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Seite 4 kitzbüheler Anzeiger Samstag, 19. Feber 1972 ternistischen und anderweitigen medi- zinischen Betreuungsaufgaben ist dann die Folge. Und wenn diese Welle ein wenig abzuebben beginnt, beginnt auch schon wieder die nächste Saison. Gemeinnützigkeitsstatus und Betriebs- kosten. Das Jahr 1970 hat auf dem Gebiet der Jahresbilanz bzw. des Be- triebsabganges mit der Verleihung des Gemeinnützigkeitsstatus durch das Amt der Tiroler Landesregierung mit Wirkung vom 1. Mai 1970 über den damit verbundenen Abgabenfortfall ei- ne günstige Veränderung gebracht. Trotz der auf zwei Dritteljahre ver- kürzten Auswirkung dieser Erleichte- rung betrug der Jahresabgang an ech- ten Betriebskosten nur mehr 1,6 Mio Schilling. Es steht zu erwarten, daß er für das laufende Jahr (1971) nicht über 1,5 Millionen liegen wird. Schlußwort: Der Bericht würde si- cher mehr den Vorstellungen des Ver- fassers entsprechen, wenn er nicht in der knappen Freizeit eines berufs- arbeitserfüllten Chirurgenjahres ent- stehen und diese noch mit anderen drängenden Aufgaben hätte teilen müs- sen. Mit ihm ist in unserem Hause die 2. große Organisationswelle ange- laufen. Sie wird u. a. in drei oder fünf Jahren in Erfüllung zu recht ver- langter transparenter Dokumentation einen von heute an geplanten,viel straf- fer konzipierten und rationelleren Mehrjahresbericht bringen als diesen. Die Berichte des internistischen Ab- teilungsleiters und des Verwalters wer- den in Hinkunft ihrer Bedeutung ent- KTBUHL4 Dr. Oskar Ganster: Aus unserer Tierambulanz In nüchternen Zahlen sieht die Bi- lanz unserer Tierambulanz vom 1. Ju- li bis zum 31. Dezember 1971 folgend aus: 54 Katzen wurden im Rahmen der unentgeltlichen Herbstaktion unseres Tierschutzvereines sterilisiert. Das scheint nicht viel. Und doch sind es immerhin 54 Bauchoperationen in Vollnarkose an vier Wochenenden ge- wesen. So eine Frequenz ist auch für eine Kleintierklinik ganz beachtlich. Selbstverständlich war diese Aktion als Vorbild gedacht und hat gewiß das landesübliche Vorurteil gegen die Ste- rilisation von Haustieren durchbro- chen. Ueber die positive Problematik der Sterilisation von Katzen und Hun- den im modernen Haushalt werde ich sprechend einen wesentlich größeren Anteil der Darstellung ausmachen. Es muß erwartet werden, daß diese in unserem Lande noch nicht geübte Form eines Rechenschaftsberichtes - vermehrt um einen allgemeinen Aus- sagekomplex zum Thema „peripheres Krankenhaus" - auch Kritik auslösen wird. Die Zumutung neuer Mehrarbeit für manchen Kollegen, das mögliche Fehl- verständnis einzelner Kliniker gegen- über den klarstellenden Aussagen über Leistungsniveaumöglichkeiten des pe- ripheren Hauses und vielleicht auch das Erkennbarwerden von notwendi- gen Einstellungskorrekturen zum peri- pheren Krankenhaus für Plankonzepte können u. a. Triebkräfte und Kritik sein. Sollen sie! Bisher hat eben hier- zulande niemand sich in solcher oder ähnlicher Information über das Tiro- ler Landkrankenhaus in die Oeffent- lichkeit gewandt. Wenn es stimmt, daß „Information der halbe Erfolg" ist, dann sollte die- ser Bericht zur besseren Beurteilung und entschlosseneren und zielsicheren Förderung und Weiterentwicklung der peripheren Krankenhäuser in den Al- pen beitragen und damit für diese alle ein Erfolg sein. Am Festabend nach dem fünften Be- triebsausflug konnte 31 Betriebsange- hörigen der aufrichtige Dank für fünf- jährige Betriebszugehörigkeit ausge- sprochen werden! Das sind 39 Prozent der Mitarbeiter. mir an dieser Stelle noch spezifisch zu berichten gestatten. Die Euthanasie: Die moderne, echte, schmerzlose Einschläferung von Tieren nimmt in der Halbjahresbilanz den Hauptanteil ein. Wenn ich von echter Euthanasie