Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 4. März 1972 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Mehr Straßen über die Alpen'. Horngacher und Wendung Mitglieder der Interregionalen Landtagskommis- sion Das muß ich noch hervorheben und das freut mich besonders, daß im Ge- meinderat der Stadt Kitzbühel, gleich welche Partei die einzelnen vertreten, ein Ziel vor Augen steht: das Wohl und das Gedeihen der Stadt! Ich möchte nur wünschen, daß derselbe Grund- satz auch bei Deinem Nachfolger Gül- tigkeit haben möge, zum Wohle unse- rer Heimat. Lieber Hermann! Laß Dir also nochmals von Herzen Glück wün- schen zu Deinem 70er. Du hast ja so- viele Aemter in Dir vereinigt, daß ich staunen muß, daß Du alles so gut der- packt hast und heute noch so frisch dreinschaust. Bleib gesund und bleib uns weiterhin ein guter Freund! Bürgermeister Reisch: Lieber Kolle- ge Härting, lieber Bezirkshauptmann! Ich danke für die anerkennenden Wor- te und für die Gratulationen. Ich fin- de, es ist etwas zuviel Aufhebens ge- macht worden. Aber ich kann Euch sa- gen: es freut mich wirklich außeror- dentlich, daß Sie alle gekommen sind. Ich habe mir das nicht gehofft, daß so viele zusammenkommen, um mir die Glückwünsche darzubringen. Ich möchte nur eines sagen: diese anerkennenden Worte muß ich ab- schwächen, denn allein ist man nichts, wenn man nicht entsprechende Mitar- beiter hat, entsprechende Kollegen, die einem zur Seite stehen, um diese Din- ge, die man durchzuführen hat, zu En- de zu bringen. Wenn ich zurückdenke in die Jahre der Bürgermeisterei, so finde ich sehr wenig Möglichkeiten, wo man die In- itiative ergreifen konnte. Es sind fast nur Probleme gewesen, die an einem herangetragen werden und die man zu einem Ende zu führen hat. Wenn es oft schwierige Probleme waren, die gemeistert wurden, das zeigt doch mehr davon, daß eben wieder, wie es unser lieber Bezirkshauptmann gesagt hat, der Zusammenhalt in unserem Gemeinderat immer ein einmaliger war. Wenn heute jemand, der die ein- zelnen Gemeinderäte nicht kennt, an einer Sitzung teilnehmen würde, er wurde nicht unterscheiden können, welcher Parteifraktion der einzelne Gemeinderat angehört. Es ziehen alle an einem Strick und immer an einem Strick gezogen haben, um das zu tun, was eben zu tun ist. Wenn ich in dieser Hinsicht auf et- was stolz bin, dann auf meine Art des Ausgleichens, der Kompromißbereit- schaft, die überall gerne gehört und gesehen wird, dazu beigetragen hat, und nicht nur im Gemeinderat, son- dern ich bilde mir ein, in ganz Kitz- bühel, alle Gegensätzlichkeiten etwas ausgeschaltet zu haben. Wenn ich zu- rückdenke an die zwanziger und drei- ßiger Jahre, wo es Gruppen in Kitz- bühel gegeben hat, die sich gegenseitig bis auf das Letzte bekämpft haben und nicht Kitzbühel gesehen haben, sondern oft ihre eigenen Interessen, Im Hinblick darauf, daß die Raum- ordnungs-Minister-Konferenz der dem Europarat angehörenden Staaten am 11. September 1970 in einer einstim- mig angenommenen Resolution die Zu- sammenarbeit von Grenzregionen emp- fohlen und zu diesem Zwecke die Schaffung permanenter Kommissionen zwischen Regionen, die verschiedenen Staaten angehören, und zwar beson- ders für die Planung und Koordinie- rung regionaler Entwicklungsprogram- me angeregt hat und im Hinblick dar- auf, daß die Sprecher der Parteien bei- der Landtage die Notwendigkeit enge- rer Zusammenarbeit zum Ausdruck ge- bracht haben, hat der Tiroler Landtag und der Südtiroler Landtag am 14. Mai 1971 bzw. am 8. Juli 1971 in ihrem Wirkungskreis folgenden Beschluß ge- faßt: „Zum Zwecke regionaler Zusammen- arbeit treffen sich der Tiroler Landtag und der Südtiroler Landtag einmal jährlich in gemeinsamer Sitzung. Soll- te sich darüber hinaus die Zweckmä- ßigkeit einer öfteren Kontaktnahme zur Behandlung