Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Seite 4 - kitzbüheler Anzeiger Samstag, 26. Mai 1973 lichkeif sein Können erfolgreich unter Beweis gestellt hat. Nicht zuletzt gebührt unser Dank allen bauausführenden Firmen. Mit Pünktlich- keit und Präzision haben sie die an sie gestellten Aufgaben, wie man sich über- zeugen kann, mit bestem Ergebnis er- füllt, und damit erneut die Leistungskraft Das aktuelle wirtschaftspolitische Ge- schehen ist von den Stabilisierungsbe- mühungen gekennzeichnet. Sie halten die Wirtschaft unseres Landes, ja die ganze Bevölkerung seit geraumer Zeit in stän- digem Atem. Von Monat zu Monat wird die Bekanntgabe des Verbraucherpreis- index mit wachsender Ungeduld erwar- tet. Die Massenmedien tragen durch ihre Berichterstattung über wirtschaftspoliti- sche Fragen geradezu zu einer Populari- sierung der Wirtschaftspolitik bei, so daß auch der Mann auf der Straße nicht nur über den letzten Stand der Entwicklung des Goldpreises bestens informiert ist, sondern gleichermaßen auch registriert, wenn sich die Wirtschaftspartner etwa zu gemeinsamen Gesprächen über offene Fragen zusammensetzen. Die schwierige wirtschaftliche Situation hat die Wirt- schaftspolitik mehr denn je in den Blick- punkt der Oeffentlichkeit treten lassen. So werden auch den gegenwärtigen Sta- bilisierungsbemühungen von weiten Krei- sen der Bevölkerung großes Augenmerk geschenkt und die verschiedenen Maß- nahmen und Vorschläge nicht nur auf ihre stabilitätspolitische Effizienz hin ge- prüft, sondern ihr Erfolg allgemein nach ihrer Glaubwürdigkeit kritisch beurteilt. Ich bin daher der Ansicht, daß die Be- mühungen vom aufrichtigen Willen aller am wirtschaftlichen Geschehen Beteilig- ten getragen sein müssen, einen echten Beitrag zur Stabilisierung zu leisten. Lip- penbekenntnisse werden uns hier nicht weiterbringen, sondern nur Maßhalten und wenn notwendig auch Opfer. Wenn wir über die Grenzen blicken und be- obachten müssen, mit welch drastischen Maßnahmen man dort versucht, der Lage Herr zu werden, so kann ich für Oester- reich nur hoffen, daß sich Regierung und Sozialpartner, wie schon so oft in schwie- rigen Situationen, ihrer gesamtwirtschaft- lichen Verantwortung bewußt bleiben und sich trotz aller Schwierigkeiten weiterhin gemeinsam um eine praktikable Lösung zu einer dauerhaften Stabilisierung be- mühen. Ich weiß, daß an der Schwelle zur postindustriellen Gesellschaft die Auffor- derung zum Maßhalten von weiten Krei- sen nicht immer verstanden, geschweige denn akzeptiert wird. Doch wir werden uns eingehend damit befassen müssen, wie wir langfristig gesehen einen Aus- gleich im Zielkonflikt zwischen Wachstum, wobei uns jedoch der „Club of Rome" mit seinem Bericht über die Grenzen des unserer heimischen Wirtschaft vor Augen geführt. In der Chronik der Kitzbüheler Wirt- schaft schlagen wir heute ein neues Blatt auf. Möge die Feier dieses Tages ein Markstein auf dem Wege in eine weiter- hin erfolgreiche Gestaltung unserer Zu- kunft sein. Wachstums bereits aufgerüttelt haben sollte und Stabilität herbeiführen können, der durch eine flexible Handhabung des wirtschaftspolitischen Instrumentariums bei der Zielverfolgung der Ausgangs- punkt für eine Entwicklung sein könnte, die der Forderung nach der Qualität des Lebens auch in der Wirtschaft zum Durch- bruch verhelfen wird. Für die gewerbliche Wirtschaft Tirols kann ich jedenfalls er- klären, daß sie weiterhin die Stabilisie- rungsmaßnahmen nach Kräften unterstüt- zen, jedem konstruktiven Vorschlag zur Lösung der Schwierigkeiten aufgeschlos- sen gegenüberstehen und jede erfolg- versprechende Maßnahme vorbehaltlos akzeptieren wird. Vor allem der Kreditapparat trägt be- reits jetzt einen sehr bedeutenden Teil der Stabilisierungslast, daß die Kredit- wirtschaft weiterhin ihren Aufgaben ge- recht werden kann, bzw. ihre Funktions- fähigkeit erhalten belibt und sich die Kreditkosten in einem vertretbaren Rah- men halten. Die Wirtschaft könnte es da- her nicht verstehen, sollten nur ihr ein- seitig Lasten auferlegt werden, denn die Stabilisierung muß ein Anliegen aller Bevölkerungskreise und Berufsgruppen sein und von Bund, Ländern und Ge- meinden