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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 6. Oktober 1973 „Kitzbüheler Alpen" diskutieren Saison- Hauptaufgabe sich in Zusatzbesteuerun- gen erschöpft. Die Fremdenverkehrswirt- verlauf und Fremdenverkehrssituation schaft wird energisch Stellung beziehen müssen. Allerdings lehnt die Vereinigung Die „Vereinigung der Fremdenver- ist ein Wurfprospekt für den Winter der FVV Kitzbüheler Alpen Protestschrei- kehrsverbände Kitzbüheler Alpen" schuf 1974-75, der das reiche Netz an Skiab- ben und Resolutionen ab, die nicht von durch eine Aenderung der Statuten einen fahrten und Aufstiegshilfen im Bereich Fachleuten gründlich diskutiert und ab- neuen Ausschuß, dem die gewählten Ob- der Kitzbüheler Alpen aufzeigen wird. gewogen werden. Man muß in diesen be- männer der derzeit 18 Mitgl'iedsfremden- Zur Bearbeitung des Prospektes wurde rechtigten Protesten so argumentieren, verkehrsverbände angehören. Dieser eine 'Verbeausschuß nach regionalen daß man sich bei den zuständigen Stel- Ausschuß trat kürzlich erstmals unter dem Gesichtspunkten zusammengestellt. Der len echt Gedanken machen muß, um die Vorsitz von Obmann Dkfm. Dr. Josef endgültige Beschluß ist Aufgabe des Aus- Einstellung in wesentlichen Punkten zu Ziepl in der Handelskammer zusammen. schusses. revidieren. Dr. Ziepl verwies auf die Tatsache, daß Mit Freude wurde zur Kenntnis ge- Bei den Verhandlungen in Innsbruck durch die Statutenänderung ein Aus- nommen, daß die Fremdenverkehrsver- wird Obmann Dr. Ziepl namens der „Kitz- schuß geschaffen wurde, dem automa- bände Erpfendorf und St. Jakob i. H. den büheler Alpen" dagegen sprechen, eine tisch die jeweils gewählten Obmänner Beitritt zur Vereinigung diskutieren. Der Landschaftspflegesteuer und eine Ab- der Verbände angehören, dadurch sind endgültige Beschluß steht noch aus. gabe für die Bergrettung über die Pflicht- im Ausschuß die gewählten ersten Reprä- In einer ausführlichen Aussprache beiträge den Fremdenverkehrsverbänden sentanten des Fremdenverkehrs aus den nahm der Ausschuß zur Saison 1973 Stel- aufzulegen. Bei der Novellierung der Ab- Gemeinden. lung, wobei überwiegend die Ansicht ver- gabenverordnung wollen die Verbände In einem kurzen Bericht ging Dr. Ziepl treten wurde, daß man in den Kitzbühe- in den Kitzbüheler Alpen die Einbe- auf die Werbereise des FVV Kitzbühel 1er Alpen (verglichen mit anderen Gebie- ziehung von Appartements und Camping- nach den USA und nach Kanada ein, weil ten) noch mit einem „blauen Auge" da- plätzen und die Revidierung der Aus- die Aspekte für alle Verbände von lnter- vongekommen sei. Die Vertreter der ein- nahmebestimmungen bei der Kurtaxe für esse sind. Trotz der Rückschläge ist der zelnen Orte verwiesen auf die Anstren- Kinder. In Zukunft soll die Kurtaxenpflicht US-Markt keineswegs verloren, völlig gungen der Wirtschaft und die mangelnde ab dem vollendeten 6. Lebensjahr gege- falsch wäre es, ihn wegen der derzeitigen Förderung durch den Staat, dessen ben sein. Schwierigkeiten völlig zu vernachlässi- gen, weil in der Werbung auf Langzeit- Dank des FVV an die Stadtmusik Kitzbühel wirkung gearbeitet werden muß und man nicht nach Laune und augenblicklicher Auf Vorschlag des FVV-Obmannes Gasteiger, waren mit ihren Freunden Situation Werbekonzepte erstellen kann. Wolfgang Hagsteiner beschloß der Aus- gekommen. Seitens des FVV Kitzbühel Einstimmig genehmigte der Ausschuß schuß des Fremdenverkehrsverbandes war der gesamte Vorstand, KR Hagstei- das Budget 1974 der Vereinigung. Der die Stadtmusik Kitzbühel in Würdigung ner (Obmann), Dr. Tappeiner (Steliver- Budgetentwurf war bei der Vollversamm- ihrer Verdienste zu einem Abendessen treter), Huber (Schriftf). und Tscholi lung im Juni vorgelegt worden, konnte einzuladen. Dieses hatte am Freitag, 14. (Kassier), Gattinnen sowie Direktor Dr. aber nicht mehr behandelt werden, so- September