bestimmter Angelegen- heiten gemeinsamen Interesses im Rahmen der regionalen Zusammen- arbeit ergeben, so berufen die beiden Landtage jeweils paritätische Vertre- tungen (Interregionale Landtagskom- mission) ein, welchen Abgeordnete der beiden Landtage sowie Mitglieder der Tiroler Landesregierung und des Lan- desausschusses Bozen angehören." Diese gemeinsamen Sitzungen sind öffentlich, die Verhandlungssprachen deutsch und italienisch. und dabei oft das Große untergegan- gen ist. Und hier muß ich sagen: Wenn ich auf etwas stolz bin, ich bilde mir ein, ich habe dazu beigetragen, daß ich diese Ausgleiche herbeiführen konnte. Wenn ich als Bürgermeister einiger- maßen meine Pflichten erfüllen konn- te, so muß ich sagen: ich hatte es nicht allzu schwer. Wie Sie schon heute ge- hört haben, bin ich sehr früh in das öffentliche Leben gedrängt worden. - Schon orden. - Schon gleich nach dem 1. Weltkrieg, dann durch den frühen Tod meines Vaters, der schon 1920 eingetreten ist, als ich erst 18 Jahre alt war, wo alles darniederlag, z. B. der Wintersport und der Fremdenverkehr gar nicht mehr existierten und das wieder aufbauen helfen und dabei Erfahrungen sam- meln konnte. Ich wurde auch in einen verhältnismäßig großen Betrieb hinein- gedrängt, der vielerlei Sparten zu ver- treten hatte, von der Landwirtschaft bis zum Hotel, dem Kaffeehaus, der Konditorei und der Brauerei usw. Ich war zwar nicht der älteste Sohn, aber doch sehr viel allein und der eigent- Der Tiroler Landtag bestätigte nun am 23. Feber d. J. die Zusammenset- zung der Interregionalen Landtags- kommission des Landes Tirol, mit wel- eher grenzüberschreitend in Zusam- menarbeit mit einem gleichartig zu- sammengesetzten Personenkreis aus dem Südtiroler Landtag gemeinsame Probleme beraten und für beide Tiro- ler Landtage beschlußreif gemacht wer- den sollen. Die Landtage von Inns- bruck und Bozen entsenden in diese Interregionale Kommission je 9 Poli- tiker, von denen je 3 Mitglieder der Landesregierungen und je 6 Abgeord- nete sind. Die Vertretung des Landes Tirol besteht aus den Regierungsmit- gliedern Landeshauptmann Walinöfer, Landesrat Bassetti (beide VP) und Landesrat Zechtl (SP) und den Ab- geordneten Landtagspräsident Dr. Lug. ger, Thoman, Zanon (VP), Landtags- vizepräsident Horngacher, Fill (SP) und Dr. Wendling (FP). Mit der Schaffung dieser Interregio- nalen Landtagskommission können die Zusammenarbeitsbeschlüsse beiUer Ti- roler Landtage, die erstmals 1970 in Bozen und 1971 in Innsbruck zur ge- meinsamen Arbeit zusammengetreten waren, nunmehr konkretisiert werden. Diese Kommission ist auch bereits am 2. März zum erstenmal in Inns- bruck zusammengetreten, um neben der Geschäftsordnung die gemeinsa- men Straßenverkehrsprobleme zu be- raten (Bericht folgt!). gez. Dr. Wendling liche Chef und autoritäre Herrscher der Firma Franz Reisch, obwohl ich das selbst gar nicht wußte. Darüber hinaus oblagen mir andere öffentliche Tätigkeiten, die heute schon erwähnt worden sind, und diese haben für mich eine gute Schule bedeutet. Wenn Sie bedenken, daß ich erst mit 57 Jahren Bürgermeister wurde, da hatte ich die Sturm- und Drangjahre längst hinter mir, ich war kein Revo- lutionär mehr, ich war ein stiller Ar- beiter hier im Amt. Aber was wäre das alles, ohne das Glück. In meiner Amtszeit gab es keine allzu großen Katastrophen. Als kleines Omen se- he ich heute rückschauend an, daß in der Nacht, bevor ich zum Bürgermei- ster gewählt wurde, der Brand in der Vorderstadt war. Wohl das Grausigste was ich in meiner Heimatstadt erleben mußte. Aber es war eben noch bevor ich Bürgermeister geworden bin, daß dieses Unglück dazumal über Kitzbü- hel hereingebrochen ist. Und so ist mein Glück, wenn ich zurückschaue, mir treu geblieben. Ich
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