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Samstag, 25. August 1973 Kitzbuheler Anzeiger Seite 21 dern auch in der weiteren Umgebung die Rentabilität eines solchen Eisenwer- kes gewährleistet haben wird. Was nun die elementmäßige Zusam- mensetzung der beiden Kupferschlacken betrifft, so erhalten sie durch die Kom- bination von Sn (Zinn), As, Mn, Ni. Sb (Antimon), Zn (Zink) und Co, die alle in deutlich nachweisbaren Spuren vertreten sind, ihr Kennzeichen. Ver- gleicht man damit die Durchschnitts- analysen für den Kupferkies der Lager- stätte Schattbg.-Sinwell bei Kitzbühel, so zeigt sich eine interessante grundsätzliche Uebereinstimmung. - Sie gestattet den Schluß, daß die zahlreich nachgewiese- nen Kupferschlacken im Bereich des Hau- ses Florianigasse 4 auf die Verhüttung von Erzen aus der genannten Lager- stätte zurückzuführen sind. Doch bleibt auch für sie die Frage ihrer Herkunft offen: stammen sie von der verhältnis- In den Beständen des Salzburger Konsistorialarchives hat sich ein Doku- ment erhalten, das nicht nur wertvolle Rückschlüsse auf den Zustand der Seel- sorge in Kitzbühel vor deren Ueber- nahme durch die Dominikaner zuläßt, sondern auch interessante Einblicke in die Wirtschafts- und Sozialstruktur der Stadt ermöglicht. Es ist dies das Kalen- darium aus dem Jahre 1619. Vermutlich geht der Auftrag zur Ab- fassung des Kalendariums auf- die Vi- sitatoren von 1617 zurück, deren Haupt- anliegen es war, Ordnung und Konti- nuität in die sehr verworrenen und un- beständigen Zustände zu bringen. In tatsächlicher Verwendung dürfte das Kalendarium etwa 25 Jahre gestan- den sein. Dies geht aus den Ergänzun- gen, die teils von der des Vikars Stilin- pacher (1622-1633) und jener des Vi- kars Grauser (1635-1640) stammen. - Ein direkter Hinweis auf den Gebrauch des Textes durch die Dominikaner fehlt zwar; doch läßt sich die unter Punkt 1 der Vorbemerkungen verzeichnete Kor- rektur nur aus den ersten Dominikaner-. jahren verstehen. Dort findet sich näm- lich die Bemerkung, ein neu aufzuneh- mender Priester müsse neben dem De- chant von St. Johann auch „ainem Er- samen Rat allhier zu Khizpichl firge- stellt" werden, durchgestrichen. Gerade dieser Punkt aber galt als eine der hef- tigsten Streitfragen während der ersten Jahrzehnte der Wirksamkeit der Domi- nikaner. Verglichen mit den bereits pu- blizierten Kalendarium Tiroler Kirchen (Leo Santifaller: Das Kalendarium der Pfarrkirche von Sillian, in: S"hlern- Schriften Bd. 52-1947) ist das Kitzbü- mäßig weit entfernten Kupferhütte bei Schloß Kaps oder sind sie auf eine in der Nachbarschaft der Fundstelle anzu- nehmende Verhüttungsanlage zu bezie- hen. Da Kupferschlacke ziemlich weit von einer Hüttenanlage verbreitet wurrn- de, käme eine Herkunft im angegebe- nen Sinne wohl in Betracht. Für Eisen- schlacke ist jedoch bis jetzt ein solcher Transport noch nicht nachgewiesen, so daß man im Hinblick auf das reiche Vorkommen von Eisenschlacken im und beim Hause Florianigasse 4 zur Annah- me gezwungen wird, es habe in unmit- telbarer Nähe eine Eisenverhüttungsan- lage gestanden, auf die auch der erhal- tene Schmelztiegel-Unterteil zu bezie- hen wäre. Diese wichtige Frage ist je- doch mit den zur Zeit zur Verfügung stehenden Fundaufschlüssen nicht zu beantworten. heler das einzig nachtridentinische. - Trotzdem mag seine Veröffentlichung Im heurigen Sommer wurde die Pest- kapelle in der Hammerschmiedstraße in Kitzbühel im Zuge von Bauarbeiten be- schädigt. Das Stadtbauamt hat nun im Einvernehmen mit der betroffenen Bau- unternehmung sowie des Haftpflichtver- sicherers den Auftrag zur Wiederher- stellung und Renovierung übernom- men und mit diesen Arbeiten vorige Woche begonnen. Gleichzeitig konnte Herr Dr. Caramelli vom Bundesdenk malamt in Innsbruck zur Mithilfe für eine stil- und geschichtlich getreue Re- novierung gewonnen werden. Ueber die Pestkapelle in der Hammerschmiedstra- ße berichtet Univ.