Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 4. August 1973 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Zum 60. Geburtstag des Direktors Mag. phil. Walter Weihs Anfang Juli feierte Prof. Mag. phil.Wal- - gab es doch keinen ausreichenden Man muß es erlebt haben, wie dieser ter W e i h s, der Gründer und Direktor Personenverkehr und eine große Wohn- Urtyp des Lehrers, des Erziehers, wie des Bundesgymnasiums St. Johann i. T. raumnot - gar nicht zu denken war, dieser Professor Weihs seine Schüler unter Anteilnahme verschiedener Be- Da fügte es sich, daß ein Mann unter in seinen Bann zog, wie der Gegen- hörden, Vereine und der gesamten Leh- uns weilte, selbst herumgestoßen vorn stand hinschwand vor der fesselnden :erschaft der Anstalt das Fest seines Schicksal der Zeit, dem diese tristen Erzählung, wie der sportliche Geist des 130. Geburtstages. Die zahlreichen Wün- Umstände den Lebensmut nicht neh- friedlichen Wettkampfes unter den Klej- sche und Ansprachen galten einem men konnten, der - wie alle bedeuten- nen anhub, die Wellen der Begeisterung Mann, der seit Ende des Zweiten Welt- den Menschen - über den Augenblick um den Erwerb eines Mascheris oder krieges die Schulentwicklung im Be- und die persönliche Lage hinausblik- einer anderen sichtbaren Auszeichnung zirk Kitzbühel nachhaltig beeinflußte kend, erkannte, daß nach der Kata- alle Dämme brachen, so daß keiner und und dank seines persönlichen Einsatzes, strophe die Lebenskräfte sich regen und keine eine Stunde nur des Unterrichts der Dynamik seines Handelns, seiner die Ueberwindung der Agonie auf die missen wollten und richtig unglücklich kaum versagenden Begeisterungsfähig- Dauer nur durch die Kraft des Geistes waren, wenn Krankheit die Absenz er-. keit und pädagogischen Leidenschaft möglich sein könnte. Die Materie, die zwang. So war für die rechte Stimmung zeit seiner Tätigkeit als Schulmann im Unterricht gesorgt. Alles Be- Erfolg hatte und stets Freunde, mühen des Lehrers bleibt Stück- Gönner und Mitarbeiter zu gewin- werk, wenn diese Stimmung nicht nen wußte, die ihm auch in den da ist. Sie ist die Lebensluft für schwierigsten Augenblicken zur Schule und Erziehung. Seite standen. Nun fuhren diese ersten Gym- In einer vom Elternverein des nasiasten des Bezirks Kitzbühel Gymnasiums veranstalteten Feier nach St. Johann und pilgerten ge- zu Ehren des Jubilars zeichnete meinsam mit den dort Ansässigen Amtsdirektor Oesterreicher aus .‚ mit frohen Augen und roten Bak- der Sicht des Wissenden und Wer- ken 45 Minuten lang dem Kaiser tenden den Werdegang dieses ‚ 7U Sie erlebten die beglückende Mannes, der Bürgermeister der Welt des Schulweges. Wie formte Marktgemeinde St Johann Ma- sich da ihre junge Seele im An- riacher, überbrachte die Glück- blick der Natur, am Erlebnis der wünsche der Gemeinde, worauf Jahreszeiten! Wie stählte sich ihr der Obmann des Vereins, Dipl.- Körper an der Ueberwindung des Ing. Partl, dem Geehrten die ab- Pfades bei Wind und Wetter! gebildete Büste, ein Werk Prof. ‚ Es war selten einer krank und Tillys (Bild), im Namen des Eltern- keiner beklagte den Umstand. - vereines und der Gemeinde über- Werfen wir heute zur Stunde des reichte. Unterrichtsbeginnes einer Schule Nun die Laudatio Dir. Oesterrei-. nur wenige Blicke auf die Schüler, chers: wieviele von ihnen werden vorn Mir ist die Ehre zuteil gewor- Unverstand der Eltern um den den im Namen und Auftrag aes Elternvereins des Bundesgymna- Schulweg gebracht indem sie mit dem Auto bis vor die Schultüre siums St. Johann dem Jubilar zu 2 gefahren werden! seinem 60. Geburtstage die auf- Und wenn dann die Zeit gekom- richtigsten Glück- und Segens- men war, da die Schülertraube wünsche auszusprechen. Ich unter- sich um den geliebten Professor ziehe mich dieser ehrenvollen Auf- scharte, und, begleitet von den gabe hiemit, indem ich meine per- Eltern, in die fremde Stadt fuhr, sönlichen Wünsche denjenigen der Ge. zerstörte formt sich nicht von selbst, zur strengen Prüfung, da erfüllte die meinschaft anschließe und zum Anlaß sie bedarf der Macht des Wissens, des Kleinen meist weniger Bangen um den selbst über den zu Feiernden also zu Glaubens an die Zukunft und der Über- eigenen Erfolg als die Freude, für den sagen versuche: legenheit des Willens. Er wußte, daß Lehrer erfolgreich zu sein. Und sie wa- Es war einmal eine arge Zeit im Lan- diese Eigenschaften in den am soeben ren es! Mit Abstand war die Schule de, Soeben hatte sich die Kriegsfurie überstandenen Ungewitter unschuldigen Weihs die beste Privatschule und über- ausgetobt, zerstört lag das Vaterland, jungen Menschen zu wecken wären. traf im Schnitt erheblich die Ergebnisse geschunden und getötet Millionen der Er glaubte auch daran, daß es Eltern der öffentlichen Schulen. Bürger. Der Uebriggebliebenen Sinn gäbe, die seinem Anruf folgen würden. Ein guter Geist machte es möglich, war nur darauf gerichtet, sich notdürf- ihre Kinder, der Volksschule gerade das Ziel aus freien Stücken anzustreben, tig zu ernähren und die ärgsten Schä- entwachsen, nach St. Johann zu schik- um seiner selbst willen, ohne Zwang, den zu beheben. ken, zum entlegenen Bauernhof am Hin- ja aus Liebe selbst; Umstände, die heu- Auch zu solcher Zeit gibt es Kinder: terkaiser. Dort nämlich hatte dieser Pio- tigen Ohren verständlich unglaubwür- Kinder, die zur Schule gehen, kleinere nier sein Schulquartier eingerichtet, als dig klingen. und größere. Letztere hatten in unserem Einmann-Betrieb, Gymnasialprofessor in Wie war aber auch Professor Weihs Bezirk, wollten sie eine Allgemeinbil- allen Fächern, sein eigener Leiter und als Mensch in solchen Stunden der Be- dung erwerben bzw. später die Hoch- in Eigenverantwortung für den Schul- währung der Turm in der Schlacht! Auf schule besuchen, nur die Möglichkeit erfolg, der erst errungen werden mußte der Fahrt im Bus, beim Frühstück oder Schulen in anderen Bezirken zu fin- in der großen Stadt, an fremder Schule Mittagessen in der Blauen Gans in der den, was schon in besseren Verhältnis- und bei anderen Lehrern. Getreidegasse oder in den Gängen des sen lediglich die wirtschaftlich gut ge- Heute klingt es wie ein Märchen, daß Gymnasiums Salzburg etwa, stets hatte sfellten Eltern erwägen konnten, woran ein solches Vorhaben gelingen konnte, er ein Trostwort für den Schüler, einen aber unter den damaligen Umständen Wie gelang es? Zuspruch für die Mutter, den Vater auf
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