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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 12. Feber 1972 Mütterwoche - „wir sind begeistert" Die Landwirtschaftliche Landeslehrans talt St. Johann 1. T. geht neue Wege Zum viertenmal wurde in der ver- gangenen Woche an der Haushaltungs- schule der Landeslehranstalt St. Jo- hann eine Mütterwoche abgehalten. Bei den Elterntagen, die immer besten An- klang fanden, wurde immer bemän- gelt, daß die Eltern zu wenig Zeit hätten, um mit den Lehrkräften aus- reichend zu sprechen. Daher ging die Lehranstalt einen neuen Weg: Vor 4 Jahren wurde auf Initiative von Dir. Dipl.-Ing. Ludwig Part! der Elterntag zu einer Mütterwoche erweitert: Die Schülerinnen gehen für eine Woche nach Hause zu einer Praxiswoche und führen für ihre Mütter den Haushalt. Dafür kommen die MÜtter vier Tage von Montag bis Donnerstag an die Schule zu einer Bildungs- und Erho- lungswoche. Der Erfolg dieser Neuord- nung hat alle überrascht: Von den Müttern kamen in den letzten Jahren 70 bis 85 Prozent an die Schule und waren von dieser Form des Kontaktes und der Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus begeistert. Das Programm wurde so erstellt, daß in den Vorträgen neben Fragen der schulischen Ausbildung in Theo- rie und Praxis vor allem die Bereiche der Jugenderziehung und der fachli- chen Weiterbildung behandelt wurden. Die Diskussionen, für die reichlich Zeit vorgesehen war, bewiesen das Interes- se und die Redegewandtheit der Bäue- rinnen. Die wichtigsten Vortragsthemen wa- ren: Die Bildungsaufgaben der Haushal- tungsschule - In der Hand der Mütter liegt die Gestaltung des Familienlebens - Kleine Dinge, selbst gemacht, ein Bastelnachmittag -- Das Schuljahr in Bildern - Die Bauernkranken- und Bauernpensionsversicherungen - Mit- einander in der Erziehung und im Le- ben - Unfallverhütung, schützt die Fa- milie - Arbeitserleichterungen im Haushalt - Der Beruf der Bäuerin - Schulwesen und Berufsausbildung für die ländliche Jugend - Eine Pilger- reise ins Heilige Land. Bei einer Führung durch die Schule wurde das gesamte Lehrprogramm des praktischen Unterrichts ausführlich be- raten. Als Referenten standen die Lehrkräf- te der Haushaltungsschule zur Verfü- gung und von auswärts kamen: Lan- desbäuerin Anna Hechenberger, De- kan Alois Dialer, Kaplan Ludwig Penz, Hofrat Dipl.-Ing. Widner, Dr. Plank und Dr. Oberparleitner. Das späte Auf- stehen, eine große Mittagspause und die Tatsache, zum gedeckten Tisch ge- hen zu können, gaben gute Gelegenheit zum Ausrasten. Zur Entspannung besuchten die Müt- ter die Glashütte in Kufstein mit einer Führung durch die Erzeugung und Ver- edelung des Glases. Wie gesellig und lustig Bäuerinnen sein können, das bewiesen sie am 3. Abend - als sie „Mädchen unter sich waren". Der Abschluß dieser Woche kam viel zu früh - aber doch wieder zur rech- ten Zeit: Das Heimweh, die Sehnsucht nach Mann und Kinder hätte sonst zu stark überhand genommen. Denn ne- ben der Freude über den Aufenthalt in Weitau war schon auch die Sorge dabei: Wie geht's daheim, wie macht's die Tochter, derpackt sie es allein? Beim Abschluß dankte Dir. Dipl.-Ing. Partl den Müttern für das Vertrauen und für den Besuch dieser Mütter- woche, den Referenten und Mitarbei- tern für die Bewältigung der Aufga- ben, die zum guten Gelingen dieser 4. Mütterwoche geführt haben. Hofrat Dipl.-Ing. Widner hob die Lei- stungen der Tiroler Lehranstalten für die Ausbildung und Bildung der bäuer- lichen und ländlichen Jugend hervor. Er dankte vor allem der Direktion und den Lehrkräften der Schule St. Jo- hann für diese vorbildliche Initiative zur Abhaltung der Mütterwoche, die hoffentlich viele Nachahmer finden wird. Bez.