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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 10. März 1973 Zur umweltgerechten Umfahrung Kitzbühels Brixntoiarisch von Herbert Jordan Für die Bürgerinitiative: Dkfm. Erwin SteidI Zum Artikel im „Kitzbüheler Anzeiger" vom 3. März 1973 sind einige Ergänzun- gen notwendig. Der bisherige Stand der Unterschrif- tenaktion beläuft sich auf etwa 1200 ge- leistete Unterschriften aus allen Gegen- den von Kitzbühel - also nicht nur die Betroffenen - und aus allen Bevölke- rungskreisen. Darüber hinaus haben auch Gäste und Freunde Kitzbühels, viele da- von aus Wien, die Aktion unterstützt. Die Unterschriftensammlung wird fortgesetzt, um gegenüber den Behörden mit Nach- druck auf das große Interesse dieses Problems hinweisen zu können. Im Bundesstraßengesetz 1971 wird von einer Schnellstraßenführung der 5 42 G.oing—Kitzbühel gesprochen. Es ist noch nicht festgelegt, ob die Straße über Reith führen soll oder ob das Straßenstück Stanglwirt (Going—Weitau—St. Johann) zu einem Schnellstraßenstück im Rahmen der Hochkönig-Schnellstraße ausgebaut werden soll. Das großzügige Angebot von Herrn Prof. Petrovic, innerhalb von 3 Monaten eine neue Trassenvariante auf eigene Kosten auszuarbeiten, ist kein „Hobby" von ihm, sondern stellt ein Geschenk für Kitzbühel dar, das nicht hoch genug ein zuschätzen ist. Prof. Petrovic hat nicht 5 Jahre ge- braucht, um sein 1964 ausgearbeitetes Projekt detailliert darzustellen. Sein De- tailprojekt wurde unmittelbar nach der generellen Planung vorgelegt, durch die gemeinde- und baubezirksamtsseits ge- forderten Abänderungen liegt ein end- gültiges genehmigtes Detailprojekt bis heute nicht vor. Diese Verzögerung liegt aber längst nicht mehr beim Planer. Der späte Start der Bürgerinitiative ist vor allem darauf zurückzuführen, daß es die Obrigkeiten unterlassen haben, Oeffentlichkeitsarbeit zu leisten, wie dies vorbildlich in anderen Gemeinden seit langem geschieht (Z. B. hätte in einem Bürgermeisterbrief oder in einer öffent- lichen Gemeindeversammlung die Bevöl- kerung mit der Trasse vertraut gemacht gehört.) Gemäß dem Tonbandprotokoll ersuch- te der Bürgermeister die Bürgerinitiative, daß er sie auf der Fahrt zum Bauten- minister begleiten dürfe. Herr Dr. Glaser sagte ihm dies zu. Herr Stadtrat Sieberer weiß genau, daß Herr Professor Petrovic im Anschluß an seinem am 19. Oktober 1972 beim Rotary Club Kitzbühel gehaltenen Vor- trag sich zu einer Aussprache mit dem Bürgermeister und dem Gemeinderat be- reiterklärt hat. Mit Ausnahme eines Ge- meinderates wollte keiner der Ange- sprochenen von einer Aussprache etwas wissen. Am 20. Oktober 1972 fuhr Herr Professor Petrovic zu Herrn Hofrat Feist nach Innsbruck und erklärte ihm seinen geänderten Standpunkt. „Versprechungen gegen Fakten': Die- se Aeußerung eines jungen Mitbürgers wurde in der Presse herausgehoben oh- ne den Wahrheitsgehalt zu berücksichti- gen. An Fakten weist die Bürgerinitia- tive nach: Die Raumplanung von Kitzbühel ist in Arbeit und wird Ende Juni 1973 abge- schlossen sein. Das Bautenministerium arbeitet der- zeit an 3 Tunnelvarianten und zwar be- reits im Stadium eines generellen Pro- jektes. Diese Arbeit liegt bis Mitte Sep- tember 1973 vor. Herr Prof. Petrovic arbeitet am neuen Projekt Lebenbergtunnel - Hahnen- kammtunnel; die generelle Planung liegt bis Mitte Mai 1973 vor. Diese Tatsachen wurden bei der Bürgerversammlung be- kanntgemacht, aber anscheinend nur als Versprechungen abgetan. Zu dem in der gleichen Ausgabe des „Kitzbüheler Anzeigers" von Herrn Ro- man Sieberer erschienenen Artikel be- züglich der Bürgerinitiative sei hier nur mit dem ausgezeichneten Beitrag von DDr. Alois Lugger, Landtagspräsident von Tirol und Bürgermeister von Inns- bruck (erschienen