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Seite e Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 29. September 1973 Oberndorfer Resolution Am 5. September 1973 fand im Ge- lände des Hartsteinwerkes in Obern- dorf eine Bauverhandlung statt.Verhan- deit wurde über die Errichtung einer Fertigputzanlage. Sie wurde vertagt. Bei der Verhandlung waren Anrainer sowie Fremdenverkehrsinteressenten von Oberndorf anwesend. Anschließend wurde eine Resolution verfaßt und dem Leiter der Verhandlung Herrn Dr. An- dreas Braun, Gewerbereferent der Be- zirkshauptmannschaft Kitzbühel, über- reicht. Die Resolution wurde von sechs Gemeinderäten unterfertigt: Hans Golser, Leonhard Mühlbacher, Franz Gugglberger, Alois Nothdurfter, Leonhard Stöckl, Josef Hauser. Weiters von Anrainern und sonstigen Dorfbe- wohnern. RESOLUTION Wir unterzeichneten Gemeindevertreter von Oberndorf und Oberndorfer sind gegen die Errichtung einer Fertigputz- Anlage in der Art, wie es die aufliegen- den Pläne vom Hartsteinwerk Kitzbü- hel-Oberndorf darstellen. Wie die Pläne zeigen, wird ein 35 m hoher Turm mit Werkshallen usw. errichtet. Das Werk mit dem 35 Meter hohen Turm soll auf einem Standort, der im offenen Blick- feld von Erpfendorf bis Kitzbühel liegt, Sinne vor „Teufelseinflüssen" - zu si- chern, sind tiefer in der Volksseele ein- gewurzelt, daß weder die Neuerungen des aufgeklärten Jahrhunderts noch die Erfindung Franklins, noch die Maßnah- men eines Kaiser Joseph viel daran ge- ändert haben. Das größte Vertrauen aber in Be- schwörung und Vertreibung der Gewit- ter setzt das gläubige Volk in den Al- penländern noch heute in die Gewalt der Glocken. Ihr Klang verscheucht sie und es ist daher die erste Pflicht des Mesners oder Kirchendieners, rechtzei- tig, d. h. vor dem völligen Ausbruche eines Wetters, in den Turm zu eilen und nach Kräften zu läuten. Vielfach ward dem Mesner „Das Wet- terläuten" schon in der Dienst-Instruk- tion zur Pflicht gemacht und eine \Ter- nachlässigung desselben nimmt der Bau- er sehr übel. Zum Ansporn sind man- che ortseigene Stiftungen geschaffen worden, so im Enneberg, wo ein Ker- zen-Pauschale vorgesehen ist. Zu Mühl- bach im Pustertal hatte der Nachtwäch- ter die Verpflichtung, den Mesner von Fall zu Fall, auch nächtlicherweile, von dem Aufzug eines Gewitters zu ver- ständigen. Unter den Einkünften des Mesners spielte die „Läutgarbe" eine große Rol- le. Es ist dies ein freier Zehent, der für ihn auf jedem Acker einer Kirchen- gemeinde aus dem Ernteertrag zurück- gelassen wurde. In ganz besonderer Weise ausgebildet hat sich die ländliche Wetterfürsorge im errichtet werden. Daß in diesem Turm fast ganz oben ein Förderband mündet, ist erschwerend. Eine derartige Verunstaltung des Land- schaftsbjldes müssen wir schärfstens ab- lehnen, noch dazu wo das Werksgelän- de vom Hartsteinwerk groß genug wä- re, das Werk auf einem Standort zu erstellen, von dessen aus es kaum oder überhaupt nicht auffallen würde. Oberndorf ist ein aufstrebender Frem- denverkehrsort. Es sind schon viele Zehntausende Schilling von der Öffent- lichkeit sowie von Privatbesitzern und Bauern für diesen Zweck aufgewendet In den letzten Jahren konnten die Leichtathleten laufend ausgezeichnete Erfolge aufweisen. Das ist auf einen kon- tinuierlichen Aufbau und fleißiges Trai- ning zurückzuführen. Nach einer kurzen Sommerpause ist seit dem 15. August wieder reges Leben auf dem Sportplatz, denn das LA-Trai- ning unter Ebert und Oberhauser hat begonnen. Ziel dieser regen Gruppe ist es, die bisherigen Leistungen fortzuset- zen, neue Interessenten zu gewinnen und den Gesundheitssport für Kinder zu fördern. Dieser letzte Punkt wurde schon im vergangenen Jahr mit großem Gebiet der tirolischen Bergstadt Kitz- bühel. Wir stoßen hier auf eine Ein- richtung. die