Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 30. Juni 1973 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Verschwisterung St. Johann - Redford feierlich begangen Festliche Begrüßung - glanzvolle Verschwisterungsfeier -Ehrenbürgerschaft für Bgm. Mariacher, Bezirksschulinspektor Bodner und Magister Wailner. In St. Johann bildete sich im Jahre 1971 ein „Redford-Komitee", dem zahl- reiche öffentliche Mandatare und Ver- treter kultureller, volkstumspflegeri- seher und wirtschaftlicher Vereinigun- gen beitraten. Zum Vorsitzenden dieses Kombees wurde Bezirksschulinspektor Walter B o d n e r, langjähriger Obmann der Sängerrunde MGV St. Johann, ge- wählt. Sichtbares Zeichen der eingegangenen Partnerschaft zwischen den Orten war auch in St. Johann die Aufstellung zahl- reicher Tafeln an öffentlichen Gebäu- den, auf denen zu lesen ist: „St. Jo- hann in Tirol - Schwesterstadt zu Redford Township, Michigan, USA". Ende April erhielt das Redford-Ko- mitee die offizielle Einladung, mit einer starken Abordnung an den Feiern teil- zunehmen, die in Redford am 26. und 27. Mai anläßlich der Verschwisterung stattfinden würden. Spontan entschloß man sich zur Teilnahme. Dank der In- itiative und der pausenlosen Bemühun- gen des Vorsitzenden des Komitees, Bez.- Sch.-Insp. Bodner wurden alle Schwie- rigkeiten aus dem Weg geräumt und das Unwahrscheinliche einer Organisa- ticn. für die kaum drei Wochen zur Ver- fügung standen, gelang. Die Marktge- meinde, der Fremdenverkehrsverband, die Brauchtumsgruppe Hauser und der Männergesangsverein unterstützten die Fahrt sofort und nachdrücklich. - Am Donnerstag, 24. Mai startete um 8.30 h der Omnibus, der die 45 Personen star- ke Abordnung nach München brachte. Das genauestens vorbereitete Programm lief nun ohne jede Störung ab. Es ge- lang nicht nur, die Fahrt und den Auf- enthalt im Zusammenhang mit der Ver- schwisterungsfeier exakt vorzubereiten, den Reiseteilnehmern, die bedeutende Mittel aus eigener Tasche zuschossen, wurde zusätzlich ein Rahmenprogramm geboten, das zwar eine zusätzliche Stra- paze brachte, aber weitere einmalige Eindrücke vermittelte. Von München flog die St. Johanner Delegation mit der Lufthansa über Köln- Bonn direkt nach New York. Der Flug an sich war schon ein Erlebnis. Die Boeing 747 flog in 12.000 m Höhe über den Wolken, gelegentlich erkannte man Inseln und den Atlantik. Für viele Teil- nehmer war es der erste große Flug, nur zwei Mitglieder der Delegation wa- ren bereits in den USA gewesen. Die St. Johanner nahmen das Flugzeug bald .‚in Beschlag", sie schmückten die Ma- schine mit Plakaten und Transparen.- :en und plattelten und sangen. Der Ka- itän und die Mannschaft nahmen an der hervorragenden Stimmung Anteil, das Service war großartig. Die Landung erfolgte nach fast acht- stündigem Flug am J. F.-Kennedy-Flug- hafen in New York. Beim Anflug auf die größte Stadt der Welt beeindruckte der Anblick der Freiheitsstatue und der erste Blick auf die Wolkenkratzer. - IN ach strenger Paßkontrolle - im Ge- päck waren auch die Musikinstrumente der Brauchtumsgruppe, insbesondere die von einem Sonderkommando beför- derte Harte - fuhr die Gruppe zum Nordwestflugplatz. In fast zweistündi- gem Flug kam die Delegation aus dem bereits aufleuchtenden Lichtermeer von New York nach Detroit. Wiederum war das Flugzeug plakatiert und die hüb- schen Stewardessen ließen angesichts der Tiroler Lieder und Jodler ihre Ar- beit vorübergehend im Stich. Die St. Jo- hanner waren die bevorzugten Flug- gäste. Noch vor der Kontrolle am Flughafen erfolgte die Begrüßung. Sie war ein Er- lebnis. Manfred Heuser, Präsident des Verschwisterungskomitees in Redford, war trotz später Stunde - die Begrü- ßung dauerte bis nach Mitternacht - mit großer Mannschaft angerückt. Eine 40 Mann starke Studentenband (aller- dings verbargen sich unter den langen Haaren etwa die Hälfte Mädchen) spiel- te flotte Märsche, Menschen schwenk- ten