gleichermaßen getragen werden. Wiewohl die Wirtschaftspolitik derzeit von den Ereignissen auf Bundesebene dominiert wird, sollte dadurch die Arbeit der Kammern auf Landesebene nicht ver- nachlässigt werden. Dies umso mehr, als gerade die wirtschaftspolitischen Ent- wicklungen der letzten Zeit besonders dazu beigetragen haben, die Stellung der Kammer gegenüber ihren Mitglie- dern und in der Oeffentlichkeit zu stär- ken. Mehr denn je wird die Hilfestellung der Kammer, so z. B. in den schwierigen Fragen im Zusammenhang mit der Wäh- rungsunsicherheit, in Anspruch genom- men, zahlreich sind die Fälle, in denen die Kammer in den verschiedenen Gre- mien der Meinung der Wirtschaft zum Durchbruch verhelfen konnte. So sieht die Tiroler Handelskammer, unbeschadet ihrer Mitwirkung in den Gremien des Bundes, ihr Haupttätigkeitsgebiet im Be- reich des Landes sowie der Bezirke und Gemeinden Tirols gelegen. Dies resul- tiert nicht allein aus dem gesetzlichen Auftrag, der im bundesstaatlichen Aufbau durch eine reiche territoriale Gliederung der Kammerorganisation Rechnung trägt. sondern dieser Vorrang der Arbeit auf Landesebene ist in erster Linie historisch begründet. Seit je her, von der Grün- dung der Kammer bis zum heutigen Ta- ge, war nämlich die Geschichte des Lan- des Tirol immer auf das engste mit dem Wirken der Kammer verbunden. Wenn wir uns im Lande umsehen, erweist sich, wie fruchtbar diese Verbindung der schöpferischen Kräfte unserer Wirtschaft mit der aufgeschlossenen fortschrittlichen Landesverwaltung für die Tiroler Bevöl- kerung war und ist. Daß der wirtschafts- politischen Arbeit der Kammer hierbei eine dominierende Stellung zukommt, liegt auf der Hand, zumal die wirtschafts- politische Tätigkeit an sich eine Haupt- aufgabe der wirtschaftlichen Selbstver- waltung darstellt. Es wäre unrichtig, wollte man die wirtschaftspolitische Arbeit der Kammer nur unter dem Gesichtpunkt der Interes- senrepräsentation sehen. Der Kammer kommt vielmehr eine Mittlerfunktion zu. Sie bietet einerseits dem modernen Wirt- schaftsverwaltungsstaat den im Selbst- verwaltungskörper vorhandenen differen- zierten Sachverstand als Entscheidungs- hilfe an und interpretiert andererseits ih- ren Mitgliedern die Ziele, Absichten und Maßnahmen der staatlichen Wirtschafts- verwaltung. Die Begutachtung und Beur- teilung wirtschaftspolitischer Maßnahmen durch die Kammer vollzieht sich daher auf keiner Einbahnstraße, die Interessen- vertretung der gewerblichen Wirtschaft ist keineswegs nur der fordernde Teil, der versucht, entsprechenden Einfluß auf Land und Gemeinden zu gewinnen. Die Kammer versteht sich immer als Partnei des Landes und der Gemeinden, der wo immer möglich und gewünscht, sein rei- ches Fachwissen über wirtschaftliche Zu- sammenhänge zur Verfügung stellt. Den Bezirksstellen der Kammer kommt dabei eine entscheidende Aufgabe zu, zumal sie fachlich und territorial an der Basis des reichgegliederten Kammerge- füges stehen. Um die Arbeit der Außen- stellen der Kammer bildhaft zu umschrei- ben, wurden oftmals Anleihen bei der militärischen Begriffswelt gemacht, wenn man z. B. von der Arbeit an vorderster Front spricht. Ich glaube, sofern dieser Vergleich mit der Frontstellung überhaupt berechtigt ist, daß damit in erster Linie wohl nur jene Schwierigkeiten umschrie- ben werden sollen, die sich aus der räumlichen Entfernung der Bezirksstellen vom Sitz der Landeskammer ergeben können. Sonst scheint mir, daß vor allem das enge Naheverhältnis der Bezirks- stellen zum einzelnen Mitglied für die gesamte Kammerarbeit von unschätzba- rem Wert und gerade für die wirtschafts- politische Arbeit von besonderem Nutzen ist. Wenn nämlich in der Geschäftsord- nung der Landeskammer normiert wird, daß insbesondere die Bezirksstellen be- rufen sind, der Landeskammer Berichte über die allgemeine wirtschaftliche Lage im Bezirk und über die Lage einzelner Wirtschaftszweige zu erstatten und ent- (Fortsetzung auf Seite 10) Die Bezirksstellen der Handelskammer und ihre Rolle in der Wirtschaftspolitik des Landes Von Kommerzialrat Ing. Rudolf Sallinger, Präsident der Bundeswirtschaftskammer
< Page 3 | Page 5 >
< Page 3 | Page 5 >