-Obm. LAbg. Leonhard Manzl beglückwünschte die Lehranstalt zu den erzielten Leistungen und Erfolgen in den wenigen Jahren ihres Beste- hens. „Wir Bauern sind glücklich, daß wir diese so gut geführte Schule hier bei uns haben. Der Kontakt und die Zusammenarbeit zwischen Schule und Landwirtschaftskammer ist ausge- zeichnet. Den Müttern wünschen wir ein gutes Heimkommen und daß zu Hause alles in Ordnung und nicht zu viel passiert ist.Wenn es Euch Müttern hier gefallen hat, so erzählt es allen weiter." Mit viel Freude wurde die Mitteilung aufgenommen, daß Ende Feber die er- ste ähnlich gestaltete Väterwoche an der Lehranstalt St. Johann abgehalten wird - die erste wiederum in ganz Oesterreich an einer Landw. Schule. Die Mütter bedankten sich sehr herz- !-ich für die Aufnahme und vorsorgli- ehe Betreuung in diesen Tagen. „Wir wissen nun, wie gut unsere Töchter hier in Weitau aufgehoben sind und was sie alles für ihr späteres Leben lernen können. Die Mütterwoche ist eine so vorzügliche Einführung, daß wir ganz begeistert sind und nächstes Jahr gerne wiederkommen möchten - auch wenn wir keine Tochter mehr in der Haushaltungsschule haben" Feuernotruf Tel. 12 2 nur für Kitzbühel Faschingsnachruf Jo, se woarn mitn Raul do, mitn Brunctage, mit Imbhäusl, die Ingol- städter woarn mit fesche Dirndl do usw. Und auch das Publikum war da. Trotzdem gibt es an der Organisation einiges auszusetzen: man hatte auf bezahlte Jubelrufer, automatische Klatschhände und auf Lachgasexplosio- nen vergessen. Die Fremdenverkehrs- werbung, welche die Ingolstädter Fa- schingsgäste in ihrer Heimat für das humorsprühende St. Johann machen, muß gewaltig sein. Doch zwei Jahre ist eine lange Zeit und bis dahin wird eine Gruppe in den obigen Disziplinen bestens trainiert sein. L. W. Großer Faschingsumzug in St. Johann Am Sonntag, 6. Feber fand nach län- gerer Pause wieder ein großer Fa- schingsumzug statt. So waren nicht weniger als 1$ Wagen, zwei kostümier- te Musikkapellen und eine Reitergrup- pe, die Scnuljugend und zirka 6000 Zuschauer am frohen Faschingstreiben beteiligt. Unsere Nachbarn waren durch die Ingolstädter Faschingsgilde mit sei- nem Prinzenpaar Annemarie I. und Manfred I. sowie mit der Prinzengarde (20 hübsche Mädchen) und dem „El- ferrat" (Narrischer Gemeinderat In- golstadt) aktiv vertreten und wurden von der Bevölkerung herzlich aufge- nommen. Die Skilehrer zeigten sich in einem originell umgebauten und auf Wagenrädern fahrenden Pkw, wel- cher diverses „Pistenstandgut" hinter sich herzog und viel Gelächter bei den Zuschauern fand. Die „Internationale Radlergruppe", präsentiert von der Familie Krepper und das neue St. Johanner „Wohnhoch- haus", präsentiert von der Fam. Ge- org Fuchs waren gelungene Einladun- gen und heizten die Faschingsstim- mung auf. Die Bezirkswarengenossen- schaft sorgte für Sex und präsentierte den Keuschheitsgürtel, aber auch die Sängerrunde St. Johann, welche sich in überaus erheiternder Weise unter dem Motto „Ja, mir san mitn Radl da" zeigte, erhielt viel Beifall. Besonders aktiv war der Schützenverein und stellte gleich drei Gruppen; ebenfalls der Salon Figaro, der Gratis-Haar- schnitt und Rasur verabreichte. St. Johanns Himalaja-Expedition im Ori- ginal-Oldtimer, wohl etwas laut, dafür aber umso langsamer, vertreten durch Adi Eder, Peter Thaler und Ernst Sal- venmoser erhielt - wie könnte es anders sein - rauschenden Beifall. Mangels genügender Schneelage kon- struierte die Firma Huber-Bräu eine Schneemaschine, welche die Zuschauer regelrecht einschneite. Somit dürfte St. Johann ab nun wohl keine Schnee- sorgen mehr haben. Der Karate-Club, vertreten durch
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