rot-weiß-rote Fähnchen, Transpa- rente verkündeten „Grüß Gott!" und „Herzlich willkommen!" sowie „Red- ford grüßt St. Johann in Tirol" und „Grüß Gott, Freunde aus Oesterreich". Am Ausgang standen vier Polizisten in Paradeuniform. Sieben Mann der Poli- zei waren in den Tagen in Redford nicht sosehr die Beschützer, sondern die unermüdlichen Arbeitsbienen für die Gäste aus Tirol. Sie standen Tag und Nacht zur Verfügung und lotsten jeden Verirrten an sein Ziel. Am Posten stand jederzeit ein deutschsprachiger Polizist als Dolmetsch bereit. Nach der Begrü- ßung, an der auch Bgm. Bill Robbins und Polizeichef Edwin Gleza teilnah- men und bei der die üblichen Grußwor- te gesprochen wurden, folgten Tiroler Lieder. Dann ging es in Omnibussen mit Rotlicht und Winselhupe durch die Stadt bis zur Redford Union High School, wo die erste offizielle Begrü- ßung stattfand. Die todmüden St. Jo- hanner wurden ihren Quartierleuten vorgestellt, die aus einer Anzahl von Bewerbern ausgewählt worden waren. Grundbedingung war, daß mindestens ein Familienmitglied deutsch spricht. In den meisten Familien war ein Student bereits in St. Johann gewesen. Die Mit- glieder des Gemeinderates und die Fremdenverkehrsdelegation wurden in einem Hotel untergebracht. Nach den Strapazen des Tages folgte eine kurze Nacht. Der Vormittag des 25. Mai stand laut Programm frei, die Kontakte zu den Gastfamilien wurden bei Gesprächen und Ausflügen in die Umgebung sowie Besichtigungen von Schulen, Firmen und Einrichtungen vertieft. Die Gast- geberfamilien lasen die kleinsten Wün- sche beinahe von den Augen ab und mühten sich in vorbildlicher Gastfreund- schaft um die Gäste aus St. Johann, die sie mit Recht immer als Freunde be- zeichneten. Der erste offizielle Auftritt war zu Mittag beim Empfang durch die „Han- delskammer Detroit Redford". In ei- nem im englischen Stil eingerichteten Clubhaus herrscht strengste Etikette, die einerseits von den Hausbesitzern, dem Golf- und Countryclub, anderer- seits von der Gemeinschaft der finanz- kräftigsten Unternehmen, die in der „Handelskammer" vereinigt sind, aus- geht. Für die Aufführungen gab es viel Beifall der Amerikaner, die sich rash unbekümmert und herzlich-freundlich zeigten. Ein herrliches Mittagessen be- endete den Besuch. Am Nachmittag gab es einen gemein- samen Bummel durch eines der größten Warenhäuser von Detroit. Um 18 Uhr war ein Abendessen in den Clubräumen der Eisarena Redford, gegeben von der Stadtverwaltung von Redford. Schon aufgrund der Fülle des Gebotenen war es ein wahres Festessen, dazu kam die erlesene Atmosphäre und immer wieder die natürliche Herzlichkeit der Gast- geber. Am 26. Mai begannen die Feierlich- keiten anläßlich der Verschwisterung. Strahlend hell leuchtete die Sonne - die beste Voraussetzung für die große Parade war damit gegeben. Straßen u. Plätze waren mit Fahnen geschmückt, immer wieder sah man in den Auslagen der Geschäfte Plakate aus St. Johann, große Transparente wie bei der Begrü- ßung und dazwischen „St. Johann grüßt Redford" oder St. Johann grüßt De- troit". Die Parade war typisch ameri- kanischer Ausdruck der Freude über dic Verschwisterung. Der Festzug dauerte fast zwei Stunden, insgesamt 40 Abord- nungen marschierten vorbei. Im ersten Wagen saß der Friedensrichter der Stadt, im zweiten folgten die Bürger- meister der verschwisterten Orte. Alle eingesetzten Autos waren herrlich ge- schmückt. Was in Redford Rang und Bedeutung hat, war im Festzug vertre- ten. Abordnungen von Vereinen und Körperschaften wechselten mit Schul- kapellen, Trommiergruppen, alten und neuen Wagen der Polizei und der Feuer- wehr. Stark vertreten war der Verein der Oesterreicher in Detroit in Tracht und mit Fahne und die Gruppe der Deutschen in Detroit, ebenfalls in der Heimattracht und mit der Vereinsfahne. Hunderte Kinder in bunten Kostümen waren im Festzug, dazu hatten zahirei-
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