in der Tenne stattgefunden. Ziepl anwesend. Bgm. Reisch mit Gat- daß der Beschluß an den Ausschuß über- Alle Musiker, angeführt von Obmann tin Vize-Bgm. Brettauer und Stadtrat tragen wurde. Hauptpunkt des Budgets Andreas Feiler und Kapellmeister Sepp Sicherer hatten sich auch eingefunden. kanntlich Kaiser Joseph II. das Läuten bei einem Gewitter für die Zukunft ver- boten; denn es sei „außer allem Zweifel, daß die durch das Glockengeläut in Be- wegung gesetzten Metalle statt die Ge- witterwolken zu zerstreuen, vielmehr den Blitz anziehen". Die Unrichtigkeit dieser aufklärenden Bemerkung konn- ten die Kitzbüheler aus ihrer Vergan- genheit mehrfach belegen. Am ärgsten trieb es Blitz und Hochgewitter am 18. Juni 1674, da Kirche und Turm der Liebfrauenkirche so schwere Beschä- digungen erlitten, daß beide neu be- dacht werden mußten. Kein Wunder, daß die Kirchpröpste dem Unheil ver- kündenden Wetterobservatorium auf Tauern fortgesetzt ihre Sorgfalt widme- ten, den Mesner für das Wetterläuten fleißig entlohnten und die Wetterglok- ken in Ehren hielten. Ob diese Helferin in der Not stets im selben Turme hingen, ist nicht klar. Im Jahre 1745 wurde das „ausgeschla- gene Wettergiöggl" durch den Glocken- gießer Josef Grassmayr in Brixen umge- gossen. Die letzte Wetter-Signal-Glocke hing im Turm der St.-Katharinen-Kir- ehe zu Kitzbühel. Sie war 12 Zentner schwer und 1764 durch Stephan Zack in. Hötting gegossen worden. Auf ihrem Natel stand der Spruch: „Befreye uns von Blitz und Ungewitter." Sie fiel als Opfer des Weltkrieges, ward am 27. No- vember 1915 vom Turm genommen und eingeschmolzen. Es erübrigt sich ein Wort über das Ende unserer alpinen Wetterbeobach- tungsstation selbst. Soviel ist sicher: dem Gebote des Kaisers Joseph II, folgend, erschienen nach dem Jahr 1783 keine Ausiagen mehr in den Kirchen- rechnungen für das Wettertuch. Das strenge, zu Schwaz amtierende Revi- sionsbüro hätte solch unverantwortli- chen Posten niemals „passiert". Aber nach dem Heimgang des erlauchten Kaisers 1790 lebte die alte Uebung wie der auf. Denn im Jahre 1794 bezahlen die damaligen Kirchpröpste Peter Hue- ter und Michael Ruedorfer dem Mar- tin Seiwald zu Adia „für Aushängung des Wettertueches bei Herannäherung der Donnerwetter" den Rückstand für vier Jahre a 2 Gulden und 6 Kreuzer, macht 8 Gulden, 24 Kreuzer! - Es scheint, daß erst unter der energischen bayerischen Regierung von Tirol das Observatorium am Wilden Hag, beiläu- fig 1814, gänzlich einging. Die Kitzbüheler Wetterstation kann selbstverständlich mit ihren modern ein- gerichteten, wissenschaftlich unterstütz- ten Schwesterschöpfungen auf dem Säntis. dem Sonnblick, der Zugspitze usf. nicht verglichen werden. Sie war ein Samenkorn auf unzubereitetem Bo- den, das im letzten Grunde bloß im Abergiiuben der Menschheit seine Wurzeln schlug. Nach ihrer Bestim- mung, Hilfe zu bringen in der Not, hat sie jedoch einige Aehnlichkeit mit den maritimen Wetter-Signal-Stationen an den Küsten Deutschlands, Hollands, Englands, Belgiens, Frankreichs und Nordamerikas. Der Wirkungseinfluß beider ist ein beschränkter. Letztere er- füllen bekanntlich den Zweck, die vor- überfahrenden Schiffe vor bedrohlichen Stürmen zu warnen. Die Wetterprogno- se liefern ihnen die meteorologischen Observatorien. Die Verständigung der Schiffe erfolgt durch eine viereckig ge- spannte Flagge aus Kanevas, gleich dem Leintuch von Tauern. Durch eine dar- über oder seitlich gestellte Dreiecks- Flagge wird als zeitgemäße Verbesse- rung auch die Richtung des voraussicht- lich hereinbrechenden Sturmes ausge- drückt. Die erste Wetter- oder Sturm- Signal-Station dieser Art wurde im Jahre 1863 vom Observatorium in Ham- nurg aufgerichtet und geleitet, genau 269 Jahre nach unserer Wetterstation auf Tauern.Wie sagt doch der alte Rabbi Ben Akiba: „Alles schon dagewesen!'
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