-Ass. Dr. Dietmar Ass- mann im 4. Band des Kitzbüheler Stadt- buches: „In der heutigen Hammerschmiedstraße steht ein gemauerter, ziemlich alter Ka-. pellenbildstock. An diesen ist ein an 3 Seiten offener Vorbau angelehnt, in dem zwei schlanke Granitpfeiler das weit vorgezogene Dach tragen, wodurch der Kapellencharakter dieses Bauwerks entsteht. In diesem Vorbau sind wie in geschlossenen Kapellen einige Bet- bänke aufgestellt. - Das gemeinsame Dach, das wie bei den anderen alten Kapellenbildstöcken bzw. den daraus hervorgegangenen Kapellen ziemlich flach ist, wurde neu mit Eternitplatten gedeckt. Diese Grundrißform ist uralt, und zwar begegnen wir ihr schon in den ältesten griechischen Tempelbauten und Wiedergabe nicht unwichtig er- scheinen. Zunächst zu den Festen selbst. Es finden sich sechs Herrenfeste (davon 2 mit Vigil), acht Feste der Gottesmutter (von welchen keines mit einer Vorfeier begangen wurde) und 94 sonstige Heili- genfeste verzeichnet; bei letzteren er- scheinen acht Aposteltage mit einer Vi- gil ausgezeichnet. Zwei Gedächtnistage von Heiligen werden ausdrücklich als „neue" Feste von einer späteren Hand nachgetragen: der Patron der Goldschmiede St. Elogius (6. Juni) und der 1610 heiliggesprochene Kardinal Karl Borromäus. Daß sich letz- teres Fest bereits neun Jahre später im Kitzbüheler Kalendarium verzeichnet findet, ist ohne die Ausstrahlung der Metropole Salzburg, wo Erzbischof Markus Sittikus um die Ausbreitung des Kults seines Großonkels sehr be- müht war, nicht denkbar. Auch muß auffallen, daß das Kalendarium wohl der Kirchweihe des Salzburger Doms (25. September), ja sogar der Uebertra- gung des hl. Virgiius (27. November) gedenkt, aber nirgendwo eine Erwäh- nung der Weihe der Stiftskirche von Herrenchiemsee macht, welche ja nur bedingt als Kathedrale der Diözese an- zusprechen war. Fortsetzung folgt! (Prostylos: Cella mit Säulenvorhalle an einer Schmalseite); aus ihr hat sich üb- rigens der Seitenflurgrundriß unserer alten Bauern- und Bürgerhäuser abge- leitet. Hinter einem einfachen Rhombengit- ter des Kapeilenbildstockes befindet sich an der Wand ein Gemälde mit der In- schrift „Sancta Maria ora pro nobis. Re- nov. 1735, 1765, 1857, 1910". Drei klei- nere Bilder zeigen die Hl. Familie, Jo- hannes Evangelist und Salome mit dem Haupt des hl. Johannes Baptist. Eine Gipsfigur (Maria Lourdes) und ein Hl. Grab unter einem Glassturz sind Zu- taten aus der Jahrhundertwenae. Im Gebielfeld des ursprünglichen Ka- pellenbildstockes, also über dem er- wähnten Gitter, ist die Inschrift aufge- malt: „Hier ruhen die im Jahre 1630 an der Pest verstorbenen". Im Jahre 1930 wurde dann auch die „300jährige Bestandsfeier der Kapelle in der Kanal- gasse, früher unter dem Namen Maria- Heimsuchungs-Kapelle bekannt, gefei- ert. Wie die Untersuchungen von Dr. 0. Kostenzer im Beitrag „Gesundheitswe- sen in Kitzbühel" im oben erwähnten Stadtbuch jedoch zeigen, ist die Inschrift falsch. Dr. Kostenzer erwähnt, daß ursprüng- lich die Pesttoten hinter der Frauen- kirche begraben wurden. Als 1564 an die 500 Personen starben, war man ge- zwungen, einen anderen Friedhofsplatz Beiträge zur spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Hüttengeschichte von Kitzbühel und Umgebung (Fortsetzung von Seite 18) Das Kitzbüheler Kalendarium von 1619 Aus: Dr. Johannes Neuhardt im 4. Band des Kitzbüheler Stadtbuches Die Pestkapelle in der Homrnerschmiedstroße wird renoviert
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