als die älteste Wettersta- tion in den Alpen, ja in ganz Europa bezeichnet werden darf; sie ist zu Aus- gang des 16. Jahrhunderts bereits nach- weisbar und - mit geringer Unterbre- chung während der Josephinischen und bayerischen Zeit Tirols über zweihun- dert Jahre bis etwa 1815 lückenlos im Gange geblieben. Einen wissenschaftli- chen Charakter besitzt sie freilich nicht, denn am Tage ihrer Gründung war we- der das Thermometer noch das Baro- meter erfunden und die wechselnde Windrichtung zeigte auch niemand an als der Hahn auf dem Kirchturm. -- Aber eine richtice und verläßliche und die erste Wetterbeobachtungsstation war es doch. Von ihr sollen diese paar Zei- len berichten. Kitzbühel liegt im Talgebiet der gro- ßen Ache, an der Stelle, wo der im Mittelalter wichtine Saumweg über den Paß Thurn die Ebene erreicht. Bayeri- sche Herzöge hatten hier zur Weesiche- rung einen Turm erbaut und zahlrei- chen Klöstern Grundbesitz verliehen. Die Fruchtbarkeit der Gecenden, ..den Kitzbüh.ler feisten Win.kl" rühmt schon das Lobedicht .‚der Tiroler Landreim" vom Jahre 1558. Die einst mit Wall und Graben um- zoene Stadt liegt in der Tat in einem Winkel zwischen den rünenden Ebenen des nach Norden abfallenden Leuken- tales und den n.ch Westen streichenden bis auf die Bergkuppen bewachsenen worden; soll das alles umsonst sein? Soll unser Fremdenverkehr durch die Errichtung eines so landschaftlich ver- unstalteten Werkes total zerstört wer- den? Es ist ohne Zweifel, daß ein so großes Werk Lärm, Staub verursacht und bei- trägt, die Umwelt weiterhin zu ver- schmutzen. Wir ersuchen die zuständigen Behör- den, die Errichtung eines solchen Wer- kes in diesem offenen Gelände abzu- lehnen. Oberndorf, 4. Sept. 1973 Die Unterzeichneten Eifer verwirklicht. Die Schülerinnen Hanni Manzl, Erika Astner und Elisa- beth Astner betreuten unter der orga- nisatorischen Aufsjcht von Hermann Eberl zirka 50 Kinder. Bei scHlechtei-n Wetter und im Winter stand der Turn- saal zur Verfügung, im Somme:' wur- den die sportlichen Uebungen ins Freie verlegt. Diese Aktion fand bei der Be- völkerung Hopfgartens großen Anklang und zeigt ganz deutlich, daß es natwen- dig ist, dem Bewegungsdrang der Kin- der mehr Verwirklichungsmöglichkei- ten zu bieten. Daß diese intensive Arbeit auch ent- und mit netten Häuschen gezier:en Ab- hängen des Brixentales. Das Stadt- terrain ist hügelig, auf einem 'Deherr- sehenden Buckel, am Fuße des bewal- deten Lebenbergs, steht der oben er- wähnte alte Wehrturm mit der im 16. Jahrhundert angefügten Liebfra enkir- ehe und unweit davon die uralte Pfarr- kirche zum hl. Andreas. Hier lieeen auch der interessante Friedhof und das Mes- nerhaus. Der Ausblick von dieser Stätte des Friedens über die alte Stadt, die male- rischen Gehänge und die Talschlüsse ist entzückend, ohne aber die Schönheiten der Hochebirgswelt, die mit Recht den Stolz Kitzbühels bilden, völlig zu ent- hüllen. So verschließt der Lebenberg den Einblick in das Brixental und selbst das Kitzbüheler Horn, ein Aussichts- berg ersten Ranges, ist durch die rau- hen Hänge des Wilden Hags von der Stadt aus ganz, von hier zum Teil ver- deckt. Daher kann auch um auf un- sere Wetterstation zu kommen— ein im Inntal aufsteigendes Gewitter durch das ganze Brixental entlang schleichen oder über das Sölland sich vorschiebcn, oh- ne daß der pflichteifrieste Mesner von St. Andreas das drohende Unl-eil 2e- wahr wird und rechtzeitig den Glocken- schwengel in Beweguner brin.t. Das TJn- wetter mit Sturm und Haeelschlag kann da sein, ehe man sich's versieht. Diese oder ähnliche Erwägungen, wahrscheinlich in Verbindung mit Ele- mentarereienissen, die in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts die Leichtathletik in Hopfgarten
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