Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 7. April 1973 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Vor 80 Jahren Mit den Skiern vom Kitzbüheler Horn In dem Beitrag zum 4. Band des Kitz- büheler Stadtbuches „Kitzbüheler Ski- geschichte - Skiweltgeschichte" schildert unser Mundartdichter Klaus J ö c h 1 vulgo Klausei in Versen die erste Ski-Touren- fah-t des Skipioniers Franz Reisch am 15. März 1893. Dabei läßt Jöchl das Bau- ernbüal „Leadei" reden und staunen. Nikolaus Jöchl, ständiger Mitarbeiter un- serer Heimatzeitung, wurde am 11. Feber 19C4 auf dem Gütl Maixnern in Obern- dorf geboren. Er besuchte in Fieberbrunn die Volksschule und kam dann zu Tisch- lermeister Maier in Kitzbühel in die Leh- re. „Das Dichten", sagt Klausei selbst humorvoll, „liege bei ihm nicht im Blut, sondern im Wasser, denn kein Geringe- rer als der sangesmächtige Klaus Walti, Huberbauer in Oberndorf, war sein Tauf- pale." Da Spinna Von Klaus Jöchl, Kitzbühe Da Maschtei sagt zu seini Kina: „S:hauts aufi doscht, sechts nit den Spin- na! A so a Lapp, geh Himmiseitn, wia dea ocharutscht üba insa Leim. A Jia Stadtla fallt decht gar alls ein: so lappat kunnt koa Baua sein. Dö Kindaschar wia d'Orgelpfeifen toan sö mitn außischaugn scho s' Gnagg vasteifn. Net da kleanöst mit sein Huttnzuzl, nit außisicht, dea kuschzö WuzI. Er reascht und fang dö oan u z'wickn, dia bei dö Fensta zuachipickn. Beim Ofn tuat da AnI zweckn; latzt hatscht ea umma mit sein Steckn, hebt 's Büabl aufi auf dö Bank (ea ists no sovö Gottseidank), seiwa ku er nix mehr udaschaugn, eam hats ja long scho mit dö Augn. Da Leadei, scho a drümö größer, dEa denkt, dös sich i außn bössa. Er is außizwazlt bei da Tür urd hintan Haus ent paßt ea für. (Aus „Winter-Bergkamerad", München 1. April 1973). Von R. Mais-Gogela, Autor der Broschüre „Die roten Teufel von Kitzbühel" u. v. a Publikationen. „Es war in Wolkenstein so, aber auch in Val d'Isere und in Madonna: Während der Weltcuprennen standen am Pistenrand keine dreihundert Zu- schauer. Als die Bestzeit durch den Lautsprecher verkündet wurde, flacker- te kurzer, oberflächlicher Beifall auf. Ausdruck der blasierten Uebersätti- gung jener, denen die eigenen Bögerin lieber sind, als die todesmutigen Fahr- ten der Skigiganten. Angesichts dieser Desinteressiertheit fragt man sich unwillkürlich, warum Woi is scho fast ums demig wean, aba a da Stubn in is ea e nit gern. Es tuat außt grausig schneibn und sturma, dös ku an Leadei heut nit wurma. Net morgn s' Schuigeh weascht a G'schicht, Franz Reisch mit Doppelstock. Er be- herrschte die norwegische Skitechnik, als deren Begründer er in den Alpen galt, ebenso wie die Lilienfelder Skitechnik des Matthias Zdarsky, verwendete von jeder Art das Beste und entwickelte die Reisch-Technik". Beim Skiwettkampf um 1902 in St. Johann unter dem Motto: Hie Kitzbühel - hie St. Johann, den der Kitzbüheler Wast Monitzer gewann, wur- de dies der „Reisch-Technik" zugeschrie- ben, die Monitzer grandios beherrschte. Photo „Hochalpiner Kunstverlag, Sepp Ritzer und Elis Braunhoff, Innsbruck" diesen Millionenaufwand für Skiver- anstaltungen, die scheint's niemand se- hen will. Die Frage ist eigentlich schon lange beantwortet: die Skirennen sind in den Bereich der zirzensischen Spiele entrückt, gesponsert durch den Frem- denverkehr, durch den Handel und durch das Fernsehen. An der Spitze der Skigladiatoren marschiert Gott Merkur, statt einer Fahne läßt er ei- nen Scheck lustig im Winde flattern. Völlig anders war die Situation beim Hahnenkammrennen in Kitzbühel. An den beiden Renntagen säumten weit über 30.000 Zuschauer die Abfahrts- und Slalompisten. Und hier standen keine blasierten Snobs, sondern Fans, wann ea vom Schnee kam aul3a sicht und s'Böckifahrn is a betrogn, ea hats danagst kam hoam dazogn. latzt tuat dös Büabl schaugn und losn, da Wind blast aufi unta d'Hosn. Net a dö Füaß weascht eam nit z'koit, a ja dö Doggin warman hoit; a Roßdecktrumm hat dMuata gnumma und ircha bsetzt sends a seitumma. latzt müßt da Loda aft woi kemma, ea muaß ja decht dö Richtung nemma, ea weascht sö woi decht eidareibn und nit an Schrazaun hänga bleibn. A kunst es bei dem Wetta horn (habn), daßn oichigstinglt hat an Grom (Graben). Geh saggra is dea Bua daschrockn, ums Oegg hea kimmt a weißa Brockn. Da Leadei kriagt a Ganslhaut, ganz loadig hat ea hidaschaut. Wenn dös koa Geist is, fallt eam ei, muaß decht dea spinnat Stadtla sei. All guatn Geista, sagt da Bua: ‚Da oichi gehts an Stadtl zua, nebn da Vorbeibrugg gehts owaus, nacha kimmst zum Gatterl untan Haus und wennst a Geist bist druckst dö glei, ja weil i sist an Vata schrei!" latzt hat dö Gstalt an Lacha tu und rödt den Buabn recht huschtig u: „Na Büabl, hob vo mia koa Angst, a Dummheit wars, wennst schrein ufongst. 1 bin ja eh aus Boa und Fleisch, bin ja koa Geist, i bin . . . da Reisch!" latzt kriagt dös Büabl wieda Schneid: „Wennst heut no hoam willst, aft hast Zeit, weil scho dö Dünkln aufaziacht, moaßt ' daß d' no hoamfinst ohne Liacht? Woaßt eh scho lang an Weg nit mea, sist wascht nit üba d'Leitn hea!" „1 brauch koan Weg, schau her auf mi, a meini Füaß dru hab i Ski. Mit dia konnst fahrn im tiafstn Schnee und wennst a umschmeißt, tuats nit weh. A kannst ma glabn, du kloana Spund, vom Horn hea brauch i a schwache Stund." „A da schau", hat an Leadei dunkt, „du machst an Schnee dia Strich und Punkt. die die Läufer mit Beifall und Jubel bedachten. - Dieses ungeheure Publi- kumsinteresse - trotz Fernsehüber- tragung, - diese leidenschaftliche An- teilnahme, war eines der Wunder von Kitzbühel. Zwei junge österreichische Läufer machten beim Hahnenkammrennen von sich reden: der 18jährige Kitzbü- heler Peter Feyersinger und der gleich- altrige Kärntner Franz Klammer aus dem kleinen Dörfchen Waldmoos. Die- se beiden blutjungen Läufer fuhren in dieser Saison mitten in die Weltelite hinein. Die fahren beide beispiellos mutig, und das ist eine Art von Mut, der aus der Vertrautheit mit dem Schnee entsteht, von frühester Kind- heit an. Feyersinger und Klammer sind also Die Wunder von Kitzbühel
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