirk mit dem Hallenbad und mit der Liegeterrasse des Kurhauses. Darf da wirklich von einer sanierenden Pioniertat gesprochen werden? Ist überhaupt bekannt, daß die Felber- tauern AG dem Vernehmen nach Bei- träge zur Ausgestaltung der Zubringer- straßen zu leisten bereit wäre? Die West- umfahrung Kitzbühel ist also auch aus dieser Sicht nicht als lokales Projekt ein- zustufen. Wieder gilt die Bitte, umfas- sende Planungsaspekte langfristig und weiträumig zu sehen. Natürlich ist die gegenwärtige Situation katastrophal! - Wen aber legitimiert sie. Fehlschritte zu
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