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Seite 2 Kitzbü.heler Anzeiger Samstag, 26. Mai 1973 kammern fest, daß die staatliche Wirt- schaftspolitik „nur so gut sei, wie sie die Interessen aller Gruppen kenne'. Wie viel mehr gilt diese Feststellung in einer Zeit, in der der moderne Wirtschaftsver- waltungsstaat sich immer neue Aufgaben- gebiete aneignet und durch ordnungspoli- tische Maßnahmen immer größeren Ein- fluß auf die Wirtschaft gewinnt. Hier liegt es an der Handelskammer als umfassen- de Standesvertretung aller Branchen und Wirtschaftszweige, auf gesamtstaatlicher Ebene wie auch im Bereich der Länder und Gemeinden den zuständigen Instan- zen ihr reiches Fachwissen über wirt- schaftliche Zusammenhänge anzubieten und die Interessenlagen der vertretenen Mitglieder darzulegen. Neben dem legiti- men Recht zur Erstattung von Vorschlä- gen über die Bedürfnisse der Unterneh- mungen der gewerblichen Wirtschaft ist daher vor allem das Begutachtungsrecht der Kammern ein unentbehrliches Instru- ment zur Vertretung wirtschaftlicher In- teressen. Es wäre müßig, wollte man alle Gesetze, Verordnungen und sonstigen Bestimmungen aufzählen, die auf die In- itiative der Kammerorganisation zurück- gehen. Vielmehr kann gerade für den Be- reich der Tiroler Handelskammer mit gu- tem Recht behauptet werden, daß die Geschichte und Entwicklung des Landes Tirol immer auf das engste mit jener der Kammer verbunden waren. Wenn von den Handelskammern als Gesinnungsgemein- schaft die Rede war, so sollte damit zum Ausdruck gebracht werden, daß es für die Kammer und die Unternehmerschaft notwendiger denn je ist, sich auf die ge- meinsamen ideologischen Werte zu be- sinnen. Die Handelskammern und ihre Mitglieder werden sich in Zukunft ver- mehrt der Grundsatzarbeit widmen müs- sen, um dadurch die Freiheit und Selb- ständigkeit der Wirtschaft im allgemeinen und des einzelnen Unternehmens im be- sonderen zu wahren und zu sichern. Die Zukunft des freien Unternehmertums wird nämlich entscheidend davon abhän- gen, ob es der Kammer gelingt, in ver- stärktem Maße eine Solidarisierung ihrer tglieder herbeizuführen und diese Ge- sinnungsgemeinschaft durch zukunftswei- sende Konzepte vor allem auf gesell- schaftspolitischem Gebiet mit Leben zu erfüllen. Das neuerbaute Bezirksste!lengebäude in Kitzbühel soll daher nicht nur Betreu- ungs- und Servicestelle für die Wirt- schaftstreibenden des Bezirkes sein, son- dern Ausgangspunkt und Keimzelle jener Gesinnung, die allein im gemeinsamen Bemühen aller unternehmerisch tätigen Menschen den Fortbestand unserer freien Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung sichern kann. Präsident der Tiroler Handelskammer Komm.-Rat Heinrich Menardi Wirtschaft: Dynamischer Partner im Bezirk Der Bezirk Kitzbühel gilt in der Tiroler Oeffentlichkeit und weit darüber hinaus als Bezirk des Fremdenverkehrs, als Be- zirk der Wirtschaft. Diese Meinung be- steht zu Recht, denn die Wirtschaft und insbesondere der Fremdenverkehr ist die Dominante des wirtschaftlichen Gesche- hens in unserem Raum. Ein maßgebliches Zentrum dieses Ge- schehens ist die Bezirksstelle der Tiroler Handelskammer, sie war es bisher und sie wird es in einem neuen, mit vielen modernen Einrichtungen versehenen Haus noch weit wirkungsvoller sein kön- ii e n Als Bezirkshauptmann darf ich mich über diese so augenfällige und sicher sehr wirksame Verbesserung der Dienst- stelle einer Interessenvertretung freuen, dies umso mehr, als es sich eben um die Interessenvertretung der Wirtschaft han- delt, die dem Bezirk Kitzbühel das Ge- sicht gibt. Ich wünsche dem neuen Werk und allen, die es bedienen und die da- von Gebrauch machen, viel Erfolg. Es wird ein Erfolg für die ganze Bevölkerung des Bezirkes sein. Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Hans v. Trentinaglia Ein Gewinn für die Stadt Kitzbühel Die Erstellung des Kurhauses bedeute- te für die Stadt Kitzbühel eine deutliche Verbesserung seiner Infrastruktur und zugleich eine gelungene Verbindung von alt und neu im Stadtbild. Nun hat die Tiroler Handelskammer mit einem neuen Gebäude ihrer Bezirksstelle in unmittel- barer Nähe dieses Bild noch entschei- dend verbessert. Nicht nur die äußere Form des neuen Hauses, sondern auch die in diesem Haus angebotenen Dienste sind ein Gewinn für die Stadt Kitzbühel. Ueber die unmittelbare Bedeutung die- ses Hauses für die Wirtschaft hinaus darf ich jedoch eine Einrichtung besonders begrüßen: einen großen Saal mit den nötigen Einrichtungen für große Veran- staltungen und Kongresse. Dieser Saal- trakt hat in der Stadt Kitzbühel bis jetzt gefehlt und die Bezirksstelle der Han- delskammer bietet mit dieser Einrichtung einen wertvollen Beitrag zur Infrastruktur der Bezirksstadt. Ich gratuliere der Wirtschaft des Be- zirkes zu diesem schönen und wertvollen Haus. Ich freue mich für die Stadt Kitz- bühel für dieses neue Zentrum der In- formation und der Kontakte und ich wün- sche dem Haus viel Erfolg. Bürgermeister Hermann Reisch Bezirksstellenobmann LA Komm.-Rat Christian Huber: Sehr verehrte Festversammlung! Es ist mir heute die ehrenvolle Auf- gabe zuteil geworden, Sie zur offiziellen Eröffnung der neuerbauten Bezirksstelle Kitzbühel der Tiroler Handelskammer will- kommen zu heißen. Wir freuen uns und sind stolz darauf, daß die Anwesenheit so vieler und prominenter Ehrengäste die- sem Anlaß zur Auszeichnung gereicht. Als Obmann dieser Bezirksstelle erlaube ich mir, auf das herzlichste zu begrüßen: den Präsidenten der Bundeswirtschafts- kammer KR Ing. Rudolf Sallinger, Lan- desrat Dr. Karl Erlacher, den Präsidenten der Tiroler Handelskammer KR Heinrich Menardi, den ehemaligen Präsidenten des Tiroler Landtags KR Johann Ober- moser, Dekan Alois Dialer, Bezirkshaupt- mann Hofrat Dr. Hans v. Trentinaglia, Bürgermeister Hermann Reisch und alle übrigen Ehrengäste. Gestatten Sie mir noch, in einigen Worten auf die Bedeu- tung dieses Festtages einzugehen: Als zu Beginn der 2. Republik Bundes- kanzler Julius Raab und seine Mitarbei- ter das gesetzliche Fundament für di heutige Kammerorganisation der ge- werblichen Wirtschaft geschaffen haben, waren nur wenige in der Lage voraus- schauend zu ermessen, welch ungeahnte Bedeutung dieser Interessenvertretung für den wirtschaftlichen Aufstieg und die innere Stabilität Oesterreichs zukommen würde. Wir sind uns heute alle dessen bewußt, daß die bisherigen Leistungen unserer Wirtschaft und der Wohlstand unserer Bevölkerung nur in einem freien Staat mit marktwirtschaftlichen Prinzipien erreicht werden konnte. Stabilität, Wettbewerb und unterneh- merische Freiheit werden auch in der zweiten Phase der sozialen Marktwirt- schaft, in einer quilitativen Marktwirt- schaft, die Grundpfeiler sein, die den Wohstand weiterhin garantieren. Die Wirtschaft und die Wirtschaftspoli- tik werden sich - und das wird sie von der bisherigen Phase unterscheiden - stärker bewußt sein müssen, daß ihre Bereiche weit ins gesellschaftliche Feld hineinreichen und daß sie daher neue Aufgaben zu bewältigen haben wird. Es gehört somit zur bedeutungsvoll- sten Aufgabe der Kammer der gewerb- lichen Wirtschaft im Sinne des Ausspru- ches Julius Raabs: „Wir müssen ein fest- geschlossener stählerner Block sein, an dem die Sturmflut der Unfreiheit zer- schellt!" alle ihre zur Verfügung stehen- den Möglichkeiten zur Sicherung der so- zialen und qualitativen Marktwirtschaft und für die Herstellung der internationa- len Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft auszuschöpfen. Der Bezirk Kitzbühel war vor einigen Jahrzehnten noch ein vorwiegend bäuer- licher Raum, in dem der Fremdenverkehr nur in bescheidenen, wenn auch exclusi- yen Ansätzen und punktuell vorhanden war, Im Zuge der Phase des Wiederauf- baues nach dem letzten Weltkrieg und nach dem Abzug der Besatzungstruppen änderte sich das Bild allerdings schlag- artig. Die herrliche Landschaft unseres Bezirkes und die Dynamik sowie der mu- tige Unternehmergeist seiner Bevölke- rung waren geradezu prädestiniert für die spezifische Entwicklung zum Frem- denverkehrsgebiet. Als erstrangiges Erholungsgebiet in Oesterreich spielt die Fremdenverkehrs- wirtschaft heute bei uns eine tragende
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