spreche, möchte ich damit unterstreichen, daß bei uns, bzw. un- ter meiner tierärztlichen Betreuung die Weisung des Direktors des Welttier- schutzbundes Tierarzt Dr. Carding, be- dingungslos erfüllt wird. Eine echte Euthanasie ist derzeit nur mit Barbi- turaten intravenös als völlig schmerz- lose Einschläferung anzuerkennen. Lai- enhafte Tötungen mit Guten, ob sie eingegeben oder irgendwie in Herz oder Lunge injiziert werden, sind nach den Intentionen tierschützerischer Fachexperten verpönt. Sie sind in vie- en Fällen keine Einschläferung, son- dern ein brutales Umbringen. Wir de- monstrieren bei den zumeist traurigen Indikationen eine Euthanasie, so wie sie wirklich sein soll. Ein sanftes Hinüber- schweben der Kreatur in die Narkose- nebel zum erlösenden Nichts. Mit dieser einwandfreien Euthanasie wurden im vergangenen Halbjahr 87 Katzen, 25 Hunde, 4 Meerschwein- chen, 1 Hase, 1 Reh, 2 Igel, 1 Kauz und einige Vögel erlöst. Zumeist han- delte es sich um Unfalltiere. Opfer der Straße. Unbekannte Besitzer oder Per- sonen, die sich selbst in dieser Situa- tion nicht mehr um ihr Tier kümmer- ten. Hinter der Zahl der euthanisierten Hunde und Katzen verbirgt sich für den Tierfreund manches erbärmliches Tierschicksal, welches auch die routi- nierteste und sanftest ausgeführte Eu- thanasie nur noch mit einem Schleier vor der immer materialistischeren Um- welt zuzudecken vermag. Wenn man uns etwa eine Katzenmutter mit ihren schon einige Wochen alten Jungen zum Einschläfern bringt. Wir beugen uns vor der unfaßbaren menschlichen Bru- talität, die uns an der Gesinnung sol- cher biederer Mitbürger anekeln läßt, einfach aus spekulativer Konsequenz diese Tiere wenigstens vor dem Er- tränken oder Erschlagen bewahrt zu haben. Wir müssen parodoxerweise froh sein, daß man uns die Tiere über- haupt zur Euthanasie bringt. Katzen, die man eines Tages als Kinderspiel- Zeuge ins Haus nahm und die man später, wenn sie immer wieder trächtig werden, oder sonst lästig erscheinen, wieder aus dem Hause haben will. Zumeist ist unsere Aufgabe mit der Euthanasie nicht beendet. Der Mitbür- ger läßt die Tiere in Pappkartons oder Kistchen abgeben und will nichts mehr aber schon gar nichts mehr damit zu tun haben. So führen wir immer wieder euthanisierte Tiere zur Tierverbren- nung nach St. Johann. Die Stadtgemein- de Kitzbühel hat sich mit dem Einsatz dieser makabren Seite der Tierambu- lanz still und bequem die Existenz und die Versorgung eines städt. Wasenmei- sters erspart. Trotzdem sind bekannt- lich die Hundesteuern plötzlich um 100 Prozent erhöht worden und trotzdem lehnt man eine Subventionierung unse- rer Vereinstätigkeit ab. Es ist aber richtig, daß ich als Vereinsobmann im Prinzip kein Freund von Subventionie- rungen bin. Wir hätten nur erwartet, daß unser Verein mit der Vielfalt sei- ner Listungen für den Vereinssubven- tionsplan im Gemeindebudget beispiel. haft wirken könnte. Entweder gibt man Vereinssubventionen oder nicht. Wenn ein Verein in diesem zweiten Halbjahr allein 1721 Einsatz-km in obiger Mis- sion gefahren ist, so kann man wohl nicht gut daran vorbeisehen. Ich möch- te mich daher an dieser Stelle bei al- len unseren Spendern aufrichtig be- danken. Sie haben es z. B. ermöglicht, mit einem geprüften puren Medikamen- tenverbrauch von über 5 10.000.— im letzten Halbjahr eine beispielhafte In- stitution praktischen Tierschutzes zu erhalten. Es sei mir die offene Mei- nung gestattet, daß ich nie daran ge- dacht hätte, daß in der breiten Masse der Mitbürger für den modernen prak- tischen Tierschutz so eine große, oft spontane Unterstützung zu finden wä- re. Es sei allen gedankt im Namen der hilflosen Kreatur! Es möge Glück und Segen bringen!
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