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Seite 14 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 6. Oktober 1973 Am Sonntag, 30. September 1973, wur- de in Mittersill die Filialkirche St. Niko- laus in Felben von Dechant Pfarrer An- ton H a g e n a u e r in Anwesenheit zahl- reicher Ehrengäste und Anteilnahme der Bevölkerung eingeweiht. Wie bereits berichtet, wurde diese Kir- che in fünfjähriger Bauzeit renoviert. Die Kosten betrugen 600.000 Schilling. Das Sanierungsprogramm erzielte für den In- nenraum ein beispielhaftes Ergebnis. Ein Wiedersehen Zur Restaurierung der Felberkirche in Mittersill Von Diözesankonservator Monsignore Dr. Johannes Neuhardt Felben ist uralter Siedlungsboden. Sein Name leitet sich vermutlich vom althoch- deutschen „felwa = Weide, her. Die ersten faßbaren Grundherrn, denen der ganze Oberpinzgau gehörte, waren die Grafen von Mittersill-Lechsgemünde; nach deren Aussterben (1228) erwarb das Erzstift Salzburg dieses Gebiet, zu dem auch noch das Gericht Matrei in Ost- tirol gehörte. Die Herren von Felben sind als Ministeriale (Verwaltungsbeamte) der Grundherrn ab 1150 bezeugt und waren ihrerseits hier und im Leukental reich begütert. 1415 sind sie im Mannesstamm erlo- schen. Ihr Stammsitz war der eigenarti- ge Wohnturm in Felben (um 1250), neben dem sie diese Eigenkirche erbauten. Außerdem stifteten die Felber noch Kir- che und Spital auf der Weitau in St. Jo- hann in Tirol und vermutlich die Nikolaus- kirche in Matrei. Alle diese Gotteshäuser weihten sie dem Patron der Reisenden auf gefahrvollen Wegen, dem hi. Niko- laus. Jahrhundertelang überquerten jährlich Hunderte von Menschen mit ihren Saum- tieren den Felbertauern, um Wein und Spezereien zu bringen und Salz nach dem Süden auszuführen. Erst recht sind der Name des Geschlechtes und des Al- penpasses ein europäischer Begriff ge- worden, seit die kürzeste Nord-Süd-Ver- dung in den Ostalpen 1967 dem Verkehr übergeben werden konnte. Die Kirche in Felben blickt auf eine lange Baugeschichte zurück. Die erste Kirche wird um 1300 errichtet. Von diesem Bau stehen noch die Umfas- sungsmauern des Langschiffes. Um 1430 wird die romanische Apsis durch den zweijochigen Altarraum mit dem Stich- kappengewölbe ersetzt. 1479 wird das bislang noch vor einer flachen Holzbalkendecke abgeschlossene Schiff mit dem zweijochigen, tief einge- zogenen Gewölbe versehen. Das figuren- reiche Sternrippengewölbe zeigt neben dem cniemseeischen Wappen auch jene der Adelsgeschlechter, die vermutlich zum Bau beigetragen haben: Felben, Neu- kirchen, Alm, Thurn, Hund, Lang von Wellenburg, Wisbeck, WeIser, Gold von Lampoding und Rohrwolf. 1522 wird vor die bislang glatte West- front der Turm vorgesetzt. Dies bedingi die Schließung des Rosettenfensters oben auf der Empore. Die Einrichtung der Kirche Den harmonischen Raumeindruck be- stimmt nicht nur die präzise herausge- arbeitete gotische Architektur, sondern noch viel mehr die überaus qualitätvolle Einrichtung. Der Hochaltar wurde 1631 vom Mittersiller Tischler Ruep Nieder- filzer geschnitzt. Er ist deshalb sehr in- teressant, weil die um 1500 entstandenen Figuren der 14 Nothelfer aus dem frühe- ren Altar in diesen übernommen wurden. Dies vermutlich deshalb, weil sich in- zwischen zu diesen Heiligen eine lokal bedeutsame Wallfahrt entwickelt hat, die bis in das frühe 19. Jahrhundert anhielt. Es ist der einzige Fall in der Erzdiözese, daß sich im Hochaltar einer Kirche die- ses seltene, vom ständischen Gruppen- denken des Spätmittelalters herkommen- de Patrozinium findet. Gleichzeitig mit dem Hochaltar ent- stand die Kanzel mit den frühen Brand- malereien auf dem Schalldecke!. In der lebendigen Art des Spätbarocks haben die beiden ausgezeichneten Sei- tenaltäre - vermutlich Arbeiten von Jo- hann Mayr in Saalfelden um 1740 noch eine Bereicherunq durch den heimischen Bildhauer Petrus Schmid (Engel und Kar- tuschen) um 1780 erfahren. Von der übrigen Ausstattung sei er- wähnt: die Kreuzwegbilder (Wenzel! Stuhlfelden), der „Wunderbaum" von 1687 und sehr interessante Votivbilder (frühes 19. Jahrhundert). Die Fresken an der Nordwand (14 Nothelfer und sieben Zufluchten) wurden 1781 angebracht: das Fresko im Altarraum könnte Christoph Anton Mayr geschaffen haben. Die Restaurierung stand unter der künstlerischen Leitung des Bundescenk- ma!amtes und wurde von den Herren aka- demischen Restauratoren John Arders & Co. ausgeführt. Mit dem Abschluß dieser Restaurie- rung erhielt der Oberpinzgau in der Fel- berkirche und dem anstoßenden reicihal- tigen Heimatmuseum im ehemaligen Fel- berturm ein Kulturzentrum, das weit über die engere Heimat Bedeutung gewilnen wird. Hohe Auszeichnung für Generalkonsul Cobler Der Wahikitzbüheler Generalkonsul Walter C. Cobler, Präsident der Indu- strie- und Handelskammer Berlin, der 1971 mit dem großen goldenen Ehren- zeichen für Verdienste um die Republik Oesterreich ausgezeichnet wurde, wur- de am 26. September aus AnlaE der Vollendung seines 65. Lebensjahres mit dem Stern zum Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Die Auszeichnung überreichte der Regierende Bürgeemei- ster Klaus Schütz im Auftrag des Bun- despräsidenten. Aus Kitzbühel wohnten der Feier Rudi und Annemarie Boden- seer und Toni SaUer bei. Generalkonsul Cobler verbringt sei- nen Urlaub schon seit Jahren in Kitz-- bühel. Vor wenigen Jahren zog er in sein eigenes Heim ..Am Buchenwald ein. 1972 wurde er einstimmig für wei- tere vier Jahre als Präsident der Berli- ner Industrie- und Handelskammer ge- wählt. Er gehört weiters dem Vorstand des Deutschen Industrie- und Handels- tages an und dem Präsidium des Bun- desverbandes der Deutschen Industri' Neues Kulturzentrum in Mittersill Filialkirche St. Nikolaus in Felben eingeweiht.
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