in der Tiroler Tages- zeitung am 3. März 1973 ‚Leistung für den Bürger steht vor der 'Ierwaltung") gekontert: „Neben Luftverschmutzung stehen die Stadtverwaltungen dem Problem des Durchzugsverkehrs gegenüber, der das städtische Verkehrsnetz in systemwidri- ger Weise belastet und zur Luftver- schmutzung und Lärmbelästigung nicht unwesentlich beiträgt. Auch dieser Fra- ge müssen wir für die nächsten Jahre Vorrang einräumen. Haben doch die Er- fahrungen aus aller Welt gezeigt, daß die Führung von Durchzugsstraßen oder gar Autobahnen durch das Stadtgebiet zum Absterben der betroffenen Stadt- teile führt!" „Die politische Arbeit in der Gemeinde erfordert eine Beteiligung des Bürgers aus vielfachen Gründen. Die Gemeinde- politik und die Gemeindeverwaltung müs- sen die Zielvorstellungen des Bürgers erfahren, die Gemeinderäte brauchen für ihre Arbeit viel Informationen von außen. Die Gestaltung unserer Städte darf nicht zu einer rein technischen Disziplin wer- den. Wir brauchen deshalb den Sach- verstand und den gesunden Menschen- verstand der Bürger. In der Beteiligung der Bürger liegt auch eine große Aufgabe für die Parteien. Wir müssen im örtlichen Bereich das Interesse der Bürger da- durch wecken, daß man informiert, nach Meinungen frägt, zur Mitarbeit einlädt, Anregungen aufnimmt und auch kritisches Engagement erträgt." „Die Gemeinde muß immer wieder aufs neue lebenstüchtig gestaltet werden, wobei es auf die in einem Gemeinwesen Aus dem 1972 erschienenen Büchlein „Brixntoiarisch - uichigspitzt - auf- gschniedn und dalogn". (Erhältlich im heimischen Buchhandel). Letzte Hilfe Da Hansei hat um d' Liachtmeßzeit a zwoa, drei Tag bein Schulgehn gfeit. Am Pfinstag wieda kimt da Bua in d' Schui, geht aufn Leahra zua, entschuldigt si und sagt: „Mia habn gestan an Großvatta ei'grabn." Sanft spricht der Lehrer drauf: „ich weiß, er war ein guter braver Greis, rüstig im Geist und unverdorben. Ist er eines natürlichen Tod's gestorben?" „Na", sagt da Hansei drauf, dea Lapp „mia hamb schon a an Dockta ghabb." lebenden schöpferischen Persönlichkei- ten ankommt." „Dabei wird dem Umbau der Stadtver- waltungen von einer nicht selten starren und wirklichkeitsfremden Bürokratie zu einem modernen und leistungsfähigen Management die entscheidende Rolle zu- kommen. Auch die Mobilisierung und Ak- tivierung des Bürgers wird zum Erfolg beitragen. Wir begegnen heute einem verbreiteten Unbehagen und Mißtrauen des Bürgers gegenüber, den oft nicht verstandenen Planungsakten anonyme.- Apparate. nonymer Apparate. Durch Offenlegung der Pla- nungsziele muß eine Verbreiterung der Entscheidungsgrundlagen erreicht wer- den. In den Fragen der Stadtentwick- lung und Stadtplanung kommt eine Be- währungsprobe der Demokratie auf uns zu". Welche Schritte wurden und werden seitens der Bürgerinitiative nunmehr ui- ternommen: Die Unterschriftenaktion wird fortge- setzt. Bei einer Vorsprache bei Herrn Lan- deshauptmann Wallnöfer vom 2. Feber 1973 erklärte dieser, er habe stets die Auf- fassung vertreten, es sei für Kitzbühel ei- ne tunlichst umweltgerechteUmfahrung mit Tunnellösungen anzustreben. m übrigen sei er der Meinung gewesen, die derzeit für die Westumfahrung geplante soge- nannte Petrovic-Trasse sehe ohnedies eine Unterführung der Kitzbüheler Ski- wiese vor; erst durch die Unterredung mit den Herren des Bürgerkomitees e- sehe er, daß dies nicht der Fall sei. Herr Bundeskanzler Dr. Kreisky hat am 2. März 1973 geschrieben: Republik Oesterreich Der Bundeskanlzer „Sehr geehrter Herr Dr. Glaser! Ich möchte gar nicht verhehlen, daß mir die Argumente der Bürgerinitiative gegen die Westumfahrung Kitzbühels sehr beachtenswert erscheinen. Man wird also prüfen müssen, ob die von Ihnen auf-
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